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Gelöschtes Mitglied 30004
Guest
1930 begann die britische Gesellschaft Selection Trust Eisenerz aus den mittelalterlichen Gruben von Stan Terg zu gewinnen. Blei und Zink waren damals die beiden wichtigsten Metalle des Bergbaubetriebs von Trepca. Silber und Gold baute man in geringeren Mengen ab. Während des Zweiten Weltkriegs arbeiteten die Minen von Trepca unter deutscher Besatzung. Von 1945-1990 entwickelte sich das Unternehmen zu einem der erfolgreichsten und größten im früheren Jugoslawien. Es gab sowohl metallverarbeitende, als auch chemische Industrie. Damit wurde das Bergwerk zu einem Symbol des ökonomischen Fortschritts in einem eher schwachen Gebiet Jugoslawiens. Nach der Aufhebung der Autonomie wurden die Arbeiter von Trepca entlassen und es gab immer mehr Schwierigkeiten, das verzweigte Unternehmen am Leben zu erhalten. Denn niemand wollte mehr unter solch harten Bedingungen arbeiten. Der Betrieb schloss mehrere Einheiten und konzentrierte sich auf Bergbau und nur in wenigen Bereichen auf Metallurgie. Nach dem Kosovokrieg 1999 teilte sich das Unternehmen, nachdem auch die Stadt Mitrovica in zwei Teile geteilt worden war. In einen südlichen mit albanischer Mehrheit und einen nördlichen mit serbischer Mehrheit. Zwei Minen (Crnac und Belo Brdo) und die Schmelzerei in Zvecan wurden dem Norden zugeordnet, Stan Terg, Hajvalia und Artana dem Süden.
Trepca war weit mehr als ein Bergwerk, eher ein verzweigtes Unternehmen, das die Bodenschätze auch nach 1983 weiter exportierte. Produkte im Wert von 103 Millionen Dollar. Sie ist damit in diesem Jahr das fünft stärkste jugoslawische Exportunternehmen. Mit dem Aufstieg des späteren Kriegsherrn Slobodan Milosevics wurde zunächst versucht, die Autonomie des Kosovo zu beenden. Aus Protest dagegen, traten die Bergarbeiter von Trepca in der Grube Stan Terg im Februar 1989 in einen achttägigen Hungerstreik. 800 Meter unter der Erde! Ein verzweifelter Versuch, die Autonomie zu behalten und die Abdankung der kommunistischen Regierung des Kosovo zu erzwingen. Der kommunistische Führer Stipe Suvar überzeugte die Arbeiter jedoch, den Streik abzubrechen. Man werde über die Forderungen nachdenken, hieß es. Dies erwies sich allerdings als ein Trick, denn die Bergleute wurden oben am Grubenausgang von einer Spezialeinheit empfangen. Tags darauf wurde im Kosovo der Notstand ausgerufen.
Einen Monat später traten unter Polizei- und Panzerbelagerung die gesetzlichen Änderungen in Kraft, die dem Kosovo seinem Autonomiestatus innerhalb Jugoslawiens absprachen, und die damalige Regierung in Belgrad gewann die volle Kontrolle. Dreißig Albaner wurden bei den Protesten, die darauf folgten, während der Zusammenstöße mit der Polizei getötet. Es war der Beginn des Falls des Kommunismus und des blutigen Endes Jugoslawiens.
Das Unternehmen wurde dann seit 1999 privat geführt und förderte nur noch minimale Mengen von Erz. Im Zuge des Konkursverfahrens und der Auflösung 2015 begannen die Bergarbeiter wieder zu streiken, um den Druck auf Parlament und Regierung des Kosovo zu erhöhen, die das Kapital des Unternehmens verstaatlichen wollten.
Mit ihrer Opferbereitschaft, ihrer ehrlichen Arbeit und mit ihrer großen Selbstaufgabe haben sich die Bergleute des Kosovo zu einer moralischen Instanz entwickelt, die bis heute in der Lage ist die Nation zu jeder Zeit zu mobilisieren. Zum Beispiel im Jahr 2015. Damals kam es wieder zu Bergbauprotesten in Pristina und Hebels Geschichte erlangte eine neue Aktualität.
Seit ihren Protesten im 1989 ist unendlich viel passiert. Die Berliner Mauer ist gefallen, die Sowjetunion hat sich aufgelöst, der Krieg in Jugoslawien begann und nach und nach wurden die Nachfolgeländer unabhängig. Die NATO führte Krieg im Kosovo. Und viele Politiker starben, die diese Zeit wie auch immer mitgeprägt haben. Darunter der Kroate Franjo Tudjman, der Bosniake Alija Izetbegovic oder der Kosovare Ibrahim Rugova starben. Auch der ehemalige Kriegsherr Slobodan Miloševic starb im Gefängnis in Den Haag, angeklagt wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Viel geschah also, aber die Bergleute arbeiteten weiter.
...https://www.ard-wien.de/2016/10/20/bergwerk-kosovo-trepca/
Trepca war weit mehr als ein Bergwerk, eher ein verzweigtes Unternehmen, das die Bodenschätze auch nach 1983 weiter exportierte. Produkte im Wert von 103 Millionen Dollar. Sie ist damit in diesem Jahr das fünft stärkste jugoslawische Exportunternehmen. Mit dem Aufstieg des späteren Kriegsherrn Slobodan Milosevics wurde zunächst versucht, die Autonomie des Kosovo zu beenden. Aus Protest dagegen, traten die Bergarbeiter von Trepca in der Grube Stan Terg im Februar 1989 in einen achttägigen Hungerstreik. 800 Meter unter der Erde! Ein verzweifelter Versuch, die Autonomie zu behalten und die Abdankung der kommunistischen Regierung des Kosovo zu erzwingen. Der kommunistische Führer Stipe Suvar überzeugte die Arbeiter jedoch, den Streik abzubrechen. Man werde über die Forderungen nachdenken, hieß es. Dies erwies sich allerdings als ein Trick, denn die Bergleute wurden oben am Grubenausgang von einer Spezialeinheit empfangen. Tags darauf wurde im Kosovo der Notstand ausgerufen.
Einen Monat später traten unter Polizei- und Panzerbelagerung die gesetzlichen Änderungen in Kraft, die dem Kosovo seinem Autonomiestatus innerhalb Jugoslawiens absprachen, und die damalige Regierung in Belgrad gewann die volle Kontrolle. Dreißig Albaner wurden bei den Protesten, die darauf folgten, während der Zusammenstöße mit der Polizei getötet. Es war der Beginn des Falls des Kommunismus und des blutigen Endes Jugoslawiens.
Das Unternehmen wurde dann seit 1999 privat geführt und förderte nur noch minimale Mengen von Erz. Im Zuge des Konkursverfahrens und der Auflösung 2015 begannen die Bergarbeiter wieder zu streiken, um den Druck auf Parlament und Regierung des Kosovo zu erhöhen, die das Kapital des Unternehmens verstaatlichen wollten.
Mit ihrer Opferbereitschaft, ihrer ehrlichen Arbeit und mit ihrer großen Selbstaufgabe haben sich die Bergleute des Kosovo zu einer moralischen Instanz entwickelt, die bis heute in der Lage ist die Nation zu jeder Zeit zu mobilisieren. Zum Beispiel im Jahr 2015. Damals kam es wieder zu Bergbauprotesten in Pristina und Hebels Geschichte erlangte eine neue Aktualität.
Seit ihren Protesten im 1989 ist unendlich viel passiert. Die Berliner Mauer ist gefallen, die Sowjetunion hat sich aufgelöst, der Krieg in Jugoslawien begann und nach und nach wurden die Nachfolgeländer unabhängig. Die NATO führte Krieg im Kosovo. Und viele Politiker starben, die diese Zeit wie auch immer mitgeprägt haben. Darunter der Kroate Franjo Tudjman, der Bosniake Alija Izetbegovic oder der Kosovare Ibrahim Rugova starben. Auch der ehemalige Kriegsherr Slobodan Miloševic starb im Gefängnis in Den Haag, angeklagt wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Viel geschah also, aber die Bergleute arbeiteten weiter.
...https://www.ard-wien.de/2016/10/20/bergwerk-kosovo-trepca/