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Gelöschtes Mitglied 8317
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Friedhof Essen, gestern. Ein bescheidenes Grab für einen der reichsten Männer der Welt
Aldi trauert! Theo Albrecht 88 ist tot. Er schloss am Samstagnachmittag seine erschöpften Augen. Gestern wurde der gläubige Christ beerdigt.
Eil-Meldungen von Sydney bis Sylt. Er war der drittreichste Deutsche – und der geheimnisvollste (nur Bruder Karl, 90, und Michael Otto sind vermögender). Ein Leben wie ein Märchen. Jeder kennt ALDI (= ALbrecht-DIscount). Kaum einer kannte ihn. Kaum Fotos. Keine Interviews. Ein Phänomen. Ein Phantom. Ein Visionär. Eine Art Genie.
Sein Vater war Bergmann. Staublunge! Theos Mutter Anna eröffnete 1913 einen Tante-Emma-Laden (35 qm). Die Söhne Theo & Karl kamen aus der Asche des 2. Weltkrieges.
1946 packten sie an. Grund-Idee: Nur Grundnahrungsmittel! Genie-Idee: „Qualität ganz oben – Preis ganz unten!“ 1960: 30 Läden, 90 Mio. Umsatz. 1961: Als die Mauer Deutschland teilt, teilen Theo & Karl ALDI in „ALDI Nord“ und „ALDI Süd“. Beide werden die reichsten Deutschen.
Wer war Theo Albrecht?
Geheimnisvoll. Scheu. Schweigsam. Sparsam. Treu. Gläubig. Fleißig. Seine Villa ist die kleinste. Sein Auto ist das älteste. Sein Büro ist das bescheidenste. Schlank. Große Brille. Silbrige, nach hinten gekämmte Haare. Neugierige Augen. Immer Schlips. Nie Maßanzug, meist Mantel. Stets unauffällig. Sein Lebens-Trauma: Angst vor Kidnapping! Vor 39 Jahren wurde er entführt – 17 Tage lang. Lösegeld: 7 Mio. Mark (3,5 Mio. Euro). Er zog sich von der Welt zurück. Seine Firma war sein Leben. Seine Familie sein Glück: 60 Jahre mit „Cilly“ (83) verheiratet, 2 Söhne, Theo jr. (59) und Berthold (55), 6 Enkel (darunter Vierlinge).
Wer „Mr. ALDI“ traf – und erkannte – war beeindruckt.
Szenen, die man nicht vergisst: Eine dunkle S-Klasse parkt vor einer ALDI-Filiale. Ein älterer Herr steigt aus dem Fond des Mercedes und stellt sich vor: „Mein Name ist Albrecht, Theo Albrecht!“ Er zeigt seinen Personalausweis und inspiziert sein Reich: Kartons etc. Er knipst das Licht in einem leeren Büro aus. Ein liebenswerter Tick? Seine sparsame Seele!
BILD-Chef Kai Diekmann besuchte ihn einmal in seinem kleinen Büro in Essen.
Es war kalt. Februar. Neben Theo Albrecht glühte ein elektrischer Heizstrahler. Sein Tisch war leer. Nur ein Bleistift, ein Notizblock und ein Taschenrechner. Es ging um BILD. Soll es BILD bei ALDI geben? Nur 3 Fragen standen auf seinem Block (sinngemäß):
1. Muss BILD noch BILD heißen?
2. Muss man BILD bei ALDI billiger verkaufen?
3. Muss man BILD remittieren (Rückgabe von Waren)?
Drei Grundpfeiler des ALDI-Prinzips.
Seine weiße Villa im Essener Nobelviertel Bredeney ist die unscheinbarste. Kleiner Rasen. Gebüsch vor braun gestrichenen Fenstern. Hecke. Eine Tanne. Ein Ex-Nachbar: „Wir zogen weg. Ich schrieb ihm einen Brief: ‚Willst du mein Haus kaufen?‘ Er schob mir den Brief unter der Tür zurück: ‚Nein, danke‘.“
Hatte er Hobbys?
Er sammelte alte Schreibmaschinen. Früher liebte er die Jagd. Im Büro knobelte er an Fantasienamen für ALDI-Produkte (in Wahrheit Markenprodukte). Das Hundefutter heißt „Rex“ – wie Theos Schäferhund Rex. Theo fuhr ab und zu in sein Golf-Hotel in Donaueschingen (Schwarzwald). Aber er nahm nie eine Suite, immer nur ein normales Zimmer. Er hatte keine Leibwächter. Er wollte frei sein. Es kannte ihn ja keiner.
Vor einem Jahr stürzte Theo Albrecht. Er brach sich ein Bein. Eine Kettenreaktion der Komplikationen. Er lag lange im Alfried-Krupp-Krankenhaus.
Der Tod wurde zur Erlösung. Millionen Deutsche werden heute bei ALDI einkaufen. Vielleicht sollte man in einem Moment der Stille an ihn denken.
Er hinterlässt eine Legende – 12,8 Milliarden Euro und keinen Cent Schulden.
„ALDI trauert um einen Menschen, der gegenüber seinen Geschäftspartnern und Mitarbeitern bescheiden auftrat und sie immer mit großem Respekt behandelte.“ Theo Albrecht war ein einfacher und großer Mann!