Nach schwerer Jugend-Gewalt Runder Tisch in Berlin
Berlin (dpa) - Nach den Tumulten zwischen Jugendlichen und der Polizei in Berlin-Kreuzberg wollen Politiker und gesellschaftliche Gruppen über mögliche Konsequenzen aus den Vorfällen beraten.
Nach Angaben des Quartiersmanagements Wrangelkiez nehmen an diesem Montag an einem Runden Tisch auch Vertreter der Innenverwaltung, der Polizei und Jugendliche teil, sagte eine Sprecherin am Sonntag der dpa.
Gleich drei Schlägereien in Berlin hatten in der vergangenen Woche die Öffentlichkeit aufgeschreckt. Am Dienstag waren in Kreuzberg Polizisten von bis zu 100 Jugendlichen angegriffen worden. Die Beamten hatten zuvor zwei zwölfjährige Diebe festgenommen. Am Mittwoch wurde bei einer Schlägerei in Tempelhof, an der nach Behördenangaben 60 Jugendliche beteiligt waren, ein 15-Jähriger verletzt. In Moabit versuchte am Mittwoch eine Menschenmenge mit Gewalt einen Rettungswagen aufzuhalten, in dem nach einem Unfall ein Fünfjähriger ins Krankenhaus gebracht werden sollte.
Zu dem Runden Tisch hatte unter anderem der Kreuzberger SPD- Politiker Ahmet Iyidirli aufgerufen. Polizeipräsident Dieter Glietsch hatte am Wochenende eine stärkere Zusammenarbeit verschiedener Partner gefordert. Das Konzept der Polizei könne nur erfolgreich sein, wenn sie künftig starke Partner in den Migrantenverbänden, im Quartiersmanagement, in der Schule und der Jugend- und Sozialarbeit habe, sagte Glietsch der Zeitung "B.Z.". "Eine schnelle und angemessen harte Reaktion auf Gewalttaten halte ich für wichtig", sagte der Polizeipräsident.
Diesen Standpunkt vertrat auch Innensenator Ehrhart Körting (SPD). Wenn eine Gruppe versuche, die Feuerwehr an einem Einsatz oder Polizisten an einer Festnahme zu hindern, "dann darf der Staatsapparat da überhaupt kein Pardon kennen, und das hat er auch nicht getan", sagte Körting dem "Tagesspiegel". Rechtsfreie Räume dürfe es in der Stadt nicht geben.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, unterstützte Körtings Aussagen. "Es muss durch klare Signale deutlich gemacht werden, dass Gewalttaten gegen die Polizei und gegen Rettungskräfte genauso wenig hingenommen werden, wie gegen jeden anderen Menschen", sagte Huber am Samstag.
Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, sagte im Deutschlandradio, die Reaktion des Staates müsse deutlich werden. Auch brauche die Polizei ausreichend Personal für Festnahmen. In Berlin könnten die Beamten zum Beispiel in einige Viertel nur mit mehreren Streifenwagen zugleich zu einem Einsatz fahren.
Die Polizei hat Ermittlungen gegen Beamte eingeleitet, die bei der Massenschlägerei mit Jugendlichen in Kreuzberg eingesetzt waren. In Berichten waren Augenzeugen zitiert worden, die Polizisten hätten die Jugendlichen arabischer und türkischer Herkunft rassistisch beleidigt und seien unverhältnismäßig hart vorgegangen.