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Gelöschtes Mitglied 9433
Guest
Lebenslang für Thessalonikis Ex-Bürgermeister
Der frühere Bürgermeister der zweitgrößten griechischen Stadt Thessaloniki, Vasilis Papageorgopoulos, auf dem Weg ins Gefängnis.
Er soll gewusst haben, dass ein enger Mitarbeiter während seiner Amtszeit rund 18 Millionen Euro veruntreut hat: Der frühere Bürgermeister von Thessaloniki, Vasilis Papageorgopoulos, muss lebenslang in Haft. Das ist die härteste Strafe, die je gegen einen Politiker des Landes wegen Veruntreuung verhängt worden ist.
Wegen Beihilfe zur Veruntreuung muss der frühere Bürgermeister der zweitgrößten griechischen Stadt Thessaloniki, Vasilis Papageorgopoulos, lebenslang in Haft. Er habe gewusst, dass ein enger Mitarbeiter während seiner Amtszeit rund 18 Millionen Euro veruntreut habe, urteilte das Gericht. Trotzdem habe er nichts dagegen unternommen. Als ehemaliger Sprinter und Zahnarzt trägt er den Spitznamen "fliegender Doktor". Papageorgopoulos war von 1999 bis 2010 Bürgermeister von Thessaloniki.
Griechischen Medienberichten zufolge ist es die erste Verurteilung eines griechischen Politikers seit vielen Jahren und die härteste Strafe, die je gegen einen Politiker des Landes wegen Veruntreuung verhängt worden ist. Gegen die Entscheidung des Gerichts will Papageorgopoulos Berufung einlegen. Er wies jegliche Beteiligung an der Veruntreuung der Gelder zurück. "Einige Menschen werden mit schlechtem Gewissen sterben", erklärte er nach dem Urteil.
Betrug mit System
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Neben Papageorgopoulos erhielt auch seine frühere rechte Hand, Michalis Lemousias, eine lebenslange Haftstrafe. Der Finanzverwalter der Stadt fungierte als Hauptzeuge der Anklage. Er hatte den Ermittlern gesagt, dass Steuereinnahmen und Rentenbeiträge von Beamten systematisch veruntreut worden seien. Ein Teil des Geldes sei Papageorgopoulos' Parteiapparat in Thessaloniki zugutegekommen. Zwei weitere Stadtbeamte erhielten Haftstrafen von 15 und zehn Jahren, wurden aber auf freien Fuß gesetzt.
Juristen merkten an, die Härte der Urteile hänge wohl damit zusammen, dass Griechenland wegen seiner Vetternwirtschaft und Korruption in einer tiefen Krise stecke. Der konservative Papageorgopoulos gehört der Regierungspartei Nea Dimokratia an.
Gefangen im VIP-Trakt
Die Haftanstalt im Athener Vorort Korydallos: Wer hier eingesperrt ist, lebt ungemütlich - auch im sogenannten VIP-Trakt.
(Foto: dpa) Anzeige
Erstmals seit Langem sitzen in Griechenland Promis hinter Gittern, weil sie den Staat betrogen haben sollen. Einer von ihnen ist der Ex-Banker Lavrentiadis, der 701 Millionen Euro ins Ausland verschoben haben soll. Das würde ihn zu einem der größten Wirtschaftsverbrecher zwischen Adria und Ägäis machen.
Von Klaus Ott, München, und Tasos Telloglou, Athen
Im größten Gefängnis von Griechenland, das im Athener Vorort Korydallos liegt und dessen Namen trägt, gibt es jetzt einen VIP-Flügel. So wird im Volksmund spöttisch jener Trakt genannt, in dem Prominente sitzen, die den Staat und seine Bürger hintergangen haben sollen; oder deshalb sogar schon verurteilt worden sind. Gemütlich ist es in Korydallos nicht. Vier Männer teilen sich normalerweise eine Zeile.
VIP-Flügel heißt dieser Teil des Gefängnisses, weil dort Politiker, Unternehmer und Manager eingesperrt sind. Wegen Geldwäsche, Korruption, Betrug und dergleichen mehr. Das ist in Hellas, wo die Reichen und die Mächtigen offenbar über dem Gesetz standen, schon lange nicht mehr geschehen.
In Korydallos inhaftiert sind unter anderem der Ex-Chef einer großen Versicherung, ein früherer Minister, ein Modemacher - und Lavrentis Lavrentiadis. Dem hat einst die Privatbank Proton gehört, die schließlich vom griechischen Staat mit 900 Millionen vor der Pleite bewahrt wurde. Das Geld kam von der Europäischen Union (EU) und vom Internationalen Währungsfonds (IWF). Vor dieser Stützungsaktion mit öffentlichen Mitteln soll Lavrentiadis mithilfe zahlreicher Kompagnons die Bank regelrecht ausgenommen haben.
Der frühere Proton-Inhaber ist wegen Betrug, Unterschlagung und Geldwäsche angeklagt. Ihm wird vorgeworfen, 701 Millionen Euro verschoben zu haben, vor allem in sein eigenes Geschäftsimperium. Und meist auf ausländische Konten. Sieben mutmaßliche Gehilfen des Ex-Bankers, der früher international als Musterunternehmer galt, befinden sich ebenfalls in Untersuchungshaft. In verschiedenen Gefängnissen im ganzen Land.
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Einer seiner Partner hat ausgepackt
Träfen die Vorwürfe zu, dann wäre Lavrentiadis einer der größten Wirtschaftsverbrecher zwischen Adria und Ägäis. Die Behörden haben bei seinen Transaktionen erst lange Zeit zugeschaut, dann lange ermittelt, und Ende 2012 mit einem Haftbefehl zugeschlagen. Der ehemalige Privatbankier, der in der Chemiebranche groß geworden war, soll sich lange sehr sicher gefühlt haben. Vielleicht wegen seines Reichtums und wegen seiner Beziehungen.
Jetzt aber wird es eng für ihn, richtig eng. Einer seiner Partner hat ausgepackt und den Ermittlern erzählt, wie er bei einer Firma als Strohmann agiert habe. Einer Firma, die dazu gedient habe, viele Millionen Euro von Proton in andere Länder zu transferieren. Dass der Ex-Banker bald wieder freikommt, wird trotz seiner Unschuldsbeteuerungen immer unwahrscheinlicher. Und an sein Vermögen kommt er auch nicht mehr heran; zumindest nicht an das Geld, das in der Schweiz liegt.
Das in Bellinzona im Tessin ansässige Bundesstrafgericht hat verfügt, dass ein Konto gesperrt bleibt, auf dem viele Millionen Euro von Lavrendiatis liegen. Griechische Behörden hatten vor knapp einem Jahr dieses Konto und weitere Guthaben blockieren lassen, um wenigstens einen Teil des Geldes zu retten, das dem Staat gehören soll.
Der frühere Bürgermeister der zweitgrößten griechischen Stadt Thessaloniki, Vasilis Papageorgopoulos, auf dem Weg ins Gefängnis.
Er soll gewusst haben, dass ein enger Mitarbeiter während seiner Amtszeit rund 18 Millionen Euro veruntreut hat: Der frühere Bürgermeister von Thessaloniki, Vasilis Papageorgopoulos, muss lebenslang in Haft. Das ist die härteste Strafe, die je gegen einen Politiker des Landes wegen Veruntreuung verhängt worden ist.
Wegen Beihilfe zur Veruntreuung muss der frühere Bürgermeister der zweitgrößten griechischen Stadt Thessaloniki, Vasilis Papageorgopoulos, lebenslang in Haft. Er habe gewusst, dass ein enger Mitarbeiter während seiner Amtszeit rund 18 Millionen Euro veruntreut habe, urteilte das Gericht. Trotzdem habe er nichts dagegen unternommen. Als ehemaliger Sprinter und Zahnarzt trägt er den Spitznamen "fliegender Doktor". Papageorgopoulos war von 1999 bis 2010 Bürgermeister von Thessaloniki.
Griechischen Medienberichten zufolge ist es die erste Verurteilung eines griechischen Politikers seit vielen Jahren und die härteste Strafe, die je gegen einen Politiker des Landes wegen Veruntreuung verhängt worden ist. Gegen die Entscheidung des Gerichts will Papageorgopoulos Berufung einlegen. Er wies jegliche Beteiligung an der Veruntreuung der Gelder zurück. "Einige Menschen werden mit schlechtem Gewissen sterben", erklärte er nach dem Urteil.
Betrug mit System
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Neben Papageorgopoulos erhielt auch seine frühere rechte Hand, Michalis Lemousias, eine lebenslange Haftstrafe. Der Finanzverwalter der Stadt fungierte als Hauptzeuge der Anklage. Er hatte den Ermittlern gesagt, dass Steuereinnahmen und Rentenbeiträge von Beamten systematisch veruntreut worden seien. Ein Teil des Geldes sei Papageorgopoulos' Parteiapparat in Thessaloniki zugutegekommen. Zwei weitere Stadtbeamte erhielten Haftstrafen von 15 und zehn Jahren, wurden aber auf freien Fuß gesetzt.
Juristen merkten an, die Härte der Urteile hänge wohl damit zusammen, dass Griechenland wegen seiner Vetternwirtschaft und Korruption in einer tiefen Krise stecke. Der konservative Papageorgopoulos gehört der Regierungspartei Nea Dimokratia an.
Gefangen im VIP-Trakt
Die Haftanstalt im Athener Vorort Korydallos: Wer hier eingesperrt ist, lebt ungemütlich - auch im sogenannten VIP-Trakt.
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Erstmals seit Langem sitzen in Griechenland Promis hinter Gittern, weil sie den Staat betrogen haben sollen. Einer von ihnen ist der Ex-Banker Lavrentiadis, der 701 Millionen Euro ins Ausland verschoben haben soll. Das würde ihn zu einem der größten Wirtschaftsverbrecher zwischen Adria und Ägäis machen.
Von Klaus Ott, München, und Tasos Telloglou, Athen
Im größten Gefängnis von Griechenland, das im Athener Vorort Korydallos liegt und dessen Namen trägt, gibt es jetzt einen VIP-Flügel. So wird im Volksmund spöttisch jener Trakt genannt, in dem Prominente sitzen, die den Staat und seine Bürger hintergangen haben sollen; oder deshalb sogar schon verurteilt worden sind. Gemütlich ist es in Korydallos nicht. Vier Männer teilen sich normalerweise eine Zeile.
VIP-Flügel heißt dieser Teil des Gefängnisses, weil dort Politiker, Unternehmer und Manager eingesperrt sind. Wegen Geldwäsche, Korruption, Betrug und dergleichen mehr. Das ist in Hellas, wo die Reichen und die Mächtigen offenbar über dem Gesetz standen, schon lange nicht mehr geschehen.
In Korydallos inhaftiert sind unter anderem der Ex-Chef einer großen Versicherung, ein früherer Minister, ein Modemacher - und Lavrentis Lavrentiadis. Dem hat einst die Privatbank Proton gehört, die schließlich vom griechischen Staat mit 900 Millionen vor der Pleite bewahrt wurde. Das Geld kam von der Europäischen Union (EU) und vom Internationalen Währungsfonds (IWF). Vor dieser Stützungsaktion mit öffentlichen Mitteln soll Lavrentiadis mithilfe zahlreicher Kompagnons die Bank regelrecht ausgenommen haben.
Der frühere Proton-Inhaber ist wegen Betrug, Unterschlagung und Geldwäsche angeklagt. Ihm wird vorgeworfen, 701 Millionen Euro verschoben zu haben, vor allem in sein eigenes Geschäftsimperium. Und meist auf ausländische Konten. Sieben mutmaßliche Gehilfen des Ex-Bankers, der früher international als Musterunternehmer galt, befinden sich ebenfalls in Untersuchungshaft. In verschiedenen Gefängnissen im ganzen Land.
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Einer seiner Partner hat ausgepackt
Träfen die Vorwürfe zu, dann wäre Lavrentiadis einer der größten Wirtschaftsverbrecher zwischen Adria und Ägäis. Die Behörden haben bei seinen Transaktionen erst lange Zeit zugeschaut, dann lange ermittelt, und Ende 2012 mit einem Haftbefehl zugeschlagen. Der ehemalige Privatbankier, der in der Chemiebranche groß geworden war, soll sich lange sehr sicher gefühlt haben. Vielleicht wegen seines Reichtums und wegen seiner Beziehungen.
Jetzt aber wird es eng für ihn, richtig eng. Einer seiner Partner hat ausgepackt und den Ermittlern erzählt, wie er bei einer Firma als Strohmann agiert habe. Einer Firma, die dazu gedient habe, viele Millionen Euro von Proton in andere Länder zu transferieren. Dass der Ex-Banker bald wieder freikommt, wird trotz seiner Unschuldsbeteuerungen immer unwahrscheinlicher. Und an sein Vermögen kommt er auch nicht mehr heran; zumindest nicht an das Geld, das in der Schweiz liegt.
Das in Bellinzona im Tessin ansässige Bundesstrafgericht hat verfügt, dass ein Konto gesperrt bleibt, auf dem viele Millionen Euro von Lavrendiatis liegen. Griechische Behörden hatten vor knapp einem Jahr dieses Konto und weitere Guthaben blockieren lassen, um wenigstens einen Teil des Geldes zu retten, das dem Staat gehören soll.