Blutsbrüder finde ich schon ein wenig übertrieben. Als Blutsbrüder nenne ich nur die männlichen Geschwister einer Person.
Heute sind Albaner und Griechen sowohl verschieden als auch ähnlich zueinander:
– Die Griechen haben eine christlich-orthodoxe Tradition, die Albaner haben mehrere Religionstraditionen.
– Die griechische und die albanische Sprache bilden jeweils einen eigenständigen Zweig in der indoeuropäischen Sprachfamilie, nichtsdestotrotz werden beide als die nächsten Verwandten zusammen mit dem Armenischen gesehen. Das ist aber keine gewöhnliche Sprachverwandtschaft, wie das beispielsweise zwischen dem Italienischen und dem Französischen der Fall ist.
– Die albanische und die griechische Kultur wurden in der Vergangenheit von den etwa gleichen Mächten beeinflusst: von Römern, Slawen, Venezianern und Türken. Zudem haben sie sich gegenseitig beeinflusst, beispielsweise nehmen beide Kultur für sich in Anspruch, die Fustanella oder der iso-polyphone Gesang seien ihr eigenes kulturelles Gut.
Alles in allem waren und sind Albaner und Griechen eng miteinander verflochten. Diese wechselseitige Beeinflussung begann bereits in der Antike, als griechische Kolonien an der heutigen albanischen Küste entstanden. Im Mittelalter wurde sie fortgeführt, als Zehntausende Albaner nach Süden migrierten und zuvor fast menschenleere Gegenden in Epirus, Böotien, Attika und der Peloponnes besiedelten. Gleichzeitig herrschten griechische Despoten und später byzantinische Kaiser über weite Teile albanischen Siedlungsgebietes. Und in der osmanischen Zeit dürfen wir nicht die enge Zusammenarbeit von Arvaniten, Çamen (Sulioten) und Griechen im Griechischen Unabhängigkeitskrieg vergessen, wie auch nicht die Herrschaftsbereiche albanischer Paschas in Griechenland. In der Neuzeit sind vor allem die griechisch geprägte albanisch-orthodoxe Kirche und die Hunderttausenden Migranten aus Albanien in Griechenland von Bedeutung.
Zusammenfassend eine sehr wechselvolle Geschichte mit einem Hin und Her...