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Aschkali-Kulturthread

elSandzako

Daleko je Sandzak moj
Bosnia-and-Herzegovina

Aschkali
Gesamtbevölkerungunbekannt
SiedlungsgebieteAlbanien Albanien
Bulgarien Bulgarien
Kosovo Kosovo
Montenegro Montenegro
Nordmazedonien Nordmazedonien
Serbien Serbien
Sprachemehrheitlich Albanisch
Religionüberwiegend Islam
Ethnische ZuordnungRoma
Die Aschkali (bosnisch/kroatisch/serbisch Ашкалије/Aškalije, auch Haškalije; albanisch Ashkali Sg. definit männlich/weiblich: ashkaliu/ashkalie, Pl. indefinit männlich/weiblich: ashkalinjtë) sind eine vorwiegend muslimische Minderheit in Albanien, in Bulgarien, im Kosovo, in Montenegro, in Nordmazedonien und in Serbien. Sie bilden eine Teilgruppe der Roma.

Inhaltsverzeichnis​

Herkunft​

​In den 1990er Jahren entstanden im Kosovo im Kontext des albanischen und serbischen Nationalismus und der Kriegs- und gewaltsamen Vertreibungsvorgänge mit „Ashkali“ und „Ägyptern“ zwei bis dahin nicht existierende Minoritäten. „Sinti und Roma“ wurden von der Mehrheitsbevölkerung im Kosovo, deren nationalistische Sprecher allein in der Mehrheit „Albaner“ sahen, gesellschaftlich und politisch kollektiv exkludiert und diskriminiert. Die weiterhin als „Sinti und Roma“ Angesprochenen organisierten sich nun zum Teil unter dem als Ethnonym gemeinten Namen „Ashkali“ als eine Gruppe, die – ethnisch gemeint – „albanischer“ Herkunft und ohne Bezug zu Roma sei.[1] In kurzer Zeit formierte sich mit der Demokratischen Partei der albanischen Ashkali (PDAK) unter ihrem Präsidenten Danush Ademi eine politische Vertretung und mit „Demokratische Hoffnung“ unter Agim Hyseni eine NGO.[2]

Zugleich schufen Sprecher und Anhänger der neuen Minderheiten der „Ashkali“ und der „Ägypter“ eigenständige historische und ethnogenetische Ableitungen. Man sei – so eine Lesart – die Nachkommenschaft von Zuwanderern aus der Türkei während der osmanischen Herrschaft bzw. – so eine zweite – im Gefolge des Feldzugs Alexanders des Großen nach Indien (über Aschkalon) von Ägypten aus auf den Balkan gelangt.[3] So erkläre sich die Bezeichnung Ägypter für einen Teil von ihnen. Der Mythos erhebt den ausdrücklichen Anspruch, „Ägypter“ bzw. Aschkali seien vor den Albanern die ersten Bewohner des Kosovo wie auch anderer Gebiete gewesen, sie seien demnach im Besitz älterer und höherrangiger Rechte. Eine dritte Herleitung bezeichnet sie als das zweitälteste „Volk“ auf dem Balkan nach den Illyrern, die im 4. vorchristlichen Jahrhundert den Islam von ihnen übernommen hätten. Eine vierte Erklärung bezieht sich auf die Stadt Askalon in Palästina. Hier wird mit Angaben aus der Bibel argumentiert. Eine fünfte führt einen König Arsakes oder Ashkan ins Feld, der eine Dynastie der Arsakiden begründet habe, die ein Gebiet vom Iran bis Ägypten beherrschte habe.[4] Eine Präferenz für einen dieser Vorschläge hat sich noch nicht herausgebildet, sie konkurrieren noch miteinander.

Den existierenden mythischen Angeboten ist gemeinsam, was allgemein für Herkunftsmythen gerade auch auf dem Balkan zutrifft, dass sie „(are) derived from most ancient times and relate … to the world civilisations and religions“.[5] Die mythische Herkunft dient der Legitimation einer „ethnischen“ Eigenständigkeit, vor allem in Distanzierung von der Zuschreibung „Roma“ bzw. gegenüber der vor allem in der Mehrheitsbevölkerung nach wie vor üblichen, in der Regel abwertend gemeinten Etikettierung als „Sinti und Roma“ (albanisch magjup).[6] Ungeachtet der innerhalb der Gesamtgruppe der „Sinti und Roma“ kursierenden unterschiedlichen Selbstbeschreibungen und Konzepten einer Ethnogenese abseits der Roma werden die Angehörigen der „neuen“ Gruppen der Aschkali und Ägypter mit der „alten“ Gruppe der Roma in der fachlichen Literatur wie in den minderheitspolitischen Verlautbarungen der internationalen Organisationen üblicherweise zusammengeführt, häufig unter der Kurzbezeichnung RAE (= Roma, Ashkali and Egyptian).[7]

Die Abgrenzung der „Ashkali“ und der „Ägypter“ gegeneinander ist unklar. „Ägypter“ ordnen „Ashkali“ als Teil der eigenen Minderheit ein und umgekehrt. Wechselseitig wird der Vorwurf erhoben, den jeweils anderen assimilieren zu wollen. Einig ist man sich in dem Vorwurf gegenüber „Roma“ bzw. „Sinti und Roman“, Assimilierungsanstrengungen von dieser Seite ausgesetzt zu sein.[5]

Tatsächlich dürften Aschkali albanisierte Roma sein. Darauf weisen jedenfalls kulturelle Gemeinsamkeiten beider Gruppen beispielsweise in den Erwerbstätigkeiten, mündlichen Überlieferungen oder Heiratsregeln hin. Dem steht nicht entgegen, dass das Romanes für viele eine Fremdsprache, Albanisch Primärsprache, Zweitsprache oft Serbisch ist. Der Sprachverlust kleiner ethnischer Gruppen ist ein allgemeines Phänomen und keine südosteuropäische oder Roma-Besonderheit. Mit „Ägypter“ verwenden die Sprecher eine alte gemeineuropäische Bezeichnung für Roma, wie sie in „gypsies“, „gitans“ oder „gitanos“ noch lebt und auch auf dem Balkan erhalten geblieben ist, und kehren zum Ägypten-Mythos der historischen Roma zurück. Der ägyptische Herkunftsmythos war seit dem Ende des Mittelalters ein Teil der Selbstdefinition der Roma-Minderheit. Erst die wissenschaftliche Untersuchung des Romanes im ausgehenden 18. Jahrhundert deckte die reale Herkunft der Roma vom indischen Subkontinent auf, welche Erkenntnis inzwischen auch von der Minderheit selbst übernommen wurde, aber eben von einem Teil der Ashkali nicht anerkannt wird.[8] Der Wortbestandteil kali in Ashkali entspricht dem Romanes-Wort -kale für „schwarz“ (pl.). Kale ist eine alte bis heute verbreitete Selbstbezeichnung der Roma.[9]

In diesem Thread könnt ihr eure Informationen bzw. Erlebnisse erzählen. Auch Musik gehört hier rein
 
Bis du ein Ashkali?
Du kannst es ruhig zugeben, keine Angst.
 
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