Hallo, noch einmal, Ihr Beiden!
Nochwas: als nach dem Abtauchen von Janukowitsch die Abgeordneten, die sich nicht von ihm abwenden wollen, verprügelt, mit Farbe besprüht, ihre Familien bedroht wurden: da hat man im Westen gelacht und gesagt, so ist das nun mal bei einer Revolution. Damals hätte man schon mit der Reaktion der Russen rechnen können. Diese Typen sind genauso für die Toten verantwortlich.
Egal, für wen man quasi Partei ergreift. Jedem sollte klar sein, dass beide Seiten ob gewollt, ungewollt ihren Anteil an der Eskalation tragen, die zum Krieg führte und an jenen während des Krieges.
Wie dem auch sei, ob "Sturm" oder "Offensive" beides bedeutet noch nicht das jetzt die Wohnviertel einer Stadt mit Artilleririe oder Grad Raketen beschossen werden sollten.
Du spielst wohl auf den Vergleich mit Tschetschenien an, warum Russland Tschetschenien nicht in die Unabchängigkeit freilassen kann? (Kadyrow lassen wir jetzt mal aussen vor) Die Antwort must du doch kennen. Wenn nicht dann beantworte bitte für sich selbst diese Fragen: Warum hat UdSSR Finnland überfallen und ihr ein Stück Territorium weggenommen? Warum hat UdSSR den Japanern ihre "nordlichen Territorien" weggenommen und die japanische Bevölkerung vertrieben? Und deswegen gibt es bis heute mit Japan kein Friedensvertrag, die Japaner forden ihre Territorien immer noch zurück.
Warum hat UdSSR Deutschland Ostpreussen weggenommen und die deutsche Bevölkerung vertrieben?
Und solange es ein starkes Russland gibt wird sie nie wieder alle diese Territorien zurückgeben. Kennst du die Antworten dafür?
Ich denke schon, auch wenn ich kein Experte für internationale Beziehungen, Geostrategie usw. bin. Es geht natürlich um die Wahrnehmung der eigenen geopolitischen Interessen. Auch hier in der Ukraine. Aber das Problem ist, dass Russland diese nicht wirklich wahrnimmt. So, dass das Land am Ende wirklich etwas davon hat.
Genau die Erfahrungen unserer Nachbarn führen doch dazu, dass diese Schutz suchen, dann mit NATO etwa sich verbünden, wir dann uns wieder eingekreist sehen und unseren Handlungsspielraum immer weiter eingeschnürt usw. Und du weißt ja, wie die Menschen bei uns reden. Dass man uns auch teilen möchte usw.
Wir haben gemessen am BIP und Staatshaushalt die größten Militärausgaben weltweit. Und im Gegensatz zu allen anderen Bereichen wird daran auch nicht gespart werden. Wir haben seit Jahren stark
die Modernisierung der Armee voran getrieben. Wogegen ich grundsätzlich nichts habe, natürlich.
Ich bin vielleicht naiv. Aber wenn man sich sämtlichste Nachbarn zum Feind macht. Wie selbstverständlich den Anspruch darauf hat, sich ggf. auch wegen bestimmter geostrategischer Bedeutung fremdes Land zu nehmen. Dann wird man im Gegenteil immer mehr zum eigenen Nachteil eingeschnürt. Ich sage es noch mal: Ich verurteile die Kriegsverbrechen im Osten der Ukraine. Ich verurteile etwa auch die SS-Verherrlichung in Estland usw. Aber am besten wird aus meiner Sicht Russland seine Interessen wahrnehmen, wenn es nicht nur die Muskeln spielen lässt. Das habe ich auch schon geschrieben. Sondern einen partnerschaftlichen, freundschaftlichen Weg mit seinen Nachbarn sucht. Und wenigstens ohne kritische Aufarbeitung der Geschichte wird das nicht gehen, denke ich. Nur dafür wird Russland und die russische Gesellschaft den ersten Schritt tun müssen. So schmerzhaft das ist. Denn wenn man ein ernsthaft normal, partnerschaftliches Verhältnis hat, dann wird das eher auch im Sinne einer soft power den Nährboden dafür schaffen, dass die Nachbarn vielleicht mit einem dabei sind, auch russische Interessen wahrzunehmen und dazu nicht mit Drohen usw. gezwungen werden müssen. Und dass man dann auch nicht über feindliche Basen vor den eigenen Grenzen und "Alle wollen uns aufteilen" reden muss.
Liebe Grüße