Was wir hier in Aleppo mit eigenen Augen sahen, war ja nur die letzte Szene des großen Trauerspiels der Armenierausrottung, nur ein winziger Bruchteil des Schrecklichen, dass sich gleichzeitig in den übrigen Provinzen der Türkei abspielte. Viel entsetzlichere Dinge berichteten die Ingenieure der Bagdadbahn, wenn sie von der Strecke heimkehrten oder deutsche Reisende, die auf ihrem Wege den Karawanen der Deportierten begegnet waren. Manche dieser Herren mochten tagelang nichts essen, so Entsetzliches hatten sie gesehen. Der eine berichtete ..., wie am Bahndamm bei Teil Abiad und Raz ul Ain geschändete Frauenleichen massenhaft nackt herumlagen. Vielen von ihnen hatte man Knüttel in den After hineingetrieben. Ein anderer ... hatte gesehen, wie Türken armenische Männer zusammenbanden, mit Vogelflinten eine Reihe von Schüssen in das Menschenbündel hinein abgaben und lachend davongingen, während ihre Opfer in schrecklichen Zuckungen langsam verendeten. Anderen Männern hatte man die Hände auf den Rücken gebunden und ließ sie steile Hänge hinabrollen. Unten standen Frauen, die die Herabgerollten mit Messern bearbeiteten, bis sie tot waren. ...
Der deutsche Konsul aus Mossul berichtete in meinem Beisein im deutschen Kasino zu Aleppo, er habe auf manchen Stücken des Weges von Mossul nach Aleppo soviel abgehackte Kinderhände liegen sehen, dass man die Straße damit hätte pflastern können. Auch im deutschen Hospital von Urfa liegt ein kleines Mädchen, dem beide Hände abgehackt wurden. Bei einem Araberdorf vor Aleppo sah ... der deutsche Konsul aus Mossul flache Gruben mit frischen Armenierleichen. Die Araber des Dorfes sagten aus, sie hätten diese Armenier auf Befehl der Regierung umgebracht. Einer versicherte stolz, er allein habe acht totgeschlagen. In vielen Alleppiner Häusern, in denen Christen wohnen, fand ich armenische Mädchen versteckt, die durch irgend einen Zufall dem Tod entrannen, sei es, dass sie erschöpft liegen blieben und für tot gehalten wurden, als ihr Zug weitergetrieben wurde, sei es, dass Europäer Gelegenheit hatten, die Unglücklichen für wenige Mark dem türkischen Soldaten abzukaufen, der sie zuletzt geschändet hatte. Alle diese Mädchen sind wie geistesgestört. Viele haben zusehen müssen, wie die Türken ihren Eltern die Hälse durchschnitten. Ich kenne solche armen Geschöpfe, aus denen Monate lang kein Wort, aus denen noch heute kein Lächeln herauszubringen ist. Ein etwa 14jähriges Mädchen wurde von dem Magazinverwalter der Bagdadbahn in Aleppo ... aufgenommen. Das Kind war von türkischen Soldaten in einer Nacht so oft genotzüchtigt worden, dass es vollständig den Verstand verloren hatte. Ich sah, wie es sich mit heißen Lippen im Wahnsinn auf seinem Kissen herumwälzte, und konnte ihm nur mit Mühe Wasser zu trinken geben.