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Die Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453

KROPOTKiN schrieb:
Dazu empfehle ich: Stefan Zweig, Sternstunden der Menschheit (darin: Die Eroberung von Byzanz, S. 36 - 65), Frankfurt/Main 1998.

Was? Sternstunden der Menschheit? Die Eroberung und Schändung Konstantinopels durch die islamischen Horden, der Untergang von Byzanz, soll eine Sternstunde der Menschheit gewesen sein? Mit all den negativen Folgen die das nachsich zog? Das ist wirklich perfiede!
 
Nein, das ist damit nicht gemeint, Pferdefreund. :roll:


Sternstunden der Menschheit ist eine Sammlung von 14 historischen Miniaturen, verfasst von Stefan Zweig im Jahre 1927. Sie erzählt von historischen Begebenheiten, deren Auswirkungen die Geschichte der Menschheit verändert haben. Zweig schreibt in der Vorwort:

"Solche dramatisch geballten, solche schicksalsträchtigen Stunden, in denen eine zeitüberdauernde Entscheidung auf ein einziges Datum, eine einzige Stunde und oft nur eine Minute zusammengedrängt ist, sind selten im Leben eines Einzelnen und selten im Laufe der Geschichte. [...] Ich habe sie so genannt, weil sie leuchtend und unwandelbar wie Sterne die Nacht der Vergänglichkeit überglänzen."

Die Erstausgabe aus dem Jahre 1927 enthielt lediglich fünf Texte:

* Die Weltminute von Waterloo (General Grouchys vergeblicher Versuch, Napoleon zu Hilfe zu kommen)
* Die Marienbader Elegie (Goethes unerfüllte Liebe zu Ulrike von Levetzow)
* Die Entdeckung Eldorados (Auffindung der Goldminen Kaliforniens durch Johann August Sutter)
* Heroischer Augenblick (Fjodor Dostojewskis Begnadigung vor seiner geplanten Hinrichtung)
* Der Kampf um den Südpol (Robert Scotts gescheiterte Südpol-Expedition)

Posthum kamen 1943 die folgenden sieben Texte hinzu:

* Flucht in die Unsterblichkeit (Entdeckung des Pazifiks durch Balboa)
* Die Eroberung von Byzanz (Einnahme Konstantinopels durch die Osmanen)
* Georg Friedrich Händels Auferstehung (die Entstehung des Oratoriums Messias)
* Das Genie einer Nacht (Rouget de Lisle komponiert die Marseillaise)
* Das erste Wort über den Ozean (Verlegung des ersten transatlantischen Kabels)
* Die Flucht zu Gott (Leo Tolstois Tod)
* Der versiegelte Zug (Lenins Rückkehr nach Russland)

Heutige Ausgaben enthalten zudem zwei weitere Texte, die auch bereits in einer englischen Ausgabe von 1940 enthalten waren. Sie behandeln Cicero sowie Woodrow Wilson.

Die Miniaturen sind in der Regel novellenartig aufgebaut und verstehen sich nicht als historische Analysen, sondern als die zugespitzte Darstellung von Ereignissen, in denen sich eine historische Persönlichkeit zu bewähren hat. Nicht immer bleibt Zweig dabei der historischen Faktenlage treu, sondern ordnet diese im Zweifelsfall seinem heroischen Geschichtsbild unter. Von der Novellenform weichen zwei Texte ab: "Heroischer Augenblick" ist als dramatisches Gedicht geschrieben, "Die Flucht zu Gott" als ein Epilog zu einem Drama Tolstois.

Der schmale Band wurde zu einem Welterfolg. Bereits 1928 waren 130.000 Exemplare in 7 Auflagen verkauft. Im Jahr 2000 erschien die 47. Auflage. Das Buch gilt als klassische Schullektüre.
http://de.wikipedia.org/wiki/Sternstunden_der_Menschheit

Stefan Zweig schreibt in seinem bekannten Buch Sternstunden der Menschheit über die Eroberung Konstantinopels:
"Etwas ganz Unwahrscheinliches hat sich begeben. Durch eine der vielen Breschen der Außenmauern sind unweit der eigentlichen Angriffsstelle ein paar Türken eingedrungen. Gegen die Innenmauer wagen sie sich nicht vor. Aber als sie so neugierig und planlos zwischen der ersten und der zweiten Stadtmauer herumirren, entdecken sie, daß eines der kleinen Tore des inneren Stadtwalls, die sogenannte Kerkaporta, durch ein unbegreifliches Versehen offen geblieben ist. Es ist an sich nur eine kleine Tür, in Friedenszeiten für die Fußgänger bestimmt, während jener Stunden, da die großen Tore noch geschlossen sind; gerade weil sie keine militärische Bedeutung besitzt, hat man in der allgemeinen Aufregung der letzten Nacht offenbar ihre Existenz vergessen. Die Janitscharen finden nun zu ihrem Erstaunen diese Tür inmitten des starrenden Bollwerks ihnen gemächlich aufgetan. Erst vermuten sie eine Kriegslist, denn zu unwahrscheinlich scheint ihnen das Absurdum, daß, während sonst vor jeder Bresche, jeder Luke, jedem Tor der Befestigung Tausende Leichen sich türmen und brennendes Öl und Wurfspieße niedersausen, hier sonntäglich friedlich die Tür die Kerkaporta, offensteht zum Herzen der Stadt. Auf jeden Fall rufen sie Verstärkung heran, und völlig widerstandslos stößt ein ganzer Trupp hinein in die Innenstadt, den ahnungslosen Verteidigern des Außenwalls unvermutet in den Rücken fallend. Ein paar Krieger gewahren die Türken hinter den eigenen Reihen, und verhängnisvoll erhebt sich jener Schrei, der in jeder Schlacht mörderischer ist als alle Kanonen, der Schrei des falschen Gerüchts. 'Die Stadt ist genommen!' Laut und lauter jubeln die Türken ihn jetzt weiter: 'Die Stadt ist genommen!' und dieser Schrei zerbricht allen Widerstand. Die Söldnergruppen, die sich verraten glauben, verlassen ihren Posten, um sich rechtzeitig in. den Hafen und auf die Schiffe zu retten. Vergeblich, daß Konstantin sich mit ein paar Getreuen den Eindringlingen entgegenwirft, er fällt, unerkannt erschlagen, mitten im Gewühl, und erst am nächsten Tage wird man in einem Leichenhaufen an den purpurnen, mit einem goldenen Adler geschmückten Schuhen feststellen können, daß ehrenvoll im römischen Sinne der letzte Kaiser Ostroms sein Leben mit seinem Reiche verloren."
http://www.lpb.bwue.de/aktuell/bis/2_97/bis972h.htm

Stefan Zweig (1943)
Sternstunden der Menschheit

Der Autor der berühmten 'Schachnovelle' erweitert mitten im Zweiten Weltkrieg seine Sammlung 'historischer Miniaturen' von fünf (1927) auf zwölf.

Zwar gehören auch Waterloo 1815 und die Eroberung von Konstantinopel 1453 zu seinen in gewohnt klare Prosa gefassten Denkwürdigkeiten. Aber bei weitem überwiegen unkriegerische, deshalb nicht weniger dramatische Dammbrüche bei den für Zweig wohlverdienten Höhepunkten des Menschengedenkens: etwa die Entdeckung des Pazifiks 1513, die Auslegung des Atlantikkabels 1858 oder des alten Tolstois 'Flucht zu Gott' 1910.

Dieses kleine Buch habe ich zum wiederholten Mal mit Genuss und einiger Rührung gelesen.
http://zenon.wortbeitrag.net/beitrag/1865

Stefan Zweig - Sternstunden der Menschheit

Als "Sternstunden der Menschheit" beschreibt Stefan Zweig in seinem Buch:

Die Entdeckung des Pazifischen Ozeans (1513)
Das Ende des Oströmischen Reiches mit der Eroberung von Byzanz (1453)
Händel beginnt seinen "Messiah" (1741)
Die Marseillaise entsteht (1792)
Napoleons Niederlage bei Waterloo (1815)
Goethes Marienbader Elegie (1823)
Suter entdeckt die Goldfelder von Kalifornien (1848)
Dostojewski wird auf der Hinrichtungsstätte begnadigt (1849)
Das erste Telefonat über den Ozean (1858)
Tolstois Ende (1910)
Kapitän Scotts Kampf um den Südpol (1912)
Lenins Rückkehr nach Rußland (1917)
http://www.literaturschock.de/buecher/3596205956.htm
 
@Schiptar

Wenn er es nicht so gemeint hat, dann ist der Titel irreführend. "Sternstunden der Menschheit"...
Hat er nicht darüber nachgedacht, dass auch negatives die Welt verändern kann? Man stelle sich vor: Sternstunden der Menschheit, und dann wird die Machtergreifung Hitlers thematisiert. Hat ja auch die Welt verändert...
 
Ich kann dir auch nicht genau sagen, wie Stefan Zweig das gemeint hat. Aber jetzt gleich wieder Hitler ins Spiel zu bringen, finde ich als Vergleich eine Nummer zu krass...
 
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