Bambi
Schwiegermütterschreck
Nach seiner Rede in New York wurde der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas in Ramallah als Sieger gefeiert. Unklar bleibt, was er eigentlich gewonnen haben soll. Der Antrag auf Aufnahme in die Uno ist unter der Bevölkerung in der Westbank umstritten. Vor allem, weil er als erster Schritt zu einer Zwei-Staaten-Lösung angesehen wird, die viele dort ablehnen. In Israel dagegen erwartet man nach dem palästinensischen Vorstoß keinerlei Veränderungen im Friedensprozess.
Auszug:
Viele in der Westbank sehen derzeit noch keine Grundlagen für einen Staat. »Bevor wir einen Staat gründen können, brauchen wir erst einmal eine eigene Währung«, sagt etwa Ameed, der einen Imbiss in Ramallah betreibt. »Die meisten unserer Ressourcen kommen aus Israel, und wir sind ökonomisch vollkommen abhängig von ihnen. Wie sollen wir da einen Staat gründen? Ich denke, man sollte die gesamte Regierung hier austauschen, die sind alle korrupt.«
Auch Adnan, der lokale Manager des Freedom Theatre in Jenin, ist ähnlicher Meinung: »Wozu jetzt ein Staat? Nur um Führerscheine und Personalausweise auszustellen? Den Schlüssel zur Westbank hat immer noch Netanyahu, und das wird auf absehbare Zeit auch so bleiben.« Islam, Jura-Student aus Jerusalem, sieht die größten Hindernisse wiederum in der territorialen Aufteilung und dem innerpalästinensischen Konflikt: »Ich bin gegen Abu Mazens Initiative, denn es gibt einfach keine Einheit unter den Palästinensern. Wir leben in getrennten Gebieten, und dann gibt es noch den Konflikt zwischen der Fatah und der Hamas. Wir müssen zunächst die Kontrolle darüber gewinnen. Derzeit gibt es einfach keine Grundlage für den Aufbau einen Staates.«
jungle-world.com - Archiv - 41/2011 - Reportage - Die Reaktionen auf den palästinensischen Antrag bei der Uno in Israel und in der Westbank