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Yogeshwars Blackout

Marcin

Spitzen-Poster
Yogeshwars Blackout

Von Rainer Schulze

Wie „Quarks & Co“ die Deutschen politisch korrekt auf Stromausfälle vorbereitet

„Blackout Deutschland - die Revolution im Stromnetz“ lautete der Titel der „Quarks & Co“-Sendung am Abend des 17. Januar auf WDR.
Interessant. Sollte es mittlerweile auch zu den Öffentlich-Rechtlichen durchgedrungen sein, dass die sogenannte Energiewende mit Nebenwirkungen verbunden sein könnte? Und dass es an der Zeit sein könnte, den Bürgern reinen Wein einzuschenken?

Die Antwort ist: leider Nein – eher war das Gegenteil der Fall.

Doch der Reihe nach: Den Anfang machte Quarks mit einer anschaulichen Darstellung der Folgen, die ein überregionaler oder landesweiter Stromausfall haben würde. Schon nach wenigen Tagen treten ernsthafte Versorgungsengpässe, wenig später versänke das Land im Chaos. So weit, so richtig – und so Besorgnis erregend.

Wer jetzt gespannt darauf wartete, ob Rangar Yogeshwar es vielleicht wagen würde, eine realistische Darstellung des Zustands des deutschen Stromnetzes und dessen Ursachen zu bringen sollte enttäuscht werden.

Ja, das Stromnetz sei anfällig, aber das läge nur an der zentralen Energieerzeugung durch wenige Großkraftwerke, die Energieübertragung durch (zu) wenige Hochspannungsleitungen und dem Umstand, dass Strom nicht dort erzeugt wird, wo er gebraucht wird . Nun kann man durchaus der Meinung sein, dass das deutsche Energieverteilungsnetz eine gewisse Modernisierung vertragen könnte. Auch ist die Forderung nach mehr Resilienz bspw. durch redundante Auslegung bei einem so überlebenswichtigen Gut wie elektrischer Energie sicher nicht abwegig.

Leider verschweigt uns Quarks aber, warum die Wahrscheinlichkeit für Netzausfälle in der Tat angestiegen. Dafür gibt es nämlich zwei einfache Gründe. Da ist zum einen die ständig zunehmende Zwangseinspeisung „erneuerbarer“ Energie. Diese führt aufgrund ihrer Volatilität zu Schwankungen im Netz, die durch konventionelle Backup-Kraftwerke zeitnah ausgeglichen muss. Zum anderen hat der nach Fukushima durchgepeitschte Ausstieg aus der Kernenergie zu zusätzlichen Belastungen der Netze geführt.

In der Welt des Rangar Yogeshwar wäre dies aber alles nicht grundsätzlich problematisch. Alles Übel ließe sich abwenden, wenn wir nur wirklich ernsthaft die „Energiewende“ voranbrächten, bspw. das Land mit Sonarpaneelen und Windrädern vollstellen oder die Deutsche Bucht mit einer ausreichenden Menge Signalmasten (die mit den großen Rotoren) für die Vogelwelt versehen. Die entstehende dezentrale Erzeugungsinfrastruktur muss dann ja lediglich noch mit ein paar Tausend Kilometern Hochspannungstrassen verbunden und ausreichend Stromspeichern versehen werden – und fertig ist das Energie-Wunderland nach Quark(s)-Manier. Elfen, die Einhorn-Mist in Biogasanlagen schaufeln, inklusive.

Welche technischen, planerischen oder finanziellen Herausforderungen mit dieser Vision verbunden sind, thematisiert die Sendung leider nicht wirklich. Eine gelungene und auch für Laien nachvollziehbare Übersicht der absehbaren Probleme liefert Günter Keil hier: Die Achse des Guten: Die Energiewende ist bereits gescheitert - Teil 1

Anscheinend ist auch der Quarks-Redaktion nicht gänzlich verborgen geblieben, dass vielleicht doch nicht alles ganz so einfach ist. Und so werden prophylaktisch schon mal die Schuldigen für zukünftige Probleme bei der Stromversorgung ausgemacht. Es sind – natürlich – die Energieversorger, die sich um ihrer Profite wegen einem Wandel zum Guten mit aller Macht entgegenstemmen. Der interessierte Beobachter darf sich also bei zukünftigen Netzausfällen auf lustige Verschwörungstheorien über deren Ursache freuen.

Gegen Ende der Sendung lernen wir noch das Smart Meter kennen, mit dessen Hilfe der Stromkunde seine Kosten optimieren könne, indem er Strom dann verbraucht, wenn er verfügbar und damit billiger ist. Umgekehrt zahlt mehr, wer in Zeiten knappen Angebots Strom nutzen möchte. Das hört sich zunächst gut an, bedeutet aber in der Praxis für den Durchschnittsbürger eher höhere Energiekosten. Welcher Arbeitnehmer-Mehrpersonenhaushalt ist schon in der Lage, im durchgetakteten Alltag auch noch die jeweils billigsten Zeitfenster für den notwendigen Betrieb elektrischer Geräte zu nutzen? Waschen nachts um drei im Mietshaus? Den Sonntagsbraten sicherheitshalber nur noch an windigen Wochenenden auf den Speiseplan setzen? Licht einschalten nur, wenn im Sommer mittags um 12 die Sonne gerade auf Solaranlagen knallt? Viel Vergügen.

Aber das ficht die Macher von Quarks nicht an: Vielmehr wird dem Zuschauer ausdrücklich mit auf den Weg gegeben, er habe nun einmal in der schönen neuen Energiewelt seine Nachfrage an das Angebot anzupassen. Nach dieser Logik müsste bei Klopapier-Mangel auch mal der Stuhlgang auf nächste Woche verschoben werden…

Sehr geehrter Herr Yogeshwar: wenn es ein untrügliches Zeichen für die prinzipielle Dysfunktionalität eines Versorgungssystems gibt, dann ist es der Umstand, dass es nicht in der Lage ist zu liefern, wenn Bedarf besteht! Solche Systeme konnten wir bis 1989 zwischen Elbe und Wladiwostok besichtigen. Sie haben sich nicht bewährt.

Deutschland braucht eine verlässliche und bezahlbare Stromversorgung – und keine gigantische Rube-Goldberg-Maschine.

Nachtrag: Die Ausstrahlung der Quarks-Sendung fiel in eine Woche, in welcher
der SPIEGEL eine vernichtende Bilanz der Solarstromförderung zieht.
laut DIHK 58 % der deutschen Unternehmen Stromausfälle befürchten und
der CEO des Siemens-Sektors Energy den Investitionsbedarf im Energiesektor bis 2030 auf 1,7 Billionen Euro veranschlagt.

Die Achse des Guten: Yogeshwars Blackout
 
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