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Für Erdogan ist das Internet auch nur eine Shopping Mall

Wenn Erdogan die Internetzensur wirklich durchbringt - und zur Zeit sieht Alles danach aus - dann können alle Erdogangegner eigentlich nur jubeln. Es wird dann vermutlich seine letzte aktion gewesen sein, bevor er von den Türken mit dem nassen Fetzen von der Macht verjagt wird.

Dies zeigt nur, unter welchem Realitätsverlust er schon leidet und in welcher Parallelwelt Erdogan schon lebt. In Wirklichkeit kennt er "sein" Volk überhaupt nicht. Die Türken des Jahres 2014 werden sich das nicht gefallen lassen. Soll er sich doch in irgendwelche Anatolische Berge zurück ziehen und Schafe hüten. Mit denen ist er intellektuell zumindest auf Augenhöhe. Wobei... die Ursprüngliche Rasse der Wildschafe ist bereits vor 3000 Jahren ausgestorben. Seinen Ideologien nach zur urteilen , ist Erdogan jedoch möglicherweise doch noch ein bisher unentdecktes Lebewesen dieser Zeit.
 
Eine Totalblockade ist oft das letzte Mittel von Regimen, um Bürgerrechtsbewegungen zu unterdrücken und deren Kommunikation zu stören.



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http://www.welt.de/wirtschaft/artic...he-Attacken-der-Autokraten-aufs-Internet.html
 
Erdogan hat ein neues Internetgesetz unterzeichnet, demnach darf die türkische Telekomunikationsbehörde (TIB) Webseiten nun komplett ohne Gerichtsbeschluss einfach sperren. So werde die öffentliche Sicherheit wiederhergestellt und Verbrechen "vorgebeugt". :thumb:

Es ist Zensur. Herzlichen Glückwunsch liebe Türkei.

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Der türkische Journalismus ringt nach Luft

Der türkische Journalismus ringt nach Luft


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Der türkische Journalismus ringt nach Luft

Die Situation der Medien in der Türkei 2015 kann mit einem einfachen Bild beschrieben werden: Es ist, als ob man versucht, in einer Kabine mit immer weniger Sauerstoff auszukommen, schreibt der türkische Journalist Yavuz Baydar.


Türkische Journalisten ringen nach Luft, um überleben und arbeiten zu können, sie kämpfen gegen die völlige Erstickung. Das gilt vor allem für diejenigen, denen es wirklich um die Würde, Integrität und die Rolle ihres Berufs für das öffentliche Interesse geht. Der Journalismus in der Türkei steht auf zwei Ebenen unter Druck: Während sich die Zensur auf verschiedenen Wegen verschärft, nimmt auch die Selbstzensur zu. Zusammen lähmen sie das Berichten und Kommentieren.

Seit den Gezi-Protesten wurden bei Korruptionsermittlungen oder dem "Islamischen Staat" zugeschriebenen Anschlägen mehr als 40 mal Nachrichtensperren verhängt, um die Öffentlichkeit vor den Tatsachen abzuschirmen. Die Ablehnung von Akkreditierungsanträgen wurde zur täglichen Praxis. Kritische Zeitungen bleiben von Turkish-Airlines-Maschinen und Flughäfen ebenso ausgeschlossen wie von Behörden. Die türkische Rundfunkaufsicht RTUK arbeitet als wichtigste Zensurbehörde und verhängt immer wieder Strafen gegen Fernsehsender.

Schon die Drohung reicht


Die Inhaftierung von Journalisten ist zwar nicht an der Tagesordnung, die Drohung damit allerdings schon. Die Zahl der rechtlichen Anfragen und Gerichtsklagen gegen Journalisten, Blogger und Twitter-Nutzer, meist wegen angeblicher "Beleidigung" von Staatspräsident Erdoğan, sind in die Höhe geschossen. In einigen Fällen stehen Kollegen vor langen Haftstrafen.

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Yavuz Baydar ist Gründungsmitglied der "Plattform für unabhängigen Journalismus", P24, Kolumnist der englischsprachigen türkischen Tageszeitung "Today's Zaman" und Blogger für die amerikanische Onlinezeitung "Huffington Post".



Nach Angaben der Organisation "Reporter ohne Grenzen" verbüßen in der Türkei gegenwärtig etwa 20 Journalisten Haftstrafen. Auch wenn die Zahl der Inhaftierungen abnimmt, ist doch die Art der jüngsten Fälle äußerst beunruhigend, vor allem die von Nedim Şener, Ahmet Şik und anderen. Hidayet Karaca, Chef des Fernsehsenders "Samanyolu", war im Dezember wegen Terrorverdachts festgenommen worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.

In einem ähnlich schwerwiegenden Fall wurde Mehmet Baransu, ein Enthüllungsjournalist der unabhängigen Tageszeitung "Taraf", festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, "sich geheime Staatsunterlagen beschafft" zu haben. In Regierungskreisen wird er als "Spion" bezeichnet. Beide Fälle drohen, zu Präzedenzfällen zu werden und dadurch den Journalismus noch weiter zu lähmen.
Angst vor der Entlassung

Selbstzensur ist in der Türkei inzwischen normal geworden, sie ist heute Teil der beruflichen Kultur und eine schlimme Form der "Selbstinhaftierung". Die Selbstzensur findet in Medienkonzernen von Moguln statt, die für ihre verzweigten Geschäftsinteressen vom Segen der Regierung abhängen und deren Redaktionen sich in Freiluftgefängnisse verwandelt haben. Dort sorgen Chefredakteure mit gutem Gehalt dafür, dass Geschichten mit wirklichem Nachrichtenwert blockiert werden und Reporter und Kolumnisten einen regierungsfreundlichen Journalismus praktizieren.

Diejenigen, die sich dem widersetzen, werden systematisch gefeuert. Da nur 1,5 Prozent der türkischen Journalisten mutig genug sind, einer Gewerkschaft beizutreten, existiert journalistische Unabhängigkeit praktisch überhaupt nicht, denn die Angst, Einkommen zu verlieren, ist größer als die Angst, verklagt oder verhaftet zu werden.
Insgesamt haben wir es heute mit einer Situation zu tun, in der 80 Prozent der Medien von der Regierung kontrolliert werden und nicht in der Lage sind, das zu verinnerlichen, was die Werte des Journalismus ausmachen, zu berücksichtigen. Und das ist ein alarmierendes Zeichen.

Yavuz Baydar

© Deutsche Welle 2015
 
Journalisten gehen wegen Gewalt gegen Kollegen auf die Straße: „Endlich…“



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Normalerweise demonstrieren andere, Journalisten berichten über sie. Es sei denn, der Druck wird so groß, dass Journalisten keinen anderen Ausweg mehr sehen als für ihre eigenen Rechte und Übergriffe auf ihre Kollegen auf die Straße zu gehen. So geschehen am Samstag, als türkische Journalisten für ihre Freiheit und gegen den Druck auf sie protestierten. Konkreter Anlass war der Angriff auf den Journalisten Ahmet Hakan in der vergangenen Woche in Istanbul, bei dem die Nase und einige Rippen des bekannten Journalisten gebrochen wurden. An der Demonstration mit der anschließenden Kundgebung nahmen Journalisten unterschiedlicher Lager teil, angefangen von Abdülhamit Bilici von der Mediengruppe Zaman über Sedat Ergin, dem Chefredakteur der Zeitung Hürriyet bis hin zu Can Dündar, dem Chefredakteur der Zeitung Cumhuriyet.​
„Wir wissen nicht, wer der nächste ist“

Nach dem Protestzug der Journalisten wurde auf dem Galatasaray-Platz eine Presseerklärung verlesen. Pınar Türenç, Vorsitzende des türkischen Presserates, sagte in ihrer Rede: „Uns ging es um die Pressefreiheit. Doch mittlerweile sind wir an einem Punkt angelangt, an dem das Leben von Journalisten bedroht ist. Wir sind in großer Sorge.“ Türenç betonte, dass sie und ihre Kollegen die Repressalien gegen die Presse und die Angriffe auf Journalisten und Medienunternehmen als Einschüchterungsversuch sehen, verantwortlich dafür sei die Regierung. „Wir wissen nicht, wer als Nächstes dran sein wird. Wir rufen alle Verantwortlichen auf, allen voran die Politiker, verantwortlich zu handeln. Wir werden uns nicht einschüchtern lassen.“​
Türenç schloss ihre Rede mit den Worten: „Wir solidarisieren uns mit unseren zahlreichen Kolleginnen und Kollegen, die sich vor den Gerichten verantworten müssen, weil sie die Wahrheit geschrieben und kritisiert haben. Wir werden ihre Prozesse bis zum Ende verfolgen. Wir möchten Journalisten eines Landes werden, in dem Medienunternehmen nicht angegriffen, Journalisten nicht für vogelfrei erklärt, ihre Knochen nicht gebrochen, sie wegen der Ausübung ihres Berufs nicht in Kerker geworfen, nicht vor Gerichte gezerrt werden und ihre Arbeit verlieren.“​

„Wir sitzen alle im selben Boot“


Hier einige Stimmen der teilnehmenden Journalisten:

Sedat Ergin
(Chefredakteur Hürriyet): „Nach dem ersten Angriff auf Hürriyet dachten wir, es wird keinen zweiten Angriff geben. Es gab ihn aber. Nach dem zweiten Angriff wurde Ahmet Hakan angegriffen. Wir sehen, dass in einigen Presseorganen und den sozialen Medien die Sprache der Gewalt die Oberhand gewonnen hat. Wir möchten, dass diese Sprache ein Ende hat, sie fördert die Gewalt. Die Regierung trägt hier eine ganz große Verantwortung.“

Can Dündar
(Chefredakteur Cumhuriyet): „Wir haben es endlich geschafft, (über verschiedene Lager) zusammenzukommen. Wir demonstrieren in der festen Absicht, uns unseren Mund nicht verbieten zu lassen.“

Aslı Aydıntaşbaş
(Journalistin): „Es gibt immer noch Journalisten in Gefängnissen. Journalisten werden vor ihren Häusern zusammengeschlagen. Wir sind zusammengekommen, haben uns solidarisiert. Dieser Zusammenschluss wird fortdauern. Wir sitzen alle im selben Boot.“

Abdülhamit Bilici
(Leiter der Nachrichtenagentur Cihan): „Der Druck auf die Medien hat eine neue Dimension erreicht. Unsere Kollegen werden vor ihren Häusern zusammengeschlagen. Gott behüte, aber der Druck könnte auch in Kugeln umschlagen. Diejenigen, die für die Demokratie eintreten, müssen mehr Mut beweisen als diejenigen, die das Land in eine Diktatur führen wollen. Die freie Presse wird nicht mundtot gemacht werden können, die Türkei wird von der Demokratie nicht zurückweichen.“

„Anbieter verlangsamen Internetzugang oppositioneller Zeitungen“


Organisiert war der Protestzug, der auf der Istiklal-Straße im Stadtteil Beyoğlu stattfand, von Berufsvereinigungen türkischer Journalisten wie der Föderation der Journalisten der Türkei (Türkiye Gazeteciler Federasyonu), der Konföderation der Journalisten der Türkei (Türkiye Gazeteciler Konfederasyonu), den Vereinigungen der Journalisten der Städte Ankara, Izmir, Afyon und Eskişehir (Gazeteciler Cemiyetleri), dem Verein der Fotojournalisten (Foto Muhabirleri Derneği), dem Verein der Sportkommentatoren (Spor Yazarları Derneği) sowie von IPI (International Press Institute) und dem Autorenverband PEN Türkei. Unterstützung erhielten die Journalisten von einigen oppositionellen Abgeordneten Gürsel Tekin (CHP) und Garo Paylan (HDP).

Unterdessen sagte die Telekommunikationsexpertin Fusün Sarp Nebil, dass regierungsnahe Internetanbieter den Zugang der Internetnutzer zu oppositionellen Zeitungen wie Cumhuriyet absichtlich verlangsamen und dadurch eine indirekte Zensur ausüben würden. Nebil wies darauf hin, dass dies einer Behinderung der Informationsfreiheit der Bürger gleichkomme. Letzte Woche hatte der Internetfernsehen-Anbieter tivibu einige regierungskritische Sender wie Samanyolu TV oder Bugün TV ohne Begründung aus dem Programm genommen.

Quelle: Gülen Netzwerk
 
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