Nach dem Bauernaufstand gegen die Osmanen 1875-1878 war Bosnien-Herzegowina beim
Berliner Kongress 1878 von den Großmächten der österreichisch-ungarischen Verwaltung unterstellt worden.
1908 wurde es anlässlich des 60. Thronjubiläums von Kaiser
Franz Joseph I. annektiert und die Provinz
Sandschak Novi Pazar zwischen Serbien und Montenegro geteilt, was die
Bosnische Annexionskrise auslöste.
Die Annexion brachte Österreich-Ungarn sehr viel mehr Nachteile als Vorteile, was im Wiener
Reichsrat auf große Empörung stieß. Zunächst war unklar, ob
Ungarn oder
Cisleithanien die Souveränität über Bosnien und Herzegowina bekommen sollten. Denn durch die Annexion war die fragile innerstaatliche Machtbalance bedroht. Die ungarische Regierung beanspruchte die neuen Provinzen, weil
Bosnien im Mittelalter zeitweise Teil der Gebiete der
Stephanskrone gewesen war. Aber auch
kroatische Nationalisten sahen ihre Chance gekommen. Sie forderten, dass
Bosnien zum teilautonomen
Königreich Kroatien und Slawonien geschlagen werden sollte, welches nach ihren Vorstellungen dann, zusätzlich vermehrt um
Dalmatien, aus der ungarischen Hegemonie gelöst und zum dritten Teilstaat der Donaumonarchie erhoben werden sollte. Damit wäre die im österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 errichtete dualistische Staatskonstruktion zu einem
Trialismus geworden.
Diese Forderung zum Trialismus (Österreich-Ungarn-Südslawien) stellte auch Franz Ferdinand, was ihn zur Zielscheibe nationalistischer Serben machte, welche sich eigentlich selbst Bosnien bemächtigen wollten)
Innenpolitisch und wirtschaftlich wurde Österreich-Ungarn durch die Annexion geschwächt. Es handelte sich um bitterarme Provinzen, in denen wirtschaftlich nur wenig zu holen war. Der Wirtschaftsboykott und die Mobilisierung der Armeen des österreich-ungarischen Staats hingegen belasteten die Wirtschaft erheblich.
Im Bereich der allgemeinen Volkbildung kam es durch die allgemeine
Unterrichtspflicht zu einem kontinuierlichen Rückgang des insbesondere in den östlichen und südlichen Reichsteilen noch vielfach vorhandenen
Analphabetentums. Dieses blieb jedoch weiterhin ein erhebliches bildungspolitisches Problem und behinderte die Teilnahme von weiten Bevölkerungskreisen am gesellschaftlichen und politischen Leben.
Prozentsatz der Analphabeten (Personen älter als 6 Jahre):
1880 1910
Österr. Reichshälfte 34,4 % 27,4%
Dalmatien 87,3% 73,6%
Krain 45,4% 31,4%
Bukowina 87,5% 62,2%
Küsentland 56,8% 38,2%
Die Schulpflicht wurde unter dem SHS-Staat 1921 übrigens wieder abgeschafft.
Ab 1879 begannen die Regierungen in Österreich und Ungarn das Bahnnetz wegen der schwerfälligen Entwicklung während der weltweiten
Wirtschaftskrise in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts wieder zu verstaatlichen. Zwischen 1879 und 1900 wurden in Cisleithanien und Ungarn mehr als 25.000 Kilometer neue Bahnstrecken angelegt. Während dieser Periode gelang es der Doppelmonarchie, mittels Bahneinsatzes die Transportkosten im Inneren zu reduzieren und neue Märkte außerhalb des Landes zu erschließen.
Aufgrund der Besitzungen im
Österreichischen Küstenland sowie am weiteren
Balkan verfügte Österreich über mehrere Seehäfen. Der bedeutendste davon war Triest, wo die
österreichische Handelsmarine mit ihren beiden bedeutendsten Gesellschaften
Österreichischer Lloyd und
Austro-Americana sowie einige Werften ihren Sitz hatten, und auch die
k. u. k. Kriegsmarine zahlreiche Schiffe anfertigen und ankern ließ
Die
Erste Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft (DDSG) wiederum war bis Ende der Donaumonarchie die größte Binnenschifffahrtsgesellschaft der Welt, während der
Österreichische Lloyd eine der größten Hochsee-Reedereien der damaligen Zeit, mit Reisezielen im Orient, sowie ab Errichtung des
Suez-Kanals, auch in Asien, war. Vor Kriegsausbruch zählte er 65 mittlere bis große Dampfschiffe. Die Austro-Americana zählte vor Kriegsausbruch etwa ein Drittel davon, verfügte aber mit der
S.S. Kaiser Franz Joseph I. über das größte österreichische Passagierschiff. Im Gegensatz zum Österreichischen Lloyd steuerte die Austro-Americana fast ausschließlich Ziele in Nord- und Südamerika an. Bis zum Kriegsausbruch 1914 beförderte die Gesellschaft unter anderem 101.670 Auswanderer von Österreich-Ungarn in die Vereinigten Staaten.
Insgesamt wäre es interessant zu Wissen, was aus diesen 3 Staaten (Österreich-Ungarn-Südslawien) geworden wäre ohne den beiden Weltkriegen.
Wie hätten sie sich wirtschaftlich entwickelt ?