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Wissenschaftsjahr 2012
Ein Hoch auf Higgs
00:00 Uhrvon Ralf Nestler und Jana Schlütter
Oscar der Forschung: Das Fachblatt „Science“ kürt die Entdeckung des „Gottesteilchens“ zum Durchbruch des Jahres. Und benennt neun weitere Erkenntnisse, die das Wissenschaftsjahr 2012 prägten.
Alljährlich kürt das amerikanische Wissenschaftsmagazin „Science“ die zehn wichtigsten wissenschaftlichen Durchbrüche. 2012 fiel die Wahl auf die Entdeckung des Higgs-Bosons, im Volksmund „Gottesteilchen“ genannt. Hier die Top Ten der Wissenschaft, entnommen der heutigen Ausgabe von „Science“:
Die (wahrscheinliche) Entdeckung des Higgs-Teilchens
Zusammenprall im Mikroversum. Die Computergrafik zeigt schematisch den Ablauf des „Atlas“-Experiments, mit dem Wissenschaftler am Forschungszentrum Cern in Genf nach dem lange behaupteten Higgs-Teilchen fahndeten.
Beim ersten Platz der Liste waren sich die „Science“-Redakteure sofort einig: Die Entdeckung des Higgs-Bosons ist der größte Erfolg des Jahres. Strenggenommen haben die Forscher am Large Hadron Collider (LHC) in Genf am 4. Juli lediglich die Existenz eines neuen Partikels verkündet, das einem vor fast 50 Jahren von Peter Higgs und anderen Theoretikern vorgeschlagenen Teilchen zumindest sehr ähnlich ist.
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Enzyklopädie der Erbgutelemente
Als die „Enzyklopädie der DNS-Elemente“ („Encode“) am 6. September veröffentlicht wurde, überschlug sich die Presse: „Ein erstaunliches Nachschlagewerk“, befand selbst die „New York Times“. Das sei ein bisschen zu viel Lob, urteilte nun die Redaktion von „Science“. Wichtig sei „Encode“ aber allemal.
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Aus alten Knochen lesen
...
Die Leipziger entwickelten daher eine neue Methode, mit der sie fossile DNS ähnlich genau analysieren können wie das Erbgut heutiger Lebewesen. Sie entdeckten nicht nur, dass das Mädchen braune Haare, braune Augen und braune Haut hatte. Sie konnten die archaischen Denisova-Menschen, die mit den Neandertalern eng verwandt waren, auch mit heute lebenden Menschen vergleichen: Ihre DNS unterschied sich an einhunderttausend Stellen von unserer. Die neue Technik konnte der Erforschung fossiler Funde neuen Auftrieb geben.
Landung auf dem Mars
Am 6. August landete der Nasa-Forschungsroboter „Curiosity“ (Neugier) auf dem Mars...
Eizellen aus Stammzellen
Etwa zehn Prozent aller Paare sind unfruchtbar, einige von ihnen können keine überlebensfähigen Ei- oder Spermazellen produzieren. Aber allmählich lernen Forscher, Keimzellen im Labor herzustellen...
Sobald sich in der Petrischale Zellhaufen bildeten, verpflanzten die Forscher diese in Mäuseweibchen. Einige Wochen später reiften dort Eizellen heran. Die ersten Mäuse haben bereits Nachwuchs geboren, der mit solchen Eizellen gezeugt wurde. Für den Menschen sei die Technik ungeeignet, betont die „Science“-Redaktion. Doch bereits durch diese Experimente verstehe man besser, was hinter der Unfruchtbarkeit einiger Paare steckt.
Sei Dein Antiteilchen
Seit Jahrzehnten suchen Elementarteilchenphysiker nach „Majorana-Fermionen“. Das sind Teilchen, die zugleich ihre eigenen Antiteilchen sind. Theoretisch kann es diese geben, der experimentelle Nachweis fehlt aber. Im Frühjahr berichteten niederländische Forscher, sie hätten diese exotische Form von Materie gefunden: in Gestalt eines „Quasiteilchens“.
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Greifbarer Fortschritt
Cathy Hutchinson ist seit einem Schlaganfall im eigenen Körper gefangen. Nun konnte sie zum ersten Mal seit fast 15 Jahren aus eigener Kraft Kaffee trinken – mithilfe eines Roboterarms, den sie mit ihren Gedanken steuerte. Möglich wurde das durch ein tablettengroßes Silikonplättchen mit 96 Mikroelektroden, das amerikanische Forscher unter ihrer Schädeldecke eingepflanzt hatten.
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Die Wandlungen der Neutrinos
Neutrinos sind schwer zu erforschen. Die Elementarteilchen durchdringen mühelos ganze Planeten und lassen sich nur schwer nachweisen. Man weiß aber, dass es drei Typen von ihnen gibt und dass sie sich, während ihrer fast lichtschnellen Reise durchs All, von einem Typ in einen anderen verwandeln können. Für zwei dieser Übergänge konnten Physiker schon länger sagen, wie häufig das Wechselspiel erfolgt. Dieses Jahr gelang es chinesischen Forschern am „Daya Bay Neutrino Experiment“, auch für den dritten Übergang die Häufigkeit anzugeben.
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Präzisere Gentechnik
Manchmal ist die Fantasie der Laien der Wissenschaft voraus, etwa wenn sie annehmen, dass Genforscher einfach im Erbgut ändern können, was sie wollen. Tatsächlich brauchten diese bisher vor allem eines: Geduld, denn die Technik war aufwendig und ungenau. In diesem Jahr hat sich ihr Werkzeugkasten um einige Präzisionsinstrumente erweitert. „Talen“ heißt eines der neuen Spielzeuge. Das genetische Skalpell kann einen DNS-Strang an einer bestimmten Stelle zerschneiden.
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Eiweiß im Röntgenlicht
Manche Eiweiße sind widerspenstig. Was immer Forscher versuchen, sie lassen sich nicht in eine Kristallform bringen. Bisher war das aber nötig, um mit Röntgenstrahlen die Struktur der Eiweiße aufzuklären und damit die Aufgaben und Funktionsweisen der Moleküle zu verstehen, die für alle Prozesse in der Biologie maßgeblich sind. Nun fanden deutsche und amerikanische Wissenschaftler einen Ausweg. Sie nutzten Röntgenlaserstrahlen, die eine Milliarde mal heller leuchten als Synchrotron-Röntgenstrahlen.
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Wissenschaftsjahr 2012: Ein Hoch auf Higgs - Wissen - Tagesspiegel
Ein Hoch auf Higgs
00:00 Uhrvon Ralf Nestler und Jana Schlütter
Oscar der Forschung: Das Fachblatt „Science“ kürt die Entdeckung des „Gottesteilchens“ zum Durchbruch des Jahres. Und benennt neun weitere Erkenntnisse, die das Wissenschaftsjahr 2012 prägten.
Alljährlich kürt das amerikanische Wissenschaftsmagazin „Science“ die zehn wichtigsten wissenschaftlichen Durchbrüche. 2012 fiel die Wahl auf die Entdeckung des Higgs-Bosons, im Volksmund „Gottesteilchen“ genannt. Hier die Top Ten der Wissenschaft, entnommen der heutigen Ausgabe von „Science“:
Die (wahrscheinliche) Entdeckung des Higgs-Teilchens
Zusammenprall im Mikroversum. Die Computergrafik zeigt schematisch den Ablauf des „Atlas“-Experiments, mit dem Wissenschaftler am Forschungszentrum Cern in Genf nach dem lange behaupteten Higgs-Teilchen fahndeten.
Beim ersten Platz der Liste waren sich die „Science“-Redakteure sofort einig: Die Entdeckung des Higgs-Bosons ist der größte Erfolg des Jahres. Strenggenommen haben die Forscher am Large Hadron Collider (LHC) in Genf am 4. Juli lediglich die Existenz eines neuen Partikels verkündet, das einem vor fast 50 Jahren von Peter Higgs und anderen Theoretikern vorgeschlagenen Teilchen zumindest sehr ähnlich ist.
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Enzyklopädie der Erbgutelemente
Als die „Enzyklopädie der DNS-Elemente“ („Encode“) am 6. September veröffentlicht wurde, überschlug sich die Presse: „Ein erstaunliches Nachschlagewerk“, befand selbst die „New York Times“. Das sei ein bisschen zu viel Lob, urteilte nun die Redaktion von „Science“. Wichtig sei „Encode“ aber allemal.
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Aus alten Knochen lesen
...
Die Leipziger entwickelten daher eine neue Methode, mit der sie fossile DNS ähnlich genau analysieren können wie das Erbgut heutiger Lebewesen. Sie entdeckten nicht nur, dass das Mädchen braune Haare, braune Augen und braune Haut hatte. Sie konnten die archaischen Denisova-Menschen, die mit den Neandertalern eng verwandt waren, auch mit heute lebenden Menschen vergleichen: Ihre DNS unterschied sich an einhunderttausend Stellen von unserer. Die neue Technik konnte der Erforschung fossiler Funde neuen Auftrieb geben.
Landung auf dem Mars
Am 6. August landete der Nasa-Forschungsroboter „Curiosity“ (Neugier) auf dem Mars...
Eizellen aus Stammzellen
Etwa zehn Prozent aller Paare sind unfruchtbar, einige von ihnen können keine überlebensfähigen Ei- oder Spermazellen produzieren. Aber allmählich lernen Forscher, Keimzellen im Labor herzustellen...
Sobald sich in der Petrischale Zellhaufen bildeten, verpflanzten die Forscher diese in Mäuseweibchen. Einige Wochen später reiften dort Eizellen heran. Die ersten Mäuse haben bereits Nachwuchs geboren, der mit solchen Eizellen gezeugt wurde. Für den Menschen sei die Technik ungeeignet, betont die „Science“-Redaktion. Doch bereits durch diese Experimente verstehe man besser, was hinter der Unfruchtbarkeit einiger Paare steckt.
Sei Dein Antiteilchen
Seit Jahrzehnten suchen Elementarteilchenphysiker nach „Majorana-Fermionen“. Das sind Teilchen, die zugleich ihre eigenen Antiteilchen sind. Theoretisch kann es diese geben, der experimentelle Nachweis fehlt aber. Im Frühjahr berichteten niederländische Forscher, sie hätten diese exotische Form von Materie gefunden: in Gestalt eines „Quasiteilchens“.
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Greifbarer Fortschritt
Cathy Hutchinson ist seit einem Schlaganfall im eigenen Körper gefangen. Nun konnte sie zum ersten Mal seit fast 15 Jahren aus eigener Kraft Kaffee trinken – mithilfe eines Roboterarms, den sie mit ihren Gedanken steuerte. Möglich wurde das durch ein tablettengroßes Silikonplättchen mit 96 Mikroelektroden, das amerikanische Forscher unter ihrer Schädeldecke eingepflanzt hatten.
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Die Wandlungen der Neutrinos
Neutrinos sind schwer zu erforschen. Die Elementarteilchen durchdringen mühelos ganze Planeten und lassen sich nur schwer nachweisen. Man weiß aber, dass es drei Typen von ihnen gibt und dass sie sich, während ihrer fast lichtschnellen Reise durchs All, von einem Typ in einen anderen verwandeln können. Für zwei dieser Übergänge konnten Physiker schon länger sagen, wie häufig das Wechselspiel erfolgt. Dieses Jahr gelang es chinesischen Forschern am „Daya Bay Neutrino Experiment“, auch für den dritten Übergang die Häufigkeit anzugeben.
...
Präzisere Gentechnik
Manchmal ist die Fantasie der Laien der Wissenschaft voraus, etwa wenn sie annehmen, dass Genforscher einfach im Erbgut ändern können, was sie wollen. Tatsächlich brauchten diese bisher vor allem eines: Geduld, denn die Technik war aufwendig und ungenau. In diesem Jahr hat sich ihr Werkzeugkasten um einige Präzisionsinstrumente erweitert. „Talen“ heißt eines der neuen Spielzeuge. Das genetische Skalpell kann einen DNS-Strang an einer bestimmten Stelle zerschneiden.
...
Eiweiß im Röntgenlicht
Manche Eiweiße sind widerspenstig. Was immer Forscher versuchen, sie lassen sich nicht in eine Kristallform bringen. Bisher war das aber nötig, um mit Röntgenstrahlen die Struktur der Eiweiße aufzuklären und damit die Aufgaben und Funktionsweisen der Moleküle zu verstehen, die für alle Prozesse in der Biologie maßgeblich sind. Nun fanden deutsche und amerikanische Wissenschaftler einen Ausweg. Sie nutzten Röntgenlaserstrahlen, die eine Milliarde mal heller leuchten als Synchrotron-Röntgenstrahlen.
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Wissenschaftsjahr 2012: Ein Hoch auf Higgs - Wissen - Tagesspiegel