Liebling der Hardliner – und von Wagner-Chef
Er musste zwar den Rückzug aus Cherson im Süden befehligen, allgemein wurde das aber als Folge der Fehler seiner Vorgänger gesehen. Er gilt als einer der härtesten und skrupellosesten Generäle Russlands, was ihn zum dezidierten Liebling der russischen Militärblogger macht, die vom Kreml ein weit härteres Vorgehen in der Ukraine fordern.
Und er wurde auch immer wieder vom Chef der russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, gelobt, der in den vergangenen Wochen zunehmend seine eigene Agenda in den Fokus rückte und gleichzeitig die Kriegsführung des russischen Verteidigungsministeriums seit Ende 2022 zunehmend kritisierte.
Offene Widersprüche
Das Institute for the Study of War vermutet, dass Prigoschin, mittlerweile eine der wichtigsten Figuren in der Silowiki-Fraktion, die Erfolgsmeldungen – seien sie bestätigt oder auch nur erfunden – gezielt einsetze, um seine Gruppe als die einzige russische Kraft in der Ukraine zu propagieren, die in der Lage ist, greifbare Erfolge zu erzielen. In den russischen Staatsmedien wurden die ersten militärischen Erfolge seit Langem, das Vorrücken auf die seit Monaten beschossenen Städte Bachmut und Soledar, gefeiert.
Prigoschin verkündete am Dienstagabend die vollständige Eroberung der umkämpften Kleinstadt Soledar und betonte, dass nur seine Truppen für den Erfolg verantwortlich seien.
Das Verteidigungsministerium und der Kreml widersprachen wenige Stunden später. Der Ort sei nicht vollständig eingenommen, und reguläre russische Truppen seien an den Kämpfen ebenfalls beteiligt: Luftlandetruppen hätten den nördlichen und südlichen Teil von Soledar blockiert, und die russische Luftwaffe bombardiere ukrainische Stellungen.
Zum dritten Mal binnen weniger Monate hat der Kreml den Befehlshaber für den Ukraine-Krieg gewechselt. Nun soll es Generalstabschef Waleri Gerassimow richten – und das, obwohl Russlands oberster Militär seit Beginn des Kriegs eher in der Kritik steht. Internationale Beobachter rätseln über die...
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