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TÜRKEI Seite 94
"Ein Schatz geht verloren"
Mit aller Macht treibt die Regierung in Ankara den Bau des umstrittenen Ilisu-Staudamms in Südostanatolien voran - trotz anhaltender Proteste von Bürgergruppen und trotz ungeklärter Finanzierungsfragen. Selbst das europäische Baukonsortium, an dem auch der schwäbische Konzern Züblin beteiligt ist, wurde von der Entscheidung Ankaras überrascht, mit dem ersten Spatenstich am vergangenen Wochenende das Projekt nun zu starten. Denn über die beantragten Exportkredite ist noch längst nicht entschieden. Auch Berlin soll mit einer Hermesbürgschaft helfen - ein heikler Fall für die Bundesregierung, die den Partner Türkei nicht verprellen will und doch sicherstellen muss, dass sie kein fragwürdiges Projekt unterstützt.
Für das Kraftwerk soll das Wasser des Tigris auf einer Fläche von 313 Quadratkilometern gestaut werden und so einen riesigen künstlichen See bilden. Rund 15 000 Menschen müssen umgesiedelt werden; insgesamt 50 000 verlieren Land oder Eigentum, dürfen aber auf Entschädigung hoffen. Die türkische Regierung will mit dem 1,2-Milliarden-Euro-Projekt die verarmte Kurdenregion entwickeln. Sie preist das Stauwerk, das jährlich 3800 Gigawattstunden Strom liefern soll, als Beitrag zur alternativen Energiegewinnung.
... Fortsetzung von Seite 94
Kritiker dagegen empört besonders, dass das Wasser einzigartige Kulturgüter überfluten würde - wie die antike Stadt Hasankeyf, die sich als eindrucksvolles historisches Ensemble am Tigris-Ufer in die Felshänge schmiegt. "Ein wahrer Schatz ginge verloren", klagt Ercan Ayboga von der Initiative zur Rettung Hasankeyfs: Große Teile des Gebiets, dessen Besiedlung mehrere tausend Jahre vor Christus begann, seien noch gar nicht erschlossen. "Wir glauben, dass Hasankeyf zum Weltkulturerbe gehört", sagt die türkische Denkmalschützerin Zeynep Ahunbay.
Die Regierung verspricht indes, Hasankeyf zu retten: Die historischen Gebäude sollen abgetragen und in einem Archäologiepark wiederaufgebaut werden. Experten wie Ahunbay halten das für "kaum möglich". Die Anlagen aus dem Mittelalter seien aus so feinem Stein gebaut, dass sie zusammenfallen würden. Zudem sei Hasankeyf ein einzigartiges Naturdenkmal, das kein Park nachbilden könne. Mit weiteren Gegnern hat sie Klage beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg eingereicht.
"Ein Schatz geht verloren"
Mit aller Macht treibt die Regierung in Ankara den Bau des umstrittenen Ilisu-Staudamms in Südostanatolien voran - trotz anhaltender Proteste von Bürgergruppen und trotz ungeklärter Finanzierungsfragen. Selbst das europäische Baukonsortium, an dem auch der schwäbische Konzern Züblin beteiligt ist, wurde von der Entscheidung Ankaras überrascht, mit dem ersten Spatenstich am vergangenen Wochenende das Projekt nun zu starten. Denn über die beantragten Exportkredite ist noch längst nicht entschieden. Auch Berlin soll mit einer Hermesbürgschaft helfen - ein heikler Fall für die Bundesregierung, die den Partner Türkei nicht verprellen will und doch sicherstellen muss, dass sie kein fragwürdiges Projekt unterstützt.
Für das Kraftwerk soll das Wasser des Tigris auf einer Fläche von 313 Quadratkilometern gestaut werden und so einen riesigen künstlichen See bilden. Rund 15 000 Menschen müssen umgesiedelt werden; insgesamt 50 000 verlieren Land oder Eigentum, dürfen aber auf Entschädigung hoffen. Die türkische Regierung will mit dem 1,2-Milliarden-Euro-Projekt die verarmte Kurdenregion entwickeln. Sie preist das Stauwerk, das jährlich 3800 Gigawattstunden Strom liefern soll, als Beitrag zur alternativen Energiegewinnung.
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Kritiker dagegen empört besonders, dass das Wasser einzigartige Kulturgüter überfluten würde - wie die antike Stadt Hasankeyf, die sich als eindrucksvolles historisches Ensemble am Tigris-Ufer in die Felshänge schmiegt. "Ein wahrer Schatz ginge verloren", klagt Ercan Ayboga von der Initiative zur Rettung Hasankeyfs: Große Teile des Gebiets, dessen Besiedlung mehrere tausend Jahre vor Christus begann, seien noch gar nicht erschlossen. "Wir glauben, dass Hasankeyf zum Weltkulturerbe gehört", sagt die türkische Denkmalschützerin Zeynep Ahunbay.
Die Regierung verspricht indes, Hasankeyf zu retten: Die historischen Gebäude sollen abgetragen und in einem Archäologiepark wiederaufgebaut werden. Experten wie Ahunbay halten das für "kaum möglich". Die Anlagen aus dem Mittelalter seien aus so feinem Stein gebaut, dass sie zusammenfallen würden. Zudem sei Hasankeyf ein einzigartiges Naturdenkmal, das kein Park nachbilden könne. Mit weiteren Gegnern hat sie Klage beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg eingereicht.