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Das miese Geschäft mit den Altkleidern

  • Ersteller Ersteller Gelöschtes Mitglied 13322
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Gelöschtes Mitglied 13322

Guest
[h=1]Das Kilo für 1,20 Dollar[/h] Das große Geschäft mit den Kleiderspenden aus Deutschland


Wolfgang Huse hat ein gutes Gewissen und ist stolz auf seine Arbeit. Der Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes im Landkreis Osterholz-Scharmbeck leert seine Altkleidercontainer mit dem Rot-Kreuz-Emblem wöchentlich, denn es kommt ordentlich etwas zusammen. Die meisten Spendensäcke wandern allerdings nicht etwa in die Kleiderkammer des DRK, wo die Sachen an Bedürftige abgegeben werden. Die ist voll bestückt, nur wenige Menschen nehmen das Almosen in Anspruch. Nein, Wolfgang Huse und sein freiwilliger Helfer werfen die Spenden auf einen Lkw-Hänger. Der ist auf dem Betriebshof des DRK in Osterholz-Scharmbeck vorsorglich abgestellt und wird, wenn er bis unter die Deckplanen vollgestopft ist, abgeholt. Aber Wolfgang Huse glaubt zu wissen, was mit den gespendeten Altkleidern passiert: Sie würden in einer großen Sortieranlage bei Bitterfeld gesammelt und gingen von dort direkt in die Krisengebiete der Welt. Deshalb hat er »ein gutes Gefühl, wenn man denkt, dass Hilfsbedürftige davon existieren, die sich sonst nichts leisten können«.
So ungefähr stimmt das sogar, nur ein entscheidendes Detail ist selbst dem Angestellten des DRK nicht bewusst: Es sind nicht die Hilfsbedürftigen der Welt, die von den Spenden leben, sondern eine global arbeitende und denkende Branche, die die Kleidung in einem knallharten Geschäft verkauft. Und das in so großen Mengen, dass die einheimische Textilindustrie in vielen belieferten Ländern inzwischen vollkommen marginalisiert ist. Der eigentliche Wille der Spender wird auf diese Weise ad absurdum geführt: Anstatt den Armen zu helfen, ist jedes gespendete Kleidungsstück ein weiterer Beitrag zur Verarmung ganzer Bevölkerungsschichten – vor allem in Afrika, wohin der Löwenanteil der Ware exportiert wird.

Wie konnte es so weit kommen? Es steckt eine genial einfache Geschäfts- und Marketingidee dahinter, die wie eine Gelddruckmaschine funktioniert: Man bemächtigt sich einer Ware ohne Herstellungskosten. Denn diese wird gespendet, wofür die Geber mit einem guten Gewissen belohnt werden. Keine der großen Wohltätigkeitsorganisationen redet gern darüber, aber fast alle sind dabei, ob Malteser, DLRG oder eben das Deutsche Rote Kreuz, der größte Player auf dem deutschen Markt. Volker Leopold, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Osterholz-Scharmbeck, erzählt zumindest, wie alles begann. Wie vor rund 40 Jahren ein Unternehmer die Kleiderspendenidee beim DRK propagiert habe und sein Interesse gleich mit einem Scheck unterstrich. Was damals den Geschäftsführer des DRK überzeugte, mit diesem Unternehmen zu arbeiten: »Und dieses Unternehmen begleitet uns auch in der Tat auch heute noch.«
Dieses Unternehmen ist die Efiba, und sie beherrscht den deutschen Markt. Landesweit hat sie mit Kreisverbänden des DRK, aber auch mit anderen Wohltätigkeitsorganisationen Verträge geschlossen, in denen diese ihren guten Namen und ihr Logo zur Verfügung stellen, die Spenden aber direkt an das Unternehmen gehen.
[h=2]Im ostdeutschen Wolfen steht die größte Textilsortieranlage der Welt[/h] Dafür erhalten die Nichtregierungsorganisationen (NGOs), wie etwa das Rote Kreuz, Geld. Zurzeit seien das rund fünf Cent pro Kilo, verrät ein Insider, aber ganz genau will sich niemand in die Karten schauen lassen. Kein Wunder, denn was würden die Spender tun, wenn sie wüssten, dass ihre Altkleider in einen unerbittlichen Wirtschaftskreislauf eingespeist werden?
Für Pailak Mzikian ist das alles kein Problem. Er steht in Bitterfeld-Wolfen und beschreibt stolz die perfektionierte Arbeitsweise der größten Textilsortieranlage der Welt. Mzikian ist bei Soex in Wolfen angestellt. Das Hauptquartier der Soex Group, nach eigenen Angaben »weltweiter Marktführer« für Kleidungsrecycling, liegt in Bad Oldesloe bei Hamburg. Efiba, der Vertragspartner der Hilfsorganisationen, ist ein Tochterunternehmen von Soex, und im Wolfener Werk kommen die Lkw mit Spendenware im Minutentakt an. Bis zu 300 Tonnen Kleiderspenden sind es täglich, allein ein Viertel davon stammt aus den Containern des Deutschen Roten Kreuzes. Aber auch in kommerziellen Aufstellern auf Parkplätzen und an Supermärkten wird gesammelt, dafür ist die Soex-Tochter Retextil zuständig. Doch Efiba bringt aber deutlich mehr, wie Mzikian bestätigt.
Von den insgesamt rund 700.000 Tonnen Altkleidern, die 2010 laut Soex in Deutschland gesammelt wurden, verarbeitete die Firma allein 85.000 Tonnen und erzielte damit einen Gesamtumsatz von 58 Millionen Euro. Im vollcomputerisierten Sortierwerk Wolfen werden die Spenden nach Qualität neu gebündelt. Was gar nicht zu brauchen ist, muss nach deutschem Gesetz recycelt werden, aber das sind nur rund 15 Prozent der Ware. Der Rest der Spenden geht ganz andere Wege. Die besten Stücke davon, die sogenannte Creme-Ware, wird in die Länder des ehemaligen Ostblocks und in arabische Staaten exportiert und dort in Secondhandgeschäften verkauft. Alles Minderwertige geht nach Afrika, immerhin noch rund 60 Prozent der tragbaren Kleidung. Natürlich werden die Textilien dort verkauft. Gespendet wird nichts davon, meint Pailak Mzikian, »das wäre ökonomisch und nachhaltig nicht logisch. Wir sind ja ein Full-Profit-Unternehmen, keine NGO.«
[h=2]Wirtschaftskreislauf: Das Kilo für 1,20 Dollar | ZEIT ONLINE[/h]
 
Was genau meinst du denn?

Die totale Zersetzung bzw. Zerstörung der noch als Restbestand vorhandenen Textilindustrie des Ortes.
Deshalb "spende" ich keine Altkleider.

Analog dazu:
Es macht keinen Sinn, Afrika zu ernähren.
Es macht Sinn, Afrika zu lehren, wie sich Afrika selbst ernähren könne.


- - - Aktualisiert - - -

Irgendwas mit Islam, Moslems, usw.

100 Punkte.
 
Die totale Zersetzung bzw. Zerstörung der noch als Restbestand vorhandenen Textilindustrie des Ortes.
Deshalb "spende" ich keine Altkleider.

Analog dazu:
Es macht keinen Sinn, Afrika zu ernähren.
Es macht Sinn, Afrika zu lehren, wie sich Afrika selbst ernähren könne.

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100 Punkte.

Das stimmt. Aber mir drängt sich der Eindruck auf:
a) man will sie abhängig halten
b) sie können mit der Demokratie(noch) nicht so recht umgehen.

Mal ehrlich, welches afrikanische Land, ist den als Vorbild für die restlichen Afrikanischen Staaten, geeignet?
Sobald irgendein Richard Archeampong(fiktiv) an die Macht kommt, mutiert er zu Laurent Gbagbo.
Ein beschissener Kreislauf, den die Afrikaner mit eigener Anstrengung nicht durchbrechen können.
 
[h=3]Die Altkleider-Lüge[/h] Kennt Ihr das auch? Man schaut sich mal wieder eine kritische Reportage über diesen oder jenen Missstand in der Welt an, über einen schlimmen Konzern oder Ausbeutung in armen Ländern, und denkt dann bei sich: „Mist, das hätte ich jetzt doch besser nicht gewusst – nun bin ich deprimiert!“ Dieser Effekt tritt besonders dann ein, wenn nicht einer der üblichen Verdächtigen (Banken, Nestlé, Fleischkonsum, …) an den Pranger gestellt werden, sondern es um Organisationen oder Ideen geht, die eigentlich gut gedacht und gemeint sind, so wie neulich der Wirbel um den WWF. In die gleiche Kategorie fällt auch die Sendung „Die Altkleider-Lüge“, die der NDR vor einer Weile ausstrahlte und die mit dem Irrglauben aufräumte, dass man mit Kleiderspenden an das Rote Kreuz etc. wirklich etwas Gutes für Menschen in Afrika und anderswo tut.
Die meisten glauben, dass die hierzulande gesammelten Altkleiderspenden direkt in die Katastrophengebiete der Welt gehen. Was sie nicht wissen: Der größte Teil der gespendeten Bekleidung wird weiterverkauft – zum Kilopreis. Einige Hilfsorganisationen platzieren oft nur ihr Logo auf den Sammelcontainern von Altkleiderfirmen.
Einige größere Wohltätigkeitsorganisationen sammeln Altkleider, die an Firmen verkauft werden. Die Bedürftigen haben nichts davon. Was sagen Sie dazu? Wir freuen uns über Ihre Meinung.mehr



Ein geringer Teil der Kleidung wird direkt in Deutschland an Bedürftige ausgegeben. Die besten noch brauchbaren Sachen gehen nach Osteuropa und in die arabischen Staaten. Sechzig Prozent der heimischen Ware gelangt nach Afrika. Doch was passiert dort mit den Altkleidern? Die Reportage-Autoren Michael Höft und Christian Jentzsch haben in Tansania nach Antworten gesucht. Ihr Fazit: Nicht nur deutsche Firmen und einige große Hilfsorganisationen verdienen gut an den Kleiderspenden, auch für viele Händler in Afrika sind Altkleiderspenden ein lukratives Geschäft. Selbst die Ärmsten der Armen müssen dafür bezahlen. Die Billigkleider überschwemmen die Märkte des Landes und zwingen die afrikanische Textilbranche in die Knie. Hintergründe zum Thema im Dossier.
Auch Die Zeit berichtet in „Das Kilo für 1,20 Dollar“ darüber:
(…) So ungefähr stimmt das sogar, nur ein entscheidendes Detail ist selbst dem Angestellten des DRK nicht bewusst: Es sind nicht die Hilfsbedürftigen der Welt, die von den Spenden leben, sondern eine global arbeitende und denkende Branche, die die Kleidung in einem knallharten Geschäft verkauft. Und das in so großen Mengen, dass die einheimische Textilindustrie in vielen belieferten Ländern inzwischen vollkommen marginalisiert ist. Der eigentliche Wille der Spender wird auf diese Weise ad absurdum geführt: Anstatt den Armen zu helfen, ist jedes gespendete Kleidungsstück ein weiterer Beitrag zur Verarmung ganzer Bevölkerungsschichten – vor allem in Afrika, wohin der Löwenanteil der Ware exportiert wird.
Wie konnte es so weit kommen? Es steckt eine genial einfache Geschäfts- und Marketingidee dahinter, die wie eine Gelddruckmaschine funktioniert: Man bemächtigt sich einer Ware ohne Herstellungskosten. Denn diese wird gespendet, wofür die Geber mit einem guten Gewissen belohnt werden. Keine der großen Wohltätigkeitsorganisationen redet gern darüber, aber fast alle sind dabei, ob Malteser, DLRG oder eben das Deutsche Rote Kreuz, der größte Player auf dem deutschen Markt. (…)
(…) Der Hafen am Indischen Ozean ist Einfallstor eines stetig wachsenden Warenstroms. Von hier aus überfluten die in Plastikfolie eingeschweißten Altkleiderchargen nicht nur Tansania, sondern auch die angrenzenden afrikanischen Staaten. Und die Folgen sind schon auf den ersten Blick offensichtlich. An jeder Ecke stehen kleine Händler, die versuchen, Mitumba zu verkaufen. Auf den großen Märkten erstrecken sich kilometerlange Basarstraßen, auf denen ausschließlich Secondhandkleidung zu haben ist. Und nebenan sitzen die Näherinnen, die XXL-Hosen auf afrikanisches Hungerformat ändern. Die Frauen schuften im Akkord für weniger als 80 Euro im Monat, aber sie haben wenigstens noch einen Job. Rund 80.000 Beschäftigte der ehemals stattlichen tansanischen Textilindustrie haben ihren hingegen verloren. Denn Mitumba (Altkleiderspenden) ist kein einheimisches Produkt gewachsen. (…)
Wie gesagt, irgendwie ganz schön deprimierend… und das zeigt mal wieder, dass etwas grundlegend falsch läuft in diesem System.

Konsumpf » Die Altkleider-Lüge
 
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