Poliorketes
Kellerkind
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Die USA sind Erdogan beim Thema Kurden nicht entgegengekommen. Er dürfte nun Russlands Hilfe suchen.
Von Christian Buttkereit, ARD Studio Istanbul
Es war der Gipfel der Entrückten. Zwei Männer, beide entfernt von der Hälfte ihres Volkes, beide mit einer sehr eigenen Sicht auf die Realität und einer individuellen Interpretation von Demokratie. Zwei, die ihre Welt in Freund und Feind einteilen. Recep Tayyips Erdogans Besuch im Weißen Haus hätte der Freundschaft zwischen beiden Männern und ihren Staaten neue Impulse geben können. Das Gegenteil ist der Fall.
Wendepunkt zum Schlechten
Vor seinem Abflug nach Washington hatte Erdogan von einem historischen Wendepunkt in den türkisch-amerikanischen Beziehungen gesprochen. Das dürfte nach diesem Besuch auch stimmen. Allerdings ist es ein Wendepunkt zum Schlechten. Dass es nicht zu einem Eklat auf offener Bühne kam, dürfte dem Respekt Erdogans vor der Stärke der USA zu verdanken sein. Erdogan, der sich am Sonntag zum Parteichef der AKP wählen lassen will und gerne eine Trophäe präsentiert hätte, kehrt mit leeren Händen nach Ankara zurück.
Erdogan kehrt mit leeren Händen zurück
Zum Teil hat er sich das selbst zu zuschreiben. Erdogan hatte die Erwartungen hoch geschraubt. Meinte er ernsthaft, die Amerikaner würden ihre Entscheidung zur Aufrüstung der Kurdenmiliz YGP in Syrien kassieren? Glaubte er wirklich, Fetullah Gülen, den angeblichen Drahtzieher des Putschversuchs, in Handschellen mit in die Türkei nehmen zu können? So gesehen musste dieses Treffen scheitern. Sollte es Erdogan in Wirklichkeit darum gegangen sein, Argumente zu sammeln, um sich weiter vom Westen abzuwenden, dann wäre das Treffen doch ein Erfolg gewesen.
Aber gerade in diesem Fall hätte US-Präsident Donald Trump Erdogan einfangen müssen. Doch der Amerikaner ging auf das wichtigste Thema seines Gastes nicht einmal ein. Dass in der Frage der Bewaffnung der Kurden nicht nur kein Umdenken, sondern offenbar nicht einmal ein Denken stattgefunden hat, kann für die Türken nur bedeuten: Trump nimmt sie nicht ernst.