Grizzly
Problembär
Abschiebung kinderleicht
Ein Projekt des Roten Kreuzes erklärt Flüchtlingskindern im Comic die Rückkehr in die Herkunftsländer ihrer Familien. Aktivisten kritisieren das Vorgehen.
„Papa erzählt mir von dem Land, aus dem wir kommen. Dorthin werden wir bald zurückkehren.“ Mit diesem so harmlos anmutenden Satz beginnt eine Broschüre des Bayerischen Roten Kreuzes Nürnberg, die Kindern von Flüchtlingen ihre bevorstehende „Rückkehr“ in das Herkunftsland ihrer Eltern erklären will. In 25 Sequenzen mit bunten Bildern wird das ganze Szenario durchgespielt: Verabschiedung der Klassenkameraden, der Weg zum Flughafen, die Ankunft in der neuen, alten „Heimat“, Gefühle der Sehnsucht und das Ankommen bei den Großeltern.
Das als Hilfsangebot gedachte Comic entstand im Rahmen eines Projekts, das sich „Zentrale Rückkehrberatung für Flüchtlinge in Nordbayern“ nennt. In Kooperation mit der Arbeiterwohlfahrt und gefördert durch den Freistaat Bayern und den Europäischen Rückkehrfonds möchte das Nürnberger Rote Kreuz Beratungssuchenden Perspektiven in ihren „Herkunftsländern“ aufzeigen. Das Angebot richtet sich, so die Selbstbeschreibung, an all jene, „die vor der Frage einer Rückkehr stehen.“ Einer „freiwilligen Rückkehr“, wie es im Untertitel des Projekts heißt.
Doch dass es sich bei den Flüchtlingen, die sich an die Sozialarbeiter des Projektes wenden, keineswegs ausschließlich um solche handelt, die in ihre Herkunftsländer zurückkehren wollen, etwa nach Beendigung eines Krieges, bestätigt Ulrike Sing, Abteilungsleiterin Soziale Arbeit des BRK Nürnberg. Natürlich seien sie auch eine Beratungsstelle für Flüchtlinge, „die zurückkehren müssen“, sagt sie im Gespräch mit der taz. Alle Betroffenen können sich aber freiwillig an sie wenden.
Dass es überhaupt eine relevante Zahl von Flüchtlingen gibt, die von sich aus Deutschland verlassen wollen, bestreitet Matthias Weinzierl, der seit zehn Jahren beim Bayerischen Flüchtlingsrat arbeitet. Solche Fälle seien ihm „nur ganz selten“ untergekommen. Ganz ähnlich argumentiert Bernd Mesovic, stellvertretender Geschäftsführer von „Pro Asyl“. Auch er spricht von „erzwungener Freiwilligkeit“. Die eigene Ausreise komme oftmals nur der unausweichlichen Abschiebung zuvor. Wenn Angebote der Rückkehrberatung die Ausreise als eine von mehreren gleichberechtigten Wegen darstellen, sei dies eine „Illusion“, so Mesovic.
Matthias Weinzierl hält das Bilderbuch daher auch für „zynisch“. Er sagt, damit werde versucht dort „Normalität vorzugaukeln, wo keine ist“ und spricht davon, dass „ein unmenschlicher Vorgang behandelt wird wie ein Zahnarztbesuch“. Auch dort gäbe es bunte Bücher, die den Kindern die Angst nehmen sollen.
TAZ, ganzer Text hier
Ein Projekt des Roten Kreuzes erklärt Flüchtlingskindern im Comic die Rückkehr in die Herkunftsländer ihrer Familien. Aktivisten kritisieren das Vorgehen.
„Papa erzählt mir von dem Land, aus dem wir kommen. Dorthin werden wir bald zurückkehren.“ Mit diesem so harmlos anmutenden Satz beginnt eine Broschüre des Bayerischen Roten Kreuzes Nürnberg, die Kindern von Flüchtlingen ihre bevorstehende „Rückkehr“ in das Herkunftsland ihrer Eltern erklären will. In 25 Sequenzen mit bunten Bildern wird das ganze Szenario durchgespielt: Verabschiedung der Klassenkameraden, der Weg zum Flughafen, die Ankunft in der neuen, alten „Heimat“, Gefühle der Sehnsucht und das Ankommen bei den Großeltern.
Das als Hilfsangebot gedachte Comic entstand im Rahmen eines Projekts, das sich „Zentrale Rückkehrberatung für Flüchtlinge in Nordbayern“ nennt. In Kooperation mit der Arbeiterwohlfahrt und gefördert durch den Freistaat Bayern und den Europäischen Rückkehrfonds möchte das Nürnberger Rote Kreuz Beratungssuchenden Perspektiven in ihren „Herkunftsländern“ aufzeigen. Das Angebot richtet sich, so die Selbstbeschreibung, an all jene, „die vor der Frage einer Rückkehr stehen.“ Einer „freiwilligen Rückkehr“, wie es im Untertitel des Projekts heißt.
Doch dass es sich bei den Flüchtlingen, die sich an die Sozialarbeiter des Projektes wenden, keineswegs ausschließlich um solche handelt, die in ihre Herkunftsländer zurückkehren wollen, etwa nach Beendigung eines Krieges, bestätigt Ulrike Sing, Abteilungsleiterin Soziale Arbeit des BRK Nürnberg. Natürlich seien sie auch eine Beratungsstelle für Flüchtlinge, „die zurückkehren müssen“, sagt sie im Gespräch mit der taz. Alle Betroffenen können sich aber freiwillig an sie wenden.
Dass es überhaupt eine relevante Zahl von Flüchtlingen gibt, die von sich aus Deutschland verlassen wollen, bestreitet Matthias Weinzierl, der seit zehn Jahren beim Bayerischen Flüchtlingsrat arbeitet. Solche Fälle seien ihm „nur ganz selten“ untergekommen. Ganz ähnlich argumentiert Bernd Mesovic, stellvertretender Geschäftsführer von „Pro Asyl“. Auch er spricht von „erzwungener Freiwilligkeit“. Die eigene Ausreise komme oftmals nur der unausweichlichen Abschiebung zuvor. Wenn Angebote der Rückkehrberatung die Ausreise als eine von mehreren gleichberechtigten Wegen darstellen, sei dies eine „Illusion“, so Mesovic.
Matthias Weinzierl hält das Bilderbuch daher auch für „zynisch“. Er sagt, damit werde versucht dort „Normalität vorzugaukeln, wo keine ist“ und spricht davon, dass „ein unmenschlicher Vorgang behandelt wird wie ein Zahnarztbesuch“. Auch dort gäbe es bunte Bücher, die den Kindern die Angst nehmen sollen.
TAZ, ganzer Text hier