Neandertaler & homo sapiens
Vor 2 Mio Jahren begann der homo erectus, sich in Afrika auszubreiten. Auf seiner ersten Wanderung über das heutige Ägypten kam er bis in den Nahen Osten und Asien. In einer späteren Welle gelangte er auf diesem Weg auch nach Europa. Letzteres erreichte er vor 250.000 Jahren (s. etwas weiter unten).
Neueste Entdeckungen in Georgien am Kaspischen Meer belegen allerdings, dass er bereits vor 1.77 Millionen Jahren dort erschienen war. Es war vielleicht ein homo habilis, eher sogar ein homo rudolphensis (das älteste menschliche Fossil) mit einem primitiven Schädel, einem kleinen Gehirn (600 cm²), stark ausgeprägten Eckzähnen, die ihn zwischen habilis und erectus anordnen. Er besaß kein Stirnbein und war 1,50 m gross. Er lebte als Sammler und Jäger und folgte den grossen Viehherden. Giraffen, Hirsche, Hyänen, aber auch Säbelzahntiger und Löwen jagte er dort. D.h., er war noch vor erectus eingewandert. Er war wohl der erste Europäer. Ähnliche Funde wurden auch auf Java und China aus dieser Zeit gemacht. Er benutzte schon vor 1,5 mio Jahren Steinwerkzeug zum Abschaben der Felle und Zerschlagen der Knochen, um an das Mark ranzukommen.
Das erste Mal musste der erectus aber über Gibralter nach Europa gekommen sein. In Südspanien gibt es 1,2 Mio - 800.000 Jahre alte Funde, die dem homo antecessor, ein Vorfahr des Neandertalers, zugeschrieben werden. Bei Neapel sind Knochenreste gefunden worden, die denen in Nordafrika (Algerien, Marokko) gleichen. Da auch die Werkzeuge identisch sind, ist es sicher, dass der erectus das erste Mal über Gibraltar nach Europa kam.
Vor 1,6 mio Jahren hatte der erectus in Afrika den Faustkeil erfunden. Dieser Typus findet sich in Europa dann 800.000 Jahre später in einem Gebiet von Spanien bis zum südlichen Rhein wieder und ist mit den ersten Auswanderern dorthingelangt.
Erst vor 1,4 mio Jahren verlässt der erectus Afrika erneut und dringt über Asien bis nach Ost-Europa vor. Sein Faustkeil weist dort vor 600.000 Jahren, östlich des Rheins, eine Variante des ersteren auf: Er wurde mit einem Hirschgeweih abgeschlagen, das weicher ist und feinere Absplitterungen erlaubt.
Der damalige homo erectus hatte einen zierlichen Körperbau bei einer Grösse von 1.45 - 1.65 Meter, aber nur 40- 50 Kg Gewicht. In seinen Schädel passte mit 0,6 bis 0,8 Litern allerdings gerade einmal die Hälfte der Gehirnmasse eines modernen Menschen. Aufgrund ihrer guten Läuferqualitäten hatten die sehr schlanken Menschen mit längeren Beinen einen Vorteil und erreichten häufiger das fortpflanzungsfähige Alter. So gaben sie dieses Merkmal weiter.
Natürlich werden sich wissenschaftlichen Erkenntnisse immer an den neuesten Funde ausrichten. Wenn etwas nicht bewiesen werden kann, ist es häufig nur eine Frage der Zeit, wann ein neues Pflänzlein der Wahrheit an die Oberfläche dringt. In Nordisrael wurden über 2 Millionen Jahre alte Steinwerkzeuge gefunden. Wie der homo erectus oder sein Vorfahr schon recht früh über Landengen, den flachen Meeresspiegel nutzend, an die europäischen Grenzen gelangte, so finden sich auch Beispiele, dass sich der homo rudolfensis bereits vor ihm in Asien ausgebreitet hatte. 2.3 Millionen alte Funde in Israel und Java vor 1.8 Millionen Jahren belegen das. Sie weisen wie beim rudolfensis noch zweiwurzeligen Vorbackenzähne auf, die beim erectus schon einwurzelig waren. Die 1. Völkerwanderung der Geschichte war also nicht auf den homo erectus zurückzuführen, wenn er auch mit Abstand am lauffreudigsten gewesen war.
Vor rund 1 Millionen Jahre zog dieser dann weiter vom Nahen Osten nach Mitteleuropa und Nordchina. Bis vor 700 - 600.000 Jahren hatte der in Afrika gebliebene Vormensch mit ihm noch einen gemeinsamen Vorfahren. Dieser begann dann auch auszuwandern und kam vor 500.000 Jahren in Südostasien und Südeuropa an. Gleichzeitig hatte er sich technisch und kulturell weiterentwickelt, um sich den neuen Gebieten anzupassen. Aus dem erectus, der nun auch vom Osten her in Europa angekommen war, wurde der homo heidelbergensis (500.000 - 200.000 Jahren), aus dem sich dann der östliche Neandertaler weiterentwickelte.
Der über Gibraltar gekommene erectus hatte bereits vor 1 mio Jahren in Europa angefangen, Feuer zu machen. Dies ist anhand geschwärzter Steine nachzuweisen. Die Ernährung änderte sich alsbald: Sie begannen nun, das Fleisch zu garen.
In Atapuerca in Nordspanien befinden sich in einer Höhle die ältesten menschlichen Fossilien Europas: Sie sind 500.000 Jahre alt und wurden mit einem Faustkeil aus rosa Quarz bestattet, hatten also schon symbolisches Verhalten verinnerlicht.
In derselben Zeit hatten auch sie sich zum heidelbergensis entwickelt und kamen ins heutige England. Aus Feuerstein stellten sie Schaber her, um Kadaver auszuschlachten. Vor 400.000 Jahren bildeten sich aus ihnen dort die ersten von Westen kommenden Neandertaler heraus.
DNS-Untersuchungen zufolge gibt es mindestens 3 unterschiedliche Gruppen: 1. die osteuropäische, 2. die westeuropäische und 3. die südeuropäische. Da sich alle drei Arten wie auch der westliche und der östliche Neandertaler aus dem homo erectus entwickelt hatten - und dies sogar in unterschiedlichen Zeiträumen, waren sie genetisch vor 350.000 Jahren in Mitteleuropa nur geringfügig voneinander zu unterscheiden. Sie siedelten von Spanien bis Westsibirien.
Zu dieser Zeit gab es in Europa viele Klimaschwankungen von gemäßigt bis kalt-feucht. Der Neandertaler war zunächst noch perfekt an dieses Klima angepasst. Er war ca. 1,60 m gross und untersetzt mit kleinem, gedrungen Körper, breiten Schultern und kurzen Gliedern. Sein Oberschädel war nach hinten gezogener, so dass sich das Gesicht nach vorn geschoben hatte. Er wies ein grösseres Volumen als der des Menschen auf und war auch etwas anders entwickelt. Der Neandertaler war schneller, muskelöser und stärker als wir und besaß große Wülste über den Augenhöhlen, hatte aber kein Kinn.
Sie lebten in Gruppen von 20 Personen. Ihre Gesamtpopulation betrug ca. 20.000 (später, vor 70.000 Jahren, waren es nur noch 10.000 Individuen). Sie waren fast ausschließlich Fleischesser wie die Wölfe. Das kann man feststellen, weil die Nahrung, die ein Mensch aufnimmt, eine chemische Signatur, die in unserem Knochenprotein aufgenommen wird, hinterläßt. Als gute Jäger waren sie spezialisiert auf Großwild in riesigen Revieren am Rande der Eisflächen Europas und Zentralasiens. Verletzungen und Knochenbrüche waren alltäglich und wurden von der Gruppe versorgt. Dennoch gab es eine hohe Sterblichkeit bei den Erwachsenen, die auf das Jagen der großen Tieren zurückging. Trotzdem verzerrten sie so gut wie keine der vielen Früchte, Beeren und eßbare Wurzeln, die es in ihrer Nähe gab. Auch aßen sie keine Meeresnahrung wie Fische, sondern Hirsche, Bisons, Rentiere, Mammuts, Nashörner und Bären. Sie jagten in Gruppen und trieben die Tiere in die Enge. Die meisten Waffen waren keine Fernwaffen, sondern wurden aus naher Distanz eingesetzt. Sie hatten keine Wurfspeere oder Pfeile, sondern nur Messer und sogenannte Rammspeere. Sie konnten ihre Beute nur aus direkter Nähe töten, so dass sie sich häufig verletzten. Die männlichen Skelette weisen immer wieder Brüche auf. Die erbeuteten Tiere wurden dann vor den Höhlen mit Steinklingen zerlegt. Hier verhielten sich die Neandertaler aus den unterschiedlichsten Regionen vollkommen gleich.
Bei Hungersnöten gab es eventuell Kannibalismus (abgeschabte menschliche Knochen). Männer wurden selten älter als 40. Die Toten wurden bestattet und betrauert.
Der Neandertaler entwickelte eine Kultur, die zu der Zeit konkurrenzlos war. Z.B. hatte er schon vor Vor 100.000 Jahren - noch vor einer Begegnung mit den Menschen - seine Toten begraben. Er fügte ihnen Beigaben wie primitive Faustkeile hinzu. Dies entspricht einer kollektiven Erinnerungskultur: ein sozialer Familienzusammenhang mit den Toten. Die Grabstätten waren mit Ocker bemalt (keimtötenden Wirkung) und Hirschgeweihe, Muscheln oder Gebisse als Beigaben hinzugefügt.
Die Farben gewannen sie aus Gestein. Sie besaßen zudem eine Lunte zum Feuermachen, die aus dem Feuerschwamm, einem Baumpils, stammte. Ihre Speere waren genauso gut wie die der Menschen, waren allerdings nur für den Nahkampf geeignet. Sie stellten messerscharfe Steinklingen und Speerspitzen her. Doch Klimaschwankungen und Veränderunge der Tierpopulationen wirkten sich ständig auf ihre Seßhaftigkeit aus und zwangen sie zu häufigen Ortswechseln.
Die Neandertaler haben kaum Kunst hergestellt. In Spanien sind gefärbte Muscheln mit künstlichen Löchern gefunden worden. Eventuell übernahmen sie Ideen und Anregungen dafür von den Begegnungen mit den Menschen. Wahrscheinlich hatten sie dafür keine Zeit, denn sie mußten ständig auf die Jagd gehen, um ihren Fleischbedarf zu decken. Sie hatten insgesamt gesehen nicht so gute Waffen und Fallen wie die Menschen.
Das erste vollständige Skelett eines Neandertalers wurde 1856 im Neanderthal in Deutschland entdeckt. Der Mann war 42 Jahre alt und hatte vor 40.000 Jahren gelebt. Es war die erste Menschenform, die in Europa entstand. Aber die ersten Funde gelangen bereits im Maastal in Belgien vor 150 Jahren, die 100.000 Jahre alt waren. Dabei wurden auch die Zähne eines 8 Jahre alten Jungen gefunden, deren Wachstumslinien wie die eines 11/12-jährigen aussahen. Die Zähne des Neandertalers waren schon mit 15 Jahren ausgewachsen (beim Menschen erst mit 18 Jahren). Er wuchs viel schneller heran. Das Gehirn hatte dadurch weniger Zeit, sich zu entwickeln. Abgüsse der Innenseite eines Neandertalschädels weisen sehr große Ähnlichkeiten mit unseren auf. Der Frontallappen unterscheidet sich nicht. Das Broca-Areal, das für die motorischen Aspekte des Sprechens zuständig ist, war in seiner Form absolut menschlich. Aber im Gegensatz zum hohen Schädeldach des Menschen war das des Neandertalers flach und langgezogen. Der Schleifen- und Schädellappen, wo das Kognitive liegt (Sprache, Gedächtnis, räumliche Erinnerung), war etwas kleiner, so dass diese Fähigkeiten simpler ausfielen.
Während der letzten Eiszeit vor 39.000 war der Süden Europas von dichtem Laubwald bedeckt. In Frankreich und Süddeutschland gab es Nadelhölzer, in Norddeutschland Strauchtundra. Skandinavien war noch ein Halbwüste aus Eis. Aus dem Zahnschmelz der Neandertaler geht nun hervor, dass sie immer öfter gezwungen wurden, von ihrem Geburtsorten wegzuwandern. Vor 30.000 Jahren waren sie aufgrund der Kälte gezwungen, weiter nach Süden auszuweichen. Doch die Bisons, Rentiere und Mammuts trafen sie in den neuen Gebieten nicht mehr an. Durch die schnellen Klimawechsel wurden sie zu immer häufigeren Ortswechseln gezwungen. Die Fruchtbarkeit der Frauen wurde dadurch beeinträchtigt. Eine geringe Geburtsrate und die weitflächige Zerstreuung ihrer Gruppen liess sie genetisch stagnieren. Zudem gerieten sie in immer stärkere Konkurrenz mit den Menschen, die sich kreativer und vielfältiger zu ernähren gelernt hatten. Das Klima wurde trockener und kälter. Der Neandertaler war nun hauptsächlich in Spanien, während sich der Mensch noch vorwiegend vor den Pyränäen aufhielt. Erst als es wieder wärmer wurde, kam dieser auch nach Spanien. Daraufhin ziehen sich die nunmehr wenigen Neandertaler vor 28.000 Jahren endgültig nach Gibraltar zurück. Vor 25.000 Jahren verschwanden sie dann endgültig aus den fossilen Funden.
Sie hatten eine einfache Technologie mit nur wenigen Werkzeugen besessen. Ihr Leben war hart und kurz. Sie wurden selten älter als 30 Jahre. Doch ihre Spezies existierte fast 400.000 Jahre, doppelt so lange wie die Menschen bisher.
Doch der Mensch ist nicht untergegangen, weil er sich dem Klima der Eiszeiten besser anpassen konnte und besser kommunizierte. Die Neandertaler hingegen hatten sich kaum verändert und weiterentwickelt. Der Rythmus der Klimaschwankungen war zu schnell geworden, als dass sie sich noch hätten anpassen können.
der homo sapiens
Vor 200.000 Jahren hat sich der homo sapiens aus dem dort verbliebenen homo erectus in Afrika entwickelt. Im afrikanischen Graben sind die ältesten Funde des sapiens entdeckt worden. Ihre Brauenwülste waren damals noch etwas wuchtiger, ihre Gesichter etwas größer und ihre Technologie immer noch sehr einfach. Zu der Zeit begann eine der längsten und kältesten Eiszeiten. Eisdecken überzogen die Erde, und in Afrika herrschten Wüsten und eine große Dürre. Die Klimawechsel waren extrem, und die Populationen gingen bis auf wenige zurück, so dass die Menschen heute zu 99,9% identisch sind. Die großen Menschenaffen haben im Vergleich 4-10 x soviel Biodiversität in ihrer DNA. Die geringe Vielfalt der menschlichen DNA könnte damals der Grund für das beinahe Aussterben der Menschen gewesen sein. Jeder heutige Mensch stammt von den wenigen ab, die es damals geschafft hatten.
Vor 140.000 Jahren wurde ein Großteil des tropischen Afrikas aufgrund eines Klimawechsels unbewohnbar. Die Menschen waren damals gezwungen, sich an die Küsten und ins Hochland zu flüchten. Es gab in ganz Afrika nur 4-6 potentielle Standorte für sie. Oder sie wanderte wie vor 100.000 Jahren südöstlich über eine damalige Landbrücke in den Vorderen Orient nach Arabien und Yemen aus. In Asien stießen sie auf den erectus, der hier nun zum Javamenschen geworden war. Auch über den Nahen Osten zogen sie erneut nach Europa und stießen dort bereits vor 80.000 Jahren auf den Neandertaler, mit dem sie 50.000 Jahre regional zusammen lebten. In der Levante sogar noch länger. Vor 60.000, während einer Kälteperiode, wurde er dort kurzfristig vollkommen vom Neandertaler abgelöst, der von einer anderen Kälteperiode nach Süden getrieben worden war.
Alle modernen Menschen stammen von einer Population von 600 Individuen ab, die sich wahrscheinlich an die Küsten ins südliche Afrika zurückgezogen hatten. Sie nutzten das Meer als Nahrungsquelle (Funde: im Feuer verbrannte Muschelschalen). Der fleischlastige Speiseplan wurde erweitert. Die beste Zeit zum Sammeln von Schalentieren ist bei starker Ebbe. Wer die Phasen kennt, kann die Gezeiten voraussagen. Sie jagten aber auch auf den Ebenen hinter den Küsten und sammelten Beeren und Wurzeln. Sie lebten in Höhlen am Ufer und stellten Steinwerkzeuge z.B. aus dem rauhen Quarz der südafrikanischen Umgebung her. Dann, vor 71.000 Jahren, begannen sie, es im Feuer zu erhitzen, wo es sich auch besser spalten ließ, und stellten damit Klingen her (40.000 Jahre vor denen in Europa). Sie schnitzten spitze Bohrer für das Durchlöchern und Aushöhlen von Gegenständen. Die Steinwerkzeuge verrieten nun auch etwas über die gesellschaftliche Stellung des Besitzers. Dekorative Kunst aus rotem Ockers mit Musterlinien entstand erstmalig vor 75.000 Jahren an der südafrikanischen Küste. Auch wurden in Muschelschalen Löcher gebohrt und diese zu Ketten aufgereiht. Schmuck wurde hergestellt und die Körper bemalt. Über die Kunst und Kultur wurden nun Wissen und Informationen weitergegeben. Nach tausenden von Dürrejahren veränderten sich die Menschen schließlich und entwickelten eine neue Kultur.
Vor 60.000 Jahren stabilisierte sich das Klima wieder. Vor 45.000 Jahren kamen ungefähr 20.000 Individuen über den Nahen Osten nach Persien und Asien und nach Australien. Sie hatten inzwischen die Schifffahrt nutzen gelernt und konnten nun über den damals nur 15 km engen Ozean mit stabilen Bambusflössen, die über einen hohen Auftrieb verfügten, übersiedeln.
Erst als die Dürre in Jordanien vorüber war, konnte der Mensch vor gut 40.000 Jahren über Indien und Russland auch von Westen nach Europa einwandern. Die meisten zogen entlang der Mittelmeerküste oder der Donau. Sie fanden Unterschlumpf in den Felsen oder direkt am Wasser. Dort teilten sie sich auch Plätze mit den Neandertalern. Diese waren bereits hellhäutig, während die Menschen noch eine dunklere Haut besaßen. Eine Vermischung war selten und führte zu keiner weiteren Population. In Osteuropa und dem Nahen Osten scheinen allerdings einige Schädel diese Verbindung nachzuweisen.
Der homo sapiens hatte schon in Afrika begonnen, sich mit Perlen und Tierzähnen zu schmücken. Er verfügte über neue und feinere Techniken zum Behauen von Steinen als der Neandertaler. Er stellte unterschiedlich große Klingen her, die vielfältiger und spezialisierter waren. Er bearbeitete auch Knochen und Elfenbein für die Spitzen von Lanzen und Speeren, die sich leicht austauschen liessen. In Europa koexistierten beide Spezien für 15.000 Jahren zusammen. Zeichnungen hatte wohl nur der Mensch gemacht. Seine Kohlezeichnungen von Nilpferden, Wildpferden, Löwen, Höhlenbären und Eulen können aufgrund der Uran-Torium-Methode auf älter als 32.000 Jahre datiert werden. Perlen aus Bernstein dienten ihnen zur Ästhetik. Musik wurde auf Flöten z.B. aus den Knochen eines Geierflügels gemacht.
Vor 22.000 hatte der Mensch ganz Europa besetzt. Dann breiteten sich Gletscher aus, es wurde noch kälter, und die wenigen 10.000 wurden wieder nach Süden vertrieben, wo schon andere sich an Flüssen und Viehtriebwegen angesiedelt hatten.
Neue Werkzeuge entstanden: z.B. eine Nadel mit Nadelöhr. Pferdesehnen dienten als Fäden zum Nähen. Die Speerschleuder wurde erfunden (höhere Reichweite). Feinere Techniken der Klingenbearbeitung hielten vor 15.000 Jahren mit neuen Einwandererwellen aus Nordafrika über Gibraltar Einzug. Anstelle der grossen Raubtiere traten nun Pflanzenfresser wie Pferde, Bisons und Rentiere auf.
Die Spitze der Eiszeit, die vor 17.000 Jahren begann, ging vor 10.000 Jahren zuende. Es wurde wieder wärmer, die Gletscher schmolzen, der Meeresspiegel stieg um 120 m. Ebenso das Schwarze Meer, dessen Damm zum Mittelmeer brach, so dass sich die Wassermassen ins Schwarze Meer ergossen (biblische Sintflut). In Tundra und Steppe wuchsen Bäume, die Tiere zogen wieder nach Norden, um sich neue Weideflächen zu suchen. Mammuts fanden in Sibirien ihre letzte Zuflucht, wo es noch grosse Grassteppen gibt. Doch sie starben aus wie die Höhlenlöwen und Wollnashörner. Aber die Menschen waren ihnen gefolgt und verbreiteten sich wieder über ganz Europa. In den Wäldern stellte man sich von der Jagd mit Lanzen auf Pfeil und Bogen um. Der Wolf wurde domestiziert. Vor 10.000 Jahren dann wurde die Besiedlung Skandinaviens vollendet.
Es gibt genetische Marker, die auf die Wanderungen hinweisen. Dort, wo sie blieben, jagten, sammelten und fischten die Menschen. Runde Hütten aus Tierhäuten oder Rinde wurden gebaut. Doch im Nahen Osten wurde schon begonnen, viereckige Häuser aus Stein zu errichten. Im 2-Stromland entstanden Städte wie Jericho. Vor 9.000 Jahren gab es auch in der Türkei schon große Städte. Der Zugang zu den Häusern erfolgte über das Dach.
Vor 13.000 Jahren wurden die ersten Menschen im Nahen Osten sesshaft und lebten von Tierzucht und Ackerbau. In Afrika, Asien, Mittel- ud Südamerika wurde Getreide wie Gerste, Hafer, Dinkel, Hirse und Weizen angebaut. Auch Viehzucht tritt dort auf (der Auerochse wurde zu Ochse und Kuh, das Mufflon zum Schaf, das Wildschwein zum Hausschwein). Dabei wurden die Tiere kleiner. Keramische Gefäße dienten dem Lagern ud Transport von Saatgut. Oxydian (polierter, schwarzer Stein) ließ sich als Handelsgut verwenden. Der Rote Halbmond im Nahen Osten war sehr fruchtbar, bis die Böden auszulaugen begannen. Viele Menschen emigrierten dann vor 7.000 Jahren von dort weiter nach Europa und nahmen ihre Kultur und Techniken mit. Auf ihrem Weg begegneten sie den hiesigen Jägern und Sammlern, die daraufhin auch ihr Leben umstellten. Pro Jahr legten die Einwanderer 2-3 km zurück, d.h. pro Jahrhundert 300 km. Diese neuen Bauern führten Weizen und Dinkel sowie Ziegen und Schafe ein, auch Rinder und Schweine. Die einheimischen Auerochsen wurden der Wildnis überlassen. Die Menschen führten geschliffene Steinwerkzeuge wie Beile und Pflüge ein. Kupferklingen wie Sichel und Sennsen wurden mit Birkenholz eingeklebt.
Aber das Zusammenleben förderte auch Krankheiten wie Masern Tuberkulose und Rinderseuchen, die erstmals auftraten. Karies gab es, weil die Mahlsteine mit dem Getreide auch kleine Steine ins Brot mischten (auch die Ernährung selbst war süsser geworden). Der Beruf des Zahnarztes entstand.
Nach 700 Jahren wurde der Vormarsch der Bauern nach Norden kurz durch eine erneute Abkühlung gestoppt. Doch bald wurde es wieder wärmer, und in Mitteleuropa wurden Wälder für neue Siedlungen und Dörfer (100-200 Personen) gerodet. Aber Städte gab es hier noch nicht. Die Häuser wurden bis zu 50 m lang und 8 m breit. Milch spielte nun eine grosse Rolle in der Ernährung. Die Mehrheit der Menschen kann noch heute nach dem Abstillen keine Milch verdauen. Nur bei einigen erfolgte eine Milchverträglichkeit durch Mutation, die das Enzym Laktase veränderte, das die in der Milch vorhandene Laktose abspaltet, die der erwachsene Organsimus nicht verträgt. Diese Mutation sicherte deutlich höhere Lebenschancen, ausgehend aus Nordeuropa, wo sich viel Kuhweideland befand.
Durch eine ökonomische Vorratshaltung, Handel und die Entstehung einer reichen Führungselite bilden sich sozial differenzierte Gesellschaften. Vor 6.500 Jahren gab es in Europa 2,5 mio Menschen. Dörfer wurden mit Pallisaden geschützt, weil nun Gewalt zwischen den Menschen entstand. Denn Kriege brechen häufig aus, wo sich Macht als Anhäufung von Reichtum gründet.
Vor 20.000 Jahren gelang es dem Menschen, während der Eiszeit über die Beeringstrasse nach Amerika zu gehen. Zuerst in den Süden, dann am Ende der EisZeit in den Nordosten. Dieser Prozess ist ebenfalls in zwei, vielleicht sogar in drei kleinere Einwanderungswellen zu unterteilen.
Die ersten Menschen kamen über den Beeringbelt entlang der Westküste Amerikas, wo sie ins Landesinnere Südamerikas vorstiessen. Der älteste Fund ist in Brasilien (Lusia) vor 14.000 Jahren gefunden worden. Zudem gibt es dort 13.000 Jahre alte Höhlenzeichnungen. Lusia stellte aber keinen Vorfahren der heutigen Indianer dar (die Grösse der Augenhöhlen und die Breite der Nasen unterscheiden sich). Doch sie hatte viel mit dem Afrikaner und Australier gemeinsam und wies eine Ähnlichkeit mit den Aborigines auf.
In dieser Zeit versperrten Gletscher den Weg über die Beeringsee. Es gab dort zwar eine Landbrücke (das Wasser war an den Polkappen gebunden und der Meeresspiegel somit um 130 Meter tiefer). Aber sie konnten über die Küste einreisen und in wenigen 100 Jahren nach Feuerland gelangen. In 50 Meter Wassertiefe wurden vor einer Flussmündung Kanadas z.B. 10.000 Jahre alte Steinklingen gefunden. Die Funde und ihre Jahreszahl zeigen, dass nicht erst seit dieser Zeit Menschen dort lebten, denn sie waren ja schon vor 14.000 Jahren in Brasilien angekommen. Doch danach sind sie verschwunden.
Vor 10.000 Jahren kamen Grosswildjäger, mongoloide Menschentypen, die Vorfahren der heutigen Indianer, zunächst über das Landesinnere nach Nord-, dann über einen eisfreien Korridor nach Südamerika. Auch sie, die sog. Clovis, stammten aus Sibirien. Lusia lebte zur selben Zeit und früher in Südamerika. Da beide zwei unterschiedliche Menschenrassen waren, war Lusia wohl eher aufgebrochen und entsprach einer früheren Epoche der Vermischung von sapiens und javaensis auf dem asiatischen Kontinent.
Aber bereits vor 16.000 Jahren, also 5000 Jahre vor den Clovis, hatten Menschen inmitten von Nordamerika gesiedelt. D.h., sie mussten den Beeringsund noch 5-10.000 Jahre füher überwunden haben. Kurioserweise jedoch wurde die Art von Speerspitzen aus ihrer Zeit auch in Europa entdeckt. In Nordasien selbst war keine entsprechende Vorgängertechnologie gefunden worden.
Ein weiteres Indiz, dass sie direkt aus Europa gekommen sein mochten, besteht in der Verknüpfung ihrer Netze, die sie bis mindestens noch vor 8.000 Jahren zum Mammutfang einsetzten. Diese Art und Weise stammt aus dem Gebiet Tschechiens vor 27-45.000 Jahren. Von dort über Asien nach Amerika wäre es aber ein Weg, der länger gedauert hätte als die vorliegenden 25.000 Jahre.
In einer 3. Welle gelangte der homo sapiens sapiens dann von Europa vor 1200 Jahren nach Grönland und NordostAmerika, im 14. Jahrhundert nach Asien, 1492 nach SüdAmerika und im 18. Jahrhundert nach Australien. Alles per Schiff.
Am 18.Juni 1969 landete er dann auf dem Mond. Es ist in seiner Geschichte die 4. grosse Welle, mit der er sich dann über das Universum auszubreiten gedenkt. Obwohl sie bisher nur eine äusserst begrenzte Anzahl Menschen dorthin trug, reiht sie sich in die grossen Wanderungen ein, weil der Schritt dorthin qualitativ mit den vorherigen vergleichbar ist und sehrwohl Anlass für einen späteren, grösseren Aufbruch geben kann.
Das Bevölkerungswachstum spielt eine wesentliche Rolle in der menschlichen Anpassung. Wir bringen sehr viele Babies zur Welt, die sehr überlebensfähig sind. Die Bevölkerungsdichte der Neandertaler hingegen war sehr gering. Sie verfügten nur über eine begrenzte Technologie, hatten aber einen gewaltigen Energiebedarf. Bei den letzten Klimawechseln kämpften sie um ihr Überleben. Sie besaßen große Körper und große Gehirne in einem vergleichsweise kalten Umfeld. Ihr täglicher Energiebedarf betrug 5000 kcal (wie heute ein Ausdauerathlet). Mit ihren schlanken, hochgewachsenen Körpern haben die modernen Menschen einen geringeren Energiebedarf. Und verfügten über bessere Werkzeuge. Und sie hatten Wurfspeere. Die schweren Speere der Neandertaler sind auf kurze Distanz effektiver, wobei sie nur wenige davon in einer Hand tragen konnten. Hingegen sind die Wurfspeere mit Knochenspitze leichter, haltbarer und haben eine größere Reichweite. Sie ermöglichen eine sicherere Jagd und eine Ausbeute in einem größeren Radius und bedeuteten somit auch ein geringeres Risiko für sich selbst.
Der moderne Mensch konnte dadurch die Ausnutzung seiner Umwelt intensivieren. Die Ausrottung größerer Tiere (Wollnashorn und Höhlenlöwe in Europa und Asien) war auch ein Anlaß, immer weiterzuwandern. In Australien starben die meisten der > 50 kg schweren Tiere innerhalb der ersten 1000 Jahre nach Ankunft des Menschen aus.