Hi, habe hier einen Interessanten und wie ich finde auch mehr oder weniger "Parteilosen" Bericht über das Kosovo gefunden. Finde ihn sehr Interessan vorallem auch wegen einigen Zitaten die mich nachdenklich gemacht haben :?
Die Erosion Jugoslawiens, eines Staates, der formal schon längst nicht mehr besteht, immer aber ein rein künstliches Produkt war, schreitet unaufhaltsam voran. Nachdem Serbien, die eigentliche Kernrepublik des untergegangenen Staates, die letztlich "Jugoslawien" war - alles andere war immer reine Ideologie - die Unabhängigkeit Montenegros anerkannt hat, rückt eine endgültige Entscheidung über die Zukunft des Kosovo näher.
Obzwar die Frage der Unabhängigkeit aus politischen Gründen bislang immer ausgeklammert wurde, wird es doch über kurz oder lang darauf hinauslaufen.
Entsprechende Forderungen wurden von der kosovo-albanischen Übergangsregierung unter Premier Agim Ceku auch schon gestellt. Doch bislang hielt die UN-Verwaltung offiziell am Status Quo fest, der eigentlich gar nicht klärte, der Kosovo bei Serbien beließ aber de facto zu einem autonomen UN-Protektorat machte. Die seit Februar 2006 in Wien laufenden Verhandlungen brachten dazu nichts Neues.Mittlerweile haben jedoch sowohl der Österreicher Erhard Busek, seines Zeichens Sonderkoordinator für den EU-Stabilitätspakt auf dem Balkan als auch Sören Jessen-Petersen, der Chef der UN-Verwaltung (Unmik), der Regierung unter Agim Ceku "Fortschritte bei der Erreichung internationaler Standards" in Sachen Menschenrechten bescheinigt, was eine Voraussetzung für die Unabhängigkeit wäre.
In der Tat ist die Behandlung der noch im Lande verbliebenen Angehörigen der ethnischen Minderheiten das Hauptproblem im Kosovo. Insbesondere die Serben, von denen der bei weitem größere Teil allerdings geflüchtet ist, sind seit dem NATO-Krieg und dem vorausgegangenen Krieg der nationalistischen UCK gegen die - damals noch - jugoslawischen Streitkräfte, ständig ausgesprochenen Verfolgungen ausgesetzt. Sie leben so gut wie ausschließlich in streng bewachten Enklaven. Dennoch werden jede Woche gewalttätige Übergriffe auf Serben gemeldet, teils wohl Ausdruck spontaner Wut, teils auch bewußt geschürt. In etwas moderaterer Form gilt das auch für Angehörigen anderer Minderheiten im Kosovo. Ein normales Leben ist für diese derzeit nicht zu führen und auch nicht absehbar.
Immerhin muß man der Regierung Ceku und dem Präsidenten Fatmir Sejdiu, des Nachfolgers des verstorbenen Ibrahim Rugowa, zugute halten, daß sie diese Übergriffe nicht schüren. Ceku wandte sich vor kurzem in einer Radioansprache an seine albanischen Landsleute, warnte sie vor Übergriffen und argumentierte, daß die "Serben keine Gefahr (mehr) seien". Nennenswerte Auswirkungen konnten jdoch bislang nicht beobachtet werden. Allerdings versucht auch die serbische Propaganda das Bild von der Lage im Kosovo übertrieben negativ darzustellen, da eine schlechte Lage derzeit den letzten "Schutz" vor der Unabhängigkeit, die für Serbien eine tiefe Demütigung wäre, darstellt. Immerhin gehört das Kosovo (Amselfeld) zu den historischen Kernlandschaften Serbiens und war Schauplatz einer der größten Schlachten der Serben gegen die erobernden Türken (und natürlich Schauplatz einer Niederlage, wie auch fast alle historischen Orte Serbiens Schauplatz von Niederlagen sind).
Allerdings war der serbische Charakter des Kosovo auch in Jugoslawien schon lange Geschichte, das Land ethnisch längst albanisiert. 1974 - noch unter Marschall Tito - bekam es auch eine Autonomie im Rahmen der serbischen Teilrepublik, die aber - genau wie für die andere autonome Region, die Vojvodina - unter Präsident Milosevic wieder aufgehoben wurde, nachdem albanische politische Gruppierungen, zu denen bald die UCK gehörte, die volle Unabhängigkeit forderten und ein "ethnisch reines" Kosovo mit Worten und Taten anstrebten. Die Folgen sind bekannt. Nachdem serbische Truppen die Lage wiederherstellten und es dabei zu schweren Kämpfen mit beiderseitigen Ausschreitungen kam (und viele Albaner flohen) intervenierte die NATO, machte das Kosovo zum Protektorat und führte Krieg gegen Serbien. Die entsprechenden Verletzungen seelischer Art sind bis heute nicht wirklich abgeklungen.
Doch allmählich wird das Kosovo den Besatzern lästig und die "einzige vernünftige machbare Perspektive" (Busek) liegt in der Unabhängigkeit des Landes. Die beste Gelegenheit, diese Entwicklungsrichtung auch offiziell in die Debatte einzuspeisen, ergibt sich im Juni, wenn Unmik-Chef Jessen-Petersen dem Weltsicherheitsrat der UNO den offiziellen Bericht zur Lage im Kosovo vorlegen wird. Er wird ein günstiges Bild der Lage bieten. Vielleicht auch ein geschöntes. Doch welche andere Perspektive, außer vielleicht ein zwitterhafter Rechtszustand, könnte es für das Land geben. Wirklich: Die Geschichte Serbiens ist eine Geschichte der andauernden Niederlagen.
Quelle
Was meint ihr vorallem zu den hervorgehobenen Sätzen?
Ist Serbiens geschichte eine Geschichte voller Niederlagen?
Ich kenne mich mit der Serbischen Geschichte nicht all zu gut aus, doch ist mir bis jetzt wirklich NICHTS eingefallen wo die Serben bzw der "Staat" Serbien was erreicht hätte. (Lyncht mich nicht für diesen Satz )
Hoffe das mich schnell Jemand berichtigt 8)
Die Erosion Jugoslawiens, eines Staates, der formal schon längst nicht mehr besteht, immer aber ein rein künstliches Produkt war, schreitet unaufhaltsam voran. Nachdem Serbien, die eigentliche Kernrepublik des untergegangenen Staates, die letztlich "Jugoslawien" war - alles andere war immer reine Ideologie - die Unabhängigkeit Montenegros anerkannt hat, rückt eine endgültige Entscheidung über die Zukunft des Kosovo näher.
Obzwar die Frage der Unabhängigkeit aus politischen Gründen bislang immer ausgeklammert wurde, wird es doch über kurz oder lang darauf hinauslaufen.
Entsprechende Forderungen wurden von der kosovo-albanischen Übergangsregierung unter Premier Agim Ceku auch schon gestellt. Doch bislang hielt die UN-Verwaltung offiziell am Status Quo fest, der eigentlich gar nicht klärte, der Kosovo bei Serbien beließ aber de facto zu einem autonomen UN-Protektorat machte. Die seit Februar 2006 in Wien laufenden Verhandlungen brachten dazu nichts Neues.Mittlerweile haben jedoch sowohl der Österreicher Erhard Busek, seines Zeichens Sonderkoordinator für den EU-Stabilitätspakt auf dem Balkan als auch Sören Jessen-Petersen, der Chef der UN-Verwaltung (Unmik), der Regierung unter Agim Ceku "Fortschritte bei der Erreichung internationaler Standards" in Sachen Menschenrechten bescheinigt, was eine Voraussetzung für die Unabhängigkeit wäre.
In der Tat ist die Behandlung der noch im Lande verbliebenen Angehörigen der ethnischen Minderheiten das Hauptproblem im Kosovo. Insbesondere die Serben, von denen der bei weitem größere Teil allerdings geflüchtet ist, sind seit dem NATO-Krieg und dem vorausgegangenen Krieg der nationalistischen UCK gegen die - damals noch - jugoslawischen Streitkräfte, ständig ausgesprochenen Verfolgungen ausgesetzt. Sie leben so gut wie ausschließlich in streng bewachten Enklaven. Dennoch werden jede Woche gewalttätige Übergriffe auf Serben gemeldet, teils wohl Ausdruck spontaner Wut, teils auch bewußt geschürt. In etwas moderaterer Form gilt das auch für Angehörigen anderer Minderheiten im Kosovo. Ein normales Leben ist für diese derzeit nicht zu führen und auch nicht absehbar.
Immerhin muß man der Regierung Ceku und dem Präsidenten Fatmir Sejdiu, des Nachfolgers des verstorbenen Ibrahim Rugowa, zugute halten, daß sie diese Übergriffe nicht schüren. Ceku wandte sich vor kurzem in einer Radioansprache an seine albanischen Landsleute, warnte sie vor Übergriffen und argumentierte, daß die "Serben keine Gefahr (mehr) seien". Nennenswerte Auswirkungen konnten jdoch bislang nicht beobachtet werden. Allerdings versucht auch die serbische Propaganda das Bild von der Lage im Kosovo übertrieben negativ darzustellen, da eine schlechte Lage derzeit den letzten "Schutz" vor der Unabhängigkeit, die für Serbien eine tiefe Demütigung wäre, darstellt. Immerhin gehört das Kosovo (Amselfeld) zu den historischen Kernlandschaften Serbiens und war Schauplatz einer der größten Schlachten der Serben gegen die erobernden Türken (und natürlich Schauplatz einer Niederlage, wie auch fast alle historischen Orte Serbiens Schauplatz von Niederlagen sind).
Allerdings war der serbische Charakter des Kosovo auch in Jugoslawien schon lange Geschichte, das Land ethnisch längst albanisiert. 1974 - noch unter Marschall Tito - bekam es auch eine Autonomie im Rahmen der serbischen Teilrepublik, die aber - genau wie für die andere autonome Region, die Vojvodina - unter Präsident Milosevic wieder aufgehoben wurde, nachdem albanische politische Gruppierungen, zu denen bald die UCK gehörte, die volle Unabhängigkeit forderten und ein "ethnisch reines" Kosovo mit Worten und Taten anstrebten. Die Folgen sind bekannt. Nachdem serbische Truppen die Lage wiederherstellten und es dabei zu schweren Kämpfen mit beiderseitigen Ausschreitungen kam (und viele Albaner flohen) intervenierte die NATO, machte das Kosovo zum Protektorat und führte Krieg gegen Serbien. Die entsprechenden Verletzungen seelischer Art sind bis heute nicht wirklich abgeklungen.
Doch allmählich wird das Kosovo den Besatzern lästig und die "einzige vernünftige machbare Perspektive" (Busek) liegt in der Unabhängigkeit des Landes. Die beste Gelegenheit, diese Entwicklungsrichtung auch offiziell in die Debatte einzuspeisen, ergibt sich im Juni, wenn Unmik-Chef Jessen-Petersen dem Weltsicherheitsrat der UNO den offiziellen Bericht zur Lage im Kosovo vorlegen wird. Er wird ein günstiges Bild der Lage bieten. Vielleicht auch ein geschöntes. Doch welche andere Perspektive, außer vielleicht ein zwitterhafter Rechtszustand, könnte es für das Land geben. Wirklich: Die Geschichte Serbiens ist eine Geschichte der andauernden Niederlagen.
Quelle
Was meint ihr vorallem zu den hervorgehobenen Sätzen?
Ist Serbiens geschichte eine Geschichte voller Niederlagen?
Ich kenne mich mit der Serbischen Geschichte nicht all zu gut aus, doch ist mir bis jetzt wirklich NICHTS eingefallen wo die Serben bzw der "Staat" Serbien was erreicht hätte. (Lyncht mich nicht für diesen Satz )
Hoffe das mich schnell Jemand berichtigt 8)