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Cosa Nostra und die Gejagten.

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Schlächter der Cosa Nostra" gefaßt

Brusca wurde zusammen mit seinem Bruder Vincenzo (Foto, Mitte) in einem Versteck in Agrigent an der Südküste Siziliens überwältigt. Als die bis an die Zähne bewaffneten Sicherheitskräfte das Haus stürmten, sah er sich gerade zusammen mit seinem Bruder, Frauen und Kindern den Film "Giovanni Falcone" im Fernsehen an. An der Aktion waren etwa 400 Polizisten beteiligt. Die Brüder Brusca leisteten keinen Widerstand.
Um das Versteck eindeutig zu identifizieren, griffen die Fander zu einer List: Sie ließen unter den Fenstern des Hauses die Maschine eines schweren Motorrades aufheulen, als sie ein Telefonat Bruscas abhörten. Die Falle schnappte zu. Zuvor war der 39jährige seinen Verfolgern dreimal haarscharf entkommen.


In Abwesenheit zu lebenslänglicher Haft verurteilt
Giovanni Brusca galt als der Erbe des inhaftierten Toto Riina, genannt der "Boß der Bosse", und als Chef des "militärischen Armes der Cosa Nostra". Der "U Verru" (das Schwein) und "die Bestie" genannte Killer wurde im Januar wegen der Ermordung des Mafia-Geldeintreibers Ignazio Salvo in Abwesenheit zu lebenslänglicher Haft verurteilt.
Im Prozeß um die Ermordung Falcones ist er als Bombenleger angeklagt. Noch heute ist der Tatort auf der Autobahn zwischen dem Flughafen von Palermo und der Innenstadt rot markiert. Vor dem früheren Wohnhaus des Mafia-Jägers legen die Menschen täglich Blumen in Erinnerung an den populären Staatsanwalt ab.


Elfjähriger Junge bestialisch umgebracht
Im November 1993 soll Brusca den elfjährigen Sohn eines Mafia-Kronzeugen entführt und schließlich auf bestialische Art und Weise umgebracht haben. Nach 18monatiger Gefangenschaft war das Kind - Giuseppe di Matteo - erdrosselt und die Leiche in Säure aufgelöst worden. Der Vater des Jungen hatte seine belastenden Aussagen nicht zurückgezogen.
Innenminister Giorgio Napolitano und Justizminister Giovanni Maria Flick sprachen von einem außerordentlichen Fahndungserfolg. "Das ist die größte Ehre, die Falcone posthum erwiesen werden konnte", sagte Napolitano. Damit werde landesweit das Vertrauen in den Staat und in die Sicherheitskräfte gestärkt. Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro beglückwünschte noch in der Nacht den Polizeipräsidenten von Palermo, Arnaldo La Barbera, zum gelungenen Coup. Die Schwester des ermordeten Staatsanwaltes, Maria Falcone, feierte mit Freunden die gute Nachricht.
 
Harter Schlag gegen die Cosa Nostra"

Über 40 Jahre lang war er auf der Flucht, galt als der meist gesuchte Verbrecher Italiens. Jetzt hat die Polizei Bernardo Provenzano, einen der wichtigsten Bosse der sizilianischen Mafia, festgenommen.


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Rom - Provenzano sei der Polizei in der Nähe der berüchtigten Mafia-Hochburg Corleone auf Sizilien in die Falle gegangen, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa. "In Jeans und T-Shirt" habe die Polizei den "Super-Boss" auf einem Bauernhof festgenommen, berichtet der Mailänder "Corriere della Sera". Der "Pate" habe dem mobilen Einsatzkommando sofort seine Identität bestätigt, schreibt die Zeitung. In seiner Hosentasche habe Provenzano kleine, maschinengeschriebene Zettel mit Anweisungen für seine direkten Untergebenen und Angehörigen gehabt. Um nicht gefunden zu werden, habe der Mafia-Boss bewusst darauf verzichtet, per Telefon Abmachungen zu treffen.

Das Innenministerium in Rom bestätigte inzwischen die Festnahme. Ein DNA-Test habe nachgewiesen, dass es sich bei dem Mann tatsächlich um den gesuchten Mafia-Paten handele. Dem "Corriere" zufolge wurde Provenzano zunächst mit einem Hubschrauber auf die Militärbasis Bocca di Falco in Palermo gebracht. Von dort aus werde er im Auto ins Polizeipräsidium gebracht, hieß es.

Erste Gerüchte über einen möglichen Verrat an dem Mafia-Chef wurden dementiert: "Provenzano ist von niemandem verraten worden", sagte der Polizeipräsident von Palermo, Giuseppe Caruso, dem Sender RAI-News. Man habe den Flüchtigen durch klassische Ermittlungstätigkeit "im alten Stil" ausfindig gemacht: Beschattung, Abhöraktionen und das Eingreifen im richtigen Moment hätten zu dem Fahndungserfolg geführt, so Caruso.

"Es ist ein großer Tag, die größte Befriedigung, die man sich vorstellen kann", kommentierte der Staatsanwalt von Palermo, Guido Lo Forte, die Ergreifung von Provenzano. Es sei endlich gelungen "das Netz des Schweigens zu zerreißen", das den Mann bisher geschützt habe. "Dies ist ein harter Schlag gegen die Cosa Nostra", sagte Lo Forte. Die Tatsache, dass der Mafioso in seiner Heimat festgenommen worden sei, unterstütze die These des ermordeten Mafia-Jägers Borsellino, der stets erklärt habe, dass die Mafiosi Fische seien, die nur in heimischen Gewässern schwimmen.

"Er schießt wie ein Gott"

Provenzano soll die Führung der Cosa Nostra im Jahr 1993 übernommen haben, kurz nach der Verhaftung des ehemaligen Bosses Totò Riina in Palermo. Beide gehörten zur Gruppe um den Paten Luciano Liggio, der einst über Provenzano urteilte: "Er schießt wie ein Gott, hat aber das Gehirn eines Spatzen."

Provenzano - innerhalb der "ehrenwerten Gesellschaft" auch "der Traktor" oder "Onkel Binnu" genannt - wurde 1933 in Corleone auf Sizilien geboren. In den vergangenen 42 Jahren war er immer wieder in letzter Sekunde der Polizei entkommen. Sechsmal wurde er in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt.

Von den Toten auferstanden

Erst im vergangenen Monat hatte Provenzanos ehemaliger Anwalt in einer italienischen Zeitung die Vermutung geäußert, sein Ex-Klient sei nicht mehr am Leben. "Ich glaube er ist schon seit mehreren Jahren tot", zitierte die "Repubblica" den Juristen Salvatore Traina. Der Staatsanwalt von Palermo, Maurizio De Lucia, hatte die Erklärung als wenig plausibel zurückgewiesen.

Der Anti-Mafia-Kämpfer und Staatsanwalt Pietro Grasso ist seit Jahren auf der Suche nach Provenzano. Er ist der Meinung, dass der Sizilianer in der Vergangenheit stets von Politikern, Polizisten und Unternehmern gedeckt und deshalb nie gefasst wurde.

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Im vergangen Jahr hieß es, Provenzano habe sich im Sommer 2003 heimlich in einer Klinik in Marseille operieren lassen und sich dabei als Bäcker aus einem sizilianischen Dorf ausgegeben. Sein Leben als Phantom wurde durch die Tatsache begünstigt, dass das letzte Fahndungsfoto des Mafiabosses 42 Jahre alt ist. Spezialisten haben das einzig verfügbare Porträt des jungen "Paten" mehrfach mit dem Computer bearbeitet, um ihn virtuell altern zu lassen. Trotzdem wusste niemand genau, wie der "Pate" heute aussieht.

Reuige Mafia-Aussteiger und Kronzeugen, die sogenannten "Pentiti", hatten behauptet, dass es kaum eine spektakuläre Mafia-Aktion gegeben habe, an der Provenzano in der Vergangenheit nicht beteiligt gewesen war. Auch die blutigen Anschläge auf den obersten Mafiajäger, Richter Giovanni Falcone, sowie seinen Kollegen Paolo Borsellino im Jahre 1992 sollen demnach mit auf das Konto von Provenzano gehen.

Kleine Einblicke in das Wesen Provenzanos gab sein ehemaliger Vertrauter Antonino Giuffrè, der vor drei Jahren verhaftet wurde und sich als Kronzeuge zur Verfügung stellte. Er beschrieb den Boss als umsichtigen Flüchtling, der kein Problem damit habe, "mehrere Nächte im Schlafsack zu verbringen". Giuffrè zufolge ist es eine der Führungsstrategien des Mafia-Bosses, den frontalen Angriff auf Institutionen zu vermeiden, und diese vielmehr langsam zu infiltrieren.
 
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