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Alle wollen Ivo

Grizzly

Problembär
Nein, nicht unsere allseits verehrte Forums-Ikone Ivo ist gemeint, sondern der Literaturnobelpreisträger Ivo Andric. Die TAZ hat einen hochinteressanten Artikel über diesen Konflikt geschrieben, der dieses Wochenende erschienen ist und insgesamt zwei Zeitungsseiten umfasst.

Ausgerechnet zum Nobelpreis-Jubiläum gibt es Ärger mit dem Erbe des Schriftstellers Ivo Andric. Er war Jugoslawiens berühmtester Autor, sein Roman "Die Brücke über die Drina" machte ihn weltbekannt, vor fünfzig Jahren wurde er dafür mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.

Nun wollen die ehemaligen Teilrepubliken Serbien, Kroatien und Bosnien ihn für sich haben, als bräuchten die jungen Staaten, die aus Titos Jugoslawien hervor gegangen sind, jeweils einen Nationalschriftsteller, um sich ihrer Eigenständigkeit zu versichern – oder den Beweis dafür, dass die jeweils anderen immer schon die Bösen waren. Es ist nicht nur ein Streit um Literatur, sondern ein Streit, der die ganze Welt der nationalistischen Vorurteile und Feindschaften auf dem Balkan wieder aufkommen lässt.

Dass Andric auf Serbisch schrieb, werten serbische Literaturwissenschaftler als eindeutigen Beweis dafür, dass Andric aber in Wahrheit eben auch Serbe war. Für Kroaten hingegen war er Kroate, weil er als solcher geboren wurde. Alle Seiten würden ihn gerne in ihren jeweiligen Kulturkanon aufnehmen. Der Streit beschäftigt mittlerweile ein Gericht. Zwischendurch unterstellten Zeitungen aus Serbien: "Kroaten klauen Andric".

Es ist eine bizarre Auseinandersetzung, die viel erzählt über die Lage in Staaten, die vor zwanzig Jahren anfingen, unabhängig zu werden, die aber immer noch das Schicksal haben, als Ex-Jugoslawien bezeichnet zu werden.
Weiter hier:
Streit um Nobelpreisträger: Alle wollen Ivo - taz.de

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behinderter Balkan eben.

der Taz-Leser Sinisa hats sehr gut beschrieben:

Worüber wird denn da eigentlich gestritten, liebe TAZ-Leser?

Ivo Andric hat sich zu Lebzeiten selbst als Jugoslawe betrachtet (logischerweise ab 1945), wie jeder friedliebende Mensch zu dieser Zeit. Somit ist jede weitere Diskussion gegenstandslos und absurd. Diese Tatsache muss klar und deutlich formuliert werden, auch medial. Andric war Jugoslawe und wird es, in diesem Sinne, auch immer bleiben. Denn nur weil Jugoslawien plötzlich von der politischen Landkarte verschwunden ist, kann sich diese Tatsache doch nicht ändern. Oder ist Julius Cesar heute plötzlich nicht mehr Römer, sondern Italiener? Um nur ein absurdes Beispiel, in eine absurde Diskussion einfliessen zu lassen.

Bravo Sinisa
 
Auch er wird sich, analog Tesla, wie ein auf einem Volksfest aufgespiesster, vor sich hinbruzelnder Ochse, in seinem Grabe drehen.
 
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