Erdrutschsieg für Front National in Frankreich
Der rechtsextreme Front National (FN) ist bei der Europawahl in Frankreich zur stärksten Partei geworden. Laut den Exit Polls mehrerer Meinungsforschungsinstitute erzielte die Partei von Marine Le Pen rund 25 Prozent und hängte damit sowohl die Konservativen als auch die regierenden Sozialisten deutlich ab. Insgesamt dürfte die Europäische Volkspartei mit ihrem Spitzenkandidaten Jean-Claude Juncker klar stärkste Kraft bei den EU-Wahlen werden.
In Frankreich kommt die konservative UMP laut den Prognosen auf 20,3 Prozent. Die Sozialisten des amtierenden Präsidenten Francois Hollande landeten mit 14,7 Prozent weit abgeschlagen auf dem dritten Platz.
Europäische Volkspartei klar vor den Sozialdemokraten
EU-weit kann die Europäische Volkspartei nach Hochrechnungen auf Basis der ersten Länderergebnisse kombiniert mit Umfragen mit 233 von 751 Sitzen rechnen, die Sozialdemokraten kommen demnach nur auf 194 Mandate. Schwächer als erwartet dürften demnach die Rechtsextremen abschneiden - trotz des Erfolgs des Fromt National.
Aus den großen Ländern wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien lagen zum Zeitpunkt dieser Prognose noch keine Ergebnisse vor. Die Hochrechnungen sehen für die Liberalen 63 Mandate vor, die Grünen könnten europaweit auf 46 Sitze kommen. Der ECR (Europäische Konservative und Reformisten) werden 40 Abgeordnete zugewiesen, der EFD (Fraktion Europa der Freiheit und Demokratie) 35 Sitze, die GUE (Vereinigte Europäische Linke/Nordische Grüne) kommt auf 50.
Von den keiner Fraktion zuzuordnenden Parteien kann die linksgerichtete Fünf-Sterne-Bewegung des Italieners Beppe Grillo mit 23 Abgeordneten rechnen. Die eher rechtsextremen Parteien würden gemeinsam auf 35 Sitze kommen, wobei die slowakische SNS (Nationalpartei), die den Einzug nach ersten Ergebnissen verfehlte, schon herausgerechnet wurde. Die sogenannten normalen Fraktionslosen können mit insgesamt 32 Abgeordneten rechnen.
Juncker pocht auf Amt des EU-Kommissionspräsidenten
Sollte sich der abzeichnende Wahlsieg der EVP bestätigen, wäre dies auch ein starkes Signal an die Staats- und Regierungschefs, den Spitzenkandidaten Juncker zum neuen EU-Kommissionspräsidenten zu wählen. Die Sozialdemokraten (SPE) haben den derzeitigen EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz ins Rennen um den Brüsseler Spitzenjob geschickt.
Formal sind die Staats- und Regierungschefs bei ihrem Vorschlag nicht gebunden, doch hat das EU-Parlament klar gemacht, dass es nur einen von den Spitzenkandidaten akzeptiert. Und Juncker pocht angesichts der starken Ergebnisse seiner EVP in einigen Ländern auch auf seine Nominierung als EU-Kommissionschef. "Ansonsten ist diese Wahl ja keine richtige Wahl gewesen", sagte er vor Journalisten am Sonntagabend in Brüssel.
Deutschland: Union verliert, SPD legt zu, Euro-Gegner stark
In Deutschland haben bei der EU-Wahl die regierenden Christdemokraten von Bundeskanzlerin Angela Merkel Stimmen verloren und die Sozialdemokraten mit Schulz zugelegt. Die Union landete dennoch mit etwa 36 zu 27 Prozent vor der SPD. Die Grünen erreichten elf Prozent, die Linke holte acht Prozent. Die Euro-kritische Alternative für Deutschland kam aus dem Stand auf sieben Prozent, die FDP rutschte auf drei Prozent ab.
Erdrutschsieg für Front National in Frankreich