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Die Göktürken...

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Popeye

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Das Reich der Göktürken bestand von 552 bis 745 als Verbindung nomadischer Stämme. Es zerbrach an inneren Konflikten und an den Auseinandersetzungen mit dem Kaiserreich China, erstreckte sich aber über große Teile Asiens und bildete so einen Meilenstein in der frühen Geschichte der Turkvölker.

Umfeld und Vorgeschichte

Die frühen Steppenvölker bestanden im Westen des Altais hauptsächlich aus indogermanischen Völkern sowie in der Ostmongolei und westlichen Mandschurei aus Mongolen. Dazwischen siedelten turksprachige Völker. Südlich angrenzend wurde Landwirtschaft betrieben. Nördlich und noch weiter östlich der Steppe in der Waldzone befanden sich paläosibrische und tungusische Völker.

In dieser Steppenzone bildeten sich immer wieder relativ grossflächige Stammeskonföderationen mit geographisch und innergesellschaftlich unterschiedlichen Stämmen und Völkern, darunter auch Tibeto-Burmanen.

Die sogenannten „Alttürken“ waren wie andere Steppenvölker vielfach wegen ihrer kriegerischen Einstellung und vor allem der militärisch bedeutsamen Kenntnis des Einsatzes von Pferden als Söldner begehrt. Sie führten aber auch zum eigenen Nutzen Kriegszüge und Eroberungen aus. Wirtschaftlich waren die Steppenvölker zur Aufrechterhaltung der Loyalität und einer Zentralregierung auf ständige Importe von Zivilisationsgütern durch Handel (im Austausch z.B. mit Pferden) oder durch Beutezüge angewiesen. Entsprechend kamen sie schon früh ins Blickfeld chinesischer Geschichtsschreiber, die auch über ihre Gründungslegenden und Glaubensvorstellungen berichten. Von Süden (Buddhismus)und Südwesten (Manichäismus, nestorianisches Christentum) her gelangten auch rasch durch die zeitweise grossflächigen Steppenreiche neue Glaubensvorstellungen bis nach Xinjiang und die Mongolei.

Ab 48 begann nach chinesischer Geschichtsschreibung der stetige Zerfall des grossflächigen und sicherlich mehrere Völker umfassenden Reiches der Xiongnu, das seinerseits dasjenige der Donghua abgelöst hatte. Die fünf daraus entstehenden Teilreiche mit ihrer sich auf den „Aschina-Chuni-Klan“ zurückführenden Führungsschicht waren:

* Die sogenannten Chi-Chi-Hunnen, die in den Gebieten des Balchaschsees siedelten.
* Die Nord-Hunnen, die um 90-91 in der Baikal-Orchunregion, genauer in den Gebieten von Tschungaria und Barkol, lebten.
* Die Süd-Hunnen im Süd-Westen Chinas. Sie unterstanden meist der Oberherrschaft der Xianbei. Die Süd-Hunnen gingen später im chinesischen Volkstum auf.
* Das Herrschaftsgebiet der Tabgatsch.
* Das Tuyuhun', die im tibetischen Bergland eine Hochburg hatten.

Mitte des 2. Jahrhunderts ging die Zeit der Xiongnu endgültig zu Ende, diese zogen nun in westlicher Richtung ab und die Xianbei und Rouran traten ihr Erbe an. Die Herrschaft der in der europäischen Wissenschaft manchmal als „Awaren“ bezeichneten Rouran ging 552 zu Ende. Die eigentlichen Awaren zogen im 5. Jahrhundert ebenfalls westwärts, so dass sich in den alten Siedlungsgebieten nur noch Reste der ogurischen Stämme aufhielten.

Erste eigene Ursprungslegenden tauchen erstmals in den alttürkischen Inschriften des Kül-Tegin auf, in der die Alttürken nur als „Blau-Türken ohne feste Klanordnung“ (idi oqsız kök türk) bezeichnet werden. Spätere Turkvölker wie die Uiguren nannten die alttürkischen Stämme nur noch türk, wie uns eine uigurische Inschrift bezeugt: bu qamuğ türk budun <=> „das ganze Türken-Volk“.

Das erste Göktürken-Reich (552–581)

Im Jahr 552 erschien das von den Chinesen als „Tūjué 突厥“ bezeichnete Turkvolk erstmals in den chinesischen Annalen. Diese waren ursprünglich in Ost-Turkestan und dem Altai ansässig und übernahmen die Tradition und verwaltungstechnische Erfahrung ihrer Vorgänger. Stammesmäßig waren sie den Oghusen zuzurechnen. Sie selbst sahen sich als legitime Nachfolger der Turuk und Turkut und demnach in der Tradition der alten Xiongnu stehend.

Sie gründeten unter dem Heerführer Tumen Khan ein Reich, das seinem Umfang nach fast dem der Xiongnu entsprach. Tumen entstammte dem „Tukyu-Klan“, der mit dem „Aschina-Klan“ verwandt war. 546 wurden bereits die Stämme der Tölös von ihm gewaltsam unterworfen.

Sein Reich der Göktürken bestand nun von 552 bis 745 als Verbindung nomadischer Stämme. Seine Hauptstadt lag am Ötüken-Gebirge, in der Nähe der Orchon-Quelle. Dort lagerte der Khagan an einem Ort, der den Göktürken als Ordu Balyk bekannt war.

Das Göktürken-Reich wurde sowohl vom Buddhismus als auch vom Manichäismus und von der assyrischen Kirche missioniert, blieb aber stark vom Schamanismus geprägt. Diese Türken verfügten bereits über eine Runen-Schrift.

Im Grunde blieb das Gesamtreich dieser Türken stets eine lose Stammesföderation, bei der die einzelnen Stämme bestehen blieben. Staatstragendes Volk wurden vor allem die Stämme der neun Oghusen und die Volksnamen der anderen Stammesgruppen sind seit Mahmud al-Kaschgari (1073) in seinem arabischsprachigen Werk „Diwan-u Luğat-it Turk“ überliefert. Demnach wurde das türkische Gesamtreich von jenen Völkern bewohnt, die noch heute unter ihren damals aufgeführten Namen bekannt sind.

Alle Stämme sprachen eine ähnliche Sprache, die heute als Alttürkisch bezeichnet wird.


Der Turkut-Führer Tumen († 552) nannte sich nach 546 „Bumin Ilkhan“ (aus alt- und neutürkisch „Bumin, der erste Han/Hakan/Kaghan“), nahm 551 den Khagan-Titel an und besiegte 552 den letzten bedeutenden Rouran-Herrscher Anakai (reg. 520–52), nachdem sich dieser geweigert hatte, seine Tochter Bumin zur Frau zu geben. Anakai beging nach dieser Niederlage Selbstmord.

Auf der anschließenden Kuriltai wurde Bumin als Oberhaupt der vereinigten turko-mongolischen Stämme anerkannt. Diese vereinigten Stämme nahmen nun die Sammelbezeichnung „Sekiz-Oghusen“ („das achte Oghusen-Kaghanat“) an und wurden zum „Staatsvolk“ des neuen Steppenreiches. Tumen führte als Banner das weiße Tuch, dem mittig ein goldener Wolfskopf aufgelegt und das einst auch die alte Fahne der Xiongnu gewesen war.

Die Nachfolger Anakais, Kēluō 科羅 (auch Yǐxījì 乙息記, reg. 552–53, Dèngshū 鄧叔(553), Kudi (553) und Ānluōchén 庵羅辰 (553–57), versuchten zwar noch, ihre Unabhängigkeit zu wahren. Dennoch kamen sie unter den Einfluss der Osttürken.

Nach dem plötzlichen Tode Bumins wurde der älteste Sohn Bumins, Keluo oder auch Kolo als „Qara-Issyk Khagan“, auf einem Kuriltai als Herrscher eingesetzt. Er saß nur kurz auf dem Thron und wurde von seinem jüngeren Bruder Sekin alias „Kushu Muqan-Khagan“ († 572) beerbt. Es ist möglich, dass Bumins Bruder Istämi bei beiden Thronwechseln seine Hand im Spiel hatte. Sekin „Kushu Muqan-Khagan“ unterwarf um 560 die Kitan und richtete die Augen auf China.

Zu der Zeit wurde das Gesamtreich praktisch in zwei Hälften geteilt, denen einmal Sekin alias „Kushu Muqan-Khagan“ selbst, andererseits aber Bumins fähiger Bruder Istämi Shad († 576) vorstanden, wobei der Ostherrscher Muqan formal den höheren Rang hatte, so dass die Reichseinheit zunächst gewahrt blieb. Istämi herrschte vor allem über die alten ogurischen Stämme des Westens. Die als „Oghusen“ bezeichneten Stämme siedelten damals noch in der östlichen Hälfte des Reiches und unterstanden vor allem Sekin. Die Chinesen erkannten die Zerrissenheit der Turkstämme und begannen bald, diese gegeneinander auszuspielen.

Im Interesse des Krieges gegen die Hephthaliten Mittelasiens suchten die Stämme Istämis den Anschluss an das sassanidische Persien. Vor allem die Völkerstämme des Westens (Oguren mit einer oghusischen Oberschicht) nahmen nun den Namen Köktürkleri (also „Göktürken“) an. Sie begannen 557 den Kampf gegen die Hephthaliten. Deren geschlagene Reste brachen wahrscheinlich als Awaren in Europa ein. Istämis Machtbereich erstreckte sich nun formal bis zur Wolga: „Erst schlage ich die Awaren, dann vernichte ich die Hephthaliten??? soll er während dieses Feldzuges gesagt haben. Und wirklich, 558 konnte er die als „Awaren“ bezeichneten Völker besiegen und nach Westen abdrängen.

Um 563 waren auch die Hephthaliten besiegt, Istämi machte nun seinen Machtbereich vom göktürkischen Gesamtreich unabhängig, indem er erst den selbständigen Titel eines Syr-yabgu und später den Khagan-Titel annahm.

Erste Kontakte mit Osteuropa nahmen die westlichen Turkvölker um 563 auf: Unter der Führung eines gewissen Axije Khan erschien eine Gesandtschaft am Hof des byzantinischen Kaisers, um diesen von seinem Bündnis mit dem persischen Königshaus der Sassaniden abzubringen.

Ein Sohn Istämis, Bokhan Shad, brach vermutlich noch im Todesjahr seines Vaters (576/77) ebenfalls nach Konstantinopel auf, wo er am Hofe des Kaisers als „Turk Shad“ erschien. Damit trat das „Reich der Westtürken“ erstmals in das Blickfeld der Europäer. Dieser herrschte über eines der acht Khaganate, in die das Westreich damals geteilt war. Es ist zu vermuten, dass dieses das Khaganat der Tardusch war, in dem dessen älterer Bruder Qara-Churin Turk Bogiu als Khan herrschte (nach anderen Quellen werden auch die Tölös genannt). Bokhan Shad suchte vorher den Schulterschluss mit dem Utriguren-Herrscher Anagai Khan, der damit zum treuen Vasallen des Göktürken-Herrschers aufstieg. Dieser unterstützte Bokhan immer wieder bei dessen Feldzügen gegen die hunnischen Restvölker wie die Awaren und Bulgaren.

Istämis Sohn Qara-Churin Turk Bogiu regierte in der Zeit von 576 bis 603 über das gesamte Westreich. Dort nahm er den Namen „Qara-Churin Turk Tardush Khan“ an, den die westliche Welt in den Namen „Tardu“ verschliff. Nach dem Tode seines Vetters „Kushu Muqan-Khagan“ (572) setzte er dessen jüngeren Bruder Arslan Tobo-Khan (dem „Taspar“ des Westens, † 581) als Herrscher im „Reich der Osttürken“ ein. Auch Taspar war noch formal Gesamtherrscher.

Taspar schlug aus dem Niedergang des Tabgatsch-Reiches Kapital, das inzwischen in zwei miteinander verfeindete Blöcke zerfallen war: Die Dynastie der Nördlichen Qi herrschte 550–70 im Osten des einstigen Wei-Reiches, während die Dynastie der Nördlichen Zhou (557–80) den Westen des alten Wei-Reiches innehatte. Taspar und Tardu spielten beide Seiten in ihrem Sinne gegeneinander aus, so dass die Tabgatsch vielfach als ihre Vasallen erschienen.

Die Osttürken waren auf dem Wege, eine bedeutende Macht aufzubauen, als sich ihre Fürsten Taspar, Tardu und der spätere Abo Khagan wegen der Erbfragen und der Förderung des Buddhismus durch Taspar entzweiten.

Aufteilung des ersten Göktürken-Reichs (581–603) [Bearbeiten]

581 verstarb Taspar unerwartet und im Reich der Osttürken brachen blutige Nachfolgekriege aus, die die chinesische Diplomatie kräftig schürte. Der Osttürke Shetu Baga Yshbara (reg. 581-87) sagte sich 584 endgültig vom Gesamtreich los und das Reich der Göktürken zerfiel nun in zwei verfeindete Teilstaaten, die von der chinesischen Sui-Dynastie gegeneinander ausgespielt wurden. Yshbara herrschte nur formal über die östlichen Göktürken, da er mit Abo Khagan einen „Schattenherrscher“ eingesetzt hatte. Abo suchte nun auch seinerseits den engen Schulterschluss mit der chinesischen Sui-Dynastie und wollte Yshbara absetzen lassen.
Die Göktürken und das geteilte Reich
Die Göktürken und das geteilte Reich

Darauf hin zog Yshbara gegen Abo in den Krieg und tötete dessen Mutter; Abo selbst floh zu den Westtürken unter Tardu. Ein wenig später konnten sich Abos engste Freunde und Verbündete in den Machtbereich Tardus retten, nachdem Yshbara begonnen hatte, alle möglichen Rivalen um die Macht auszuschalten beziehungsweise zu ermorden. Diese Flüchtlinge waren: Tanhan Khagan und dessen Onkel Diqin Shad.

Gegen 583 zogen Tardu und Apo mit 100.000 Mann und in enger Zusammenarbeit mit den Kitan gegen Yshbara. Dieser ersuchte nun offiziell die Sui-Chinesen um Waffenhilfe, die ihm aber nur formal erteilt wurde; die Sui-Herrscher wollten sicher sein, dass sie „auf das richtige Pferd“ setzten, zumal Yshbara erst 585 den Lehnseid des chinesischen Kaisers angenommen und zu dessen Vasall aufgestiegen war.

Mangels Erfolgs wandte sich Abo nun gegen Tardu und setzte ihn ab. Dieser musste zu den Sui fliehen. Dort blieb Tardu bis Yshbaras Bruder und Nachfolger Chulo-Khan (587-588) Apo Khagan tötete und er zurückkehren konnte. Da Chulo-Khan kurze Zeit später starb und mit Dulan-Khan und Zhangar Kimin-Khan zwei konkurrierende Herrscher hinterließ, wurde Tardu wieder zum maßgeblichen starken Mann im Türkenreich.

In der Zeit zwischen 590 bis 603 hatte Tardu die meisten Stämme der Göktürken in seinem Reich vereint, so dass das Gesamtreich wiederhergestellt schien. Seinen Erfolg konnte nicht einmal die Niederlage seines Sohnes Shaba Shad mindern, der bei Herat von den Sassaniden geschlagen wurde. Ironischerweise wird eben dieser Shaba in späteren muslimischen Schriften als „der größte Herrscher der Türken“ verherrlicht.

Nun riefen 603 die Sui-Herrscher die östlichen Stämme der Göktürken auf, gegen Tardu vorzugehen und die zeitgenössischen Quellen der Chinesen zählten dabei sieben Stämme namentlich auf. Tardu zog sich geschlagen zu den Tuyuhun ins tibetische Bergland zurück, wo sich schließlich seine Spur verliert. (Die Tuyuhun waren ein kleines erfolgreiches proto-mongolisches Mischvolk, das vermutlich aus der Vermischung der Xianbi mit Tibetern entstanden war und das eine turukisch-hunnische Oberschicht aufwies.) Die Nachfolge Tardus versuchte der damalige Nominalherrscher der Osttürken, Zhangar Kimin-Khan (reg. 597-609, der „Tuli Khan“ westlicher Geschichtsbücher), anzutreten.
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Aufteilung des ersten Göktürken-Reichs (581–603)

581 verstarb Taspar unerwartet und im Reich der Osttürken brachen blutige Nachfolgekriege aus, die die chinesische Diplomatie kräftig schürte. Der Osttürke Shetu Baga Yshbara (reg. 581-87) sagte sich 584 endgültig vom Gesamtreich los und das Reich der Göktürken zerfiel nun in zwei verfeindete Teilstaaten, die von der chinesischen Sui-Dynastie gegeneinander ausgespielt wurden. Yshbara herrschte nur formal über die östlichen Göktürken, da er mit Abo Khagan einen „Schattenherrscher“ eingesetzt hatte. Abo suchte nun auch seinerseits den engen Schulterschluss mit der chinesischen Sui-Dynastie und wollte Yshbara absetzen lassen.

Die Göktürken und das geteilte Reich


Darauf hin zog Yshbara gegen Abo in den Krieg und tötete dessen Mutter; Abo selbst floh zu den Westtürken unter Tardu. Ein wenig später konnten sich Abos engste Freunde und Verbündete in den Machtbereich Tardus retten, nachdem Yshbara begonnen hatte, alle möglichen Rivalen um die Macht auszuschalten beziehungsweise zu ermorden. Diese Flüchtlinge waren: Tanhan Khagan und dessen Onkel Diqin Shad.

Gegen 583 zogen Tardu und Apo mit 100.000 Mann und in enger Zusammenarbeit mit den Kitan gegen Yshbara. Dieser ersuchte nun offiziell die Sui-Chinesen um Waffenhilfe, die ihm aber nur formal erteilt wurde; die Sui-Herrscher wollten sicher sein, dass sie „auf das richtige Pferd“ setzten, zumal Yshbara erst 585 den Lehnseid des chinesischen Kaisers angenommen und zu dessen Vasall aufgestiegen war.

Mangels Erfolgs wandte sich Abo nun gegen Tardu und setzte ihn ab. Dieser musste zu den Sui fliehen. Dort blieb Tardu bis Yshbaras Bruder und Nachfolger Chulo-Khan (587-588) Apo Khagan tötete und er zurückkehren konnte. Da Chulo-Khan kurze Zeit später starb und mit Dulan-Khan und Zhangar Kimin-Khan zwei konkurrierende Herrscher hinterließ, wurde Tardu wieder zum maßgeblichen starken Mann im Türkenreich.

In der Zeit zwischen 590 bis 603 hatte Tardu die meisten Stämme der Göktürken in seinem Reich vereint, so dass das Gesamtreich wiederhergestellt schien. Seinen Erfolg konnte nicht einmal die Niederlage seines Sohnes Shaba Shad mindern, der bei Herat von den Sassaniden geschlagen wurde. Ironischerweise wird eben dieser Shaba in späteren muslimischen Schriften als „der größte Herrscher der Türken“ verherrlicht.

Nun riefen 603 die Sui-Herrscher die östlichen Stämme der Göktürken auf, gegen Tardu vorzugehen und die zeitgenössischen Quellen der Chinesen zählten dabei sieben Stämme namentlich auf. Tardu zog sich geschlagen zu den Tuyuhun ins tibetische Bergland zurück, wo sich schließlich seine Spur verliert. (Die Tuyuhun waren ein kleines erfolgreiches proto-mongolisches Mischvolk, das vermutlich aus der Vermischung der Xianbi mit Tibetern entstanden war und das eine turukisch-hunnische Oberschicht aufwies.) Die Nachfolge Tardus versuchte der damalige Nominalherrscher der Osttürken, Zhangar Kimin-Khan (reg. 597-609, der „Tuli Khan“ westlicher Geschichtsbücher), anzutreten.

Untergang des Ostreiches (603–630)

Die Niederlage Tardus brachte eine Schwächung des Ostreiches mit sich. Dort herrschten die Brüder Dugi Shibir-Khan (reg. 608-19) und Chulo Khan (619-20). Sie waren die Söhne Tuli Khans. Bis 618 mussten sie sich noch als Vasallen der Sui ansehen, dann unterstützten sie den Sturz dieser Dynastie.

Mit dem Beginn der Tang-Dynastie (618) wurde der Einfluss Chinas auf das Osttürken-Reich verstärkt. (Der einstige chinesische General Li Yuan und nachmalige Kaiser Tang Gaozu war selbst halbtürkischer Herkunft und viele seiner erfolgreichsten Heerführer waren Türken. Unter der von ihm gegründeten Dynastie sollte schließlich das erste Göktürkenreich endgültig zerfallen.)

Shibis Bruder, Kat Ilkhan Tugbir (reg. 620-30), er war auch als „Xiélì 頡利 Khagan“ bekannt, fiel zwar immer wieder in die chinesischen Nordgebiete ein, war aber ansonsten ein machtloser Herrscher. Schließlich suchten sich die Tang-Herrscher Verbündete aus dem alten Aschina-Klan. Sie förderten einen General der Schwarzen Türgesch, einen gewissen „Karakhan Türgesh-Khan Idat Shad“, in seinem Streben nach einem eigenen Herrschaftsgebiet und dieser sollte dem Osttürken-Reich den Todesstoß geben. Er fiel immer wieder ins Herrschaftsgebiet Xielis ein und fügte ihm mehrere empfindliche Niederlagen zu. Schließlich kam es im Bereich der Osttürken zur Rebellion und Xieli wurde 630 abgesetzt. Xieli selbst geriet in chinesische Gefangenschaft, wo er auch 634 verstarb.

Damit ging das erste Göktürkenreich unter chinesisch-türkischen Militärschlägen unter.

Der Ostteil des einstigen Reiches wurde chinesische Provinz (ranghohe Würdenträger der alten Aschina-Dynastie traten verstärkt in chinesische Dienste und trugen nun chinesische Namen) und der Westteil geriet immer mehr ins Wanken...

Untergang des Westreiches (603–659)

Der Niedergang des ersten Göktürken-Reiches hatte in der Zeit zwischen 603 und 659 auch für den einstigen Machtbereich Tardus weitreichende Folgen. Zwar bildeten auch hier im einstigen Westreich die Westtürken eine mächtige Stammesföderation, doch waren die ethnischen Grundvoraussetzungen völlig andere. Während in der ehemaligen Osthälfte des Reiches vor allem die Stämme der Oghusen über artverwandte mongolische Völker herrschten, war der Machtbereich der ogurisch-oghusischen Stämme durch indogermanische beziehungsweise iranische Völkerschaften geprägt. Die Türken des Westreiches waren wie ihre Vorfahren Nomaden, während die unterworfene Bevölkerung überwiegend sesshaft war.

Im Laufe des 6. und 7. Jahrhundert wurde der Einfluss der alten Aschina-Chuni-Dynastie von einheimischen Fürstenhäusern abgelöst. Auch ist es selbst in der heutigen türkischen Turkologie nicht umstritten, ob Tardus Nachfolger der unmittelbaren Linie Istämis oder der Linie Abos angehörten.

Die späteren Nachfolger reformierten das Reich, indem nun Landwirtschaft und feste Städte eine größere Bedeutung bekommen. Diese stellen aber auch eine gewaltige Armee auf, die nun festen Kriegs-Regeln unterlag. (Diese Taten wurden von Tonyukuk, einem der Herrscher des 8. Jahrhunderts, in Stein verewigt.)

Tardus unmittelbarer Nachfolger wurde Nili Khan (reg. 600-604). Doch ihm folgte 604 Basy-Tegin, der noch im selben Jahr von Taman Nipo Chulo-Khan (reg. 604-12), der auch als „Ch'u-lu-hou Khagan“ oder „He-sa-na“ bekannt war, gestürzt wurde. Doch dieser galt als schwächlicher Herrscher, der sich während seiner Regierungszeit immer wieder mit blutigen Revolten herumschlagen musste. Doch ihm folgte ein jüngerer Bruder Tardus, Shegui Khagan (reg. 612-18/19), auf den Thron. Dieser Shegui dehnte seinen Machtbereich bedeutend nach Osten aus, so dass ihm schließlich die Gebiete vom Altai bis zum Kaspischen Meer unterstanden.

Unter Shegui blühte das Westreich auf, das nun zum Rivalen des Ostreiches Shibis aufstieg. Sheguis jüngerer Bruder Tun-Yabgu Khan bestieg als Tǒng Yèhù 統葉護 den Thron des Westreiches und dehnte die Herrschaft der Westtürken bis auf das heutige Afghanistan aus. Tun galt auch als Herrscher von Wusun, als der Beherrscher des Ili-Tales. Damit standen auch jene Stämme unter seiner Kontrolle, die später als „Uyghuren“ in die Geschichte eingehen sollten. Er galt auch als enger Verbündeter des byzantinischen Kaisers Herakleios (reg. 610-14) und trat auch im Kampf gegen die Sassaniden im Kaukasus an. Er wurde damals als Verbündeter der Araber angesehen und als diese 642 die Kaukasusregion erobern und damit auch die Sassaniden vernichten konnten, da hatte Tun schon die Vorarbeit für sie geleitstet.

Tun hatte seine Hauptresidenz in der Stadt Qiānquán 千泉, der „Stadt der 1000 Brunnen“. Diese befand sich östlich des Talas und Tun begann, das Reich der Westtürken zu reformieren. Er baute seine Verwaltung stetig aus und führte die Tǔtún 吐屯, die Steuereintreiber ein. Diese Tutun überwachten ihrerseits die Il-Teber, die Statthalter des Khagans. Doch Tun beging einen gewaltigen Fehler: Er band sich zu sehr an die Tang-Dynastie Chinas und vergaß darüber hinaus seine nomadischen Stammesbrüder.

Es kam in der Folgezeit zu mehreren blutigen Aufständen, die vielfach von China geschürt wurden. So beispielsweise 627 bei dem der Karluken. Diese „Karluken“ genannten Westtürken begannen mit dieser Revolte ihren politischen Aufstieg im Westreich. In ihrem Machtbereich lag unter anderem das den Göktürken heilige Ötüken-Gebirge und so sahen sich die Karluken als rechtmäßige Herrscher des Reiches.

Als die Unruhen im Reich zunahmen, ließ ein Onkel, Bagadur Kiuliug Shibir-Khan, Tun-Yabgu Khan 630 heimtückisch ermorden und bestieg nun selbst als „Mohedu Hou Qiuli Sipi Khagan“ den Thron der Westtürken.

Doch führte die Ermordung Tuns nicht, wie erhofft, zur erneuten Reichseinheit aller Göktürken, sondern es brach im Westreich ein grausamer Bruderkrieg um die Vorherrschaft aus. Dieser Bürgerkrieg zerschlug nun die alten Stammesbande und es entstanden neue turkvölkische Stämme, die sich nun aus Resten der West- und Osttürken bildeten. So kam es zum Beispiel unter der Regierung Yshbara Tolis-Shad Khilash-Khan (reg. 634-39), der den Chinesen als „Shābōluo“ 沙缽羅 bekannt war, zur Stammesbildung der On-Oq. Sie waren eine Stammesföderation, bestanden aus Tolu und Nushibi. Doch auch bei diesen herrschte eine starke Rivalität untereinander. Es kam zu stetig wechselnden Herrscherhäusern im Westreich, die China immer wieder auszuspielen versuchte.

Erst mit Jubi Khagan (reg. 645-50) erlangte ein Westtürke wieder richtige Macht, als dieser begann, am Jenissej die Stämme der Kirgisen zu unterwerfen.

Schließlich griff Tang-China 659 aktiv in die Stammeskämpfe der Westtürken ein und nahm den Herrscher der Tolu, Aschina Holu Khagan, gefangen. Seit diesem Zeitpunkt an beherrschte der Tang-Kaiser Chinas de facto alle Länder an der Seidenstraße bis hinein nach Persien. Das Reich der Westtürken wurde nun in zehn eigenständige Präfekturen eingeteilt, die auf alte Stammesgrenzen keinerlei Rücksicht nahmen. Nur der Kirgisenstamm lebte in einer Präfektur, die seinem alten Stammesraum entsprach.

In der Zeitspanne zwischen 659 und 679 begannen auch die Angriffe der Tibeter auf das nunmehr „chinesische“ Westreich, die schließlich die „vier Garnisonen“, Kaschgar, Hotan, Kuqa und Karaschahr, einnehmen konnten; damit waren große Teile der On-Oq den tibetischen Herrschern untertan.

Doch begann ab 679/80 ein gesamttürkisches Aufbegehren gegen die Fremdherrschaft. Waren die Tang-Herrscher im Kampf gegen die Westtürken noch erfolgreich, so begann sich im Bereich der Osttürken eine neue Macht aufzubauen, die formal als „zweites Osttürken-Reich“ bekannt wurde.

Das zweite Göktürken-Reich (681–745)

Ab 681 tat sich Karakhan Türgesh-Khan Idat Shad, ein Führer des Aschina-Klans, hervor, den die Geschichte heute als „Kutluk Ilteris“ kennt. Dieser war einst Söldner in chinesischen Diensten gewesen und stand dem Stamm der Schwarzen Türgesch vor. Er und dessen Bruder Bökö Chor gründeten nun das zweite Göktürkenreich, das in der türkischen Turkologie meist nur als „Karluken-Herrschaft“ (türkisch: Karluk Devleti) bezeichnet wird und das in der westlichen Geschichtsschreibung als „Reich der Ilig-Khane“ bekannt ist. In diesem Reich spielte in der Tat der Karluken-Stamm die tragende Rolle, da sich auch die übrigen Türgesch ihnen schnell unterwarfen. Dieses neue Türkenreich kontrollierte nach zahlreichen Kriegszügen die Steppen von der Großen Mauer bis zu den Außenposten der (seit 705 nach Transoxanien vordringenden) Araber. Das Zentrum war die Gegend des Changai-Gebirges.

Zwar musste Ilteris 681 eine herbe Niederlage gegen die Chinesen einstecken, doch seinem persönlichen Erfolg tat diese keinen Abbruch. Ab 682 begann er mit 16 verbündeten Stämmen die Göktürken zu vereinen. Einen Verbündeten hatte er in Tonyukuk, der dem verwandten „Ashite-Klan“ vorstand und den er zum „Apatar-Khan“ ernannte – zum obersten Befehlshaber seiner Truppen.

In der Zeitspanne zwischen 683 und 687 unterwarf er die meisten Stämme des alten Ostreiches, nur der Tolu Herrscher Hushile Khagan konnte sich mit einigen Stammesangehörigen nach China flüchten.

Das zweite Reich der Göktürken (681–745)


Als Ilteris 691 verstarb, wurde sein Bruder Bökö (reg. 692-716) auf einer Kuriltai der Stämme zum Oberhaupt des Reiches ernannt und er nahm nun den Namen „Kapagan Khan“ an. Dieser hatte unter anderem eine chinesische Erziehung genossen und war dem entsprechend dort als „Moch’o“ bekannt. In dessen Regierungszeit gedieh noch einmal das erneutere Göktürken-Reich.

Er stand dem Reich nur als Vormund seines Neffen Kül-Tegin vor, der damals sechs Jahre alt war. Nur deshalb kann man sich erklären, das Kapgan nicht den Khagan-Titel annahm. Ihm unterstellten sich unter anderem die Stämme der Karluken und Oghusen freiwillig und 699 war das Westreich wieder mit dem Ostreich vereinigt. Aber auch nichttürkische Völker wie die Kitan wurden unterworfen.

Zwar führte Kapagan ein hartes Regiment über die Völker seines Reiches. So kam es erneut 711/12 zu Unruhen unter den Völkerschaften der Basmilen und Teilen der On-Oq. Doch im Großen und Ganzen blühte nun im Göktürkenreich der Wohlstand.

Im Kampf gegen die muslimischen Araber, die ab 705 Mittelasien überrannten, war er weniger erfolgreich, Kül-Tegin wurde hier bei Buchara blutig zurückgeschlagen. Um 715 kam es auch zum endgültigen politischen Bruch zwischen den beiden Türkenreichen. Unter der Führung der „Karachane“ und der Türgesch sagte sich das Westreich erneut vom Ostreich los und ging nun eigene politische Wege. Ihr erster Führer war Sulu Khan (reg. 717-734), der erneut Kämpfe gegen die Araber führte.

Dabei kam es nun zu einer folgenschweren Entwicklung: Im Ostreich begannen die Oghusen langsam westwärts zu wandern und sich im Gebiet der alten Oguren nieder zu lassen. Dort kam es zur Vermischung beider verwandter turkstämmigen Völkerschaften. Im Ostreich blieb nur noch eine kleine oghusische Minderheit als Herrscherschicht über die mongolischen und tungusischen Völker.

Auf einer Strafexpedition gegen jene Stämme, die von den Tang-Chinesen gegen ihn aufgehetzt worden waren, verlor Kapagan sein Leben: 716 wurde er nördlich des Tula heimtückisch von Angehörigen des Bayırqu-Stammes ermordet.

Mit dem plötzlichen Tode Kapagans drohten neue Wirren. Besonders tat sich da Ilteris’ Sohn Kül-Tegin hervor. Fugiuy-bogiu Kuchuk-Khan ernannte sich 716 zum Herrscher der Göktürken. Doch wurde auf einem Friedens-Kuriltai nicht er oder Kül-Tegin, sondern Kutluq Bilge-Kül (ein anderer Sohn Ilteris’) zum Khagan ausgerufen. Dieser holte sich jedoch Tonyukuk Apartar-Khan und Kül-Tegin als Berater an seine Seite, damit war der Frieden im Reich wieder formal hergestellt. (Mit diesem Herrscher begann auch der eigentliche politische Aufstieg der späteren Uyghuren.)

Kutluq Bilge-Kül veränderte erfolgreich die Kriegstechnik: Die erfolgreichste Kriegstruppe stellten die berittenen Bogenschützen. Die besten Schützen durften weiße Falkenfedern an ihren Helmen tragen. Entschlossen und hoch diszipliniert griffen sie in einer Pfeilformation ihre Gegner an. Dabei trugen sie Rüstungen aus hartem Leder oder aus Metall. Kutluq Bilge-Kül warb darüber hinaus Söldner aus anderen Völkerschaften an, so dass in seinen Reihen sowohl Türken als auch Mongolen, Tanguten und zahlreiche Chinesen kämpften.

Kutluq Bilge-Kül dehnte ab 717 den Machtbereich des Göktürkenreiches immer weiter aus: Er unterwarf nun alle Gebiete bis zum Syr-Darja im Westen, im Osten reichte sein Machtbereich bis in die chinesische Provinz Shandong und im Süden bis Tibet. Auch die Stämme der Tula-Region konnte er schließlich unterwerfen, was seinen Vorgängern Idat und Kapagan nicht gelungen war.

Kutluq Bilge-Küls Reich umfasste nun wieder um die 18 Millionen km² und hatte im Wesentlichen jene Ausmaße erreicht, die das Reich der Xiongnu aufgewiesen hatte. Er führte nun jenes Banner ein, das heute als Sinnbild der Göktürkenherrschaft gilt: ein blaues Tuch, dem mittig ein Wolfskopf aufgelegt war. (Bei den Göktürken im Ostreich war der Wolfskopf in gold-gelber und bei denen im Westreich in mattgrüner Farbe gehalten. Gerade die letztere Variante ist heute zum Sinnbild des Göktürken-Reiches geworden.)

Das Reich der Göktürken umfasste nun die Gebiete vom Schwarzen Meer bis China und vom Altai bis zum Hindukusch. Es bestand also nicht nur aus Steppe, sondern auch aus Wüste.

Der Rang des Khagan hatte sich nun verändert: Ursprünglich nur ein untergeordneter Führertitel (der weit unter dem alten Titel des „Shanyu beziehungsweise des „Tanhu“ stand), war er nun für die späten Göktürken ein Halbgott. Sein Zelt, die Jurte, bestand aus reich bestickter roter Seide.

Im Sommer zog nun der Herrscher Kutluq Bilge-Kül mit seinem Hofgefolge in die üppigen Weidegebiete des Nordens und im Herbst wieder nach Süden.

731 verstarb nun Kül-Tegin und so stieg Tonyukuk zum alleinigen Ratgeber Kutluq Bilge-Küls auf. Diese Tatsache ist in den Inschriften des Tonyukuk belegt. Doch war Kutluq Bilge-Kül kein langes Herrscherdasein beschieden, denn bereits 734 wurde er vergiftet. Aber er konnte noch auf dem Totenbett die Hinrichtung seiner Mörder und deren Anstifter miterleben. Es waren Angehörige des Basmil-Stammes, der dadurch in Ungnade fiel.

Auf der Kuriltai setzten 734 die Anhänger Bilge-Küls die Wahl seines Sohnes Yiran durch. Doch dieser verstarb noch im selben Jahr, so dass dessen minderjähriger Sohn Bilge Kutluq-Tengri zum Herrscher bestimmt wurde. Als dessen Vormünder wurden ihm zwei seiner Onkel zur Seite gestellt, in deren Händen die wahre Macht lag. Der „linke Schad“, Il-Itmysh Bilge-Khan, herrschte über den Westen, der „rechte Schad“, Ozmysh Khan, über die Gebiete des Ostens; das Göktürkenreich drohte erneut in zwei unabhängige Teilreiche zu zerfallen.

Als 740 Tang-China die Herrschaft Tengris über die Osttürken anerkannt hatte, lud dessen Mutter Pofu Il-Itmysh Bilge, den „linken Schad“ der Westtürken, zu einer Kuriltai ein. Dort kaum eingetroffen, wurde dieser von der Leibgarde der Mutter ergriffen und enthauptet. Die Westtürken unterstellten sich darauf hin Tengri, der sich nun den Namen des „Oghus Khan“ zulegte. Doch dieser Verrat der Mutter brachte eine schreckliche Folge mit sich: Der andere Onkel, Ozmysh Khan, der „linke Schad“ der Ostgebiete, sah sich mit der Namensgebung Tengris in seiner Macht bedroht und er griff nun 741 Tengri an und ermordete diesen.

Ozmysh Khan gedachte nun, die Nachfolge Tengris anzutreten. Unter dem Namen „Wusumishi“ nahm er den Khagan-Titel an, doch er war ein unbeliebter Herrscher. Vor allem die Stämme des Westens verabscheuten ihn, und die Basmil galten als dessen ärgste Feinde. 744 einigten nun die Karluken die Stämme der Basmil und Oghusen und griffen Ozmysh an. Dieser wurde bei den Kämpfen getötet und mit dessen Tod ging das zweite Göktürkenreich zu Ende.

Bomei-Tegin Khan, der Bruder des 744 ermordeten Ozmysh Khagan, versuchte zwar noch als „Bomei Khagan“ die Macht im Ostreich an sich zu reißen, doch konnte er bereits 745 von Angehörigen der Uyghuren ermordet werden.

Karluken, Oghusen und Basmilen gründeten nun auf dem Boden des Ostreiches das Uyghurische Reich.

Erster Herrscher aus dem „Uyghuren-Geschlecht“ war der chinesische Söldner Gulipeiluo. Dieses Reich sollte von 744 bis 840 bestehen. Gulipeiluo nahm nun den Titel „Kutluq Bilge-Kül Khagan“ an und machte die Stadt Kara Balgasun (am oberen Orchon, das alte Ordu Balyk und spätere Karakorum, zum Zentrum seines Reiches. Die Karluken hatten schließlich in Kuz Ordu, dem heutigen Balasagun, ihren Hauptsitz.

Die Karluken schufen als erstes türkisches Volk in der Geschichte eine einheitliche Amtssprache, die bis zum persischen Choresm-Reich ausstrahlte und heute entweder als „Karluk-Choresmisch“ oder als „Karluk-Uigurisch“ bezeichnet wird.

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Stellt sich nur die Frage, wieviel die heutigen Türken oder Turkvölker noch mit den Göktürken oder auch mit anderen Turkvölkern zu tun haben. Die sprachliche Verwandtschaft ist zweifellos da, aber was das Aussehen betrifft, da ähneln die Kirgisen doch viel mehr sagen wir den Japanern oder anderen Völkern aus der Gegend als den Türken aus der Türkei. Das ist ungefähr das gleiche wie mit den Finnen, die sich auch nicht von den Schweden körperlich unterscheiden, obwohl beide nicht verwandte Sprachen sprechen, während Schweden und Inder total anders aussehen, obwohl beide Sprachen sprechen, die miteinander verwandt sind.

Also Sprache hat schon was mit Abstammung/Nationalität zu tun, aber man kann das nicht gleichsetzen, vor allen Dingen wenn die Widersprüche so ins Auge fallen.
 
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