FloKrass
Dvoglavi orao

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen
WENN EINE BALKAN-SATIRE ZUR POLITIK WIRD
Wie Washington einen erfundenen Balkan-Thriller für die Realität hielt.
An Erzählungen mangelte es Prishtina nie – was fehlte, war die Realität. Mit geduldiger Handarbeit gelang es jemandem, den Amerikanern die Idee zu verkaufen, Albin Kurti sei eine Miniaturausgabe von Milošević, der von Kroatien unterstützt werde, um einen neuen Balkankrieg zu entfachen. Diese Geschichte kursiert seit Jahren in diplomatischen Kreisen und findet in manchen Botschaften eifrige Abnehmer. Es ist der erfolgreichste Roman, den NGOs, einige wenige, von Geldgebern abhängige Journalisten und eine Opposition, der die Fantasie längst ausgegangen ist, je geschrieben haben.
Das erste Kapitel des Thrillers ist eindeutig: Bleibt Vetëvendosje an der Macht, wird Kosovo eine Dritte Republik ausrufen und den Ahtisaari-Plan kippen. Das ist verfassungsmäßige Science-Fiction. Die einzige „Dritte Republik“, die existiert, existiert in den Köpfen derer, die in jedem politischen Wandel ein Gespenst sehen. In Wirklichkeit ist Kosovo so fest mit dem Ahtisaari-Plan verbunden, dass nicht einmal eine revolutionäre Regierung ihn aufbrechen könnte.
Das zweite Kapitel ist banaler: Kurti ist angeblich entschlossen, alle Serben aus dem Kosovo zu vertreiben. Dies ist eine Kopie der serbischen Erzählung der 1990er Jahre, recycelt wie Secondhand-Ware auf dem diplomatischen Basar. Lautstark wiederholt, in der Hoffnung, allein das Echo werde sie bestätigen. Doch sie erklärt weder die tatsächliche Situation der Kosovo-Serben noch die reale Dynamik im Land.
Dann kommt der Höhepunkt: Kroatien bereitet angeblich gemeinsam mit Kurti eine „Endlösung“ für Serbien vor. Diesem Szenario zufolge rüstet Serbien fieberhaft auf, weil es einen Zweifrontenkrieg erwartet. Die Wahrheit ist einfacher und banaler: Serbien war schon immer von Waffen besessen. Seine Armee und seine Arsenale sind seine Identität, nicht das Produkt kosovarischer oder kroatischer Pläne.
Das Problem ist, dass diese Szenarien nicht nur leere Worte bleiben. Der amerikanische Diplomat in der ersten Reihe glaubt, er schütze den Kosovo, während er in Wirklichkeit ein konstruiertes Narrativ verteidigt, das als professionelle Berichterstattung verkauft wird. Das passiert, wenn Politik auf Fantasie setzt: Illusionen werden zur offiziellen Politik, und der Kosovo wird schließlich an einem Zerrspiegel gemessen.
In diesem Spiegel erscheint Kosovo als Aggressor, Serbien als Opfer, Kroatien als Anstifter und die USA als Retter. Ein perfekter Rahmen für eine Balkan-Satire. Doch die Realität sieht anders aus: Die Serben im Kosovo sehen sich keinem Kosovo gegenüber, das dem Serbien unter Milošević ähnelt. Das wahre Problem ist die morbide Vorstellungskraft – und diejenigen, die die Diplomatie mit Horrorgeschichten füttern, um ihre eigene Existenz zu rechtfertigen. Und die bittere Wahrheit ist: Niemand hat ein Interesse daran, das Narrativ zu ändern, weil zu viele Existenzen davon abhängen.
Kadri Kryeziu
Prizren, 18. September 2025
WENN EINE BALKAN-SATIRE ZUR POLITIK WIRD
Wie Washington einen erfundenen Balkan-Thriller für die Realität hielt.
An Erzählungen mangelte es Prishtina nie – was fehlte, war die Realität. Mit geduldiger Handarbeit gelang es jemandem, den Amerikanern die Idee zu verkaufen, Albin Kurti sei eine Miniaturausgabe von Milošević, der von Kroatien unterstützt werde, um einen neuen Balkankrieg zu entfachen. Diese Geschichte kursiert seit Jahren in diplomatischen Kreisen und findet in manchen Botschaften eifrige Abnehmer. Es ist der erfolgreichste Roman, den NGOs, einige wenige, von Geldgebern abhängige Journalisten und eine Opposition, der die Fantasie längst ausgegangen ist, je geschrieben haben.
Das erste Kapitel des Thrillers ist eindeutig: Bleibt Vetëvendosje an der Macht, wird Kosovo eine Dritte Republik ausrufen und den Ahtisaari-Plan kippen. Das ist verfassungsmäßige Science-Fiction. Die einzige „Dritte Republik“, die existiert, existiert in den Köpfen derer, die in jedem politischen Wandel ein Gespenst sehen. In Wirklichkeit ist Kosovo so fest mit dem Ahtisaari-Plan verbunden, dass nicht einmal eine revolutionäre Regierung ihn aufbrechen könnte.
Das zweite Kapitel ist banaler: Kurti ist angeblich entschlossen, alle Serben aus dem Kosovo zu vertreiben. Dies ist eine Kopie der serbischen Erzählung der 1990er Jahre, recycelt wie Secondhand-Ware auf dem diplomatischen Basar. Lautstark wiederholt, in der Hoffnung, allein das Echo werde sie bestätigen. Doch sie erklärt weder die tatsächliche Situation der Kosovo-Serben noch die reale Dynamik im Land.
Dann kommt der Höhepunkt: Kroatien bereitet angeblich gemeinsam mit Kurti eine „Endlösung“ für Serbien vor. Diesem Szenario zufolge rüstet Serbien fieberhaft auf, weil es einen Zweifrontenkrieg erwartet. Die Wahrheit ist einfacher und banaler: Serbien war schon immer von Waffen besessen. Seine Armee und seine Arsenale sind seine Identität, nicht das Produkt kosovarischer oder kroatischer Pläne.
Das Problem ist, dass diese Szenarien nicht nur leere Worte bleiben. Der amerikanische Diplomat in der ersten Reihe glaubt, er schütze den Kosovo, während er in Wirklichkeit ein konstruiertes Narrativ verteidigt, das als professionelle Berichterstattung verkauft wird. Das passiert, wenn Politik auf Fantasie setzt: Illusionen werden zur offiziellen Politik, und der Kosovo wird schließlich an einem Zerrspiegel gemessen.
In diesem Spiegel erscheint Kosovo als Aggressor, Serbien als Opfer, Kroatien als Anstifter und die USA als Retter. Ein perfekter Rahmen für eine Balkan-Satire. Doch die Realität sieht anders aus: Die Serben im Kosovo sehen sich keinem Kosovo gegenüber, das dem Serbien unter Milošević ähnelt. Das wahre Problem ist die morbide Vorstellungskraft – und diejenigen, die die Diplomatie mit Horrorgeschichten füttern, um ihre eigene Existenz zu rechtfertigen. Und die bittere Wahrheit ist: Niemand hat ein Interesse daran, das Narrativ zu ändern, weil zu viele Existenzen davon abhängen.
Kadri Kryeziu
Prizren, 18. September 2025