Zurich
Der Lustmolch
Info zum Thread:
In diesem Thema will ich mich hauptsächlich auf die Zeit des Tito und seinem Tod 1980 besinnen. Ich will weder über die Dinge reden, die vor 1945 waren, noch über den Krieg und die späten 80ern, sondern es geht um die Tito-Zeit, 1980 (sein Tod), und die Zeit kurz danach.
Dieses Thema hat nichts mit meiner persönlichen Haltung zu tun. Es ist lediglich ein Ausschnitt, meiner jahrelanger Rescheschierung, nach der Frage: "Wie konnte sich der Nationalismus in Jugoslawien durchsetzen?"
Es bringt nichts, wenn wir alle Themen hinterfragen und so ehwigs in die Vergangenheit zurückgehen. Denn jede Sache hat seine Ursache, und die wiederum ihre Ursache,...usw.... Wenn wir alles zurückverfolgen, landen wir in der Steinzeit.
Alles, was vor 1945 war, ist unwichtig. Alle haben da Dreck am Steck gehabt, sowohl die Kroaten als auch die Serben, Bosniaken, Albaner und andere. Die einen Verbündeten sich mit Hitler, die anderen wollten ihren eigenen Faschismus durchzwingen.
Das “ neue“ Jugoslawien:
Lassen wir mal alles was vor 1945 war. Ziehen wir mal einen Schlussstrich und vergessen alles was vorher war. - Genau so wie es Tito gemacht hat.
Tito und seine Partisanen haben den Krieg gewonnen und bildeten so eine Republik nach ihrer Vorstellung. "Bratsvo Jedinstvo" (Brüderlichkeit, Einigkeit) heisst das unantastbare Zauberwort. Er wollte, dass die Südslawen ihre eigene Kultur und Geschichte entwickeln und zu einem verschmelzen.
Das Problem war, dass eben nicht nur Slawen dort wohnten. Sondern auch andere, nichtslawische Völker: Italiener, Balkan-Deutsche, Ungarn, (Slowaken und Bulgaren (zwar auch Slawen)), Albaner, Rumänen, Roma, Türken,...etc... Nun die Albaner konnte man eigentlich nicht “Minderheit“ nennen, weil sie schon zahlreich waren. Anderseits wollte man vorerst ihnen (und auch den anderen Minderheiten) weder eine Autonomie noch eine eigene Republik zuweisen, weil vor allem dann für die Rest-Slawen eine gemeinsame Identifikation (Slawentum) fehlen würde, der Name "Jugoslawien" keinen Sinn mehr ergeben würde und das Wappen mit den 6 Flammen müsste man dann auch umändern. Ja sogar die panslawischen Farben blau-weiss-rot (auf der Staatsflagge) würde man dann in Frage stellen können. Es gab noch zahlreiche weitere Gründe, doch der wichtigste war die Schaffung einer gemeinsamen Südslawischen Besinnung (Identifikation) der zuvor durch den 2. WK zerstrittenen Südslawen. Man musste unter den Südslawen vorerst Einigkeit erschaffen und das war schon schwer genug (nach dem 2.WK).
Doch diese Haltung hatte ein Nachspiel. Viele Leute der nichtslawischen Minderheiten konnten sich nie (oder sehr schwer) mit diesem Jugoslawien identifizieren. Und das war ein grosses und höchst riskantes Problem, welches sich später rächen sollte.
Zum Kosovo:
Nach 1945 und der Gründung des damals "neuen" Jugoslawiens hatten die Albaner nicht so viele Rechte. Der neue Staat konzentrierte sich hauptsächlich auf die 6 slawischen Gruppen die zu einem verschmelzen sollten (Bratsvo, Jedinstvo), weil sonst die Einheit gefährdet sein würde. Nichts desto trotz bekamen die Albaner im Kosovo und der Region im Laufe der Zeit immer mehr und mehr Rechte. Doch das ganze hatte für die Jugoslawen einen eher bitteren Nachgeschmack, weil man das nicht als Wohltat (aus eigenem Willen) machte sondern eher aus Gründen um Eskalationen und Unruhen zu verhindern um die Einheit des Landes nicht zu gefährden. Vom Schenken war also nie die Rede, was die serbischen Nationalisten auch heute noch missbrauchen um den anscheinend “bösen“ Anti-Serben Tito falsch darzustellen. Viele Taten Titos ziehen Unmengen von Lügen und falschen Verschwörungstheorien (über ihn) von serbisch- und kroatisch-nationalistischer Seite (auch heute noch) mit sich.
Das Problem mit dem kroatischen und serbischen Nationalismus:
Tito war nicht Stalin, der seine Gegner exekutieren liess. Er liess die Nationalisten im Lande, sie hatten aber nicht die gleichen Rechte wie die Partisanen und andere Unionisten. Ausserdem hatten sie kaum was zu sagen.
Ergo: Die Nationalisten waren nie weg! Ihnen war lediglich das Maul gestopft und natürlich warteten sie auf den richtigen Zeitpunkt. - Dazu später.
Brüderlichkeit, Einigkeit und das “Verbot“ ethnischer Besinnung:
"Bratstvo Jedinstvo" hiess es zu pflegen und verwalten. Die ethnischen Besinnungen waren "fast" verboten und lediglich sehr eingeschränkt auslebbar. Das Problem (wie vorher erwähnt), für die (meisten) Albaner (ihrerseits) galt das nicht, weil sie sich nie als Jugoslawen fühlten. Und das war ein grosses Problem.
Das Problem auf dem Kosovo:
Die Albaner verlangten zwar immer mehr und mehr Rechte, waren aber mit dem, was ihnen Tito gab, nie richtig zufrieden. 1974 bekamen sie eine Autonomie, welche de facto fast einen Status einer Republik hatte. Sie waren im Parlament vertreten und hatten alle Rechte wie die anderen. Der Unterschied der 2 Autonomien zu den 6 anderen Republiken: Sie hatten kein Recht auf Unabhängigkeit. Sonst war fast alles gleich.
- Und dies sollte (gemäss Tito) der letzte Schritt sein und er sagte selber, dass man (von jugoslawischer Seite) nicht mehr nachgeben wird. - In der Tat: Die Albaner gaben sich anscheinend tatsächlich zufrieden.
- Bis 1980!!! Tito starb und prompt änderte sich alles. Die Albaner forderten ihre eigene Republik! Aber wieso? Sie hatten de facto sowieso den gleichen Status wie die anderen Republiken. Wieso dann die ganze Hektik, wo es kaum Unterschiede zwischen Autonomie & Republiken gab. Doch…. Da war aber ein kleiner Unterschied: Das Unabhängigkeitsrecht!
Spätestens dann läuteten bei den serbischen Nationalisten (denen bis dahin das Maul gestopft war) die Alarmglocken. Da Tito tot war, konnten sie sich wieder etwas freier entfalten und das Unheil nahm ihren Anfang. Der serbische Nationalismus war von allen der gefährlichste, weil die Serben in Jugoslawien die grösste Bevölkerungsgruppe darstellten. Die serbischen Nationalisten benutzen das Kosovo für ihre Sache und gewannen in den frühen 80ern rapide an Macht und Unterstützung.
Die alten "Pläne" wieder aufgerollt:
Die sehr hohe Geburtenrate der Albaner im Kosovo und die neuste Bestrebung (1980) nach einer Republik (womit die Albaner dann ein Unabhängigkeitsrecht hätten), waren die 2 Hauptargumente der Serbischen Nationalisten und dies verschuf ihnen grosse Unterstützung in der serbischen Bevölkerung. Und genau an diesen zwar Tatsachen bauten sie ihre Propaganda und Täuschungen auf, und verfälschten so die Realität bzw. dramatisierten die Sache extrem.
Unter Tito hatten sie keine Chance ihre Politik durchzusetzen. Doch jetzt nachdem Tito tot war und sie nebenbei auch Argumente hatten und so an Macht gewannen, rollten sie die alten Tschetnik-Pläne aus der alten Vergangenheit wieder auf. Und da stand an oberster Stelle, die Schaffung eines serbischen Kosovos. Was dann die Serben in den 80er im Kosovo machten, wissen wir und ich will hier nicht tiefer in das eingehen, weil das nicht das Thema dieses Threads ist, sondern die Tatsache wie es zum dem ganzen Übel kam.
Kroatischer Folge-Nationalismus:
Auch bei den Kroaten, das selbe Bild: Die Nationalisten waren nie weg. Ihnen war lediglich das Maul gestopft und auch sie warteten nur auf den richtigen Zeitpunkt und auf einen Grund. Da war der neu entstandene serbische Nationalismus ein Argument wie auf dem Servier-Teller. Dass das Problem auf dem Kosovo war, interessierte eigentlich niemanden.
Genau wie die Serben extremisierten und dramatisierten die Kroaten die Sache ebenfalls zu sehr als sie es eigentlich war. Auf den bestandenen Tatsachen baute man kleine Lügengeschichten und Propaganda auf (genau wie die serbischen Nationalisten). Die Folgen waren da verheerend.
In diesem Thema will ich mich hauptsächlich auf die Zeit des Tito und seinem Tod 1980 besinnen. Ich will weder über die Dinge reden, die vor 1945 waren, noch über den Krieg und die späten 80ern, sondern es geht um die Tito-Zeit, 1980 (sein Tod), und die Zeit kurz danach.
Dieses Thema hat nichts mit meiner persönlichen Haltung zu tun. Es ist lediglich ein Ausschnitt, meiner jahrelanger Rescheschierung, nach der Frage: "Wie konnte sich der Nationalismus in Jugoslawien durchsetzen?"
Es bringt nichts, wenn wir alle Themen hinterfragen und so ehwigs in die Vergangenheit zurückgehen. Denn jede Sache hat seine Ursache, und die wiederum ihre Ursache,...usw.... Wenn wir alles zurückverfolgen, landen wir in der Steinzeit.
Alles, was vor 1945 war, ist unwichtig. Alle haben da Dreck am Steck gehabt, sowohl die Kroaten als auch die Serben, Bosniaken, Albaner und andere. Die einen Verbündeten sich mit Hitler, die anderen wollten ihren eigenen Faschismus durchzwingen.
Das “ neue“ Jugoslawien:
Lassen wir mal alles was vor 1945 war. Ziehen wir mal einen Schlussstrich und vergessen alles was vorher war. - Genau so wie es Tito gemacht hat.
Tito und seine Partisanen haben den Krieg gewonnen und bildeten so eine Republik nach ihrer Vorstellung. "Bratsvo Jedinstvo" (Brüderlichkeit, Einigkeit) heisst das unantastbare Zauberwort. Er wollte, dass die Südslawen ihre eigene Kultur und Geschichte entwickeln und zu einem verschmelzen.
Das Problem war, dass eben nicht nur Slawen dort wohnten. Sondern auch andere, nichtslawische Völker: Italiener, Balkan-Deutsche, Ungarn, (Slowaken und Bulgaren (zwar auch Slawen)), Albaner, Rumänen, Roma, Türken,...etc... Nun die Albaner konnte man eigentlich nicht “Minderheit“ nennen, weil sie schon zahlreich waren. Anderseits wollte man vorerst ihnen (und auch den anderen Minderheiten) weder eine Autonomie noch eine eigene Republik zuweisen, weil vor allem dann für die Rest-Slawen eine gemeinsame Identifikation (Slawentum) fehlen würde, der Name "Jugoslawien" keinen Sinn mehr ergeben würde und das Wappen mit den 6 Flammen müsste man dann auch umändern. Ja sogar die panslawischen Farben blau-weiss-rot (auf der Staatsflagge) würde man dann in Frage stellen können. Es gab noch zahlreiche weitere Gründe, doch der wichtigste war die Schaffung einer gemeinsamen Südslawischen Besinnung (Identifikation) der zuvor durch den 2. WK zerstrittenen Südslawen. Man musste unter den Südslawen vorerst Einigkeit erschaffen und das war schon schwer genug (nach dem 2.WK).
Doch diese Haltung hatte ein Nachspiel. Viele Leute der nichtslawischen Minderheiten konnten sich nie (oder sehr schwer) mit diesem Jugoslawien identifizieren. Und das war ein grosses und höchst riskantes Problem, welches sich später rächen sollte.
Zum Kosovo:
Nach 1945 und der Gründung des damals "neuen" Jugoslawiens hatten die Albaner nicht so viele Rechte. Der neue Staat konzentrierte sich hauptsächlich auf die 6 slawischen Gruppen die zu einem verschmelzen sollten (Bratsvo, Jedinstvo), weil sonst die Einheit gefährdet sein würde. Nichts desto trotz bekamen die Albaner im Kosovo und der Region im Laufe der Zeit immer mehr und mehr Rechte. Doch das ganze hatte für die Jugoslawen einen eher bitteren Nachgeschmack, weil man das nicht als Wohltat (aus eigenem Willen) machte sondern eher aus Gründen um Eskalationen und Unruhen zu verhindern um die Einheit des Landes nicht zu gefährden. Vom Schenken war also nie die Rede, was die serbischen Nationalisten auch heute noch missbrauchen um den anscheinend “bösen“ Anti-Serben Tito falsch darzustellen. Viele Taten Titos ziehen Unmengen von Lügen und falschen Verschwörungstheorien (über ihn) von serbisch- und kroatisch-nationalistischer Seite (auch heute noch) mit sich.
Das Problem mit dem kroatischen und serbischen Nationalismus:
Tito war nicht Stalin, der seine Gegner exekutieren liess. Er liess die Nationalisten im Lande, sie hatten aber nicht die gleichen Rechte wie die Partisanen und andere Unionisten. Ausserdem hatten sie kaum was zu sagen.
Ergo: Die Nationalisten waren nie weg! Ihnen war lediglich das Maul gestopft und natürlich warteten sie auf den richtigen Zeitpunkt. - Dazu später.
Brüderlichkeit, Einigkeit und das “Verbot“ ethnischer Besinnung:
"Bratstvo Jedinstvo" hiess es zu pflegen und verwalten. Die ethnischen Besinnungen waren "fast" verboten und lediglich sehr eingeschränkt auslebbar. Das Problem (wie vorher erwähnt), für die (meisten) Albaner (ihrerseits) galt das nicht, weil sie sich nie als Jugoslawen fühlten. Und das war ein grosses Problem.
Das Problem auf dem Kosovo:
Die Albaner verlangten zwar immer mehr und mehr Rechte, waren aber mit dem, was ihnen Tito gab, nie richtig zufrieden. 1974 bekamen sie eine Autonomie, welche de facto fast einen Status einer Republik hatte. Sie waren im Parlament vertreten und hatten alle Rechte wie die anderen. Der Unterschied der 2 Autonomien zu den 6 anderen Republiken: Sie hatten kein Recht auf Unabhängigkeit. Sonst war fast alles gleich.
- Und dies sollte (gemäss Tito) der letzte Schritt sein und er sagte selber, dass man (von jugoslawischer Seite) nicht mehr nachgeben wird. - In der Tat: Die Albaner gaben sich anscheinend tatsächlich zufrieden.
- Bis 1980!!! Tito starb und prompt änderte sich alles. Die Albaner forderten ihre eigene Republik! Aber wieso? Sie hatten de facto sowieso den gleichen Status wie die anderen Republiken. Wieso dann die ganze Hektik, wo es kaum Unterschiede zwischen Autonomie & Republiken gab. Doch…. Da war aber ein kleiner Unterschied: Das Unabhängigkeitsrecht!
Spätestens dann läuteten bei den serbischen Nationalisten (denen bis dahin das Maul gestopft war) die Alarmglocken. Da Tito tot war, konnten sie sich wieder etwas freier entfalten und das Unheil nahm ihren Anfang. Der serbische Nationalismus war von allen der gefährlichste, weil die Serben in Jugoslawien die grösste Bevölkerungsgruppe darstellten. Die serbischen Nationalisten benutzen das Kosovo für ihre Sache und gewannen in den frühen 80ern rapide an Macht und Unterstützung.
Die alten "Pläne" wieder aufgerollt:
Die sehr hohe Geburtenrate der Albaner im Kosovo und die neuste Bestrebung (1980) nach einer Republik (womit die Albaner dann ein Unabhängigkeitsrecht hätten), waren die 2 Hauptargumente der Serbischen Nationalisten und dies verschuf ihnen grosse Unterstützung in der serbischen Bevölkerung. Und genau an diesen zwar Tatsachen bauten sie ihre Propaganda und Täuschungen auf, und verfälschten so die Realität bzw. dramatisierten die Sache extrem.
Unter Tito hatten sie keine Chance ihre Politik durchzusetzen. Doch jetzt nachdem Tito tot war und sie nebenbei auch Argumente hatten und so an Macht gewannen, rollten sie die alten Tschetnik-Pläne aus der alten Vergangenheit wieder auf. Und da stand an oberster Stelle, die Schaffung eines serbischen Kosovos. Was dann die Serben in den 80er im Kosovo machten, wissen wir und ich will hier nicht tiefer in das eingehen, weil das nicht das Thema dieses Threads ist, sondern die Tatsache wie es zum dem ganzen Übel kam.
Kroatischer Folge-Nationalismus:
Auch bei den Kroaten, das selbe Bild: Die Nationalisten waren nie weg. Ihnen war lediglich das Maul gestopft und auch sie warteten nur auf den richtigen Zeitpunkt und auf einen Grund. Da war der neu entstandene serbische Nationalismus ein Argument wie auf dem Servier-Teller. Dass das Problem auf dem Kosovo war, interessierte eigentlich niemanden.
Genau wie die Serben extremisierten und dramatisierten die Kroaten die Sache ebenfalls zu sehr als sie es eigentlich war. Auf den bestandenen Tatsachen baute man kleine Lügengeschichten und Propaganda auf (genau wie die serbischen Nationalisten). Die Folgen waren da verheerend.