Afroasiatis
Top-Poster
Ja, da gibt es schon Probleme. Eigentlich müssten mehrere kleine Moscheen in der Stadt gegründet werden, damit die Muslime nicht mehr auf öffentlichen Straßen beten müssen oder in Tiefgaragen. Macht man das, werden gr. Nationalisten Sturm dagegen laufen. Baut stattdessen nur eine riesige Moschee, führt das zu politischen Missverständnissen (Prachtbau? Protzerei?). Seit Jahrhunderten leben Muslime in Athen. Dass erst jetzt eine gebaut wird, ist schon ein Armutszeugnis - wie umgekehrt auch die Schließung der gr. Priesterschule in der Türkei.
Um die Geschichte der Muslime Athens richtig zu haben: die gab es schon in osmanischen Zeiten, deswegen gibt es auch zwei Moscheen in Athener Zentrum. Die eine ist heute ein Museum, die andere ist einfach ein Monument (im eher schlechten Zustand). Nach der griechischen Unabhängigkeit sind keine Muslime geblieben. So, Athen war praktisch eine Stadt ohne Muslime bis vor etwa 20 Jahren. Die richtig massive Zuwanderung von Muslimen (vorwiegend aus Pakistan, Bangladesh, Afghanistan und arabischen Ländern) hat erst vor etwa 10-15 Jahren begonnen. Deswegen ist jetzt auch die Debatte um die Moschee gekommen, und nicht früher.
Es gibt heute viele Räume, die als Moscheen funktionieren, aber sind nicht offiziell. Deswegen will man auch eine offizielle Moschee bauen. Meiner Meinung nach, sollte man zuerst die alte Moschee in Monastiraki wieder für religiöse Zwecke umfunktionieren. Das war auch der Vorschlag der früheren Bürgermeisterin von Athen, wurde aber nicht realisiert, ich denke weil die orthodoxe Kirche nicht ihre Zustimmung gegeben hat.
Als für die Reaktionen, diese der Nationalisten sind vielleicht nicht so wichtig. Diese sind wenig und haben kaum Einfluss - OK, auf die heutige Regierung vielleicht schon, weil der heutige Ministerpräsident mit nationalistischen Kreisen verbunden ist, aber zu früheren eher nicht. Wichtiger sind die Haltung der Kirche (offiziell ist sie für den Moscheebau, jedoch ist sie traditionell misstrauisch zur Aktivität von anderen Religionsgruppen) und der Einwohner, die ich denke v.a. einen Anstieg der Kriminalität befürchten. Deswegen hat man sich auf die heutige Lage der Moschee geeinigt: die ist in der industrielle Zone, relativ nah zum Zentrum, aber weit weg von Wohngebieten, außer vielleicht einigen Roma (und die können sich nicht beschweren, dass ihr Wohngebiet degradiert wird ). Ist kein Zufall, dass auch die Ausländerbehörde da in der Nähe ist.
Das Verhalten des griechischen Staats zum Moscheebau ist sicher problematisch, und viele Probleme gibt es auch allgemein bei der Beziehung zu Muslimen. Wenn man aber sagt, GR behandelt die Muslime schlecht, das ist nicht richtig. Wenn man sagt, man behandelt sie gut, ist wieder falsch. Die Realität ist komplizierter, da helfen Verallgemeinerungen nicht viel. Muslim ist auch nicht gleich Muslim. Die westthrakische Muslime sind eine Geschichte, die Muslime in Dodekanes eine andere, und die asiatischen Zuwanderer eine ganz andere.
- - - Aktualisiert - - -
durch den vertrag von lausanne sind beide staaten als ''schutzmacht'' anzusehen von den minderheiten,darum kann man das nicht so sehen wie du es schreibst obwohl du eigentlich recht hast.wuerde es kein vertrag von lausanne geben wuerde ich dir hier recht geben..
die turkei hat nach der sumela kloster geste auf einen schritt von griechenland gewartet leider kam von griechenland nichts,die turkei kann nicht nur geben ,die griechen in der turkei sollen alle rechte bekommen und die turken in griechenland werden weiterhin benachteiligt so geht das nicht..
die turken in griechenland sehen die turkei als ihre schutzmacht an nicht umsonst ist ein turkisches konsulat in gumulcine/komotini. und turkische politiker gehen auch ofters dorthin..von daher ist es nicht irrelevant fur die turkei was mit diesen leuten passiert..
Erstmal, ich habe echt keinen Wunsch, die griechische Politik gegenüber die Muslimen zu verteidigen. Die ist schon problematisch. Und die Problemen müssen beseitigt werden, egal was die Türkei für die Griechen da macht.
Aber wenn wir wirklich einen Vergleich machen sollten, wie jedes Land die jeweilige Minderheit nach Lausanne behandelt hat, wurde die Türkei nicht gut da stehen. Schließlich sind die Muslime Westthrakiens immer noch heute eine lebendige und große Gemeinde (wenn auch nicht im selben Prozentsatz wie früher), was man für die Griechen in Istanbul und auf den Insel nicht sagen kann. Griechenland ist sicher kein Vorbild-Land was die Behandlung der muslimischen Minderheit angeht, die Türkei aber mit der griechisch-orthodoxen Minderheit noch weniger - zumindest historisch gesehen. Die Sumela-Kloster war ein guter Schritt, jedoch von kleiner Bedeutung.
Lassen wir das aber bei Seite. Ich frage dir was Anderes: ist es richtig, in 2013 diese Themen noch auf der Grundlage von Lausanne zu diskutieren? GR lässt den Türken in Dodekanes keinen türkisch-sprachigen Unterricht zu, weil sie im Gegensatz zu den Westthrakiern von Lausanne nicht gedeckt sind. Ist das gut so?
Auch nicht vergessen: wenn man mit Lausanne argumentiert, hat die Türkei mit dem Moscheebau in Athen nichts zu tun. Da werden nur die westthrakischen Muslimen erwähnt, nicht irgendwelche künftige pakistanische Zuwanderer in Athen. Mit ihnen hat die Türkei nichts zu tun, oder?
Und noch etwas zum denken: ich glaube niemand kann bestreiten, dass in den 90ern eine drastische Verbesserung der Situation der westthrakischen Muslimen gab, in vielen Bereichen. Das haben die damaligen griechischen Regierung gemacht, so weit ich weiß ohne eine wichtige Gegenleistung von der Türkei in der Behandlung der Griechen zu bekommen - und haben das auch nicht erwartet. Sie haben das aus inneren Gründen gemacht (evtl. auch wegen EU-Druck). Man hat endlich begriffen, dass man die mögliche Bedrohung nicht durch Unterdrückung und Isolation entgegenwirken kann, sondern durch die bessere Integration.
Dass man die Rechte der jeweiligen Minderheit nach dem Reziprozität-Prinzip regelt (weiß ich nicht, ob das die richtige Übersetzung ist), ist etwas, was zur Vergangenheit gehören sollte. Man muss da einfach mutig sein.