Die Frage ist ein bißchen doof formuliert, aber nach vielen Spaß-Antworten will ich versuchen, es Dir zu erklären, obwohl ich selbst nicht Serbe bin.
Stell' Dir vor, Du hast ein großes Grundstück, einen Gutshof. Das meiste hast Du von Deinen Vorfahren ererbt und ist unbestritten Deins. Aber am Rand, da gibt es eine Streuobstwiese, die auch von Deinen Nachbarn beansprucht wird und von diesen auch bewirtschaftet wird. Ein Gericht hat einmal vor langer Zeit entschieden, daß diese Wiese Deiner Familie gehören soll und so betrachtest Du sie als Dein rechtmäßiges Eigentum. Aber irgendwie bist Du nie so recht dazu gekommen, diese Streuobstwiese zu bewirtschaften und von Deinem Haus aus kannst Du sie auch nicht so gut sehen. Deine Nachbarn hingegen machen von ihrem Gewohnheitsrecht weiterhin Gebrauch und pflücken das Obst ab und manchmal feiern sie auch dort ein bißchen. Eigentlich leben sie sogar auf "Deiner" Wiese. Den Aufseher, den Du immer mal wieder vorbeischickst, nehmen sie schon lange nicht mehr ernst, meistens verscheuchen sie ihn oder werfen mit faulem Obst nach ihm. Irgendwann triffst Du ihn auf Deinem Hof und fragst ihn, was eigentlich unten auf der Wiese so los ist und ob alles in Ordnung ist. Und er berichtet Dir von seinen Erlebnissen, wie die Nachbarn sich immer breiter machen und so tun, als wäre es ihre Wiese. Eine Zeitlang hast Du es geduldet, daß ihre Kinder dort mal spielen oder daß sich mal einer einen Korb voll Obst pflückt, aber das geht Dir jetzt entschieden zu weit. Du trommelst Deine Knechte zusammen. Sie sollen nehmen, was sie finden können, Forke, Spaten, Dreschflegel oder einfach nur Knüppel und dann sollen sie mal zusammen runtergehen zur Wiese und den Nachbarn so richtig bescheid stoßen. Und das machen die auch. Sie hauen die Nachbarn windelweich und schlagen sie in die Flucht. Aber nach einer Woche bietet sich wieder das gleiche Bild, die Nachbarn plündern wieder die Bäume und Du schickst Deine Jungs wieder los. Die Nachbarn haben sich mit Stöcken und Steinen bewaffnet, aber gegen Deine gutausgerüsteten Knechte kommen sie nicht an. So geht es immer weiter. Die Nachbarn bringen Freunde und Verwandte als Verstärkung mit und bewaffnen sich auch mit landwirtschaftlichem Gerät. Deine Knechte, jetzt in der Unterzahl, rücken daraufhin mit Schrotflinten aus und können so wieder die Oberhand gewinnen. Aber sie haben einige übel verletzt und die Nachbarn beschweren sich beim Bürgermeister. Der trommelt das ganze Dorf zusammen, all die kleinen Stinker, die Dich noch nie leiden konnten, und eine Bürgerwehr formiert sich vor Deinem Haus. Sie hauen alles kurz und klein und zünden Deine Scheune an. Und im Gehen erklären sie Dir noch, daß Deine Wiese jetzt den Nachbarn gehört. Solltest Du das nicht akzeptieren, kommen sie wieder und zünden Dir beim nächsten Mal Dein Haus an.
Das findest Du ungerecht. Wie kommen ein paar Nachbarn dazu, eine Gerichtsentscheidung einfach zu revidieren? Nur gedeckt durch das Recht des Stärkeren? Klar ist: tagsüber kannst Du nicht mehr zu der Wiese, Du kannst nur nachts ein bißchen Obst klauen, bzw. ernten, denn Du bist ja immer noch überzeugt, daß es eigentlich Deines ist. Birnen magst Du nicht, den Birnenbaum sägst Du ein bißchen an. Den alten Auszug aus dem Grundbuch und den Gerichtsentscheid hast Du irgendwo auf dem Dachboden wieder ausgekramt. Du rahmst es Dir und hängst beides im Speisesaal auf, damit keiner auf Deinem Hof es je vergißt.
Ich könnte jetzt noch weiter den Märchenonkel spielen, aber ich denke, daß klar ist, wie viele Serben empfinden. Kosovo wurde ihnen einmal zugesprochen und das sollte für die Ewigkeit so gelten. Auch wenn die demografische Entwicklung, trotz aller Bemühungen, das zu unterbinden, zwischenzeitlich andere Fakten geschaffen hat.
Was aber haben Fakten mit Recht zu tun? Es lebten ja auch viele Serben noch dort und einige tun das auch heute noch. Und die Art und Weise, wie man Serbien Kosovo entrissen hat, ist völkerrechtlich mehr als fragwürdig, auch wenn es humanitäre Gründe dafür gegeben haben mag.
Und schließlich muß man sich auch vor der eigenen Bevölkerung rechtfertigen. Serbien hat seiner Bevölkerung viele Opfer abverlangt in drei Kriegen. Man hat es mit der nationalen Idee und großartigen Zeiten, die noch kommen würden, gerechtfertigt. Und neben vielen Kroaten, Muslimen und Albanern sind eben auch viele serbische Männer "im Feld" geblieben. Und deren Eltern, die man vorher nationalistisch fanatisiert hat, muß man jetzt erklären, daß ihr Sohn völlig sinnlos gefallen ist. Daß Serbien am Ende ärmer, isolierter und kleiner als zuvor dasteht. Daß die alten Feinde die neuen Freunde sind und daß, wieder einmal, alles immer nur noch besser wird, wenn sie nur noch ein bißchen Opfer bringen. Und auf der anderen Seite stehen immer noch die Geister der Vergangenheit und rufen laut: "Alles Unsinn! Laßt uns die Reihen wieder schließen und zurückholen, was unser ist!" In schlechten Zeiten finden "einfache" Lösungen schnell viele Freunde.
Unabhängig von der Theorie, daß Kosovo "heilige serbische Erde" ist, kann sich auch keiner von denen, denen Kosovo im Grunde am Arsch vorbeigeht, mit der Demütigung abfinden, in welcher Art und Weise Serbien enteignet wurde.