Die Erschöpfung der Welt – Trumps Ukraine-Politik zwischen Pose und Preis
Es war einmal ein Versprechen. 24 Stunden, sagte Donald Trump. Dann sei der Krieg vorbei. Dann würde Putin aufhören, Selenskyj zustimmen, die Welt aufatmen. Und nun? Die Stunden sind vergangen. Die Wochen. Die Monate. Die Realität ist gekommen – und mit ihr das Verstummen.
März 2023. Trump erklärt gegenüber Sean Hannity, er kenne „eine sehr einfache Verhandlung“. Doch er wolle sie nicht verraten – zu mächtig sei sein Plan. Frieden, so suggerierte er, sei nur eine Frage seiner Rückkehr ins Weiße Haus.
Mai 2023. „Ich will, dass sie aufhören zu sterben.“ Ein Satz für die Kameras. Und dann wieder: 24 Stunden. Eine Erlösung in Fernsehdauer.
Juli 2024. Russlands UN-Botschafter lacht. Die ukrainische Krise sei nicht „in einem Tag“ zu lösen. Die Realität verzieht keine Miene. Trumps Wahlkampfteam sagt, es bleibe dennoch oberstes Ziel, den Krieg schnell zu beenden.
August 2024. Trump, im Pathos des Nationalgardekongresses: Noch bevor er im Oval Office ankomme, werde der Krieg beendet sein. Ein Frieden aus dem Flugzeugfenster, eine Lösung vor dem ersten Morgenkaffee.
Dezember 2024. Die Kamera flimmert in Mar-a-Lago. Trump sagt, er werde es versuchen. Die 24 Stunden haben sich in ein „Ich werde mein Bestes tun“ verwandelt. Die Uhr tickt rückwärts.
Januar 2025. Sein Sondergesandter Keith Kellogg schlägt 100 Tage vor. Militärisch, diszipliniert, kalkuliert. Der 100. Tag seiner Präsidentschaft: der 30. April.
31. Januar: Erste Gespräche. Trump sagt: „Wir wollen diesen Krieg beenden.“ In der Vergangenheit sprach er im Konjunktiv. Nun im Präsens – doch es bleibt der gleiche Satz mit anderem Tonfall.
12. Februar: Telefonate mit Putin und Selenskyj. Trump klingt optimistisch. „Wir sind auf dem Weg“, sagt er. Wohin – das bleibt offen.
19. Februar: Auf Truth Social nennt er Selenskyj einen „Diktator ohne Wahlen“. Die Verhandlungen? Laut Trump: „erfolgreich“. Die Realität? Entzieht sich jeder Zählung.
28, Februar: Im Oval Office eskaliert das Gespräch. Trump schreit Selenskyj an, bricht ein wirtschaftliches Abkommen ab. Wenig später wird der ukrainische Präsident gebeten zu gehen. Amerika als Vermittler? Nein. Als Drohkulisse.
Trump erklärt sich „neutral“. Doch seine Neutralität klingt nach Müdigkeit. „Mit diesem Hass kann ich keinen Deal machen“, sagt er über Selenskyjs Haltung zu Putin. Als wäre Frieden eine Frage des Tonfalls, nicht der Toten.
3. März: Die Militärhilfe für die Ukraine wird eingefroren – als Druckmittel.
14. März: Trump gibt zu: „Ich war ein bisschen sarkastisch.“ Die 24-Stunden-Versprechen seien ein Bild gewesen, keine Zahl. Eine Geste. Eine Show. Jetzt ist sie vorbei.
18. März: Putin signalisiert: keine Angriffe mehr auf ukrainische Energie-Infrastruktur – aber keine Waffenruhe. Trump verkauft es als Fortschritt.
19. März: Trump schlägt Selenskyj vor, amerikanisches Eigentum an ukrainischen Kraftwerken zu übertragen. Sicherheit gegen Souveränität. Frieden gegen Besitz.
14. April: Trump: „Alle sind schuld.“ Biden. Putin. Selenskyj. Es ist der Moment, in dem sich der Präsident aus der Verantwortung stiehlt – in alle Richtungen.
18. April: Marco Rubio erklärt: Die USA denken darüber nach, sich aus den Verhandlungen zurückzuziehen. Es sei „nicht unser Krieg“. Trump stimmt zu: „Wir wollen, dass es schnell geht.“ Aber: „Ich will nicht sagen, dass wir aufgeben.“
