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Das Gruselkabinett am Gipfel des Mt. Everest

Heraclius

Βασιλεύς &
Der Mount Everest, mit 8'848 m Höhe der höchste Berg der Welt. Was früher eine unüberwindlich scheinende Herausforderung für ganz wenige Entdecker, Wissenschaftler und Abenteurer schien, droht heute zu einem Massenziel des Tourismus der westlichen Nationen zu verkommen. Denn nachdem Fallschirm- und Bungee-Springen, Formel 1-Fahren, Extremtauchen und Wüsten-Trekking dem zahlfreudigen Westler anscheinend keinen genügenden "Kick" mehr bringen, muss eine neue, möglichst extreme, harte und gefährliche Herausforderung her: Das Erklettern des Berges in der sogenannten Todeszone!

Ich eröffne diesen Thread, weil ich gestern Abend im Internet per Zufall auf dieses Thema hier gestoßen bin, was mich wirklich sehr berührt hat. Seit mit George Mallory und Andrew Irvine 1924 die ersten zwei Westler beim Versuch des Ersteigens des Mt. Everest verschollen sind, sind ihnen weit über 200 weiterer Menschen beim selben Versuch "in die ewige Tiefkühltruhe" gefolgt. Denn die allermeisten, die dort oben sterben, verbleiben da für immer, hier ein Video mit einer kleinen Auswahl der Opfer unter den Alpinisten, die den Aufstieg vielleicht schafften, aber es nicht mehr geschafft haben, wieder hinunter zu steigen.

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Diese Opfer, jedenfalls die allermeisten davon, liegen dort um den Gipfel herum, praktisch am Wegesrand, dort wo jeder nachfolgende Kletterer hinauf steigt, und sie da liegen sehen kann. Eins der makabersten Opfer war die Deutsche Hannelore Schmatz, die 1979 beim Abstieg auf 8'300 m Höhe an Erschöpfung und Kälte starb, und deren Leiche über Jahrzehnte mit weit geöffneten Augen sitzend die aufsteigenden Trekker quasi als Landmarke "begrüßte". Eines der bewegendsten Schicksale finde ich das von Shriya Shah-Klorfine, die Kanadierin welche am 19. Mai 2012 am Mt. Everest ums Leben kam, als eine ganz normale Touristin, die durch eine Reiseagentur auf dem Everest war. Diese Opfer kollektiv als "Gruselkabinett" zu betiteln ist wohl zynisch. Einige hatten sicherlich schlicht Pech, andere haben sich überschätzt, und es ist auch nicht so gemeint, sondern ich wünsche jedem einzelnen von ihnen, er möge in Frieden und in der Gnade Gottes ruhen!

Ich frage mich wie es möglich ist, dass 2015 so viele stinknormale Leute bis über 100'000 USD ausgeben für etwas, was ihnen mit hoher Wahrscheinlichkeit den sicheren Tod bringt? Wieso gibt es Agenturen die solche Reisen an "unqualifizierte" Teilnehmer überhaupt verkaufen dürfen (siehe hier)? Sind wir und unsere Gesellschaft schon so krank, dass nur noch das Angesicht des Todes uns den "Kick fürs Leben" zu geben vermag? Ich verstehe es nicht, was meint ihr dazu?

So long, Hera
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich frage mich wie es möglich ist, dass 2015 so viele stinknormale Leute bis über 100'000 USD ausgeben für etwas, was ihnen mit hoher Wahrscheinlichkeit den sicheren Tod bringt? Wieso gibt es Agenturen die solche Reisen an "unqualifizierte" Teilnehmer überhaupt verkaufen dürfen (siehe hier)? Sind wir und unsere Gesellschaft schon so krank, dass nur noch das Angesicht des Todes uns den "Kick fürs Leben" zu geben vermag? Ich verstehe es nicht, was meint ihr dazu?

So long, Hera
Liebste Hera,

offenbar gibt es so viele Leute mit genug Kleingeld, dass sie Schlange stehen müssen

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Liebste Hera,

offenbar gibt es so viele Leute mit genug Kleingeld, dass sie Schlange stehen müssen




Malaka, pass nur auf, dass Allissa nicht eifersüchtig wird. :lol:

Ich finde schockierend, dass eine Tourismusagentur diese Trekkingtouren offenbar wahllos an all jene verkauft, welche gewillt sind die geforderte Menge Geld zu bezahlen, ungeachtet dessen, ob der Kunde für so ein Vorhaben überhaupt gerüstet und geeignet ist. Natürlich steht es jedermann frei, sich seine Träume zu erfüllen. Will jemand, auch wenn er weder sportlich ist noch klettern kann den Everest hinauf, so darf er das. Ich habe (siehe unten) ein Fernsehinterview mit Shriya Shah-Klorfine angehängt, der jungen Frau aus meinem 1. Beitrag, die Mai 2012 am Everest gestorben ist. Sie sagt da ja wörtlich, "man solle die eigenen Träume leben, denn man besitze nur ein einziges Leben". Andererseits, obwohl man sich "als Hobby" an einem Baum erhängen könnte, oder auch sich eine Kugel in den Kopf jagen, überlegt man sich das vorgängig gut. Weil einem die Konsequenzen bewusst sind. Ebendieser Konsequenzen scheint sich aber so mancher amateurmäßige Everestalpinist aber nicht wirklich bewusst zu sein.

Der andere Aspekt sind die Verstorbenen am Berg, welche ihren Angehörigen so ziemlich am Hintern vorbei zu gehen scheinen. Aus einem der Dokumente die ich gestern im Eingangspost gebracht hatte geht zwar hervor, dass eine Bergung und Rückführung der Toten zum einen schwer bis unmöglich, und zum anderen sehr teuer sei. Sofern die Person sozusagen "an der Hauptstrecke" verstirbt, also nicht verschollen ist infolge Sturz in Gletscherspalte etc., sollte die Bergung doch möglich sein. Abgesehen davon, sollte es einer amerikanischen, deutschen oder allgemein westlichen Familie möglich sein die 30-40'000 USD aufzutreiben, die für eine Rückführung der Leiche in die Heimat gefordert werden. Da aber die allermeisten dieser "armen Teufel" dort oben nach wie vor für jedermann öffentlich ausgestellt bleiben, gehe ich davon aus, dass ihre Familien keinen Wert auf deren Rückführung legen. Anders die Familie und der Ehemann der Nepal-kanadierin Shriya Shah-Klorfine, welche die Leiche der jungen Frau bergen und rückführen ließ. Würde meine Ehefrau oder ein anderer enger Verwandter da sterben, würde ich selbstverständlich ebenfalls alles daran setzen diesen Toten zu bergen.

Als weiterer Aspekt, gibt es noch die Worte von Ian Woodall dem englischen Alpinisten zu erwähnen, der dem Sinn nach sagte, "die Menschlichkeit und die Mithilfe würden auf dem Berg versagen, und so sei dort jeder sich selber am nächsten". Dies leuchtet ein, da man bei -40°C ohne Sauerstoff und Luftdruck und in den absolut lebensfeindlichen Bedingungen der Todeszone nicht auch noch daran denken kann, für sterbende Mitalpinisten "Samariter" zu spielen. Er selber hat aber 2007 eine Expedition organisiert, nur um die Leichen dreier Alpinisten des Everest zumindest notdürftig zu bestatten. Darunter die Überreste der Amerikanerin Francys Arsentiev, die Woodall im Jahre 1998 sterbend auf dem Everest getroffen hatte, aber der er aus verschiedenen Gründen nicht helfen konnte. Diese Aspekte des "Darwinismus" gehen mir gegen den Strich, weshalb mir die ganze Kletterermentalität wohl gegen geht!


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Heraclius
 
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