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Die Gottlosen sind in Amerika auf dem Vormarsch
Die Vereinigten Staaten gelten als eines der frömmsten Länder der Welt. Jetzt zeigt eine neue Studie, dass schon jeder siebte Amerikaner keiner Religion mehr huldigt.
«Welch grösseres Unglück könnte eine Nation heimsuchen als der Verlust der Gottesanbetung?», fragte 1836 der amerikanische Oberdenker Ralph Waldo Emerson seine Zuhörer von der theologischen Fakultät der Harvard-Universität. In der Tat: Kein westliches Land gebärdet sich religiöser als die USA, selbst auf dem allmächtigen Dollarschein wird vermerkt, dass die Nation «auf Gott» vertraue.
Es verstand sich von selbst, dass Agnostiker oder gar Atheisten nicht gesellschaftsfähig waren. Und niemand störte sich daran, wenn Teddy Roosevelt den amerikanischen Revolutionshelden und Freidenker Thomas Paine «einen dreckigen kleinen Atheisten» schimpfte.
Jetzt aber schockt eine neue Erhebung die gottesfürchtigen Amerikaner: Laut dem renommierten und soeben publizierten «American Religious Identification Survey» (Aris) des Trinity College im Staat Connecticut bezeichnen sich mittlerweile 15 Prozent der Amerikaner als nicht gläubig – und bilden damit hinter Katholiken und Baptisten die drittgrösste Gruppe. Als einzige Gruppe haben die Nichtgläubigen in allen Bundesstaaten zugelegt. Noch 1990 bezeichneten sich nur 8,2 Prozent als gottlos.
Obama akzeptiert Atheismus
Was in Kirchen und Tempeln Anlass zur Sorge ist, entzückt amerikanische Agnostiker und Atheisten. «Der Unglaube ist am Leben und gedeiht», bewertet Ed Buckner, der Vorsitzende der American Atheists die Ergebnisse der Mammut-Umfrage unter 54'461 Amerikanern. Es zeige sich, so Buckner weiter, «dass die Religionen im Niedergang sind und die Menschen keine Angst mehr haben, sich einer säkularen Philosophie anzuschliessen». Gemäss der Umfrage ist Neuengland neuerdings die gottloseste Region, und im liberal-progressiven Bundesstaat Vermont bezeichneten sich sogar erstaunliche 34 Prozent der Befragten als Ungläubige.
Dennoch könnte wohl kaum ein Politiker zum Präsidenten gewählt werden, der sich nicht als Christ identifiziert, und im Kongress bekennt sich nur ein einziger Abgeordneter unter 535 Parlamentariern zum Atheismus. Immerhin aber wandte sich Barack Obama als erster amerikanischer Präsident bei seiner Vereidigung Ende Januar an die «Nichtgläubigen» – und löste damit lauten Jubel bei den Gottlosen aus. Dass Obama beim traditionellen alljährlichen Nationalen Gebetsfrühstück kürzlich erneut jene erwähnte, «die überhaupt keinem Glauben anhängen», bestärkte die Ungläubigen in ihrer Freude: Atheismus scheint neben der Vielfalt der Religionen endlich akzeptiert worden zu sein.
Allerdings beschert die Aris-Studie den Skeptikern des Glaubens an Gott und Jesus auch weniger erbauliche Fakten. So nimmt der Einfluss der protestantischen Mainstream-Kirchen – darunter Lutheraner, Methodisten, Presbyterianer und Episkopale – weiter ab, indes sich immer mehr Amerikaner evangelikalen Glaubensgemeinschaften anschliessen. 34 Prozent der Befragten identifizieren sich als Evangelikale, besonders im Süden wächst ihre Schar. Trotzdem ist der Anteil der Christen insgesamt geringer geworden: Bezeichneten sich 1990 noch 86 Prozent der Amerikaner als christlich, so sind es jetzt noch 76 Prozent.
Unmut über christliche Skandale
Der einflussreiche Blogger und Kolumnist Andrew Sullivan, ein schwuler und bekennender Katholik, vermutet hinter dem Abbröckeln den wachsenden Unmut vieler Amerikaner über christliche Skandale, seien es geile TV-Prediger oder pädophile katholische Priester, sowie die Wissenschaftsfeindlichkeit vieler christlicher Glaubensgemeinschaften, wie sie sich etwa in der Ablehnung der darwinschen Evolutionslehre äussere.
Ihm scheine, schreibt Sullivan, «dass die amerikanische Christenheit trotz ihrer beträchtlichen Ressourcen ihre intellektuelle Verantwortung ignoriert». Wenn keine Abhilfe geschaffen werde, sei absehbar, dass die Zahl der Atheisten weiter anwachse, glaubt Sullivan.
Die Vereinigten Staaten gelten als eines der frömmsten Länder der Welt. Jetzt zeigt eine neue Studie, dass schon jeder siebte Amerikaner keiner Religion mehr huldigt.
«Welch grösseres Unglück könnte eine Nation heimsuchen als der Verlust der Gottesanbetung?», fragte 1836 der amerikanische Oberdenker Ralph Waldo Emerson seine Zuhörer von der theologischen Fakultät der Harvard-Universität. In der Tat: Kein westliches Land gebärdet sich religiöser als die USA, selbst auf dem allmächtigen Dollarschein wird vermerkt, dass die Nation «auf Gott» vertraue.
Es verstand sich von selbst, dass Agnostiker oder gar Atheisten nicht gesellschaftsfähig waren. Und niemand störte sich daran, wenn Teddy Roosevelt den amerikanischen Revolutionshelden und Freidenker Thomas Paine «einen dreckigen kleinen Atheisten» schimpfte.
Jetzt aber schockt eine neue Erhebung die gottesfürchtigen Amerikaner: Laut dem renommierten und soeben publizierten «American Religious Identification Survey» (Aris) des Trinity College im Staat Connecticut bezeichnen sich mittlerweile 15 Prozent der Amerikaner als nicht gläubig – und bilden damit hinter Katholiken und Baptisten die drittgrösste Gruppe. Als einzige Gruppe haben die Nichtgläubigen in allen Bundesstaaten zugelegt. Noch 1990 bezeichneten sich nur 8,2 Prozent als gottlos.
Obama akzeptiert Atheismus
Was in Kirchen und Tempeln Anlass zur Sorge ist, entzückt amerikanische Agnostiker und Atheisten. «Der Unglaube ist am Leben und gedeiht», bewertet Ed Buckner, der Vorsitzende der American Atheists die Ergebnisse der Mammut-Umfrage unter 54'461 Amerikanern. Es zeige sich, so Buckner weiter, «dass die Religionen im Niedergang sind und die Menschen keine Angst mehr haben, sich einer säkularen Philosophie anzuschliessen». Gemäss der Umfrage ist Neuengland neuerdings die gottloseste Region, und im liberal-progressiven Bundesstaat Vermont bezeichneten sich sogar erstaunliche 34 Prozent der Befragten als Ungläubige.
Dennoch könnte wohl kaum ein Politiker zum Präsidenten gewählt werden, der sich nicht als Christ identifiziert, und im Kongress bekennt sich nur ein einziger Abgeordneter unter 535 Parlamentariern zum Atheismus. Immerhin aber wandte sich Barack Obama als erster amerikanischer Präsident bei seiner Vereidigung Ende Januar an die «Nichtgläubigen» – und löste damit lauten Jubel bei den Gottlosen aus. Dass Obama beim traditionellen alljährlichen Nationalen Gebetsfrühstück kürzlich erneut jene erwähnte, «die überhaupt keinem Glauben anhängen», bestärkte die Ungläubigen in ihrer Freude: Atheismus scheint neben der Vielfalt der Religionen endlich akzeptiert worden zu sein.
Allerdings beschert die Aris-Studie den Skeptikern des Glaubens an Gott und Jesus auch weniger erbauliche Fakten. So nimmt der Einfluss der protestantischen Mainstream-Kirchen – darunter Lutheraner, Methodisten, Presbyterianer und Episkopale – weiter ab, indes sich immer mehr Amerikaner evangelikalen Glaubensgemeinschaften anschliessen. 34 Prozent der Befragten identifizieren sich als Evangelikale, besonders im Süden wächst ihre Schar. Trotzdem ist der Anteil der Christen insgesamt geringer geworden: Bezeichneten sich 1990 noch 86 Prozent der Amerikaner als christlich, so sind es jetzt noch 76 Prozent.
Unmut über christliche Skandale
Der einflussreiche Blogger und Kolumnist Andrew Sullivan, ein schwuler und bekennender Katholik, vermutet hinter dem Abbröckeln den wachsenden Unmut vieler Amerikaner über christliche Skandale, seien es geile TV-Prediger oder pädophile katholische Priester, sowie die Wissenschaftsfeindlichkeit vieler christlicher Glaubensgemeinschaften, wie sie sich etwa in der Ablehnung der darwinschen Evolutionslehre äussere.
Ihm scheine, schreibt Sullivan, «dass die amerikanische Christenheit trotz ihrer beträchtlichen Ressourcen ihre intellektuelle Verantwortung ignoriert». Wenn keine Abhilfe geschaffen werde, sei absehbar, dass die Zahl der Atheisten weiter anwachse, glaubt Sullivan.