Das Problem ist Dayton selbst, zur Kriegsbeendigung war es ok, für ein funktionierenden Staat auf Dauer ist Dayton nicht geeignet. Entweder Dayton 2.0 muss her oder alle friedlich trennen in drei Staaten und mirna Bosna. Was dazwischen gibts nicht.
Die Initiative für das Abkommen von Dayton ging bekanntlich von den USA aus. Unbestritten ist, dass es den Krieg beendete. Unbestritten ist auch, dass das Abkommen keine "Verfassung" für einen neuen Staat war/ist. Nachdem der Krieg beendet war, lag es in der Hand des (neuen) Staates BiH sich auf eine Verfassung zu verständigen und geordnete Verhältnisse für die Zukunft zu finden. Jetzt gibt es aber bis heute eine ganze Reihe von Clans auf allen Seiten, die an geordneten Verhältnissen gar kein Interesse haben, da diese deren kriminellen Machenschaften den Boden entziehen würde. Die Mitglieder der Clans besetzen bis heute jede Position in der Politik (Wirtschaft gibts de facto eh nicht) und streuen einfach immer wieder ein wenig Salz in die Wunden der Bevölkerung, wenn die Gefahr besteht, dass sich doch so etwas wie geregelte Verhältnisse entwickeln könnte.
Ich bin überzeugt davon, dass alle "Dodiks" des Landes gar keine Spaltung wollen. Die kümmerlichen Reste wären dann jedenfalls zu klein und auf dem Stand eines 3.Welt-Landes um weiter nenneswerte Gelder aus Korruption zu scheffeln. Zudem wären die BiH-Fragmente erst recht dauerhaft auf Geld von außen angewiesen.
Es stellt sich nun die Frage: Wer soll denn ein "Dayton 2.0" formulieren? Wieder die USA? Die interessiert das doch gar nicht. Sollte deren nächster Präsident Trump heißen, dann findet der BiH ja nicht einmal auf der Landkarte und würde seine Rechtsanwälte vermutlich nach Botswana als nach Bosnien schicken. Clinton hat vermutlich auch andere Interessen als ihr Mann.
Soll die EU ein "Dayton 2.0" formulieren? Auch da sehe ich weit und breit niemanden, dem das ernsthaft ein Anliegen wäre und der auch von einer breiten Mehrheit in BiH akzeptiert wäre.
Bleibt nur noch, dass sich BiH selbst am eigenen Schopf aus dem Dreck ziehen muss. Dazu muss aber erst die derzeitige politische Kaste vom eigenen Volk zum Teufel gejagt werden. Mit "herkömmlichen" Wahlen wird das nicht gelingen. Dazu hätte es in den letzten zwei Jahrzehnten schon genug Gelegenheiten gegeben. Mit ein paar jämmerlichen Demonstrationen, die abgebrochen werden, sobald es zu regnen beginnt oder wenn Zeit zum Mittagessen ist, wird es auch nicht funktionieren.
Da muss ein Volksaufstand mit voller Wucht den Politiker Pfeffer in den Arsch streuen und sie zum Handeln zwingen. Aber dafür geht es dem Volk noch zu gut. Schwarzarbeit und EU-Gelder halten das System am leben. Ich persönlich sehe eine Möglichkeit, eine Beschleunigung eines Reformprozesses herbei zu führen nur mit der Methode "Zuckerbrot und Peitsche" durch die EU. Wobei die Peitsche in Form von Einstellung aller Geldlieferungen durch die EU an BiH zuerst erfolgen muss. Dazu noch Geldüberweisungen von Privatpersonen nach BiH mit einer Art Zoll (40-50%) belegen. Rechtlich ist eine derartige Maßnahme (Lieferungen von einem EU Land in ein nicht EU Land) nicht ausgeschlossen. Die Wirkung würde sich bereits nach einem Monat einstellen...
Bevor jetzt die "Dzekos" dieses Forums wieder davon fabulieren, dass dann Hilfe eben aus Moskau, Peking oder Istanbul kommen würde, ein Tipp unter Freunden: Vergesst das gleich wieder. Von dort kommen bestenfalls Almosen und Gegenforderungen. Das Leben zeigt es ja immer wieder: Nie kommt man billiger zu Grund und Boden, als bei Notverkäufen. Letztendlich hat man gar nichts mehr und wird erst recht von seinem ehemals eigenen Besitz durch den neuen Eigentümer verjagt.