Ich denke mal keine Eltern oder kein Student würde eine westliche Uni im Ausland besuchen, wenn er/sie nicht vorhätte im betreffenden Land vielleicht beruflich Fuß zu fassen. Da ist Sprache und Kultur unabdinglich. Ich kann da nichts Flasches dran finden.
Die meisten, die westliche Unis oder englischen/deutschen Schulen im eigenen Land etc besuchen machen es nicht vorwiegend, um in einem anderen Land beruflich Fuß zu fassen, sondern um im eigenen Land mehr Geld zu verdienen und höheren Stellen zu kriegen: also, um Teil der Elite zu werden. Dass dafür eine Nähe zu westlichen Kulturen (achte auf
westliche, nicht allgemein auf andere Kulturen) als unvermeidbar gilt, ist ein Zeichen für koloniale Mentalität. Aber auch im Bezug zu diesen, die im westlichen Ausland bleiben, ist die Situation problematisch: damit wird ein Brain-Drain gefördert. Wie schon gesagt aber, das ist eher ein Symptom als die Ursache: das Problem ist natürlich die Ursache.
Nimm das Erasmusprogramm. Da kommt auch nicht jeder Student zum Zug, sollte man es deswegen abschaffen?
Also, dazu kann ich nicht viel sagen, ich habe mich mit Erasmus nie beschäftigt. Aber ich habe es auch nicht so extrem gemeint, dass alle Chancen müssen auf allen Ebenen zu allen Personen gegeben werden, unabhängig von Leistung.
Besonders begabte Kinder muss man erstmal fördern, dass sie ihre Begabung auch nutzen können, genauso ist es mit begabten oder weniger begabten Kindern. Sie alle müssen gefördert werden. Und natürlich ist es Aufgabe der Eltern und des Lehrkörpers die Kinder so sozial zu schulen, dass sie sich nicht über- oder unterlegen fühlen. Da sollte man schon auch ein bisschen Vertrauen haben. Und man sollte Höherbegabten nicht automatisch die soziale Kompetenz absprechen. Niederbegabte gibt es sowieso nicht, nur Andersbegabte. Als Beispiel: SAP hat sehr viele Autisten in der Belegschaft, warum? Weil sie anders begabt sind.
Wie kommst du darauf, dass die Absolventen einer Elite-Schule später "das Sagen" haben? Was ist mit Wissenschaftlern? Das werden doch nicht zwangsläufig Politiker.
Erfolgreiche Wissenschaftlern, besonders wenn sie viel Geld verdienen, sind auch eine Art von Elite, auch wenn weniger einflussreich als Geschäftsmänner oder Politiker natürlich. Wenn man es statistisch betrachtet, wird man wahrscheinlich sehen, dass Absolventen von Elite-Schulen durchschnitlich mehr Chancen haben, auf höhere Stellen zu kommen oder mehr Geld zu verdienen.
Das ist eine sehr spezifische Geschichte und natürlich nicht schön zu lesen. Aber grundsätzlich heute noch Kolonialismus in einer globalisierten Welt zu sehen..., ich weiß nicht, das erscheint mir etwas übertrieben.
Ich denke, diese Situation in nicht Zypern-spezifisch, sondern ziemlich weit in der Welt verbreitet: bestimmt in den früheren Kolonien, aber auch in Ländern, die wie Semi-Kolonien funktionieren, und zu diesen gehören die meisten der Welt. Der Kolonialismus ist gerade in einer globalisierten Welt erst entstanden, und wirkt in verschiedenen Formen (nicht unbedingt die ursprünglichen natürlich) bis heute nach, dafür bin ich ziemlich überzeugt.
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Verschiedene Schulen und Schulsysteme können für ein Land eine Bereicherung an Ideen und Potenzialen sein. Vor allem eben in Ländern, wo das Bildungssystem noch starkcverbesserungswürdig ist. (Ich nehme jetzt einfach frech mal an, dass Zypern nicht unbedingt ein glänzendes Bildungssystem hat.)
Theoretisch könnte es so sein, nach meinem Gefühl aber funktioniert es zumindest in Zypern und Griechenland anders. Eltern, die mehr bildungsorientiert sind, ziehen ihre Kinder von den normalen öffentlichen Schulen ab, besonders wenn diese Kinder relativ gute Leistungen zeigen - mit dem Ergebnis, dass die Qualität der normalen öffentlichen Schulen noch niedriger wird. Und gerade in Krisenzeiten wird der Staat natürlich nicht mehr in Bildung investieren (unsere Staaten hatten das nicht mal in "guten" Zeiten gemacht), um das Niveau der privaten Schulen zu erreichen. Das ist ein fauler Kreis, der zu Ungunsten der öffentliche Schule läuft.