«Die Kirche soll ihren Platz haben»
Überrascht, interessiert, abwartend: So reagieren Politiker und Kirchenvertreter in Belp auf die Pläne der Serbisch-Orthodoxen, eine Kirche im Ort zu bauen.
Wolf Röcken
Die Kuppeldachkirche der Serbisch-Orthodoxen soll in der Belper Aemmenmatt gebaut werden. Diese Pläne haben viele überrascht. Selbst Belps Gemeindepräsident Rudolf Neuenschwander (SP) weiss erst seit kurzem davon - seit dem Zeitpunkt, als die Serbisch-Orthodoxen eine Voranfrage einreichten. In die Verhandlungen war die Gemeinde nicht involviert, die Parzelle beim Eichhof-Gebäude ist in Privatbesitz.
«Information ist wichtig»
Bereits seit gut zwei Monaten wissen hingegen Belps Kirchgemeinden von den Plänen. Die serbisch-orthodoxe Kirche lud nämlich Vertreter der reformierten und der katholischen Kirchgemeinden zu einer Information ein. «Wir waren damals sehr überrascht über die Pläne», sagt Elvira Weber, Präsidentin des reformierten Kirchgemeinderats. Im ersten Moment habe sie Bedenken gehabt, räumt sie ein. «Die wurden durch die Infos aber komplett ausgeräumt.»
Belp sei weltoffen. Da passe ein solches Gotteshaus hin, findet Gemeindepräsident Neuenschwander: «Die Kirche soll ihren Platz haben.» Persönlich sehe er keine Gründe dafür, dass gegen den Bau Opposition entstehen könnte. «Grosser Widerstand würde mich enttäuschen», so Neuenschwander. «Wichtig ist gute Information», hält er fest. Das sieht auch Elvira Weber so. Sie kann sich durchaus vorstellen, dass es Skepsis gibt. «Aber dann muss man seine Fragen eben stellen», sagt sie. Angst müsse sicher niemand haben.
Nicht weiter zu den Plänen äussern konnten oder wollten sich die Exponenten der kirchlich orientierten Belper Parteien. Überrascht reagierte Beat Spirgi, Co-Präsident der EVP Belp, auf die Pläne der Serben, die ihm bis gestern unbekannt waren. In Belp sei heute das ganze kirchliche Spektrum zu finden, von Landeskirchen über Freikirchen bis hin zu Sekten, so Spirgi. «Da hat es auch Platz für eine weitere Christengruppe.» Er finde das Projekt auf jeden Fall «sehr interessant», so Spirgi. EDU-Präsident Stefan Oester hatte Kenntnis von der Bauvoranfrage, wie er sagt. Aber der Zeitpunkt sei noch zu früh, um sich zum Projekt zu äussern. «Es findet ja ein Infoabend statt», sagt er. Das sei eine gute Gelegenheit, «die Ohren offen zu halten».
Eine Zusammenarbeit?
Ob die Orthodoxen mit den Katholiken und den Protestanten zusammenarbeiten könnten, sei noch offen, sagt Elvira Weber. «Wir haben Unterstützung angeboten, aber das dürfte in der Praxis nicht so einfach sein.» Es gäbe halt schon Unterschiede. Auf eines freue sie sich: «Mir gefallen die schönen Gesänge. Die will ich mir anhören», erzählt die Kirchgemeinderat-Präsidentin.
Orthodoxie
Etwa 150 Millionen Menschen weltweit sind orthodoxen Glaubens. Das entspricht etwa 12,5 Prozent der Christen. Die orthodoxe Kirche steht der katholischen grundsätzlich näher als der protestantischen. Dennoch gibt es einige Unterschiede: In der orthodoxen Kirche gibt es keinen Papst, Ehrenvorrang unter den Oberhäuptern der Landeskirchen hat der Patriarch von Istanbul. In orthodoxen Kirchen werden Taufe, Erstkommunion und Firmung zusammen im Kindesalter gefeiert. (wrs )