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Der Kampf um die serbischen Touristen
Wo genau liegt das nächste europäische Meer?
Im damaligen Jugoslawien waren die verschiedenen Volksgruppen noch "brüderlich und einheitlich" miteinander verbunden - oder zumindest wurde das so proklamiert. Heute wiederum ist es kein Geheimnis, dass das Verhältnis der unabhängigen Republiken nicht gerade harmonisch verläuft. Gerade die Republiken Slowenien und Kroatien bemühen sich unermüdlich darum, etwas zu finden, das die unharmonische Situation noch weiter fördern könnte.
Gestritten wird um die maritimen Grenzen in der Bucht von Piran, um die Autobahnvignetten, die die Slowenen für die Fahrt durch ihr Land verlangen, und neuerdings auch um die serbischen Touristen und Touristinnen. Dass ausgerechnet Serbien in die slowenisch-kroatischen Streitereien mit hineingezogen wird, gibt der Geschichte einen seltsamen Beigeschmack.
An welchen Teil der Adriaküste werden serbische Touristen und Touristinnen in der nächsten Saison fahren?
Plakat-Krieg in Belgrad
Nach dem grausam und kriegerisch verlaufenen Zerfall Jugoslawiens, war der gegenseitige Hass jahrelang - verständlicherweise - groß. Doch plötzlich eröffnen Slowenien und Kroatien ein neues Kapitel in ihren Beziehungen zu Serbien. In der serbischen Hauptstadt Belgrad hängen jetzt riesige Plakate, wo beide Staaten mit phantasievollen Slogans versuchen, die Serben und Serbinnen in ihr jeweiliges Land zu locken.
Die bekannteste serbische Tageszeitung "Politika" hat diesem Thema bereits mehrere Artikel gewidmet. Serbien sieht sich hier als neutraler Beobachter, der den Kampf der beiden Staaten gelassen von außen betrachtet.
Das Herz sagt Adria
"Politika" stellt wieder einmal fest, dass wirtschaftliche Interessen offensichtlich schwerer wiegen als alle Eitelkeiten und jeder emotionale Schmerz. "Nur so lässt sich etwa der kroatische Gesinnungswandel erklären", schreibt der serbische Journalist Radoje Arsenic. Immerhin war den Serben bis vor kurzem noch öffentlich mitgeteilt worden, dass sie in Kroatien nicht willkommen seien. Und plötzlich öffnet Kroatien seine Tore.
Vergangenes Jahr besuchten knapp 90.000 serbische Touristen und Touristinnen Kroatien, die beliebteste Urlaubsdestination war Istrien. "So schön und doch so nah" lautet ein Slogan der Kroatien-Werbung, "Wenn das Herz Sommer sagt, sagt es Adria", ein anderer, der auch als Anspielung auf die Vorkriegszeiten verstanden werden kann.
Besuchen Sie Europa!
Die Tourismuswerbung der Slowenen ist weit weniger nostalgisch in die Vergangenheit gerichtet. Ihre Einladung an die Serben, die ja nicht in der EU sind, lautet ganz einfach "Besuchen Sie Portoroz, das nächstgelegene europäische Meer". Was dabei von den Kroaten als pure Provokation aufgefasst wird, ist das Wort "europäisch" - blockiert doch schließlich Slowenien den EU-Beitritt Kroatiens schon seit geraumer Zeit wegen des ungelösten Grenzstreits an der Adriaküste.
In kroatischen Medien liest man daher verärgerte Kommentare über diesen Slogan und man rechnet gerne vor, dass der kroatische Teil der Adria viel näher bei Serbien liegt, als der slowenische. Die slowenische Presse wiederum kontert mit Berechnungen, wonach Portoroz acht Minuten näher bei Belgrad liegt, als der nächstgelegene Küstenort in Griechenland. Überhaupt gibt man sich in Slowenien gerne ein wenig naiv und der Direktor des Tourismusverbandes, Jadran Furlanic, zum Beispiel versteht überhaupt nicht, weshalb sich Kroatien provoziert fühlt. Um noch ein wenig mehr Salz in die kroatischen Wunden zu streuen, behaupten die Slowenen, Kroatien sei lediglich besorgt wegen der schwierigen Lage des Tourismussektors und würde die Schuldigen lieber woanders als bei sich selbst suchen.
Wie auch immer, der Fall zeigt jedenfalls, wie man ohne allzu große Mühen ein schwerwiegendes Problem konstruieren kann, wenn der Wille dazu vorhanden ist.
Wo genau liegt das nächste europäische Meer?
Im damaligen Jugoslawien waren die verschiedenen Volksgruppen noch "brüderlich und einheitlich" miteinander verbunden - oder zumindest wurde das so proklamiert. Heute wiederum ist es kein Geheimnis, dass das Verhältnis der unabhängigen Republiken nicht gerade harmonisch verläuft. Gerade die Republiken Slowenien und Kroatien bemühen sich unermüdlich darum, etwas zu finden, das die unharmonische Situation noch weiter fördern könnte.
Gestritten wird um die maritimen Grenzen in der Bucht von Piran, um die Autobahnvignetten, die die Slowenen für die Fahrt durch ihr Land verlangen, und neuerdings auch um die serbischen Touristen und Touristinnen. Dass ausgerechnet Serbien in die slowenisch-kroatischen Streitereien mit hineingezogen wird, gibt der Geschichte einen seltsamen Beigeschmack.
An welchen Teil der Adriaküste werden serbische Touristen und Touristinnen in der nächsten Saison fahren?
Plakat-Krieg in Belgrad
Nach dem grausam und kriegerisch verlaufenen Zerfall Jugoslawiens, war der gegenseitige Hass jahrelang - verständlicherweise - groß. Doch plötzlich eröffnen Slowenien und Kroatien ein neues Kapitel in ihren Beziehungen zu Serbien. In der serbischen Hauptstadt Belgrad hängen jetzt riesige Plakate, wo beide Staaten mit phantasievollen Slogans versuchen, die Serben und Serbinnen in ihr jeweiliges Land zu locken.
Die bekannteste serbische Tageszeitung "Politika" hat diesem Thema bereits mehrere Artikel gewidmet. Serbien sieht sich hier als neutraler Beobachter, der den Kampf der beiden Staaten gelassen von außen betrachtet.
Das Herz sagt Adria
"Politika" stellt wieder einmal fest, dass wirtschaftliche Interessen offensichtlich schwerer wiegen als alle Eitelkeiten und jeder emotionale Schmerz. "Nur so lässt sich etwa der kroatische Gesinnungswandel erklären", schreibt der serbische Journalist Radoje Arsenic. Immerhin war den Serben bis vor kurzem noch öffentlich mitgeteilt worden, dass sie in Kroatien nicht willkommen seien. Und plötzlich öffnet Kroatien seine Tore.
Vergangenes Jahr besuchten knapp 90.000 serbische Touristen und Touristinnen Kroatien, die beliebteste Urlaubsdestination war Istrien. "So schön und doch so nah" lautet ein Slogan der Kroatien-Werbung, "Wenn das Herz Sommer sagt, sagt es Adria", ein anderer, der auch als Anspielung auf die Vorkriegszeiten verstanden werden kann.
Besuchen Sie Europa!
Die Tourismuswerbung der Slowenen ist weit weniger nostalgisch in die Vergangenheit gerichtet. Ihre Einladung an die Serben, die ja nicht in der EU sind, lautet ganz einfach "Besuchen Sie Portoroz, das nächstgelegene europäische Meer". Was dabei von den Kroaten als pure Provokation aufgefasst wird, ist das Wort "europäisch" - blockiert doch schließlich Slowenien den EU-Beitritt Kroatiens schon seit geraumer Zeit wegen des ungelösten Grenzstreits an der Adriaküste.
In kroatischen Medien liest man daher verärgerte Kommentare über diesen Slogan und man rechnet gerne vor, dass der kroatische Teil der Adria viel näher bei Serbien liegt, als der slowenische. Die slowenische Presse wiederum kontert mit Berechnungen, wonach Portoroz acht Minuten näher bei Belgrad liegt, als der nächstgelegene Küstenort in Griechenland. Überhaupt gibt man sich in Slowenien gerne ein wenig naiv und der Direktor des Tourismusverbandes, Jadran Furlanic, zum Beispiel versteht überhaupt nicht, weshalb sich Kroatien provoziert fühlt. Um noch ein wenig mehr Salz in die kroatischen Wunden zu streuen, behaupten die Slowenen, Kroatien sei lediglich besorgt wegen der schwierigen Lage des Tourismussektors und würde die Schuldigen lieber woanders als bei sich selbst suchen.
Wie auch immer, der Fall zeigt jedenfalls, wie man ohne allzu große Mühen ein schwerwiegendes Problem konstruieren kann, wenn der Wille dazu vorhanden ist.