skenderbegi
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09. Juni 2008, 19:53 – Von Enver Robelli Er war die «schwarze Stimme» des Balkans
Ein Liedermacher, der wie kein anderer die Musik, die Trauer und das Lebensgefühl der Roma verkörpert hat.
Eines der letzten Bilder von Saban Bajramovic ist vor knapp einer Woche entstanden. Es zeigt den weltweit berühmtesten Roma-Sänger am Gartentor vor seinem Haus in der südserbischen Stadt Nis. Bajramovic verabschiedet sich gerade mit einem schmerzvollen, melancholischen Lächeln von einem Belgrader Politiker. Dieser hat den herzkranken Künstler besucht und ihm einen kleinen Geldbetrag geschenkt. Für die Medikamente. Endlich und viel zu spät erinnerte sich der Staat an diesen Liedermacher, der wie kein anderer die Musik, die Trauer und das Lebensgefühl der Roma verkörpert hat. Am Sonntag ist Saban Bajramovic 72-jährig gestorben. «Der König der Roma-Musik ist tot» titelte die Belgrader Zeitung Blic. Das Blatt «Politika» schrieb, die «schwarze Stimme» des Balkans sei verstummt.
Die erste Schallplatte nahm Bajramovic in den 60er-Jahren auf, nachdem er eine Gefängnisstrafe auf Goli Otok verbüsst hatte. Das kommunistische Regime hatte ihn fünf Jahre lang auf die Strafinsel in der Adria verbannt, weil er der Liebe wegen aus der Armee desertiert war. Auf Goli Otok (serbokroatisch: «nackte Insel») gründete er ein erfolgreiches Gefängnisorchester, das auch die Folterer und Henker der Geheimpolizei unterhalten musste. Zurück in der Freiheit veröffentlichte Bajramovic 20 Alben, die ihn zum unbestrittenen Star der Jazz- und Bluesmusik machten. Mit seinem Ensemble «Der schwarze Mambo» begeisterte er seine Fans nicht nur im ehemaligen Jugoslawien, sondern auch auf Bühnen zwischen Westeuropa und Indien. Im Herkunftsland der Roma wurde Bajramovic von international bekannten Politikern wie Jawaharlal Nehru und Indira Gandhi eingeladen. Dort erklärten sie ihn zum König der Roma-Musik. In Belgrad gehörte er zu den Lieblingssängern von Staatsgründer Josip Broz Tito. Das amerikanische Nachrichtenmagazin «Time» zählte Bajramovic zu den zehn grössten Bluessängern der Welt.
Das Musizieren lernte der Künstler auf der Strasse. Seine Stimme verbinde das Pathos des balkanischen Roma-Jazz mit der Spiritualität des Fado, schrieb einmal ein Musikkritiker. Bajramovic spielte auch in Filmen von Emir Kusturica («Schwarze Katze, weisser Kater») und Goran Paskaljevic («Schutzengel»). Das letzte Album nahm er mit der Mostar Sevdah Reunion auf. Das siebenköpfige Folk-Ensemble aus der herzegowinischen Stadt wurde während des Krieges gegründet und ist mittlerweile zum Symbol für ein mögliches Zusammenleben der verschiedenen Volksgruppen in Bosnien geworden.
Er war die «schwarze Stimme» des Balkans - Pop/Jazz - Tages-Anzeiger
möge er in frieden ruhen.
Ein Liedermacher, der wie kein anderer die Musik, die Trauer und das Lebensgefühl der Roma verkörpert hat.
Eines der letzten Bilder von Saban Bajramovic ist vor knapp einer Woche entstanden. Es zeigt den weltweit berühmtesten Roma-Sänger am Gartentor vor seinem Haus in der südserbischen Stadt Nis. Bajramovic verabschiedet sich gerade mit einem schmerzvollen, melancholischen Lächeln von einem Belgrader Politiker. Dieser hat den herzkranken Künstler besucht und ihm einen kleinen Geldbetrag geschenkt. Für die Medikamente. Endlich und viel zu spät erinnerte sich der Staat an diesen Liedermacher, der wie kein anderer die Musik, die Trauer und das Lebensgefühl der Roma verkörpert hat. Am Sonntag ist Saban Bajramovic 72-jährig gestorben. «Der König der Roma-Musik ist tot» titelte die Belgrader Zeitung Blic. Das Blatt «Politika» schrieb, die «schwarze Stimme» des Balkans sei verstummt.
Die erste Schallplatte nahm Bajramovic in den 60er-Jahren auf, nachdem er eine Gefängnisstrafe auf Goli Otok verbüsst hatte. Das kommunistische Regime hatte ihn fünf Jahre lang auf die Strafinsel in der Adria verbannt, weil er der Liebe wegen aus der Armee desertiert war. Auf Goli Otok (serbokroatisch: «nackte Insel») gründete er ein erfolgreiches Gefängnisorchester, das auch die Folterer und Henker der Geheimpolizei unterhalten musste. Zurück in der Freiheit veröffentlichte Bajramovic 20 Alben, die ihn zum unbestrittenen Star der Jazz- und Bluesmusik machten. Mit seinem Ensemble «Der schwarze Mambo» begeisterte er seine Fans nicht nur im ehemaligen Jugoslawien, sondern auch auf Bühnen zwischen Westeuropa und Indien. Im Herkunftsland der Roma wurde Bajramovic von international bekannten Politikern wie Jawaharlal Nehru und Indira Gandhi eingeladen. Dort erklärten sie ihn zum König der Roma-Musik. In Belgrad gehörte er zu den Lieblingssängern von Staatsgründer Josip Broz Tito. Das amerikanische Nachrichtenmagazin «Time» zählte Bajramovic zu den zehn grössten Bluessängern der Welt.
Das Musizieren lernte der Künstler auf der Strasse. Seine Stimme verbinde das Pathos des balkanischen Roma-Jazz mit der Spiritualität des Fado, schrieb einmal ein Musikkritiker. Bajramovic spielte auch in Filmen von Emir Kusturica («Schwarze Katze, weisser Kater») und Goran Paskaljevic («Schutzengel»). Das letzte Album nahm er mit der Mostar Sevdah Reunion auf. Das siebenköpfige Folk-Ensemble aus der herzegowinischen Stadt wurde während des Krieges gegründet und ist mittlerweile zum Symbol für ein mögliches Zusammenleben der verschiedenen Volksgruppen in Bosnien geworden.
Er war die «schwarze Stimme» des Balkans - Pop/Jazz - Tages-Anzeiger
möge er in frieden ruhen.