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Kosovo-Thailänder
China gegen den Rest der Welt
Still und leise macht die Regierung in Peking Politik, um den Westen technologisch zu überholen. Die Unternehmen in den Industrienationen sind in Zugzwang. Ein tiefer Einblick in die Strategie Chinas.
In Shanghai gibt es mehrere Kirchen, in denen genau wie in anderen Gotteshäusern überall in der Welt täglich Messen abgehalten werden. Verantwortlich ist dafür jedoch nicht etwa die römisch-katholische Kirche, denn die ist in China verboten. Stattdessen steht dahinter die vom staatlichen Amt für Religionsangelegenheiten gegründete Katholisch-Patriotische Vereinigung Chinas.
Das ist typisch für China: Ausländische Organisationen, seien es Kirchen oder Unternehmen, werden toleriert, dürfen aber nur unter Aufsicht des Staates arbeiten. Sie können Ideen ins Land bringen, wenn diese Wert zu schaffen versprechen, aber sie müssen sich chinesischen Zielen unterordnen. Wenn der Wert - oder auch das Risiko - besonders hoch erscheint, schafft die Regierung halbstaatliche Organisationen, die sie besser kontrollieren kann. Ausländer sind immer wieder erschrocken über dieses Vorgehen. Aber genau das ist die Herangehensweise der Leute, die sich vorgenommen haben, ein modernes China zu schaffen.
61 Jahre nach ihrer Gründung zeigt die Volksrepublik China die Zuversicht einer Nation, die ihre wirtschaftliche Midlife-Crisis schon hinter sich hat. Aus der schwersten weltweiten Rezession in jüngerer Vergangenheit fast unbeschadet hervorgegangen, hat sie sich darangemacht, ihren Status als eine der wichtigsten Volkswirtschaften der Welt zurückzugewinnen. Die Tage der zweistelligen Wachstumsraten mögen vorbei sein, aber von 2008 bis 2010 hat Chinas Wirtschaft pro Jahr um durchschnittlich 9 Prozent zugelegt. Im August 2010 löste das Land Japan als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ab, in diesem Jahr dürfte es vor den USA zum größten Güterproduzenten weltweit werden. Damit würde China wieder den Spitzenplatz einnehmen, auf dem es laut Historikern in der Zeit vor 1850 bereits 1500 Jahre lang gestanden hatte. Erst mit der zweiten industriellen Revolution musste es die Führung an Großbritannien abgeben.
Während China die weltweiten Wirtschaftsranglisten erklimmt, wollen viele die Wahrheit nicht sehen. Sie glauben nicht, dass China reicher werden kann als die USA, deren Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2010 insgesamt dreimal so hoch und pro Kopf sogar zehnmal so hoch war. Ebenso wird bezweifelt, dass China die USA in absehbarer Zeit als wichtigste Quelle für neue Technologien und andere Innovationen ablösen kann. Aber fast unbemerkt vom Rest der Welt hat China in den vergangenen Jahren eine neue Phase der Entwicklung eingeleitet: In aller Stille und ganz gezielt verschiebt das Land seinen Schwerpunkt von erfolgreicher, aber bestenfalls mäßig fortschrittlicher Produktion hin zu einer raffinierten Hightech-Wirtschaft. Das geschieht, indem China westliche und japanische Unternehmen überredet, bedrängt oder sogar erpresst.
Nach Plänen der chinesischen Regierung sollen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) bis 2020 von derzeit 1,7 (entspricht 103 Milliarden Dollar) auf 2,5 Prozent des BIP steigen; in den USA liegt der Wert aktuell bei 2,7 Prozent (402 Milliarden Dollar). Ähnlich wie westliche Regierungen finanziert auch China Megaprojekte auf zukunftsträchtigen Gebieten wie Atomkraft, Nanotechnologie, Quantenphysik, saubere Energie und Wasseraufbereitung. Zugleich zwingt die Regierung multinationale Unternehmen in mehreren Branchen dazu, ihre Technologien mit staatseigenen Anbietern aus China zu teilen - ansonsten dürfen sie dort nicht aktiv werden. Das nährt Spannungen zwischen Peking und dem Westen. Und es wirft die höchst bedeutsame Frage auf, ob die chinesische Art des Sozialismus mit dem westlichen Kapitalismus wirklich koexistieren kann.
Globalisierung: China gegen den Rest der Welt - Harvard Business Manager
gruß
Still und leise macht die Regierung in Peking Politik, um den Westen technologisch zu überholen. Die Unternehmen in den Industrienationen sind in Zugzwang. Ein tiefer Einblick in die Strategie Chinas.
In Shanghai gibt es mehrere Kirchen, in denen genau wie in anderen Gotteshäusern überall in der Welt täglich Messen abgehalten werden. Verantwortlich ist dafür jedoch nicht etwa die römisch-katholische Kirche, denn die ist in China verboten. Stattdessen steht dahinter die vom staatlichen Amt für Religionsangelegenheiten gegründete Katholisch-Patriotische Vereinigung Chinas.
Das ist typisch für China: Ausländische Organisationen, seien es Kirchen oder Unternehmen, werden toleriert, dürfen aber nur unter Aufsicht des Staates arbeiten. Sie können Ideen ins Land bringen, wenn diese Wert zu schaffen versprechen, aber sie müssen sich chinesischen Zielen unterordnen. Wenn der Wert - oder auch das Risiko - besonders hoch erscheint, schafft die Regierung halbstaatliche Organisationen, die sie besser kontrollieren kann. Ausländer sind immer wieder erschrocken über dieses Vorgehen. Aber genau das ist die Herangehensweise der Leute, die sich vorgenommen haben, ein modernes China zu schaffen.
61 Jahre nach ihrer Gründung zeigt die Volksrepublik China die Zuversicht einer Nation, die ihre wirtschaftliche Midlife-Crisis schon hinter sich hat. Aus der schwersten weltweiten Rezession in jüngerer Vergangenheit fast unbeschadet hervorgegangen, hat sie sich darangemacht, ihren Status als eine der wichtigsten Volkswirtschaften der Welt zurückzugewinnen. Die Tage der zweistelligen Wachstumsraten mögen vorbei sein, aber von 2008 bis 2010 hat Chinas Wirtschaft pro Jahr um durchschnittlich 9 Prozent zugelegt. Im August 2010 löste das Land Japan als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ab, in diesem Jahr dürfte es vor den USA zum größten Güterproduzenten weltweit werden. Damit würde China wieder den Spitzenplatz einnehmen, auf dem es laut Historikern in der Zeit vor 1850 bereits 1500 Jahre lang gestanden hatte. Erst mit der zweiten industriellen Revolution musste es die Führung an Großbritannien abgeben.
Während China die weltweiten Wirtschaftsranglisten erklimmt, wollen viele die Wahrheit nicht sehen. Sie glauben nicht, dass China reicher werden kann als die USA, deren Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2010 insgesamt dreimal so hoch und pro Kopf sogar zehnmal so hoch war. Ebenso wird bezweifelt, dass China die USA in absehbarer Zeit als wichtigste Quelle für neue Technologien und andere Innovationen ablösen kann. Aber fast unbemerkt vom Rest der Welt hat China in den vergangenen Jahren eine neue Phase der Entwicklung eingeleitet: In aller Stille und ganz gezielt verschiebt das Land seinen Schwerpunkt von erfolgreicher, aber bestenfalls mäßig fortschrittlicher Produktion hin zu einer raffinierten Hightech-Wirtschaft. Das geschieht, indem China westliche und japanische Unternehmen überredet, bedrängt oder sogar erpresst.
Nach Plänen der chinesischen Regierung sollen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) bis 2020 von derzeit 1,7 (entspricht 103 Milliarden Dollar) auf 2,5 Prozent des BIP steigen; in den USA liegt der Wert aktuell bei 2,7 Prozent (402 Milliarden Dollar). Ähnlich wie westliche Regierungen finanziert auch China Megaprojekte auf zukunftsträchtigen Gebieten wie Atomkraft, Nanotechnologie, Quantenphysik, saubere Energie und Wasseraufbereitung. Zugleich zwingt die Regierung multinationale Unternehmen in mehreren Branchen dazu, ihre Technologien mit staatseigenen Anbietern aus China zu teilen - ansonsten dürfen sie dort nicht aktiv werden. Das nährt Spannungen zwischen Peking und dem Westen. Und es wirft die höchst bedeutsame Frage auf, ob die chinesische Art des Sozialismus mit dem westlichen Kapitalismus wirklich koexistieren kann.
Globalisierung: China gegen den Rest der Welt - Harvard Business Manager
gruß