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Die heutigen historischen Tatsachen vermitteln uns jedoch ein völlig anderes Bild von Enver Hoxha und seiner Beziehung zum Kosovo. Hoxha verzichtete bereits bei seinem Machtantritt auf das Kosovo mit seiner albanischen Mehrheit. Dieser Verzicht kam nicht von ungefähr, sie war Bedingung für die Sicherung der jugoslawischen Unterstützung für die albanisch-kommunistische Arbeiterpartei von Enver Hoxha. Diese Tatsache versuchte Enver Hoxha während seiner gesamten Herrschaft über Albanien zu verschleiern, doch mittlerweile existieren genügend historische Beweise, die diese „albanisch-jugoslawische Kollaboration“ zu Ungunsten der Kosovo-Albaner belegen. Selbst die Frau des verstorbenen Diktators, Nexhmije Hoxha, gibt den Verzicht des Kosovo indirekt zu. Zwar führt sie dies nicht auf die jugoslawische Beziehung zurück (dessen Intensität und Bedeutung sie ohnehin grundlegend leugnet), sondern auf die mangelnde internationale Unterstützung für so ein Vorhaben.
Nexhmije Hoxha war die rechte Hand von Enver Hoxha
Nexhmije Hoxha gibt oft und gerne Interviews für die Medien, in denen sie versucht die Diktaturherrschaft ihres Mannes zu relativieren und ins rechte Licht zu rücken, ohne dabei zu merken, dass sie sich mit jedem einzelnen Satz immer wieder aufs Neue verrät. So geht aus ihrer Schilderung über ihre Begegnung mit Mit’hat Frashëri hervor, dass der eigentliche Grund für die Unstimmigkeiten zwischen ihr und Mit’hat Frashëri war, dass letzerer ein „ethnisches Albanien“, also inklusive dem Kosovo anstrebte, wohingegen sie aufgrund der damaligen aussenpolitischen Gegebenheiten „realistisch“ blieb. Mit anderen Worten: Sie hielt den Zusammenschluss des Kosovo mit Albanien für ein Hirngespinst, eine Träumerei und Höhepunkt des Zynismus von Mit’hat Frashëri.
Samstag, den 28. August 2010 um 12:00 Uhr Wer war Mit’hat Frashëri?
Um die Beweggründe von Mit’hat Frashëri‘s politischen Handelns zu verstehen, muss man zuerst die Geschichte seines Vaters kennen. Mit’hat Frashëri, 1880 in Janine geboren, war der Sohn des albanischen Nationalisten, Abdyl Frashëri. Dieser war einer der Hauptanführer der 1887 gegründeten „Liga von Prizren“, die während des Zerfalls des osmanischen Reiches für einen Zusammenschluss der albanischen Gebiete kämpfte.
Seine beiden Brüder, Sami und Naim Frashëri - beide gehörten zur damaligen albanisch-intellektuellen Elite – beteiligten sich ebenfalls organisatorisch und publizistisch an der „Liga von Prizren“. Die damalige türkische Verwaltung liess Abdyl Frashëri aufgrund seiner politischen Aktivitäten für die „albanische Sache“ verhaften und nach Istanbul deportieren.
Auch wenn Albanien aufgrund von äusseren Umständen, am 28. November 1912, seine Unabhängigkeit (ohne den Kosovo) erlangte, liessen die drei Frashëri-Brüder von ihrem eigentlichen und fortwährenden Ziel, nämlich alle Gebiete, in denen die Albaner seit Jahrhunderten lebten und die Mehrheit stellten, zu vereinen, nicht ab. Nie hätten sie einem Abtreten des Kosovo an Jugoslawien ausdrücklich zugestimmt. Deswegen werden die drei Frashëri‘s, die ursprünglich aus dem Süden Albaniens stammen, im Kosovo nachwievor als Helden verehrt.
So ist es auch kein Wunder, dass der Sohn von Abdyl Frashëri, Mit’hat, das unerreichte Ziel seines Vaters, nämlich die Vereinigung des Kosovo mit Albanien, nie aus den Augen verloren hatte. Um den einstigen Kampf seines Vaters wieder aufzunehmen, setzte er sich 1941 an die Spitze der nationalistisch-albanischen Bewegung „Balli Kombëtar“.
Was von den albanischen Kommunisten gerne geleugnet wird: Die Kosovo-Albaner schlossen sich mehrheitlich den Ballisten an. Die albanischen Kommunisten hingegen propagierten den „antifaschistischen Widerstandskampf“ der Albaner gegen die italienische und deutsche Besatzung. Die damaligen historischen Gegebenheiten sprechen allerdings eine völlig andere Sprache. Es ist zwar Fakt, dass sich die Albaner am „antifaschistischen Widerstandskampf“ beteiligten, auch waren die Albaner in der Mehrheit nicht empfänglich für die faschistischen Ideologie, was unter anderem auch die Judenrettung in Albanien bestätigt. Die italienische und deutsche Besatzung nahmen die Kosovo-Albaner während des zweiten Weltkrieges durchaus auch als „Besatzung“ war. Ähnlich wie während des ersten Weltkrieges, war sie aber auch eine „befreiende Besatzung“. Denn die Zustände, in denen sie unter der jugoslawischen Besatzung leben mussten, waren für sie weitaus schlimmer, als die unter den neuen Besatzern.
Dies erklärt die Sympathie der Kosovo-Albaner auf einfache und klare Art und Weise für den Kampf der Ballisten und die natürliche Antipathie gegenüber den albanisch-jugoslawischen Kommunisten. Man sollte auch nicht in den Irrglauben verfallen, dass die damaligen Kommunisten eine breite Zustimmung unter der Bevölkerung in Albanien vorfanden und sich dort problemlos über das ganze Land ausbreiten konnten. Die damalige kommunistische Bewegung in Albanien war ganz klar „toskisch“ dominiert, das heisst, der Grossteil dieser Aktivsten kam aus dem Süden Albaniens. Die gegischen Albaner aus dem bergigen Norden „Malësia“ schlossen sich mehrheitlich den Balli Kombëtar von Mit’hat Frashëri an und kämpften somit auch für den Anschluss des Kosovo mit Albanien, wohingegen die albanischen Kommunisten unter Enver Hoxha bei ihrer Machtinstallation in Albanien nicht nur von Anfang an auf den Kosovo verzichtet haben, sondern aktiv - mit jugoslawischer Unterstützung - die Balli Kombëtar bekämpften[...]