Aktuelles
  • Herzlich Willkommen im Balkanforum
    Sind Sie neu hier? Dann werden Sie Mitglied in unserer Community.
    Bitte hier registrieren

DER AUFSTIEG DES SERBISCHEN NATIONALISMUS 1980-2000

skenderbegi

Ultra-Poster
Kosovo als Katalysator
Der Aufstieg des serbischen Nationalismus 1980-2000

http://www.nzz.ch/2007/01/06/pl/articleERGF3.html



Weshalb verlangen (fast) alle serbischen Politiker und Medien, dass Kosovo bei Serbien bleiben soll? Dies, obwohl die Bevölkerung der Provinz zu 90 Prozent aus Albanern besteht und die meisten Serben nie oder seit vielen Jahren nicht mehr in Kosovo waren. Es seien die historischen Mythen, sagen westliche Beobachter. Dazu komme die typisch serbische Opferlust, welche die militärische Niederlage auf dem Amselfeld gegen die Osmanen 1389 als moralischen Sieg deute. Aber die Umdeutung der verlorenen Schlacht in einen Sieg ist keine serbische Spezialität. Man denke an den Marignano-Mythos: die verlorene Schlacht, aus der die Eidgenossen geläutert hervorgingen und in deren Folge sie die Neutralität für sich entdeckten. Es ist nicht einfach die Vorstellung von der Wiege der Nation, die Kosovo für die Serben so brisant macht, sondern der politische, ideologische und zeitweise militärische Kampf zwischen Serben und Albanern um die Vorherrschaft über dieses Territorium. Dessen jüngste Runde wurde zu Beginn der 1980er Jahre eingeläutet.

Alternative zu Jugoslawien
Dem Historiker Florian Bieber verdanken wir einen tiefen Einblick in die Genese des zeitgenössischen serbischen Nationalismus. Er überzeugt dort, wo er die innere Dynamik des Diskurses beschreibt. Es ist der Aufstieg vom peripheren antijugoslawischen Dissidenten-Nationalismus zum Nationalismus als Mainstream, der fast alle öffentlichen Akteure, Regierung, Opposition, Medien, Kirche, dominiert (wobei Bieber die wichtige Rolle der Populärkultur weitgehend auslässt). Der Aufstieg des Nationalismus beginnt 1980 mit der Liberalisierung des öffentlichen Raumes nach Titos Tod. Die bis anhin halb im Verborgenen agitierenden Nationalisten erschliessen sich neue Foren. Die gleichzeitige wirtschaftliche Krise schafft ein aufnahmebereites Publikum.

Interessanterweise spielt die «Vergangenheitsbewältigung» eine wichtige Rolle. Anders als viele behaupten, führt die Auseinandersetzung mit der Geschichte keineswegs zwingend zu Heilung und Aussöhnung. In diesem Fall bedeutet der Vorgang eine fortschreitende Zerrüttung zwischen den nationalen Eliten der Teilrepubliken: Goli Otok, die titoistische Gefangeneninsel, wird aus der Tabuzone geholt, der Partisanenkult wird kritisiert, und mit der gegenseitigen Vor- und Aufrechnung von Opferzahlen werden öffentliche Debatten provoziert.

Serbien werde kleingehalten innerhalb Jugoslawiens, klagen die Nationalisten, nicht zuletzt wegen der autonomen Provinzen Kosovo und Vojvodina, die die Einheit der Republik untergrüben. Der Alternativentwurf zum sozialistischen Jugoslawien ist kein reformiertes Jugoslawien, sondern der ethnisch definierte Nationalstaat. Diese Weiche, lautet Biebers These, sei schon vor dem Ausbruch der Krise in den 1980er Jahren gestellt worden. Später machte die Pluralisierung der Parteienlandschaft den Nationalismus omnipräsent. Die Opposition gegen Milosevic war darin oft radikaler als der Autokrat selber, für den der Nationalismus im Grunde ein Instrument war.

Aufschaukeln mit den Albanern
Die Unruhen in Kosovo seit Beginn der 1980er Jahre sind der Katalysator. Kosovo ist der Topos und das Territorium, an dem sich der serbische Nationalismus entzündet: Die albanischen Forderungen nach Loslösung der Provinz von Serbien, später nach Sezession aus Jugoslawien provozieren extreme Reaktionen. Es ist die Rede von Genozid an den Serben in Kosovo; in diesem Kontext werden die Klöster zu Bollwerken umgedeutet, und es wird Mode, Kosovo als «Seele Serbiens» anzusprechen. Der Kampf um Kosovo wird das Hauptmotiv des serbischen Nationalismus - und zwar in der direkten Konfrontation mit dem albanischen Nationalismus.

Diese wechselseitige Verstärkung kommt in dem Buch zu kurz. Bieber versucht, den methodischen Mangel wegzuargumentieren, indem er zeigt, dass der serbische Nationalismus oft vor den Nationalismen der Nachbarn manifest wurde: Die bosnische Serbenrepublik wurde vier Monate vor der Sezession Bosniens ausgerufen. Aber dies überzeugt nicht. Entscheidend für die Radikalisierung ist das Hin und Her. Bieber zeigt dagegen überzeugend, dass es strukturelle Eigenheiten gab, welche den serbischen Nationalismus zur besonders destabilisierenden Kraft machten. Serbien hatte (und hat) eine multiethnische Bevölkerung, und vor allem lebte zu Beginn der 1990er Jahre ein Viertel der Serben ausserhalb des «Mutterlandes», besonders in Bosnien und Kroatien.

Bieber legt eine ausgezeichnete, quellenreiche und detaillierte Bestandesaufnahme des serbischen Nationalismus von 1980 bis 2000 vor. Dessen Rolle bei der Zerstörung Jugoslawiens wird offensichtlich. Doch um sein zerstörerisches Potenzial zu gewichten, müsste er ins Verhältnis zu den Nationalismen der Nachbarn und der Minderheiten gestellt werden. Denn der Zerfall Jugoslawiens ist eine Beziehungsgeschichte.

Andreas Ernst

Florian Bieber: Nationalismus in Serbien vom Tode Titos bis zum Ende der Ära Milosevic. Wiener Osteuropa-Studien, Band 18. Lit-Verlag, Wien 2005. 541 S., Fr. 69.40, Euro 40.-.
 
Ravnokotarski-Vuk schrieb:
Lohnt sich nicht zu lesen TOTALE PROPAGANDA!!!

du hast doch keine ahnung ja.
diese zeitung ist eine sehr konservative und seriöse dazu.

und es ist nicht die zeitung die das geschrieben hat sondern es ist eine buch-vorstellung!!!!!!

es ist ein buch von einem historiker.
doch ich weis alles was nicht für serbien spricht ist gegen serbien gerichtet????!!!!!
 
FReitag schrieb:
Ravnokotarski-Vuk schrieb:
Lohnt sich nicht zu lesen TOTALE PROPAGANDA!!!


Schade, von dir hätte ich mehr Verstand erwartet.



Der und Verstand.
laughing_dog.gif
 
skenderbegi schrieb:
Kosovo als Katalysator
Der Aufstieg des serbischen Nationalismus 1980-2000

http://www.nzz.ch/2007/01/06/pl/articleERGF3.html



Weshalb verlangen (fast) alle serbischen Politiker und Medien, dass Kosovo bei Serbien bleiben soll? Dies, obwohl die Bevölkerung der Provinz zu 90 Prozent aus Albanern besteht und die meisten Serben nie oder seit vielen Jahren nicht mehr in Kosovo waren. Es seien die historischen Mythen, sagen westliche Beobachter. Dazu komme die typisch serbische Opferlust, welche die militärische Niederlage auf dem Amselfeld gegen die Osmanen 1389 als moralischen Sieg deute. Aber die Umdeutung der verlorenen Schlacht in einen Sieg ist keine serbische Spezialität. Man denke an den Marignano-Mythos: die verlorene Schlacht, aus der die Eidgenossen geläutert hervorgingen und in deren Folge sie die Neutralität für sich entdeckten. Es ist nicht einfach die Vorstellung von der Wiege der Nation, die Kosovo für die Serben so brisant macht, sondern der politische, ideologische und zeitweise militärische Kampf zwischen Serben und Albanern um die Vorherrschaft über dieses Territorium. Dessen jüngste Runde wurde zu Beginn der 1980er Jahre eingeläutet.

Alternative zu Jugoslawien
Dem Historiker Florian Bieber verdanken wir einen tiefen Einblick in die Genese des zeitgenössischen serbischen Nationalismus. Er überzeugt dort, wo er die innere Dynamik des Diskurses beschreibt. Es ist der Aufstieg vom peripheren antijugoslawischen Dissidenten-Nationalismus zum Nationalismus als Mainstream, der fast alle öffentlichen Akteure, Regierung, Opposition, Medien, Kirche, dominiert (wobei Bieber die wichtige Rolle der Populärkultur weitgehend auslässt). Der Aufstieg des Nationalismus beginnt 1980 mit der Liberalisierung des öffentlichen Raumes nach Titos Tod. Die bis anhin halb im Verborgenen agitierenden Nationalisten erschliessen sich neue Foren. Die gleichzeitige wirtschaftliche Krise schafft ein aufnahmebereites Publikum.

Interessanterweise spielt die «Vergangenheitsbewältigung» eine wichtige Rolle. Anders als viele behaupten, führt die Auseinandersetzung mit der Geschichte keineswegs zwingend zu Heilung und Aussöhnung. In diesem Fall bedeutet der Vorgang eine fortschreitende Zerrüttung zwischen den nationalen Eliten der Teilrepubliken: Goli Otok, die titoistische Gefangeneninsel, wird aus der Tabuzone geholt, der Partisanenkult wird kritisiert, und mit der gegenseitigen Vor- und Aufrechnung von Opferzahlen werden öffentliche Debatten provoziert.

Serbien werde kleingehalten innerhalb Jugoslawiens, klagen die Nationalisten, nicht zuletzt wegen der autonomen Provinzen Kosovo und Vojvodina, die die Einheit der Republik untergrüben. Der Alternativentwurf zum sozialistischen Jugoslawien ist kein reformiertes Jugoslawien, sondern der ethnisch definierte Nationalstaat. Diese Weiche, lautet Biebers These, sei schon vor dem Ausbruch der Krise in den 1980er Jahren gestellt worden. Später machte die Pluralisierung der Parteienlandschaft den Nationalismus omnipräsent. Die Opposition gegen Milosevic war darin oft radikaler als der Autokrat selber, für den der Nationalismus im Grunde ein Instrument war.

Aufschaukeln mit den Albanern
Die Unruhen in Kosovo seit Beginn der 1980er Jahre sind der Katalysator. Kosovo ist der Topos und das Territorium, an dem sich der serbische Nationalismus entzündet: Die albanischen Forderungen nach Loslösung der Provinz von Serbien, später nach Sezession aus Jugoslawien provozieren extreme Reaktionen. Es ist die Rede von Genozid an den Serben in Kosovo; in diesem Kontext werden die Klöster zu Bollwerken umgedeutet, und es wird Mode, Kosovo als «Seele Serbiens» anzusprechen. Der Kampf um Kosovo wird das Hauptmotiv des serbischen Nationalismus - und zwar in der direkten Konfrontation mit dem albanischen Nationalismus.

Diese wechselseitige Verstärkung kommt in dem Buch zu kurz. Bieber versucht, den methodischen Mangel wegzuargumentieren, indem er zeigt, dass der serbische Nationalismus oft vor den Nationalismen der Nachbarn manifest wurde: Die bosnische Serbenrepublik wurde vier Monate vor der Sezession Bosniens ausgerufen. Aber dies überzeugt nicht. Entscheidend für die Radikalisierung ist das Hin und Her. Bieber zeigt dagegen überzeugend, dass es strukturelle Eigenheiten gab, welche den serbischen Nationalismus zur besonders destabilisierenden Kraft machten. Serbien hatte (und hat) eine multiethnische Bevölkerung, und vor allem lebte zu Beginn der 1990er Jahre ein Viertel der Serben ausserhalb des «Mutterlandes», besonders in Bosnien und Kroatien.

Bieber legt eine ausgezeichnete, quellenreiche und detaillierte Bestandesaufnahme des serbischen Nationalismus von 1980 bis 2000 vor. Dessen Rolle bei der Zerstörung Jugoslawiens wird offensichtlich. Doch um sein zerstörerisches Potenzial zu gewichten, müsste er ins Verhältnis zu den Nationalismen der Nachbarn und der Minderheiten gestellt werden. Denn der Zerfall Jugoslawiens ist eine Beziehungsgeschichte.

Andreas Ernst

Florian Bieber: Nationalismus in Serbien vom Tode Titos bis zum Ende der Ära Milosevic. Wiener Osteuropa-Studien, Band 18. Lit-Verlag, Wien 2005. 541 S., Fr. 69.40, Euro 40.-.


du gehst mir langsam auf die eier mit deinen propaganda hier!


:twisted:
 
Zurück
Oben