ISTANBUL
Gesperrt
Mesut Özil ließ in den zurückliegenden WM-Spielen sein Können oft ungenutzt. Gegen Ghana reichte ein Schuss, und er war der "Man of the Match". Von Steffen Dobbert, Johannesburg
Ein Schuss, ein Tor: Mesut Özil bringt Deutschland ins Achtelfinale
Einige hatten die Geduld mit ihm schon verloren. Da war diese Das-Tor-muss-er-machen-Chance in der ersten Halbzeit. Ganz allein stand er vor dem ghanaischen Torwart. Und da waren diese Pässe, viel zu viele, die direkt zu den ghanaischen Spielern rollten. Vermeintliche Fußballversteher auf der Pressetribüne sagten nach dem Halbzeitpfiff, dieser Özil dürfe alles: gelbe, rote, goldene oder gar keine Schuhe tragen, aber, bitte, nur nicht weiterspielen. Mesut Özil spielte weiter. Und sein Schuss zum 1:0 war die Geschichte des Abends.
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Ausgerechnet Özil, sprachen die Radioreporter in ihre Mikros. Dass ausgerechnet der kleine Mittelfeldkreative das 1:0 erzielte, überraschte. Mesut Özil hätte in den vergangenen drei Spielen mindestens neun Tore schießen müssen. Mesut Özil hat von allen Spielern im Mannschaftskader das größte Potenzial, doch nach dem Euphoriespiel gegen Australien schaffte er es nicht, sein Können anzuwenden. Vielleicht passt es in die Entwicklung der jungen Löwschen Nationalmannschaft, dass gerade diesem Mesut Özil der entscheidende Schuss gelang.
Deutschland im Achtelfinale
Deutschland schlägt Ghana mit 1:0 und spielt nun im Achtelfinale gegen England
"Wir können von den jungen Spielern nicht erwarten, dass sie in diesen Drucksituationen immer alles richtig machen", sagte der Bundestrainer nach dem Sieg. Joachim Löw wusste, was gegen Ghana falsch lief, aber in der Freude über den Erfolg wollte er darüber wenig reden.
In der ersten Halbzeit schien es, als hätte es keine tagelange Unterbrechung gegeben. Die Partie gegen Ghana begann genau so, wie das Spiel gegen Serbien endete. In der Körpersprache der Spieler fehlte die Lockerheit und Gewissheit, es schaffen zu können. Das Vertrauen auf das kombinationssichere, kreative Offensivspiel war unsichtbar und das ballsichere Auftreten weg. Die deutschen Spieler quälten sich. Dass Mesut Özil mit seinem Schuss die Qual in Genuss wandelte, war ihr Glück.
Der schüchterne Özil musste während der Pressekonferenz des Bundestrainers zugegen sein, als "Man of the Match". Was für ein Titel. Die Fifa, und natürlich einer ihrer Exklusiv-Sponsoren, verleihen diese Auszeichnung nach jeder WM-Partie. Özil nahm den Preis entgegen und sagte, dass er erleichtert sei, sein erstes WM-Tor geschossen zu haben. Er lächelte und plötzlich redete er lauter. Über den Schuss. Das Gefühl. Die Freude.
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http://www.zeit.de/themen/tags/index?q=WM 2010
Özil gab nach dem Spiel und nach der Pressekonferenz mehrere Interviews. Für einen Siegtorschützen ist das verständlich. Für den scheuen Mittelfeldspieler ist es jedoch eine Ausnahme. Normalerweise redet Özil auch nach Siegen lieber leise. Erst gab er deutschen, dann englischen, dann türkischen Reportern Auskunft. Was er sagte, waren immer die gleichen Fußballerfloskeln. Es wirkte zwar so, als habe er etwas an Zurückhaltung verloren. Dafür schien er gefallen daran gefunden zu haben, der "Man of the Match" zu sein.
Bundestrainer Löw prophezeite, dass sein Team gestärkt in das nächste Spiel gehe und betonte, dass die deutsche Elf am Sonntag "als Gruppenerster" auf England trifft. Es schien, als sei sich der Trainer nun sicher: Auch die Primärtugend einer deutschen Nationalmannschaft hat seine junge Truppe inne: Sie kann nicht nur schön spielen – sie kann auch schwach spielen und gewinnen.
Einige hatten die Geduld mit ihm schon verloren. Da war diese Das-Tor-muss-er-machen-Chance in der ersten Halbzeit. Ganz allein stand er vor dem ghanaischen Torwart. Und da waren diese Pässe, viel zu viele, die direkt zu den ghanaischen Spielern rollten. Vermeintliche Fußballversteher auf der Pressetribüne sagten nach dem Halbzeitpfiff, dieser Özil dürfe alles: gelbe, rote, goldene oder gar keine Schuhe tragen, aber, bitte, nur nicht weiterspielen. Mesut Özil spielte weiter. Und sein Schuss zum 1:0 war die Geschichte des Abends.
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