Nur weil Tsipras & SYRIZA die Realität eingesehen haben und einige - z.B. Gruppe Lafatzanis - die Partei verlassen haben, heißt es nicht, dass sie nicht mehr die Linke repräsentieren.
Meiner Meinung nach kann man die Linke in Griechenland grob in zwei Lager aufteilen. SYRIZA & Tsipras, die das beste aus der Lage machen wollen und Hardliner wie Lafatzanis oder
Varoufakis, die das Land mit ihren linken Idealen auch an die Wand fahren würden.
Potami, EK und Pasok würde ich mittlerweile eher der Mitte zuordnen.
SYRIZA als "links" zu bezeichnen klingt mittlerweile an den Ohren vieler Griechen wie ein Witz. Nur weil jemand eine bestimmte Herkunft hat und sich selbst als links sieht, weil das für ihn schön klingt, heißt nicht, dass er auch das ist. Die Tsipras-Gruppe hat ziemlich alle historische Werte der griechischen Linke, die eine bestimmte Entstehungsgeschichte und eine bestimmte Tradition hat (dabei ist EAM zentral), mit Fußen getreten. Es gibt nichts Wichtiges, was ihm aus PASOK oder sogar ND unterscheidet.
Meiner Meinung nach, macht es heute wenig Sinn in der griechischen Politik über Linke, Mitte und Rechte zu sprechen, diese Teilung ist überholt. Es war ein historischer Kreis, der jetzt geschlossen ist.
Im Parlament gibt es heute aus meiner Sicht drei Gruppen: SYRIZA-PASOK-Potami-ND-EK, die praktisch identische Politik (die sowieso zum größten Teil im Ausland bestimmt wird) in allen Bereichen hat, XA, die eher eine Schläger-Gruppe und sowieso nicht politisch ernst zu nehmen ist, und KKE, die zwar in den Wörtern eine linke griechische Tradition fortsetzen will, aber sich seit langem jede Ambition aufgebeben hat, in der Praxis diese Politik anzuwenden, und sich selbst von allen möglichen Verbündeten abschottet. An die verschiedenen außerparlamentarischen linken oder linksradikalen Überbleibsel, wie die Volkseinheit von Lafazanis, oder ANTARSYA, hat kaum jemand mehr Interesse.
Ich denke, dass das griechische Volk immer mehr von diesem sinnlosen Theater sich entfernt und die parlamentarischen Illusionen aufgibt (wozu sind in einer Kolonie die Wahlen überhaupt nützlich). Wie du weiß, war die Wahlbeteiligung letztes Mal nur knapp über 50%, und ich denke, so ungefähr wird es auch bei den nächsten Wahlen bleiben - oder noch weiter fallen. Vielleicht ist es auch besser so.