Wie die FPÖ aus einer Umfrage eine Mehrheit für ein Freibad ohne Ausländer herleitet
Laut einem blauen Social-Media-Posting sind 59 Prozent der Österreicher für ein "ausländerfreies Schwimmbad" – die Umfrage, auf die sich die FPÖ bezieht, gibt das aber nicht her
Für Aufsehen sorgten Anfang Juli Medienberichte, wonach ein Schweizer Freibad Ausländern den Sprung ins kühle Nass verwehrt. Noch bis 31. August bekommen in der Kleinstadt Porrentruy nur Einheimische und ausgewählte Menschen aus dem Ausland Zutritt zum Freibad.
Grundlage für die Maßnahme ist ein Beschluss des dortigen Gemeinderats, wonach nur noch Schweizer Staatsbürger, Menschen mit Aufenthaltsgenehmigung oder Arbeitsbewilligung sowie Touristen ins Freibad dürfen. Kolportiert wurde, dass durch das Verbot vor allem junge Männer aus dem grenznahen Frankreich, oft mit nordafrikanischem Migrationshintergrund, von dem Bad ferngehalten werden sollen.
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Konstruierte Mehrheit
Mitten im politischen Sommerloch greift auch die FPÖ das Thema auf und sieht in der Maßnahme der Schweizer Gemeinde ein Vorbild. Auch hierzulande seien 59 Prozent der Österreicher für ein "ausländerfreies Schwimmbad", verbreitet die FPÖ dieser Tage auf ihren Social-Media-Kanälen. Die Partei bezieht sich dabei auf eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts OGM zur Sicherheit in Bädern im Auftrag von Servus TV. Über die Ergebnisse der Umfrage hatte der Sender Anfang Juli in seinem Nachrichtenmagazin Blickwechsel berichtet.
Konkret geht aus dem Beitrag allerdings lediglich hervor, dass das "Ausländerverbot" in dem Schweizer Bad "auf viel Zustimmung" trifft, so hätten 59 Prozent der Österreicher "Verständnis" für die Maßnahme. Dass 59 Prozent Verständnis für die Maßnahme haben, bedeutet aber nicht automatisch, dass diese auch explizit für ein Eintrittsverbot von Ausländern in Freibädern sind oder ein solches gar fordern.
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Demnach gaben 27 Prozent an, die Maßnahme für sinnvoll zu halten, damit Sicherheit und Ruhe gewährleistet sind. Weitere 32 Prozent zeigten zwar Verständnis dafür, denken aber, dass es auch andere Lösungen geben würde. 37 Prozent wiederum halten die Maßnahme für ungerechtfertigt und zu restriktiv. Die meiste Zustimmung für das Verbot gab es mit 64 Prozent übrigens von FPÖ-Wählern, unter ihnen halten nur fünf Prozent die Maßnahme für überschießend.
Dass es hierzulande also eine Mehrheit für ein "ausländerfreies Schwimmbad" gibt, lässt sich aus diesen Antworten nicht schlussfolgern – im Gegenteil. 27 Prozent halten die Maßnahme des Schweizer Freibads für sinnvoll. Ob das nun bedeutet, dass jeder Vierte auch hierzulande Schwimmbäder möchte, die Ausländern den Zutritt verwehren, darüber lässt sich nur spekulieren. (Sandra Schieder, 20.8.2025)
Laut einem blauen Social-Media-Posting sind 59 Prozent der Österreicher für ein "ausländerfreies Schwimmbad" – die Umfrage, auf die sich die FPÖ bezieht, gibt das aber nicht her
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