Türkischen Wirt beschimpft und verletzt
In diesem Pub am Bahnhofsvorplatz in Krakow am See wurde Sonnabend früh ein türkischer Wirt angegriffen. rmai
Nils Ruhnau (CDU) ist schockiert. "Ich kann den Überfall nur auf das schärfste verurteilen. Für unsere Stadt, die vom Tourismus künftig noch mehr leben will als bisher ist das eine ganz schlechte Werbung", betont der stellvertretende Bürgermeister aus Krakow am See. Am Sonnabend gegen fünf Uhr kommen vier Leute in den Pub "Number 1" am Bahnhofsvorplatz. Der Wirt, ein türkischer Staatsbürger, wollte gerade schließen, weil nichts mehr los war. Die vier Täter, darunter eine Frau, verlangen Getränke, beschimpfen den Wirt, grölen schließlich ausländerfeindliche Parolen. Damit nicht genug. Der 43-jährige Türke muss Faustschläge einstecken. Eine Flasche wird ihm über den Kopf geschlagen. Einer der Täter greift ihn mit einem Messer an. Es gelingt ihm aus dem Fenster zu springen. Er läuft über die Straßenbaustelle und ruft von einer Telefonzelle aus die Polizei.
Prellungen, Schnittverletzungen und eine Platzwunde am Hinterkopf trägt der Türke davon. Nach ambulanter Behandlung im Güstrower Krankenhaus ist er am späten Nachmittag wieder in Krakow am See. Der Pub bleibt geschlossen. Er wolle darüber nachdenken, überhaupt aufzuhören. So toll sei es ohnehin nicht gelaufen. "Solche Leute sind gefährlich, nicht nur für mich, sondern auch für normale Deutsche hier in Krakow", sagt der 43-Jährige. Er hat Angst: "Am besten sie schreiben gar nichts, sonst wird es nur schlimmer für mich."
"Aufgrund der ausländerfeindlichen Äußerungen sind die Täter eindeutig dem rechten Klientel zuzuordnen", betont Polizeihauptkommissar Detlef Heysel von der PD Rostock. Sonnabendabend nimmt die Polizei zwei der vier Tatverdächtigen fest, einen 22-Jährigen aus Krakow am See und einen 24-Jähriger aus Mölln. Beide Tatverdächtige seien polizeibekannt. Gestern, so informiert die Polizei, ist gegen beide Haftbefehl erlassen worden. Weiterhin seien der Polizei ein Mann und eine Frau bekannt, die nach dem jetzigen Ermittlungsstand aber nicht unmittelbar an der Tat beteiligt gewesen sein sollen.
Zweimal schon, so Ruhnau, hätte sich der Amtsausschuss in diesem Jahr mit dem Thema Rechtsradikalismus beschäftigt. Man hatte Kontakt zum Staatsschutz und zur Polizei. Aber man habe zu hören bekommen, das man die Dinge registriere, aber keine bedenklichen Aktivitäten zu verzeichnen seien. "Das hat sich dann jetzt geändert", stellt der stellvertretende Bürgermeister fest. Zunächst wolle er sich zusammen mit dem Bürgermeister am Montag mit Staatsschutz und Polizei in Verbindung setzen. "Wir müssen die Hintergründe erfahren", sagt Ruhnau. Überlegen wolle er auch, wie man dem 43-jährigen Türken helfen könne. "Aber da bin ich jetzt ehrlich ein bisschen überfordert", gesteht Ruhnau am Sonnabendabend nach einem Gespräch mit dem Geschädigten.
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