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Man muss sich nur mal vorstellen Muslime müssten im christlichen reli. mit machen, was da für ein aufstand wärErol Dora, der einzige christliche Abgeordnete, erklärt warum nur eine EU-Annäherung die Lage der Minderheiten verbessern wird
Erol Dora ist der einzige christliche Abgeordnete im türkischen Parlament. Im Interview mit Gianluca Wallisch erklärt er, warum nur eine Annäherung seines Landes an die EU die Lage der Minderheiten verbessern wird.
STANDARD: Wie lebt man als Christ in der Türkei?
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Dora: Ich habe meine Identität als Christ immer offen leben können. Doch ich habe in Istanbul und Ankara studiert, das sind Metropolen. In Anatolien ist man da schon aus einer psychologischen Angst heraus vorsichtiger, weil hier den Christen in der Vergangenheit so viel widerfahren ist. In den kurdischen Regionen hat sich die Lage in der letzten Zeit aber sehr positiv entwickelt; es ist mehr Solidarität zwischen Kurden, Arabern und Christen zu sehen.
STANDARD: Sie sind seit langem der erste christliche Abgeordnete ...
Dora: Ja, es gab damals ein sehr großes Medieninteresse. So sollte es aber nicht sein, ich bin ein Bürger wie andere auch. Meine Kandidatur war nichts Abnormales.
STANDARD: Wo liegen die Probleme für die Minderheiten?
Dora: Etwa beim Verfassungsstatus des oder der Einzelnen. Momentan gilt jeder Bürger als Türke, also als Muslim. Wir wollen eine neue Verfassung, in der sich alle ethnischen und religiösen Minderheiten wiederfinden können. Wir möchten auch, dass der verpflichtende muslimische Religionsunterricht abgeschafft wird.
STANDARD: EU-Minister Egemen Bagis forderte die Christen auf, sich um öffentliche Ämter zu bewerben. Ist das ein Beitrag zur Integration?
Dora: Bisher hatten Minderheiten kaum die Möglichkeit, offiziell im Staatsdienst zu arbeiten, höchstens in niedrigen Rängen. Ich denke, dass die EU-Perspektive mit ein Grund für diese Aussagen von Herrn Bagis sind. Hoffentlich sind das nicht nur Worte, sondern es folgen auch Taten. Es sollte ganz natürlich sein, dass unterschiedslos jeder Karriere machen kann. Zu oft muss heute noch die eigene Identität verschleiert werden, um weiterzukommen.
STANDARD: Was kann die EU-Per-spektive bewirken?
Dora: Die Kopenhagener Kriterien sind ein wichtiger Punkt, weil sie offizielle und objektive Anforderungen festlegen, etwa den Minderheitenschutz. Ein erstes Ergebnis ist nun, dass wir alle eingeladen sind, an der neuen Verfassung der Türkei mitzutun. In den letzten 15 Jahren hat sich viel verändert, wobei "viel" relativ zu sehen ist. Eines ist aber klar: Ohne eine Lösung der Kurdenfrage, die 20 Millionen Menschen betrifft, wird es auch nie eine Lösung für die Christen und andere Minderheiten im Land geben. Und diese Frage muss demokratisch gelöst werden. Alle, wirklich alle Minderheiten müssen sich in der Türkei wiederfinden können. (Gianluca Wallisch/DER STANDARD, 7./8./9.4.2012)
Erol Dora (48) ist auf Minderheitenrechte spezialisierter Rechtsanwalt. Als syrisch-aramäischer Christ ist er der einzige christliche Abgeordnete im türkischen Parlament seit rund 50 Jahren.
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