Barney Ross
Gesperrt

1878 lebte die damals 19-jährige Esther Cox mit ihren weiteren Geschwistern im Haus ihrer verheirateten Schwester Olive Teed, in einem Ort namens Amherst in Kanada.
Sie teilte sich das Zimmer mit ihrer 22-jährigen Schwester Jennie, die auch dabei war, als der Poltergeist zum ersten Mal erschien.
Es war mitten in der Nacht, als Esther plötzlich hochschreckte und kreischte, dass eine Maus im Bett sei.
Die Mädchen durchsuchten das Bett und fanden nichts. Trotzdem sagten sie, dass sich die Matratze bewegt hätte, als würde etwas in der Strohfüllung rumoren.
Auch die nächste Nacht sollte nicht ruhig bleiben.
Durch ein lautes scharrendes Geräusch aufgeweckt, zogen die Mädchen eine Schachtel unter dem Bett hervor, aus welcher sie die seltsamen Töne zu vernehmen glaubten und der mysteriösen Maus der letzten Nacht zuschrieben.
Kaum war die Schachtel herausgezogen, machte sie zum Erstaunen der Schwestern einen 30cm großen Satz.
Durch die Schreie der erschrockenen Frauen aufgewacht, kam Daniel Teed (der Mann ihrer älteren Schwester) ins Zimmer. Nach kurzer Schilderung des Ereignisses, begann er alles abzusuchen. Er fand jedoch nichts und schickte die Beiden wieder ins Bett.
In der dritten Nacht sollte alles noch schlimmer werden.
Esther war früher zu Bett gegangen, weil es ihr gesundheitlich nicht gut ging.
Ihre Schwester Jennie folgte ihr später. Doch als sie das Zimmer betrat, sprang Esther plötzlich aus dem Bett und schrie: „Mein Gott, was ist mit mir? Ich sterbe!“
Jennie musste mit Entsetzen mitansehen, wie Esther die Augen herausquollen, die Haut feuerrot anlief und die langen Haare wie auftoupiert zu Berge standen.
Sofort rief sie um Hilfe und alle anderen Bewohner des Hauses kamen angelaufen.
Da wurde es noch heftiger.
Esther war nun nicht mehr rot, sondern weiß wie Schnee, sie röchelte und rang nach Luft, dann stammelte sie: „Ich schwelle an. Gewiß werde ich gleich platzen!“
Und in der Tat konnten alle sehen, wie ihr ganzer Körper anfing anzuschwellen. Die Beine, die Arme, der Oberkörper…..alles sah aus, wie ein Luftballon den man eben aufgeblasen hatte.
Da tat es einen furchtbar lauten Knall, dem drei weitere folgten. Wie Donner, der das Haus zum Beben brachte.
Dann war es still……und aus Esther´s Körper schien die Luft zu entweichen und die Schwellungen verschwanden. Esther fiel in einen tiefen Schlaf.
Vier Nächte lang herrschte absolute Ruhe, dann fing das Grauen wieder an.
Esther und Jennie lagen im Bett, als ihnen die Kopfkissen und Bettdecken weggezogen wurden, die dann durch das Zimmer schwebten.
Durch die Schreie der Beiden kamen Olive und Daniel Teed in die Schlafkammer und prompt fing Esther wieder an anzuschwellen.
Wieder beendete ein ohrenbetäubendes Knallen den Spuk.
Teed hatte genug und schickte nach dem Dorfarzt Dr. Caritte, der die Nacht über bei Esther sitzen sollte.
An Geister glaubte der Mediziner nicht. Er war eher an den Symptomen Esther´s als Anzeichen für eine wahrscheinliche Krankheit interessiert.
Doch er wurde eines besseren belehrt.
Wieder begann Esther´s Kopfkissen Kapriolen zu schlagen und laute Klopfgeräusche kamen unter dem Bett hervor.
Nach 2 Stunden Spektakel in denen der Arzt vergeblich versucht hatte, das Kopfkissen festzuhalten und die Lärmquelle ausfindig zu machen, holte der Geist zu seinem bisher grauenhaftesten Schlag aus:
An der Wand über Esther´s Bett erschien eine Schrift. Wie mit einem Nagel in den Putz geritzt. Und in großen Buchstaben stand geschrieben: „Esther Cox, Dich bringe ich um!“
Es klopfte laut, dann löste sich ein Stück Putz von der Wand und fiel dem Doktor vor die Füße.
Er war erschüttert von dem was er gerade erlebt hatte und versprach am nächsten Tag wieder vorbei zu kommen.
Was er auch tat und somit Zeuge weiterer Spukattacken wurde.
Esther beklagte sich bei dem Arzt, dass jemand unsichtbares sie im Keller mit einem Holzscheit geschlagen hätte. Daraufhin gingen beide in den Keller, um dort sofort mit durch die Luft fliegenden Kartoffeln bombardiert zu werden.
Caritte musste der geplagten Esther ein Beruhigungsmittel verabreichen.
Kaum hatte er das getan, fingen die Donnerschläge an. Sie schienen vom Haus aus auf´s Dach zu wandern. Obwohl von draußen nichts zu sehen war, konnte man den Lärm noch in ein paar hundert Metern Entfernung hören.
Tage später erkrankte Esther an Diphterie. Während ihrer Genesung zog sie zu einer anderen Schwester. Kein Spuk, keine Attacken…..nichts.
Aber gleich nach ihrer Rückkehr ins Haus der Teeds, begann alles wieder von vorne.
Gegenstände flogen umher. Brennende Streichhölzer fielen von der Decke. Esther wurde mit Tritten und Schlägen attackiert……
In der Hoffnung der Spuk würde aufhören, zog Esther zu verschiedenen Bekannten und Nachbarn, doch der Geist folgte ihr. So kam sie also wieder nach Hause zurück.
Nichts hatte sich verbessert.
Da tauchte ein gewisser Walter Hubbell auf, ein Schauspieler und Bühnenmagier, der darum bat, gegen eine kleine Miete bei den Teeds wohnen zu dürfen, um den Spuk beobachten zu können.
Während seiner Zeit in Amherst, wurde auch er Opfer kleinerer Angriffe, bei denen Gegenstände nach ihm geworfen wurden.
Da sah er seine große Gelegenheit und wollte mit Esther viel Geld verdienen, indem er sie zur Schau stellen wollte.
Zumindest schrieb er ein Buch zu Esther´s Fall, dass er: „ The Great Amherst Mystery“ nannte.
Von Kritikern wurde sein Werk stark angezweifelt. Zu sehr eilte ihm sein Ruf voraus, auf schnelles Geld aus zu sein.

Esther hingegen fing bei einem Bauern an zu arbeiten. Als die Scheune des Hofes niederbrannte, wurde sie der Brandstiftung bezichtigt. Sie kam einen Monat ins Gefängnis, obwohl mehrere Zeugen aussagten, sie hätte mit dem Feuer nichts zu tun.
1907, also 30 Jahre später, nahm sich der amerikanische Forscher Hereward Carrington nochmals des Falles „Amherst“ an.
Er konnte mehrere Zeugen befragen, darunter auch Esther selbst.
Sie sagte Hubbell´s Bericht sei schon richtig, aber auch etwas übertrieben.
Desweiteren erzählte sie, dass die Spukphänomene erst anfingen, nachdem ein Nachbarsjunge versucht hatte sie zu vergewaltigen.
Wir haben es hier also mit einem klassischen Poltergeistfall zu tun.
Esther Cox wurde als „neurotisches Mädchen“ beschrieben. Der Vorfall mit der versuchten Vergewaltigung scheint also ausgereicht zu haben, um Esther zum Spukagenten werden zu lassen.
Great Amherst Mystery - Wikipedia, the free encyclopedia
Esther Cox - YouTube