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Feuerengel
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Geschichte des Kosova
Die Albaner stammen von den Illyrern ab. Diese Vorbemerkung ist wichtig, denn Kosova ist ein kleines Gebiet mit viel Bevölkerung und noch mehr Geschichte. Ab 1989, im Zusammenhang mit der gewaltsamen Auf-hebung der Autonomie des Kosova, bestreitet der serbische Nationalismus die tatsächliche Herkunft der Albaner. Kosova wird als serbisches Jerusalem definiert, denn Albanern wird vorgeworfen erst nach der Schlacht auf dem Amselfeld 1389 in Kosova erschienen zu sein. Dadurch hätten sie serbisches Urland geraubt, bestimmte serbische Literaten und Historiker bezeichnen die Albaner als primitives Bergvolk. Das alles spielt eine tagespolitische Rolle in der Region, deshalb ist es wichtig auf einige Fakten hinzuweisen.
Die Geschichtsschreibung kennt über einige Zeit den Konflikt zwischen den griechischen Polis und dem Reich der Illyrer. Um 450 vor unserer Zeit belegt die archäologische Forschung die Entstehung illyrischer Städte und illyrischer Kultur auf dem Gebiet des heutigen Albaniens des Kosova, es lassen sich Spuren illyrischen Lebens auf dem gesamten Balkan, sogar bis Tirol nachweisen. Sprachwissenschaftler wiesen auf den illyrischen Ursprung vieler heutiger Dorfnamen in den Gebirgstälern Tirols hin. Das Zentrum der Illyrer bildete das heutige Albanien Kosova sowie Teile Mazedoniens unter König Bardyll 393-358 vor unserer Zeit. Im Jahr 335 v.u.Z. kam es zur Schlacht zwischen Alexander dem Großen und den illyrischen Königen Kleitos und Glaukais. Heute noch werden häufig albanische Männer nach König Agron, Frauen nach Königin Te’uta benannt. Erster regierte von 250 bis 230, letztere von 231 bis 229 vor unserer Zeit. Es kam zu drei römisch illyrischen Kriegen, ab 229 bis 228 dann von 219 bis 218 dann wieder 181 bis 168 vor unserer Zeit. Die Kriege endeten entweder mit römischen Teilerfolgen oder Niederlagen. Erst um 30 vor Chr. wurde die römische Provinz Illyricum nach der Besetzung Dalmatiens durch Octavian und Augustus errichtet. Aus dieser römischen Provinz kamen später 6 römische Kaiser und beinahe 2 Jahrhunderte dienten illyrische Legionen am Limes an der Donau. Nach der Teilung des römischen Reiches 395 wurde der Balkan Ostrom zugesprochen verblieb aber kirchenrechtlich unter der Oberhoheit Westroms. Zwischen dem 5. und 6. Jahrhundert kam es zum Einfall der slawischen Völker auf dem Balkan. Die Illyrer wurden in jenen Gebieten assimiliert, wo sie über keine eigene staatliche Machtbasis ver-fügten, im heutigen Bosnien Kroatien Slowenien usw. Die Dardaner als Teil der Illyrer hatten jedoch schon im hellenischen Zeitalter mit Kosova als Kernland eine starke Staatsmacht. Diese Gegebenheit führte erst im 12 Jahrhundert dazu das Kosova ein fester Bestandteil des mittelalterlichen serbischen Reiches unter Zar Stefan Dušan wurde. Um diese Zeit wurde Kosova über nicht ganz 100 Jahre der Sitz der serbischen Herrscher und der orthodoxen Kirche. In Kosova wurde Stefan Dušan 1331 zum Zar gekrönt. In dieser Zeit errichteten serbische Architekten kunstvolle Denkmäh-ler und Heiligtümer. Im Jahr 1346 wurde die Patriarchenkirche in Pejë (Peć) der Sitz der serbischen Orthodoxie. Alle Baudenkmähler belegen eine serbische Hochkultur in Kosova zwischen dem 12 und 14 Jahrhundert, falls man den Begriff einer Nationalkultur für mittelalterliche Reiche überhaupt zulassen kann. Viele Kirchen in Kosova wahren obwohl Sie oft in orthodoxe Kirchen umgewandelt wurden bis ins 11 und 12 Jahrhundert katholische Kirchen, also albanische Kirchen. Dies widerlegt die Geschichtsthese, dass die Albaner erst nach der Schlacht auf dem Amselfeld 1389 nach Kosova geströmt währen. Im Gegenteil der serbische Nationalheld Fürst Lazar bekämpfte die osmanischen Heere im Bündnis mit albanischen Fürsten darun-ter dem Großvater von Skanderbeg dem Albanischen Nationalhelden. Mittelalterliche Schlachten wahren eben keine rein nationalen Angelegenheiten wie es die serbische Geschichtsschreibung zu Beginn des 19 Jahrhunderts zu vermitteln versuchte. Im Gegenteil auch auf Seiten des osmanischen Fürsten Murad kämpften Serben und Albaner. Das nationale Banner wurde erst in der Zeit der bürgerlichen Aufklärung erhoben. Verzerrt wurde der nationale Gedanke auf dem Balkan mittels Mystik Geschichtsversessenheit und christlicher Orthodoxie zur Anwendung gebracht. Besonders paradox ist es wenn aufgrund mittelalterlicher Vor-kommnisse heute Gebietsansprüche gestellt werden. Welches Gebiet wem gehört muss unter historischen Aspekten vor allen Dingen aber der heutigen Realität geklärt werden. Dies kann nur auf demokratische Weise von der in einem Gebiet lebenden Bevölkerung gemacht werden. Bei dieser Entscheidungsfindung spielt neben den heutig sichtbaren empirischen Fakten die Erfahrung der Bezug und die Kenntnis der Geschichte eine wichtige Rolle. Wenden wir uns jetzt der jüngeren Geschichte in Form von faktischen Daten zu.
Geschichte des Kosova in Jahreszahlen seit 1878
1878 Gründung der Liga von Prizren. Beginn der nationalen Wiedergeburt in der albanischen Geschichtsschreibung. Auf der Berliner Konferenz im Jahr 1878 ging es um die Aufteilung des Balkans nach dem russisch-türkischen Krieg erklärte Bismarck bezüglich der nationalen Forderungen der Liga von Prizren: »Ich kenne keine Albaner«. Kosova blieb bis 1912 unter türkischer Fremdherrschaft.
1910 albanischer Aufstand im Kosova, vom türkischen Militär brutal unterdrückt
1912 Der serbische Außenminister weist seinen Botschafter in Prishtinë an »Nirgendwo zu erwähnen dass im Kosova nur zu 5 % Serben leben, den das könnte unseren Anspruch auf Kosovo in Frage stellen«. Im selben Jahr beginnt der erste Balkankrieg. Diesen führen Serbien, Griechenland, Montenegro und Bulgarien gegen die Türkei, Resultat: Die Türkei wird geschlagen und räumt den Balkan. Die Albaner be-ginnen im April 1912 mit dem Aufstand gegen die türkische Fremdherrschaft. Sie befreien sich selbst, u. a. erobern sie Skopje. Dann fallen ihnen die serbischen Militärs in den Rücken.
1913 Im zweiten Balkankrieg wird die Beute unter den ehemaligen Kriegs-partnern aufgeteilt. Serbien erhält Mazedonien und den Kosova. Die Londoner Botschafterkonferenz billigt die Annexion des Kosova durch Serbien. Nach zuverlässigen Schätzungen ermordete die serbische Soldateska an die 25.000 Albaner. Im September 1913 erhoben sich die Albaner erneut und bildeten die provisorische Regierung in Debar. Wieder wütete der serbische Kolonialterror und zerschlug den Aufstand. Die Londoner Botschafterkonferenz erkannte allerdings Albanien in seinen heutigen Grenzen an. Dies hatte imperiale Grün-de, die albanische Regierung musste flüchten und es wurde kurzweilig ein deutscher Adliger mit der Regentschaft beschenkt. Die Hälfte der Albaner wurde dem großserbischen Nationalismus in Kosova und Mazedonien ausgeliefert. Anschaulich schilderte der sozialistische Balkan-Korrespondent Leo Trotzki in einer Kiewer Zeitung das Blutbad. Der damalige serbische Sozialistenführer Dimitrije Tućović (1881-1914) sprach von einem klassischen Kolonialkrieg und von einem bewussten Mord an einer ganzen Nation. So beschrieben, in seinem Buch: Serbien und Albanien, erschienen 1914 in Belgrad.
1914-1918 Kosova und Albanien waren im ersten Weltkrieg Kriegsschauplatz und wurden von verschiedenen Staaten abwechselnd besetzt. Die serbische Armee ließ es sich nicht nehmen bei ihrem Rückzug durch Kosova und Albanien 1914 und 1915 ein riesiges Gemetzel zu veranstalten.
1918, am 1 Dezember, wurde das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen gegründet. Bereits per Definition schloss man die Albaner aus. Obwohl der Kosova wieder annektiert wurde. Dieses neuerliche Unrecht wurde im Versailler-Vertrag der imperialistischen Weltkriegsgewinner festgeschrieben. Von Ende 1918 bis Ende 1919 fanden schwere Kämpfe im Kosova statt. Gleichzeitig versuchte der neugegründete Staat unter serbischer Dominanz das Kosova zu kolo-nialisieren. Bis 1924 gab es immer wieder bewaffnete Verteidigungsaktionen der Albaner. Der bekannteste Anführer der Guerillatruppen hieß Azem Beta.
1921, im Dezember, wurde der aus dem Kosova stammende kurzzeitige Ministerpräsident, Hasan Prishtina, von Ahmed Zogu (1895-1961) wegen seiner Unterstützung der albanischen Aufständischen in Dre-nica (Kosova) nach Straßenkämpfen in Tirana aus dem Amt gejagt. Zogu wurde ein entschiedener Gegner der Kosova Aktivisten in Al-banien.
1924, im Dezember, stürzte Zogu mit Unterstützung der serbischen Armee, sowie russischer Weißgardisten den bürgerlich-demokratischen Mi-nisterpräsidenten Fan Noli, der Beziehungen mit der jungen Sowjet-macht der UdSSR unterhielt. Fan Noli forderte stets das Selbstbestimmungsrecht für Kosova. Hierin wurde er diplomatisch nur von der Sowjetunion unterstützt. An seine Stelle trat (21.1.1925) der albanische Feudalherr Zogu, als Agent Serbiens, und erklärte sich am 1. September 1928 zum König der Albaner.
1930 wurde die letzte albanischsprachige Schule im Kosova geschlossen. Die Situation in Kosova, des jungen Jugoslawien lässt folgende Cha-rakterisierung zu: 250.000 Albaner wurden aus ihrer Heimat vertrie-ben. Der serbische Nationalismus erreichte dies durch schranken-losen Terror, aber auch durch wirtschaftliche Repressalien (Sonder-steuern, Gewerbeverbote und gezielte Enteignungen).
In Kosova wurden von 1919 bis 1941 60.000 serbische Siedler in ethnisch größtenteils gesäuberten Gebieten angesiedelt. Das Land wurde den Albanern geraubt.
1941-1945: Im April 1941 besetzt das faschistische Deutschland Jugosla-wien. Mit der Zerschlagung Jugoslawiens werden weite Teile des Kosova und die albanischen Teile Mazedoniens dem seit 1939 von Italien besetzten Albanien einverleibt. Das faschistische Italien lan-ciert die Parole Großalbanien und spielt sich als Befreiungsbesatzer auf.
Nach dem Motto teile und herrsche versucht das faschistische Italien z.B. mit der Eröffnung albanischsprachiger Schulen die Albaner für sich zu gewinnen. Der Norden des Kosova mit der rohstoffreichen Mine Trepça wurde hingegen von Deutschland direkt annektiert. Das geschah in Übereinstimmung mit der geschaffenen nazihörigen Re-gierung in Belgrad. Die Nutzung übernahm direkt das deutsche Kapi-tal. Bis zum Jahr 1943 gab es in der Tat nur einen geringen albanischen Widerstand gegen die italienischen Befreiungsbesatzer. Das änderte sich allerdings mit dem Einmarsch des faschistischen Deutschland in Gesamtalbanien 1943. Nach der historischen Konfe-renz von Bujan zur Jahreswende 1943/44. Die Konferenz des Volks-befreiungsrates von Kosova erklärte u. a: »Wenn das albanische Volk am antifaschistischen Befreiungskrieg teilnimmt, wird es das Recht erlangen sich nach den Sieg mit seinem Mutterland Albanien zu ver-einigen«. Insgesamt nahmen 50.000 Albaner aus dem Kosova am an-tifaschistischen Befreiungskampf teil. Dies war umgerechnet auf die albanische Gesamtbevölkerung eine sehr hohe Quote.
1945 (Anfang), forderte Miladin Popović auf einer zentralen Tagung der jugoslawischen Kommunisten das Selbstbestimmungsrecht der Alba-ner zu verwirklichen. Er war Führer der Kommunisten in Kosova. Stattdessen wurde der montenegrinische Kommunist Popović von der jugoslawischen Geheimpolizei im März 1945 ermordet.
An seine Stelle trat der Ranković-Vertraute Dušan Mugosa. Dieser erklärte laut Borba vom 8. April 1945 auf einer Versammlung des Antifaschistischen Rates Serbiens: »Das Volk von Kosova wünscht den Anschluss an Serbien«. In Wahrheit jedoch wurde der Volksbe-freiungsrat von Kosova nie befragt. Während die albanischen Parti-sanen im Frühjahr 1945 für die Befreiung von Zagreb und Ljubljana kämpften wurde in Kosova eine Militärherrschaft errichtet. Die ser-bisch-montenegrinische 52. und 46. Division sowie die 50. mazedo-nische Division zogen durch Kosova und ermordeten unter verschiedensten Vorwänden Tausende von Albanern. Besonders um-fangreiche Massaker gab es im Gebiet Drenica. Kosova wurde eine Provinz Serbiens.
1946 Staatsbesuch einer albanischen Delegation unter Leitung von Enver Hoxha in Belgrad. Auf dem Empfang erklärte Tito: »Kosova und an-dere von Albanern bewohnte Gebiete gehören Albanien, wir werden es zurückgeben, doch jetzt noch nicht, den jetzt dürfte die großserbi-sche Reaktion, dies kaum akzeptieren«.
1948-1968: Nach dem Bruch mit dem Kommunistischen Informationsbüro 1948 wurden nicht nur Tausende Kritiker Titos auf der Todesinsel Goli Otok gemartert, sondern in Kosova wütete der alte großserbi-sche Terror gegen die Albaner. Diese Periode wird von den Albanern aufs engste mit der Person Alexander Ranković in Verbindung ge-bracht. Jener war jugoslawischer Innenminister und Chef der Ge-heimpolizei bis zu seinem Sturz 1966. Ranković führte sogenannte Entwaffnungsaktionen in Kosova durch, wobei sich besonders jene Albaner verdächtig machten bei denen keine Waffen gefunden wur-den. Das war meist ein Verhaftungsgrund. Die Brutalität der UBDA (Geheimpolizei) war berüchtigt. Im Jahr 1953 schloss Ranković mit der Türkei ein sogenanntes Rückführungsabkommen ab. Nach dem Abkommen wurden Türken aus Kosova und Mazedonien in die Tür-kei überstellt. Das ganze basierte auf einer alten jugoslawischen Volkszählung aus dem Jahr 1939, damals mussten viele Albaner sich als Türken in die Listen eintragen. Um die 200.000 Albaner wurden in der Ära Ranković in die Türkei vertrieben. Deshalb gibt es in der Türkei noch heute viele «Arnaut» (sprich Albaner).
1968, im November, kommt es in Prishtinë und in vielen anderen Städten des Kosova zu Massendemonstrationen. Auf den Demonstrationen wurde das Recht auf Zweisprachigkeit (albanisch und serbisch, im Schulunterricht wie bei Behörden), das Tragen der albanischen Nati-onal-Flagge, die Gründung einer albanischen Universität, sowie einer albanischen Republik innerhalb Jugoslawiens gefordert. Die De-monstrationen wurden niedergeschlagen. 1969 wurde allerdings eine albanischsprachige Universität in Prishtinë gegründet, auch die Nati-onalfahne durfte getragen werden und die Sprachen wurden rechtlich gleichgestellt. Die Forderung nach einer Republik Kosova wurde nicht erfüllt.
1974 Kosova erhält einen Autonomiestatus innerhalb der jugoslawischen Föderation, Kosova bleibt Bestandteil der Republik Serbien. Nichts ändert sich, gemessen an anderen Republiken, an der wirtschaftlichen Rückständigkeit Kosovas. Der Lebensstandard in Kosova ist ärmlich. Es entsteht ein hochgebildetes akademisches Proletariat, das keinerlei Aussicht hat, nach dem Studium irgend eine Zukunft zu haben.
Die Arbeitslosigkeit ist in Kosova, im Vergleich zu Slowenien, sechsmal höher, im Vergleich zu Serbien ist der Lebensstandard we-sentlich schlechter. Dem Jugoslawien Titos ist es, aufgrund eines feh-lenden landesweiten gesellschaftlichen Planes, nie gelungen das kras-se Nordsüd Gefälle zu überwinden. Der Selbstverwaltungssozialis-mus definierte die Betriebe als Gruppeneigentum, die in Konkurrenz zueinander stehen. Das hieß: Der Stärkere frisst folglich den Schwä-cheren. Auch auf Republikebene wurde mit harten Bandagen gegen-einander um die wirtschaftlichen Pfründe gekämpft. In den Siebziger-Jahren verschuldete der jugoslawische Staat sich zuneh-mend, an internationale Großbanken und dem IWF.
Ab Ende der Siebziger-Jahre versuchte Jugoslawien den internationa-len Banken sowie dem IWF den Rohstoffreichtum des Kombinates Trepça als Sicherheit für neue Kreditlinien anzubieten. Trepça ver-fügte über die größten natürlichen Reichtümer des ehemaligen Jugos-lawien was Energie und Rohstoffreichtum betrifft. In Kosova befinden sich 51 % der Kohlereserven, 52 % der Blei- und Zinkvor-kommen, 23,3 % von Gold, Silber und Chrom, 35,6 % des Magnesits und weiterer Reserven wie Kobalt, Quarz Kaolin usw. Der Kosova produzierte über 70 % des raffinierten Bleis und Silbers in Jugosla-wien. Den Albanern kam es widerwärtig vor, neben all den Reichtü-mern zu verarmen. Darum wurde die Autonomie als unzureichend empfunden, und immer wieder von der Notwendigkeit einer eigenen Republik gesprochen. Im Untergrund bildeten sich marxistische Or-ganisationen, um den Widerstand zu organisieren.
1981, im März und April, kommt es – ausgehend von der Universität Prish-tinë – zum allgemeinen Aufstand in Kosova. Das serbische Militär unterdrückt den Aufstand brutal. Es wird der Ausnahmezustand ver-hängt und 30.000 Soldaten in den Kosova geschickt. Auf einer Ple-nartagung des ZK der serbischen Kommunisten erklärt Petar Stambolić: »Kosovo bleibt autonom innerhalb Serbiens«. Mehrere tausend Albaner verschwinden in den serbischen Gefängnissen.
1982, in der Nähe von Heilbronn werden im Januar von der jugoslawischen Geheimpolizei die Brüder Gervalla und Kadri Zeka ermordet. Bei ih-nen handelte es sich um die führenden Köpfe des marxistischen, an Hoxha orientierten Widerstandes der Kosovoalbaner. Sie standen für die Bewegung einer albanischen Republik in Jugoslawien. Besonders nach Jusuf Gervalla benennen sich heute viele albanische Clubs in Deutschland. Im selben Jahr wurde die damals enveristische LPK (Volksbewegung des Kosova) gegründet. Als Ziel benannte sie den Kampf gegen den Titoismus, den sie als revisionistische Abweichung vom Marxismus verstand, sowie die Forderung Kosova Republik und die Freiheit für Adem Demaçi. Sie bekannte sich zu den Lehren En-ver Hoxhas. Noch heute wird die LPK vom deutschen Verfassungs-schutz als linksextremistisch eingeschätzt, trotz der Tatsache, dass sie sich programmatisch wandelte und mehrmals spaltete.
1983, im Frühjahr, stirbt Alexander Rankovic. Seine Beerdigung wird die erste offene Demonstration der serbischen Nationalisten, die Ranko-vic als Verteidiger des Serbentums in Kosova ehren. Offen wird an seinem Grab die Rückkehr zur Politik des nackten Terrors gegen die Albaner gefordert. Den Boden für solche Ansichten verbreitet die serbische Presse mit zunehmender Intensität. Die wirtschaftliche Realität in Jugoslawien verschlechtert sich deutlich. Von 1978 bis 1983 wächst die Auslandsverschuldung von 11 Milliarden US-Dollar auf annähernd 20 Millionen an. Rapide steigt die Arbeitslosigkeit, die Löhne sinken. Besonders betroffen ist Kosova. Betrug das pro Kopf Einkommen im Jahr 1975 noch 33 % des jugoslawischen Durch-schnitts, so sank es 1980 auf 29 %. Die Arbeitslosigkeit in Kosova lag 1983 bereits bei über 30 %. Ein wesentlicher Grund dafür ist be-züglich Kosova gab es eine koloniale Planung des serbischen Staates der neben der Schwerindustrie zwecks Ausbeutung der Rohstoffe fast keine Leichtindustrie entwickelte.
1986: Slobodan Milošević wird Spitzenfunktionär der serbischen Kommu-nisten. Im Herbst erscheint das berüchtigte Memorandum der serbi-schen Akademie der Wissenschaften. In ihm wird gegen die jugoslawische Verfassung von 1974 gewütet und der angebliche Ge-nozid am serbischen Volk in Kosova festgestellt. Grundtenor des Pa-piers ist: die Serben wurden im Jugoslawien Titos benachteiligt. Den Albanern wird in dem Papier vorgeworfen, dass Sie zu viele Kinder zeugen und zu viel Sozialhilfe beziehen. Dieses rassistische Doku-ment wurde (in der Hauptseite) vom Schriftsteller Dobrica Ćosić fab-riziert, der 1968 aus der kommunistischen Partei wegen groß-serbischem Nationalismus ausgeschlossen wurde. Das Papier stellte aber auch einen Angriff auf gesamte Jugoslawien dar. Im selben Jahr erschien der rassistische anti-antialbanische Roman, Der Fall Marti-novic. In ihm wird den Albanern Primitivität und Bestialität gegen-über serbischen Männern, sowie generelle Vergewaltigungsabsichten bezüglich serbischer Frauen unterstellt. Das fast 500 Seiten starke Machwerk erschien im Verlag Politika, in einer Auflage von fast ei-ner Million.
1987: Milošević reitet das Pferd des serbischen Nationalismus. Jugoslawien befindet sich in einer tiefen wirtschaftlichen Krise. Das Land erlebt eine Inflationsrate von annähernd 1000 %, im Jahr 1988. Die Aufla-gen des IWF, zwecks Zinszahlungen bezüglich der hohen Gesamt-verschuldung des Staates, sind ein soziales Kahlschlagprogramm. Der Dinar wird laufend abgewertet. Es gibt einen generellen Lohnstopp, und Entlassungen werden durchgeführt. In Jugoslawien entwickelt sich eine breite multinationale Streikbewegung gegen die Banken und den roten Bonzen. Den Höhepunkt erlebte die Streikwel-le im Jahr 1988, mit eintausend offiziell registrierten Streikaktionen. In dieser Zeit spielt Milošević immer stärker die nationale Karte, um die serbische Bürokratie an der Macht zu behalten. Die anderen Bon-zen werden es ihm gleichtun – und so zerlegt sich die Bürokratie in ihre nationalen Bestandteile. Zunächst aber beginnt in Serbien, im Jahr 1987, die Zeit der nationalen Massenmobilisierungen mit Mi-lošević als Einpeitscher. Kosova wird zum zentralen Schlachtfeld er-klärt. Am 27 April 1987 veranstaltet Milošević eine Massenkund-gebung in Kosova, dort provozieren serbische Geheimagenten eine Schlägerei mit regionalen albanischen Polizisten. Milošević nutzt die Situation, um den anwesenden Serben zuzurufen: »Niemand hat das Recht euch zu schlagen«. Sofort steigerte die serbische Presse ihren anti-albanischen Rassismus. Albaner wurden tagtäglich als arbeits-scheu, polygam und als Kriminelle diffamiert.
Im Herbst 1987 wagte es der alte albanische Titoist Fadil Hoxha den Horrorgeschichten über die generelle Vergewaltigung von serbischen Frauen durch Albaner zu wiedersprechen. Damit brachen alle Däm-me. Im ganzen Land organisierte die Milošević-Bande Massende-monstrationen, auf ihnen wurde gerufen Fadil Hoxha an den Galgen, Azem Vllasi raus aus Jugoslawien (Fadil Hoxha war Mitglied des Jugoslawischen Staatspräsidiums, Azem Vllasi Parteichef in Koso-va). Fadil Hoxha wurde im Herbst 1987 gestürzt, Azem Vllasi im November 1988 als Parteichef in Kosova abgelöst. Innerparteilich entledigte sich Milošević, im November 1987, auf dem 8. Plenum des ZK der serbischen Kommunisten seines mächtigen Rivalen und einstigen Freundes, Ivan Stambolić. Somit galt Milošević als unange-fochtener Führer im nationalen Kampf. Auch der ehemalige Belgra-der Bürgermeister und Weltbekannte Architekt Bogdan Bogdanovic wurde nach dem 8. Plenum aus dem ZK geworfen, weil er schriftlich den chauvinistischen Wahnsinn dieser Tagung kritisierte. Wegen der Absetzung von Azem Vllasi und der angedrohten Aufhebung der Au-tonomie des Kosova marschierten im November 1988 Tausende von Arbeitern des Kombinates Trepça, aus Zvećan und Mitrovica nach Prishtinë. Sie trugen albanische sowie jugoslawische Fahnen und Ti-to-Bilder mit sich. Wohingegen das ganze Jahr 1988 die serbische Massenmobilisierung ganz anders in Erscheinung trat. Auf den Kundgebungen für den Führer Milošević vermischten sich rote Fah-nen mit Tschetnik-Symbolen. Auch die orthodoxe Geistlichkeit leis-tete ihren Beistand. Immer wieder wurde auf Versammlungen erklärt: »Kosovo ist das kostbarste serbische Wort«. Von Tito war aber keine Rede mehr. Das serbische Staatspräsidium verabschiedete im Som-mer 1988 eine Verfassungsänderung, welche die Autonomie des Ko-sova einschränkte. In Kosova bildeten sich, zur gleichen Zeit, offen paramilitärische Verbände mit faschistischen serbischen Tschetnik Utensilien.
1989, im Februar, gab es in Kosova Streiks, die sich zum Generalstreik ausweiteten. Den Arbeitern ging es um den Erhalt der Autonomie als auch um soziale Forderungen. Zentrum des Streiks wahren die Gru-ben der Bergarbeiter von Trepça. Vom 21. bis zum 28. Februar fand ein Hungerstreik der Bergarbeiter statt. Sie streikten unter roten Fah-nen, sowie unter jugoslawische und albanische Flaggen. Nach offi-ziellen jugoslawischen Angaben gab es in Kosova, im Rahmen der Niederschlagung der Streiks, 29 Tote. Die westliche Wirtschafts-Presse lobte damals den undogmatischen Wirtschaftsreformer Mi-lošević. Im März wird das Parlament in Kosova unter Androhung von Gewalt, dazu gezwungen die Autonomie des Kosova im Interes-se des Großserbentums faktisch aufzuheben. Albanische Politiker, wie Azem Vllasi, sowie der Direktor des Kombinates von Trepça, Aziz Abrashi, und der Direktor des örtlichen Bergwerkes werden zu-sammen mit vielen anderen Gewerkschaftsaktivisten verhaftet. Ko-sova wird von serbischer Polizei und jugoslawischer Armee besetzt. Am 28. Juni feiern eine Million Serben auf dem Amselfeld den 600 Jahrestag der Schlacht. Eingerahmt von orthodoxen Kirchensymbo-len und faschistischen Tschetnik-Fahnen spricht Milošević von der Möglichkeit neuer Kriege und erklärte wortwörtlich »das erstemal, seit 600 Jahren, sind die Serben in Kosova wirklich frei«. Die Tragö-die nahm ihren Lauf.
1990, im Juli, wurden die Abgeordneten des Parlamentes in Prishtinë daran gehindert das Parlamentsgebäude zu betreten. Daraufhin verkündeten Sie auf offener Straße die Gründung einer Republik Kosova inner-halb der Jugoslawischen Föderation. Die serbischen Behörden lösten das Parlament endgültig auf und verfügten den dauerhaften Ausnah-mezustand. Die Exekutivgewalt übernahm eine Gruppe um den Vi-zepräsidenten des jugoslawischen Parlaments, Moncilo Trailović. Anfang September gab sich das aufgelöste Parlament, welches von Belgrad und der internationalen Staatengemeinschaft nicht anerkannt wurde, eine eigene Verfassung für die Republik Kosova. Im Artikel 1 wird die Gleichheit aller Nationalitäten in Kosova betont. Im Juli verabschiedet das Belgrader Parlament verschiedene Gesetze bezüg-lich Kosova: u.a. ein Arbeitsgesetz, in dem ein generelles Streikver-bot für Kosova verankert ist, und, worin ferner noch von jedem albanischem Arbeiter verlangt wird eine Treueerklärung für den ser-bischen Staat abzugeben. Albanisch wird als Sprache im Arbeitsbuch und auf Arztrezepten verboten. Den von Serbien eingesetzten Be-triebsdirektoren wird es aufgetragen, den Arbeitern nur Arztbesuche bei serbischen Ärzten zu gestatten. Mit diesen Methoden werden fak-tisch alle qualifizierten albanischen Arbeiter entlassen.
Im September 1990 gibt es einen neuerlichen Generalstreik der Ar-beiter in Kosova, der gewaltsam Niedergeschlagen wird. Im serbi-schen Schulgesetz für Kosova wird an der Universität sowie an allen weiterführenden Schulen nur noch in Serbisch unterrichtet. Bis zum Jahresende 1990 sind alle Verwaltungsposten und alle öffentlichen Stellen durch Serben besetzt. Sämtliche albanischen Lehrer sind ent-lassen, und alle albanische Ärzte aus den Krankenhäusern usw.
Im Jahr 1996 gibt es 146.000 entlassene albanische Arbeiter in Ko-sova. Meist verloren sie die zum Betrieb gehörende Werkswohnung und hatten keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld weil Sie gegen ein rassistisches serbisches Gesetz verstießen. Der serbische Schulunter-richt wurde ab September 1990 von den Albanern boykottiert. Es wurde ein Untergrundschulsystem errichtet und ein paralleles Ge-sundheitssystem geschaffen, was besonders notwendig war, denn die von Belgrad eingesetzten Ärzte weigerten sich Albaner zu behandeln. Finanziert wurde der albanische Parallelstaat durch Spenden der Ar-beitsemigration in Europa, die ab 1991 rund 3 % ihres Einkommens an einen Fond abführten. Dennoch gelang es nicht die albanische Ge-sellschaft ausreichend medizinisch zu betreuen, denn es fehlten mo-derne medizinische Geräte, geeignete Medikamente usw. Die Kindersterblichkeit stieg im Kosova der Neunziger-Jahren drama-tisch und auch längst überwundene Seuchenerkrankunken tauchten plötzlich wieder auf.
1991: Zwischen dem 26. und 30. September wird in einem inoffiziellen Referendum die Unabhängigkeit und Souveränität des Staates Koso-va beschlossen. Es kommt zu einer Regierungsbildung unter Führung der LDK (Demokratische Bewegung des Kosova). Ministerpräsident wird Bujar Bukoshi, die LDK steht unter der Leitung von Ibrahim Rugova. Der albanische Menschenrechtsverein in Prishtinë veröffent-licht Zahlen wonach seit 1981 rund 600.000 tausend Albaner kurz oder länger in Polizeigewahrsam wahren. Umgerechnet auf die Ge-samtbevölkerung in diesem Jahr: jeder dritte Albaner.
Adem Demaçi der insgesamt 28 Jahre in jugoslawischen Gefängnis-sen war, weist auf die stets zunehmende Zahl von Willkürakten, nach der Aufhebung der Autonomie, hin. Im Rahmen des innerjugoslawi-schen Krieges gehen die serbischen Sicherheitsorgane in Kosova da-zu über, mittels Raub und Drangsalierung an der albanischen Bevölkerung, sich selbst zu versorgen. Albaner werden in die jugos-lawische Armee zwangseingezogen und bewusst im Krieg gegen Slowenien und Kroatien in vorderster Frontlinie verheizt. Die in Deutschland bis heute als linksradikal (Verfassungsschutzberichte) geltende LPK (Volksbewegung des Kosova), beschlisst den bewaffne-ten Kampf gegen Serbien systematisch zu organisieren. Der pazifisti-sche Kurs Rugovas wird abgelehnt.
1992, im Mai, wurden in Kosova Parlamentswahlen abgehalten, die Bel-grad sofort für illegal erklärte. Die LDK ging als klare Siegerin her-vor. Bei den gleichzeitig abgehaltenen Präsidentschaftswahlen siegte der einzige Kandidat Ibrahim Rugova. Rugova und Bukoshi versuch-ten in diesem Jahr den Konflikt zu internationalisieren, zu diesem Zweck besuchten Sie mehrere europäische Hauptstädte. Ihre pazifis-tische Politik orientierte sich auf einen albanischen Parallelstaat in Kosova mit der Hoffnung international anerkannt zu werden. Dies geschah jedoch nicht. In Belgrad wurden viele Gesetze verabschiedet die u.a. jedem Serben, der nach Kosova zieht, kostenlos 5 Hektar Land überlässt und ihn steuerlich bevorzugt. Dies hatte jedoch keinen großen Erfolg. Die Parlamentswahlen in Serbien, im Dezember, machten die Radikale Partei zur zweitstärksten Kraft nach den Sozia-listen. Der Führer der Radikalen Seselj forderte im Wahlkampf offen die Vertreibung der Albaner. Besonders viele Stimmen gewannen die Radikalen unter der serbischen Bevölkerung des Kosova.
1993: Im Laufe des Jahres gibt es eine Spaltung der LPK. Es entsteht eine neue Organisation mit dem Namen LKÇK (Nationale Bewegung für die Befreiung des Kosova). Obwohl programmatisch keine großen Unterschiede bestehen, dürfte die LKÇK wohl für eine militantere Politik eingetreten sein. Die ersten bewaffneten Aktionen gegen das serbische Regime Führen Gruppen der LKÇK durch. Im selben Jahr entsteht illegal, auf Initiative der LPK, die UÇK. In den ersten acht Monaten des Jahres 1993 kam es nach Angaben des Menschen-rechtsvereines unter der Leitung von Adem Demaçi zu mehr als 5.700 Fällen polizeilicher Misshandlungen und mehr als 1.400 Inhaf-tierungen. Von Juni bis September überfiel die Polizei über 2.500 Häuser. Bis 1993 sind etwa 370.000 Albaner aus Kosova geflüchtet. Diese Tendenz verstärkte sich in den folgenden Jahren.
1995: Das Abkommen in Dayton stellte für Albaner eine große Enttäu-schung dar. Der Krieg in Bosnien wurde beendet, Milošević als Ver-handlungspartner akzeptiert, Kosova wurde bloß am Rande in Diskussionen gestreift. Der unabhängige Staat Kosova wurde nur von Albanien anerkannt. Zusehends wurde die friedliche Politik Rugovas kritisch hinterfragt. Adem Demaçi übernahm in diesem Jahr den Vor-sitz der Parlamentarischen Partei des Kosova. Er wurde zum offiziel-lem Hauptkritiker der passiven Politik Rugovas. Der Name Parlamentarische Partei ist als Kritik an Rugova zu verstehen der das einst gewählte Parlament nie tagen ließ.
1996, im Februar, kam es zu mehreren Bombenanschlägen, gegen serbi-sche Einrichtungen zu denen sich die LKÇK bekannte. Zur gleichen Zeit kam es zu erste bewaffnete Aktionen der UÇK. Es gab zeitweise Erklärungen des Generalstabs der UÇK zu ihren bewaffneten Aktio-nen sowie einige tagespolitische Kommentare. Im Herbst des Jahres stellte Adem Demaçi seinen Plan «Balkania» der Öffentlichkeit vor. In ihm wird eine freiwillige Föderation unabhängiger Staaten – be-stehend aus Kosova, Montenegro und Serbien – vorgeschlagen. Im Winter 1996/97 begibt sich Demaçi nach Belgrad, um mit den Füh-rern und Anhängern der Protestbewegung gegen Milošević zu spre-chen. Er scheitert, denn es ist so gut wie niemand dazu bereit, das demokratische Recht der Albaner auf nationale Selbstbestimmung zu unterstützen oder den Balkania-Vorschlag zu erörtern. Demaçi dis-tanzierte sich von der jugoslawischen Opposition, gleichzeitig kriti-sierte er heftig die Passivität Rugovas, dem er im Dezember, bezüglich seines Besuches in den USA, vorhält: »auf eine Interventi-on zu hoffen und die Eigenaktivität zu unterdrücken«. Im November tritt anlässlich der Ermordung eines albanischen Schullehrers die UÇK zum erstenmal in Uniform bei einer Massenkundgebung auf.
1997, im Oktober, kommt es zu gewaltfreien Massenprotesten der albani-schen Studenten in Prishtinë. Sie fordern das Recht an die Universität zurückzukehren. Gleichzeitig demonstrieren sie gegen die abwarten-de Politik Rugovas, der mit Milošević ein Schulabkommen zur Nor-malisierung des Unterrichts schloss. Doch es änderte sich nichts. Das Schulabkommen Rugova-Milošević war z.B. für bundesdeutsche Be-hörden ein Grund, um albanische Asylanträge als gegenstandslos zu behandeln. Auf der Demonstration wurde Rugova attackiert und es wurde immer wieder Drenica, Drenica skandiert. Das Gebiet Drenica war eine der Hauptbasen der UÇK. Rugova hatte das politische Mo-nopol verloren.
1998: Im November und Dezember 1997, intensivierte die UÇK ihre mili-tärischen Aktivitäten. Adem Demaçi akzeptierte die Existenz einer militärischen Befreiungsorganisation. Wohingegen Rugova noch im März 1998 die UÇK als eine Erfindung des jugoslawischen Geheim-dienstes bezeichnete. Am 23. Februar bezeichnete der amerikani-sche Sonderbotschafter für den Balkan, Gelbart, die UÇK als ’eine terroristische Organisation’. In einem Gespräch mit Milošević ver-bürgte er sich für die Grenzen Jugoslawiens. Am 28. Februar befahl Milošević einen Großangriff auf das Drenica-Gebiet. Anfang März ermordeten serbische Einheiten 58 Personen der Familie Jashari. Damit wurde der UÇK-Mitbegründer, Adem Jashari, zum National-helden der Kosova-Albaner. Der Kampf der UÇK nahm an Intensität zu und diese profitierte vom Aufstand in Albanien, im Frühjahr 1997. Damals löste sich die albanische Armee auf und die UÇK-Aktivisten konnten sich bewaffnen. Nun hatte die UÇK in Kosova eine absolute Massenbasis. Dennoch veranstaltete Rugova am 22. März Parla-mentswahlen in Kosova. Sie wurden von der albanischen Opposition strikt abgelehnt. »Im Krieg wählt man nicht«, war ihr Tenor. So wur-de Rugova neuerlich Präsident der Kosova-Albaner. Am 23 März verhandelte Rugova zwecks Implementierung des Bildungsabkom-mens mit Belgrad. Die internationale Gemeinschaft versuchte den bewaffneten Kampf aufzuhalten und einen Kompromiss hinzukrie-gen. Aber die UÇK ließ sich nicht mehr stoppen Sie war ein Faktor.
Im April und Mai brachte die UÇK ca. 40 % Kosovas unter ihre Kon-trolle. Zu dieser Zeit drängten die US-Unterhändler, Holbrooke und Gelbard, Rugova dazu direkt mit Belgrad zu verhandeln, um zu einer Lösung zu kommen denn: »jedes Warten stärke die UÇK, was eine Lösung schwieriger mache«. Am 15. Mai fanden dann direkte Ge-spräche in Belgrad zwischen Milošević und Rugova statt.
Im Juni erfolgte eine Großoffensive der jugoslawischen Armee ge-gen UÇK-Gebiete. Die Offensive erbrachte Geländegewinne, aber es wurde deutlich das die UÇK nicht wegzublasen ist. Es entstanden große Flüchtlingsströme innerhalb Kosovas im November 1998 wah-ren es rund 350.000 tausend. Im Sommer hatte sich die Politik eini-ger westlicher Staaten gegenüber der UÇK geändert. Sie wurde als Realität anerkannt. Nach der Aussage von Wolfgang Petritsch, da-mals EU-Unterhändler für den Balkan und als solcher in Rambouil-let, ging es um folgendes: »Wir mussten eine verhandlungsbereite Gruppe innerhalb der UÇK identifizieren, wir fanden Sie in der Gruppe um Hashim Thaçi«. Der Weg zu den Diktaten von Rambouil-let war geebnet.
1999: Am 6. Februar begannen die Verhandlungen in Rambouillet. In Wirklichkeit war es ein Diktat, dem sich die herbefohlene jugoslawi-sche und albanische Seite zu beugen hatte. Nach wochenlangen Ver-handlungen Unterzeichneten zur Überraschung vieler auch die Kosova-Albaner zunächst das Vertragswerk nicht. Vor allem Hashim Thaçi widersetzte sich der Unterzeichnung, weil im Vertrag weder von einer albanischen Staatlichkeit noch von Unabhängigkeit die Re-de ist. Zudem wird die Entwaffnung der UÇK gefordert. Die von der internationalen Diplomatie ausgemachte Drenica-Militärfraktion so-wie der politische Sprecher der UÇK, Adem Demaçi, der an den Verhandlungen nicht teilnimmt, lehnen das Dokument entschieden ab. Hashim Thaçi und der Vorsitzende der LBD (Vereinigte demo-kratische Bewegung) Rexhep Qosja werden unter Druck gesetzt.
Am 22. Februar schreibt der bekannte albanische Schriftsteller Is-mail Kadare in Le Monde einen offenen Brief an die albanische De-legation und warnt vor unverantwortlichen Radikalen usw. Nach Berichten von Verhandlungsteilnehmern droht die US-Außenmi-nisterin, als auch Joschka Fischer, Hashim Thaçi persönlich, falls er nicht unterschreibt. Am 23. Februar wird die Konferenz unterbro-chen, um Thaçi die Möglichkeit zu geben die Kosovaren zu überzeu-gen. Adem Demaçi lehnte den Vertrag als Kapitulation ab und trat als politischer Sprecher der UÇK zurück.
In Paris wurde die Konferenz am 15. März fortgesetzt. Am 18. März unterschreibt, für die albanische Delegation, der Herausgeber der Ta-geszeitung Koha Ditore, Veton Surroi, das Abkommen. Am 24. März beginnt der NATO-Angriff auf Jugoslawien im Juni wird der Kosova ein internationales Protektorat. Den höchsten Blutzoll ent-richtet militärisch im Krieg die UÇK. Sie wird von der NATO nicht mit modernem militärischen Gerät versorgt, denn sie soll ja im UNMIK Gebiet Kosova, gemäß der UN Resolution 1244, entwaffnet werden. Kosova bleibt ein definitiver Bestandteil Jugoslawiens, oder besser: teile und herrsche ist die Devise der NATO.
Gjergj
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Die Albaner stammen von den Illyrern ab. Diese Vorbemerkung ist wichtig, denn Kosova ist ein kleines Gebiet mit viel Bevölkerung und noch mehr Geschichte. Ab 1989, im Zusammenhang mit der gewaltsamen Auf-hebung der Autonomie des Kosova, bestreitet der serbische Nationalismus die tatsächliche Herkunft der Albaner. Kosova wird als serbisches Jerusalem definiert, denn Albanern wird vorgeworfen erst nach der Schlacht auf dem Amselfeld 1389 in Kosova erschienen zu sein. Dadurch hätten sie serbisches Urland geraubt, bestimmte serbische Literaten und Historiker bezeichnen die Albaner als primitives Bergvolk. Das alles spielt eine tagespolitische Rolle in der Region, deshalb ist es wichtig auf einige Fakten hinzuweisen.
Die Geschichtsschreibung kennt über einige Zeit den Konflikt zwischen den griechischen Polis und dem Reich der Illyrer. Um 450 vor unserer Zeit belegt die archäologische Forschung die Entstehung illyrischer Städte und illyrischer Kultur auf dem Gebiet des heutigen Albaniens des Kosova, es lassen sich Spuren illyrischen Lebens auf dem gesamten Balkan, sogar bis Tirol nachweisen. Sprachwissenschaftler wiesen auf den illyrischen Ursprung vieler heutiger Dorfnamen in den Gebirgstälern Tirols hin. Das Zentrum der Illyrer bildete das heutige Albanien Kosova sowie Teile Mazedoniens unter König Bardyll 393-358 vor unserer Zeit. Im Jahr 335 v.u.Z. kam es zur Schlacht zwischen Alexander dem Großen und den illyrischen Königen Kleitos und Glaukais. Heute noch werden häufig albanische Männer nach König Agron, Frauen nach Königin Te’uta benannt. Erster regierte von 250 bis 230, letztere von 231 bis 229 vor unserer Zeit. Es kam zu drei römisch illyrischen Kriegen, ab 229 bis 228 dann von 219 bis 218 dann wieder 181 bis 168 vor unserer Zeit. Die Kriege endeten entweder mit römischen Teilerfolgen oder Niederlagen. Erst um 30 vor Chr. wurde die römische Provinz Illyricum nach der Besetzung Dalmatiens durch Octavian und Augustus errichtet. Aus dieser römischen Provinz kamen später 6 römische Kaiser und beinahe 2 Jahrhunderte dienten illyrische Legionen am Limes an der Donau. Nach der Teilung des römischen Reiches 395 wurde der Balkan Ostrom zugesprochen verblieb aber kirchenrechtlich unter der Oberhoheit Westroms. Zwischen dem 5. und 6. Jahrhundert kam es zum Einfall der slawischen Völker auf dem Balkan. Die Illyrer wurden in jenen Gebieten assimiliert, wo sie über keine eigene staatliche Machtbasis ver-fügten, im heutigen Bosnien Kroatien Slowenien usw. Die Dardaner als Teil der Illyrer hatten jedoch schon im hellenischen Zeitalter mit Kosova als Kernland eine starke Staatsmacht. Diese Gegebenheit führte erst im 12 Jahrhundert dazu das Kosova ein fester Bestandteil des mittelalterlichen serbischen Reiches unter Zar Stefan Dušan wurde. Um diese Zeit wurde Kosova über nicht ganz 100 Jahre der Sitz der serbischen Herrscher und der orthodoxen Kirche. In Kosova wurde Stefan Dušan 1331 zum Zar gekrönt. In dieser Zeit errichteten serbische Architekten kunstvolle Denkmäh-ler und Heiligtümer. Im Jahr 1346 wurde die Patriarchenkirche in Pejë (Peć) der Sitz der serbischen Orthodoxie. Alle Baudenkmähler belegen eine serbische Hochkultur in Kosova zwischen dem 12 und 14 Jahrhundert, falls man den Begriff einer Nationalkultur für mittelalterliche Reiche überhaupt zulassen kann. Viele Kirchen in Kosova wahren obwohl Sie oft in orthodoxe Kirchen umgewandelt wurden bis ins 11 und 12 Jahrhundert katholische Kirchen, also albanische Kirchen. Dies widerlegt die Geschichtsthese, dass die Albaner erst nach der Schlacht auf dem Amselfeld 1389 nach Kosova geströmt währen. Im Gegenteil der serbische Nationalheld Fürst Lazar bekämpfte die osmanischen Heere im Bündnis mit albanischen Fürsten darun-ter dem Großvater von Skanderbeg dem Albanischen Nationalhelden. Mittelalterliche Schlachten wahren eben keine rein nationalen Angelegenheiten wie es die serbische Geschichtsschreibung zu Beginn des 19 Jahrhunderts zu vermitteln versuchte. Im Gegenteil auch auf Seiten des osmanischen Fürsten Murad kämpften Serben und Albaner. Das nationale Banner wurde erst in der Zeit der bürgerlichen Aufklärung erhoben. Verzerrt wurde der nationale Gedanke auf dem Balkan mittels Mystik Geschichtsversessenheit und christlicher Orthodoxie zur Anwendung gebracht. Besonders paradox ist es wenn aufgrund mittelalterlicher Vor-kommnisse heute Gebietsansprüche gestellt werden. Welches Gebiet wem gehört muss unter historischen Aspekten vor allen Dingen aber der heutigen Realität geklärt werden. Dies kann nur auf demokratische Weise von der in einem Gebiet lebenden Bevölkerung gemacht werden. Bei dieser Entscheidungsfindung spielt neben den heutig sichtbaren empirischen Fakten die Erfahrung der Bezug und die Kenntnis der Geschichte eine wichtige Rolle. Wenden wir uns jetzt der jüngeren Geschichte in Form von faktischen Daten zu.
Geschichte des Kosova in Jahreszahlen seit 1878
1878 Gründung der Liga von Prizren. Beginn der nationalen Wiedergeburt in der albanischen Geschichtsschreibung. Auf der Berliner Konferenz im Jahr 1878 ging es um die Aufteilung des Balkans nach dem russisch-türkischen Krieg erklärte Bismarck bezüglich der nationalen Forderungen der Liga von Prizren: »Ich kenne keine Albaner«. Kosova blieb bis 1912 unter türkischer Fremdherrschaft.
1910 albanischer Aufstand im Kosova, vom türkischen Militär brutal unterdrückt
1912 Der serbische Außenminister weist seinen Botschafter in Prishtinë an »Nirgendwo zu erwähnen dass im Kosova nur zu 5 % Serben leben, den das könnte unseren Anspruch auf Kosovo in Frage stellen«. Im selben Jahr beginnt der erste Balkankrieg. Diesen führen Serbien, Griechenland, Montenegro und Bulgarien gegen die Türkei, Resultat: Die Türkei wird geschlagen und räumt den Balkan. Die Albaner be-ginnen im April 1912 mit dem Aufstand gegen die türkische Fremdherrschaft. Sie befreien sich selbst, u. a. erobern sie Skopje. Dann fallen ihnen die serbischen Militärs in den Rücken.
1913 Im zweiten Balkankrieg wird die Beute unter den ehemaligen Kriegs-partnern aufgeteilt. Serbien erhält Mazedonien und den Kosova. Die Londoner Botschafterkonferenz billigt die Annexion des Kosova durch Serbien. Nach zuverlässigen Schätzungen ermordete die serbische Soldateska an die 25.000 Albaner. Im September 1913 erhoben sich die Albaner erneut und bildeten die provisorische Regierung in Debar. Wieder wütete der serbische Kolonialterror und zerschlug den Aufstand. Die Londoner Botschafterkonferenz erkannte allerdings Albanien in seinen heutigen Grenzen an. Dies hatte imperiale Grün-de, die albanische Regierung musste flüchten und es wurde kurzweilig ein deutscher Adliger mit der Regentschaft beschenkt. Die Hälfte der Albaner wurde dem großserbischen Nationalismus in Kosova und Mazedonien ausgeliefert. Anschaulich schilderte der sozialistische Balkan-Korrespondent Leo Trotzki in einer Kiewer Zeitung das Blutbad. Der damalige serbische Sozialistenführer Dimitrije Tućović (1881-1914) sprach von einem klassischen Kolonialkrieg und von einem bewussten Mord an einer ganzen Nation. So beschrieben, in seinem Buch: Serbien und Albanien, erschienen 1914 in Belgrad.
1914-1918 Kosova und Albanien waren im ersten Weltkrieg Kriegsschauplatz und wurden von verschiedenen Staaten abwechselnd besetzt. Die serbische Armee ließ es sich nicht nehmen bei ihrem Rückzug durch Kosova und Albanien 1914 und 1915 ein riesiges Gemetzel zu veranstalten.
1918, am 1 Dezember, wurde das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen gegründet. Bereits per Definition schloss man die Albaner aus. Obwohl der Kosova wieder annektiert wurde. Dieses neuerliche Unrecht wurde im Versailler-Vertrag der imperialistischen Weltkriegsgewinner festgeschrieben. Von Ende 1918 bis Ende 1919 fanden schwere Kämpfe im Kosova statt. Gleichzeitig versuchte der neugegründete Staat unter serbischer Dominanz das Kosova zu kolo-nialisieren. Bis 1924 gab es immer wieder bewaffnete Verteidigungsaktionen der Albaner. Der bekannteste Anführer der Guerillatruppen hieß Azem Beta.
1921, im Dezember, wurde der aus dem Kosova stammende kurzzeitige Ministerpräsident, Hasan Prishtina, von Ahmed Zogu (1895-1961) wegen seiner Unterstützung der albanischen Aufständischen in Dre-nica (Kosova) nach Straßenkämpfen in Tirana aus dem Amt gejagt. Zogu wurde ein entschiedener Gegner der Kosova Aktivisten in Al-banien.
1924, im Dezember, stürzte Zogu mit Unterstützung der serbischen Armee, sowie russischer Weißgardisten den bürgerlich-demokratischen Mi-nisterpräsidenten Fan Noli, der Beziehungen mit der jungen Sowjet-macht der UdSSR unterhielt. Fan Noli forderte stets das Selbstbestimmungsrecht für Kosova. Hierin wurde er diplomatisch nur von der Sowjetunion unterstützt. An seine Stelle trat (21.1.1925) der albanische Feudalherr Zogu, als Agent Serbiens, und erklärte sich am 1. September 1928 zum König der Albaner.
1930 wurde die letzte albanischsprachige Schule im Kosova geschlossen. Die Situation in Kosova, des jungen Jugoslawien lässt folgende Cha-rakterisierung zu: 250.000 Albaner wurden aus ihrer Heimat vertrie-ben. Der serbische Nationalismus erreichte dies durch schranken-losen Terror, aber auch durch wirtschaftliche Repressalien (Sonder-steuern, Gewerbeverbote und gezielte Enteignungen).
In Kosova wurden von 1919 bis 1941 60.000 serbische Siedler in ethnisch größtenteils gesäuberten Gebieten angesiedelt. Das Land wurde den Albanern geraubt.
1941-1945: Im April 1941 besetzt das faschistische Deutschland Jugosla-wien. Mit der Zerschlagung Jugoslawiens werden weite Teile des Kosova und die albanischen Teile Mazedoniens dem seit 1939 von Italien besetzten Albanien einverleibt. Das faschistische Italien lan-ciert die Parole Großalbanien und spielt sich als Befreiungsbesatzer auf.
Nach dem Motto teile und herrsche versucht das faschistische Italien z.B. mit der Eröffnung albanischsprachiger Schulen die Albaner für sich zu gewinnen. Der Norden des Kosova mit der rohstoffreichen Mine Trepça wurde hingegen von Deutschland direkt annektiert. Das geschah in Übereinstimmung mit der geschaffenen nazihörigen Re-gierung in Belgrad. Die Nutzung übernahm direkt das deutsche Kapi-tal. Bis zum Jahr 1943 gab es in der Tat nur einen geringen albanischen Widerstand gegen die italienischen Befreiungsbesatzer. Das änderte sich allerdings mit dem Einmarsch des faschistischen Deutschland in Gesamtalbanien 1943. Nach der historischen Konfe-renz von Bujan zur Jahreswende 1943/44. Die Konferenz des Volks-befreiungsrates von Kosova erklärte u. a: »Wenn das albanische Volk am antifaschistischen Befreiungskrieg teilnimmt, wird es das Recht erlangen sich nach den Sieg mit seinem Mutterland Albanien zu ver-einigen«. Insgesamt nahmen 50.000 Albaner aus dem Kosova am an-tifaschistischen Befreiungskampf teil. Dies war umgerechnet auf die albanische Gesamtbevölkerung eine sehr hohe Quote.
1945 (Anfang), forderte Miladin Popović auf einer zentralen Tagung der jugoslawischen Kommunisten das Selbstbestimmungsrecht der Alba-ner zu verwirklichen. Er war Führer der Kommunisten in Kosova. Stattdessen wurde der montenegrinische Kommunist Popović von der jugoslawischen Geheimpolizei im März 1945 ermordet.
An seine Stelle trat der Ranković-Vertraute Dušan Mugosa. Dieser erklärte laut Borba vom 8. April 1945 auf einer Versammlung des Antifaschistischen Rates Serbiens: »Das Volk von Kosova wünscht den Anschluss an Serbien«. In Wahrheit jedoch wurde der Volksbe-freiungsrat von Kosova nie befragt. Während die albanischen Parti-sanen im Frühjahr 1945 für die Befreiung von Zagreb und Ljubljana kämpften wurde in Kosova eine Militärherrschaft errichtet. Die ser-bisch-montenegrinische 52. und 46. Division sowie die 50. mazedo-nische Division zogen durch Kosova und ermordeten unter verschiedensten Vorwänden Tausende von Albanern. Besonders um-fangreiche Massaker gab es im Gebiet Drenica. Kosova wurde eine Provinz Serbiens.
1946 Staatsbesuch einer albanischen Delegation unter Leitung von Enver Hoxha in Belgrad. Auf dem Empfang erklärte Tito: »Kosova und an-dere von Albanern bewohnte Gebiete gehören Albanien, wir werden es zurückgeben, doch jetzt noch nicht, den jetzt dürfte die großserbi-sche Reaktion, dies kaum akzeptieren«.
1948-1968: Nach dem Bruch mit dem Kommunistischen Informationsbüro 1948 wurden nicht nur Tausende Kritiker Titos auf der Todesinsel Goli Otok gemartert, sondern in Kosova wütete der alte großserbi-sche Terror gegen die Albaner. Diese Periode wird von den Albanern aufs engste mit der Person Alexander Ranković in Verbindung ge-bracht. Jener war jugoslawischer Innenminister und Chef der Ge-heimpolizei bis zu seinem Sturz 1966. Ranković führte sogenannte Entwaffnungsaktionen in Kosova durch, wobei sich besonders jene Albaner verdächtig machten bei denen keine Waffen gefunden wur-den. Das war meist ein Verhaftungsgrund. Die Brutalität der UBDA (Geheimpolizei) war berüchtigt. Im Jahr 1953 schloss Ranković mit der Türkei ein sogenanntes Rückführungsabkommen ab. Nach dem Abkommen wurden Türken aus Kosova und Mazedonien in die Tür-kei überstellt. Das ganze basierte auf einer alten jugoslawischen Volkszählung aus dem Jahr 1939, damals mussten viele Albaner sich als Türken in die Listen eintragen. Um die 200.000 Albaner wurden in der Ära Ranković in die Türkei vertrieben. Deshalb gibt es in der Türkei noch heute viele «Arnaut» (sprich Albaner).
1968, im November, kommt es in Prishtinë und in vielen anderen Städten des Kosova zu Massendemonstrationen. Auf den Demonstrationen wurde das Recht auf Zweisprachigkeit (albanisch und serbisch, im Schulunterricht wie bei Behörden), das Tragen der albanischen Nati-onal-Flagge, die Gründung einer albanischen Universität, sowie einer albanischen Republik innerhalb Jugoslawiens gefordert. Die De-monstrationen wurden niedergeschlagen. 1969 wurde allerdings eine albanischsprachige Universität in Prishtinë gegründet, auch die Nati-onalfahne durfte getragen werden und die Sprachen wurden rechtlich gleichgestellt. Die Forderung nach einer Republik Kosova wurde nicht erfüllt.
1974 Kosova erhält einen Autonomiestatus innerhalb der jugoslawischen Föderation, Kosova bleibt Bestandteil der Republik Serbien. Nichts ändert sich, gemessen an anderen Republiken, an der wirtschaftlichen Rückständigkeit Kosovas. Der Lebensstandard in Kosova ist ärmlich. Es entsteht ein hochgebildetes akademisches Proletariat, das keinerlei Aussicht hat, nach dem Studium irgend eine Zukunft zu haben.
Die Arbeitslosigkeit ist in Kosova, im Vergleich zu Slowenien, sechsmal höher, im Vergleich zu Serbien ist der Lebensstandard we-sentlich schlechter. Dem Jugoslawien Titos ist es, aufgrund eines feh-lenden landesweiten gesellschaftlichen Planes, nie gelungen das kras-se Nordsüd Gefälle zu überwinden. Der Selbstverwaltungssozialis-mus definierte die Betriebe als Gruppeneigentum, die in Konkurrenz zueinander stehen. Das hieß: Der Stärkere frisst folglich den Schwä-cheren. Auch auf Republikebene wurde mit harten Bandagen gegen-einander um die wirtschaftlichen Pfründe gekämpft. In den Siebziger-Jahren verschuldete der jugoslawische Staat sich zuneh-mend, an internationale Großbanken und dem IWF.
Ab Ende der Siebziger-Jahre versuchte Jugoslawien den internationa-len Banken sowie dem IWF den Rohstoffreichtum des Kombinates Trepça als Sicherheit für neue Kreditlinien anzubieten. Trepça ver-fügte über die größten natürlichen Reichtümer des ehemaligen Jugos-lawien was Energie und Rohstoffreichtum betrifft. In Kosova befinden sich 51 % der Kohlereserven, 52 % der Blei- und Zinkvor-kommen, 23,3 % von Gold, Silber und Chrom, 35,6 % des Magnesits und weiterer Reserven wie Kobalt, Quarz Kaolin usw. Der Kosova produzierte über 70 % des raffinierten Bleis und Silbers in Jugosla-wien. Den Albanern kam es widerwärtig vor, neben all den Reichtü-mern zu verarmen. Darum wurde die Autonomie als unzureichend empfunden, und immer wieder von der Notwendigkeit einer eigenen Republik gesprochen. Im Untergrund bildeten sich marxistische Or-ganisationen, um den Widerstand zu organisieren.
1981, im März und April, kommt es – ausgehend von der Universität Prish-tinë – zum allgemeinen Aufstand in Kosova. Das serbische Militär unterdrückt den Aufstand brutal. Es wird der Ausnahmezustand ver-hängt und 30.000 Soldaten in den Kosova geschickt. Auf einer Ple-nartagung des ZK der serbischen Kommunisten erklärt Petar Stambolić: »Kosovo bleibt autonom innerhalb Serbiens«. Mehrere tausend Albaner verschwinden in den serbischen Gefängnissen.
1982, in der Nähe von Heilbronn werden im Januar von der jugoslawischen Geheimpolizei die Brüder Gervalla und Kadri Zeka ermordet. Bei ih-nen handelte es sich um die führenden Köpfe des marxistischen, an Hoxha orientierten Widerstandes der Kosovoalbaner. Sie standen für die Bewegung einer albanischen Republik in Jugoslawien. Besonders nach Jusuf Gervalla benennen sich heute viele albanische Clubs in Deutschland. Im selben Jahr wurde die damals enveristische LPK (Volksbewegung des Kosova) gegründet. Als Ziel benannte sie den Kampf gegen den Titoismus, den sie als revisionistische Abweichung vom Marxismus verstand, sowie die Forderung Kosova Republik und die Freiheit für Adem Demaçi. Sie bekannte sich zu den Lehren En-ver Hoxhas. Noch heute wird die LPK vom deutschen Verfassungs-schutz als linksextremistisch eingeschätzt, trotz der Tatsache, dass sie sich programmatisch wandelte und mehrmals spaltete.
1983, im Frühjahr, stirbt Alexander Rankovic. Seine Beerdigung wird die erste offene Demonstration der serbischen Nationalisten, die Ranko-vic als Verteidiger des Serbentums in Kosova ehren. Offen wird an seinem Grab die Rückkehr zur Politik des nackten Terrors gegen die Albaner gefordert. Den Boden für solche Ansichten verbreitet die serbische Presse mit zunehmender Intensität. Die wirtschaftliche Realität in Jugoslawien verschlechtert sich deutlich. Von 1978 bis 1983 wächst die Auslandsverschuldung von 11 Milliarden US-Dollar auf annähernd 20 Millionen an. Rapide steigt die Arbeitslosigkeit, die Löhne sinken. Besonders betroffen ist Kosova. Betrug das pro Kopf Einkommen im Jahr 1975 noch 33 % des jugoslawischen Durch-schnitts, so sank es 1980 auf 29 %. Die Arbeitslosigkeit in Kosova lag 1983 bereits bei über 30 %. Ein wesentlicher Grund dafür ist be-züglich Kosova gab es eine koloniale Planung des serbischen Staates der neben der Schwerindustrie zwecks Ausbeutung der Rohstoffe fast keine Leichtindustrie entwickelte.
1986: Slobodan Milošević wird Spitzenfunktionär der serbischen Kommu-nisten. Im Herbst erscheint das berüchtigte Memorandum der serbi-schen Akademie der Wissenschaften. In ihm wird gegen die jugoslawische Verfassung von 1974 gewütet und der angebliche Ge-nozid am serbischen Volk in Kosova festgestellt. Grundtenor des Pa-piers ist: die Serben wurden im Jugoslawien Titos benachteiligt. Den Albanern wird in dem Papier vorgeworfen, dass Sie zu viele Kinder zeugen und zu viel Sozialhilfe beziehen. Dieses rassistische Doku-ment wurde (in der Hauptseite) vom Schriftsteller Dobrica Ćosić fab-riziert, der 1968 aus der kommunistischen Partei wegen groß-serbischem Nationalismus ausgeschlossen wurde. Das Papier stellte aber auch einen Angriff auf gesamte Jugoslawien dar. Im selben Jahr erschien der rassistische anti-antialbanische Roman, Der Fall Marti-novic. In ihm wird den Albanern Primitivität und Bestialität gegen-über serbischen Männern, sowie generelle Vergewaltigungsabsichten bezüglich serbischer Frauen unterstellt. Das fast 500 Seiten starke Machwerk erschien im Verlag Politika, in einer Auflage von fast ei-ner Million.
1987: Milošević reitet das Pferd des serbischen Nationalismus. Jugoslawien befindet sich in einer tiefen wirtschaftlichen Krise. Das Land erlebt eine Inflationsrate von annähernd 1000 %, im Jahr 1988. Die Aufla-gen des IWF, zwecks Zinszahlungen bezüglich der hohen Gesamt-verschuldung des Staates, sind ein soziales Kahlschlagprogramm. Der Dinar wird laufend abgewertet. Es gibt einen generellen Lohnstopp, und Entlassungen werden durchgeführt. In Jugoslawien entwickelt sich eine breite multinationale Streikbewegung gegen die Banken und den roten Bonzen. Den Höhepunkt erlebte die Streikwel-le im Jahr 1988, mit eintausend offiziell registrierten Streikaktionen. In dieser Zeit spielt Milošević immer stärker die nationale Karte, um die serbische Bürokratie an der Macht zu behalten. Die anderen Bon-zen werden es ihm gleichtun – und so zerlegt sich die Bürokratie in ihre nationalen Bestandteile. Zunächst aber beginnt in Serbien, im Jahr 1987, die Zeit der nationalen Massenmobilisierungen mit Mi-lošević als Einpeitscher. Kosova wird zum zentralen Schlachtfeld er-klärt. Am 27 April 1987 veranstaltet Milošević eine Massenkund-gebung in Kosova, dort provozieren serbische Geheimagenten eine Schlägerei mit regionalen albanischen Polizisten. Milošević nutzt die Situation, um den anwesenden Serben zuzurufen: »Niemand hat das Recht euch zu schlagen«. Sofort steigerte die serbische Presse ihren anti-albanischen Rassismus. Albaner wurden tagtäglich als arbeits-scheu, polygam und als Kriminelle diffamiert.
Im Herbst 1987 wagte es der alte albanische Titoist Fadil Hoxha den Horrorgeschichten über die generelle Vergewaltigung von serbischen Frauen durch Albaner zu wiedersprechen. Damit brachen alle Däm-me. Im ganzen Land organisierte die Milošević-Bande Massende-monstrationen, auf ihnen wurde gerufen Fadil Hoxha an den Galgen, Azem Vllasi raus aus Jugoslawien (Fadil Hoxha war Mitglied des Jugoslawischen Staatspräsidiums, Azem Vllasi Parteichef in Koso-va). Fadil Hoxha wurde im Herbst 1987 gestürzt, Azem Vllasi im November 1988 als Parteichef in Kosova abgelöst. Innerparteilich entledigte sich Milošević, im November 1987, auf dem 8. Plenum des ZK der serbischen Kommunisten seines mächtigen Rivalen und einstigen Freundes, Ivan Stambolić. Somit galt Milošević als unange-fochtener Führer im nationalen Kampf. Auch der ehemalige Belgra-der Bürgermeister und Weltbekannte Architekt Bogdan Bogdanovic wurde nach dem 8. Plenum aus dem ZK geworfen, weil er schriftlich den chauvinistischen Wahnsinn dieser Tagung kritisierte. Wegen der Absetzung von Azem Vllasi und der angedrohten Aufhebung der Au-tonomie des Kosova marschierten im November 1988 Tausende von Arbeitern des Kombinates Trepça, aus Zvećan und Mitrovica nach Prishtinë. Sie trugen albanische sowie jugoslawische Fahnen und Ti-to-Bilder mit sich. Wohingegen das ganze Jahr 1988 die serbische Massenmobilisierung ganz anders in Erscheinung trat. Auf den Kundgebungen für den Führer Milošević vermischten sich rote Fah-nen mit Tschetnik-Symbolen. Auch die orthodoxe Geistlichkeit leis-tete ihren Beistand. Immer wieder wurde auf Versammlungen erklärt: »Kosovo ist das kostbarste serbische Wort«. Von Tito war aber keine Rede mehr. Das serbische Staatspräsidium verabschiedete im Som-mer 1988 eine Verfassungsänderung, welche die Autonomie des Ko-sova einschränkte. In Kosova bildeten sich, zur gleichen Zeit, offen paramilitärische Verbände mit faschistischen serbischen Tschetnik Utensilien.
1989, im Februar, gab es in Kosova Streiks, die sich zum Generalstreik ausweiteten. Den Arbeitern ging es um den Erhalt der Autonomie als auch um soziale Forderungen. Zentrum des Streiks wahren die Gru-ben der Bergarbeiter von Trepça. Vom 21. bis zum 28. Februar fand ein Hungerstreik der Bergarbeiter statt. Sie streikten unter roten Fah-nen, sowie unter jugoslawische und albanische Flaggen. Nach offi-ziellen jugoslawischen Angaben gab es in Kosova, im Rahmen der Niederschlagung der Streiks, 29 Tote. Die westliche Wirtschafts-Presse lobte damals den undogmatischen Wirtschaftsreformer Mi-lošević. Im März wird das Parlament in Kosova unter Androhung von Gewalt, dazu gezwungen die Autonomie des Kosova im Interes-se des Großserbentums faktisch aufzuheben. Albanische Politiker, wie Azem Vllasi, sowie der Direktor des Kombinates von Trepça, Aziz Abrashi, und der Direktor des örtlichen Bergwerkes werden zu-sammen mit vielen anderen Gewerkschaftsaktivisten verhaftet. Ko-sova wird von serbischer Polizei und jugoslawischer Armee besetzt. Am 28. Juni feiern eine Million Serben auf dem Amselfeld den 600 Jahrestag der Schlacht. Eingerahmt von orthodoxen Kirchensymbo-len und faschistischen Tschetnik-Fahnen spricht Milošević von der Möglichkeit neuer Kriege und erklärte wortwörtlich »das erstemal, seit 600 Jahren, sind die Serben in Kosova wirklich frei«. Die Tragö-die nahm ihren Lauf.
1990, im Juli, wurden die Abgeordneten des Parlamentes in Prishtinë daran gehindert das Parlamentsgebäude zu betreten. Daraufhin verkündeten Sie auf offener Straße die Gründung einer Republik Kosova inner-halb der Jugoslawischen Föderation. Die serbischen Behörden lösten das Parlament endgültig auf und verfügten den dauerhaften Ausnah-mezustand. Die Exekutivgewalt übernahm eine Gruppe um den Vi-zepräsidenten des jugoslawischen Parlaments, Moncilo Trailović. Anfang September gab sich das aufgelöste Parlament, welches von Belgrad und der internationalen Staatengemeinschaft nicht anerkannt wurde, eine eigene Verfassung für die Republik Kosova. Im Artikel 1 wird die Gleichheit aller Nationalitäten in Kosova betont. Im Juli verabschiedet das Belgrader Parlament verschiedene Gesetze bezüg-lich Kosova: u.a. ein Arbeitsgesetz, in dem ein generelles Streikver-bot für Kosova verankert ist, und, worin ferner noch von jedem albanischem Arbeiter verlangt wird eine Treueerklärung für den ser-bischen Staat abzugeben. Albanisch wird als Sprache im Arbeitsbuch und auf Arztrezepten verboten. Den von Serbien eingesetzten Be-triebsdirektoren wird es aufgetragen, den Arbeitern nur Arztbesuche bei serbischen Ärzten zu gestatten. Mit diesen Methoden werden fak-tisch alle qualifizierten albanischen Arbeiter entlassen.
Im September 1990 gibt es einen neuerlichen Generalstreik der Ar-beiter in Kosova, der gewaltsam Niedergeschlagen wird. Im serbi-schen Schulgesetz für Kosova wird an der Universität sowie an allen weiterführenden Schulen nur noch in Serbisch unterrichtet. Bis zum Jahresende 1990 sind alle Verwaltungsposten und alle öffentlichen Stellen durch Serben besetzt. Sämtliche albanischen Lehrer sind ent-lassen, und alle albanische Ärzte aus den Krankenhäusern usw.
Im Jahr 1996 gibt es 146.000 entlassene albanische Arbeiter in Ko-sova. Meist verloren sie die zum Betrieb gehörende Werkswohnung und hatten keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld weil Sie gegen ein rassistisches serbisches Gesetz verstießen. Der serbische Schulunter-richt wurde ab September 1990 von den Albanern boykottiert. Es wurde ein Untergrundschulsystem errichtet und ein paralleles Ge-sundheitssystem geschaffen, was besonders notwendig war, denn die von Belgrad eingesetzten Ärzte weigerten sich Albaner zu behandeln. Finanziert wurde der albanische Parallelstaat durch Spenden der Ar-beitsemigration in Europa, die ab 1991 rund 3 % ihres Einkommens an einen Fond abführten. Dennoch gelang es nicht die albanische Ge-sellschaft ausreichend medizinisch zu betreuen, denn es fehlten mo-derne medizinische Geräte, geeignete Medikamente usw. Die Kindersterblichkeit stieg im Kosova der Neunziger-Jahren drama-tisch und auch längst überwundene Seuchenerkrankunken tauchten plötzlich wieder auf.
1991: Zwischen dem 26. und 30. September wird in einem inoffiziellen Referendum die Unabhängigkeit und Souveränität des Staates Koso-va beschlossen. Es kommt zu einer Regierungsbildung unter Führung der LDK (Demokratische Bewegung des Kosova). Ministerpräsident wird Bujar Bukoshi, die LDK steht unter der Leitung von Ibrahim Rugova. Der albanische Menschenrechtsverein in Prishtinë veröffent-licht Zahlen wonach seit 1981 rund 600.000 tausend Albaner kurz oder länger in Polizeigewahrsam wahren. Umgerechnet auf die Ge-samtbevölkerung in diesem Jahr: jeder dritte Albaner.
Adem Demaçi der insgesamt 28 Jahre in jugoslawischen Gefängnis-sen war, weist auf die stets zunehmende Zahl von Willkürakten, nach der Aufhebung der Autonomie, hin. Im Rahmen des innerjugoslawi-schen Krieges gehen die serbischen Sicherheitsorgane in Kosova da-zu über, mittels Raub und Drangsalierung an der albanischen Bevölkerung, sich selbst zu versorgen. Albaner werden in die jugos-lawische Armee zwangseingezogen und bewusst im Krieg gegen Slowenien und Kroatien in vorderster Frontlinie verheizt. Die in Deutschland bis heute als linksradikal (Verfassungsschutzberichte) geltende LPK (Volksbewegung des Kosova), beschlisst den bewaffne-ten Kampf gegen Serbien systematisch zu organisieren. Der pazifisti-sche Kurs Rugovas wird abgelehnt.
1992, im Mai, wurden in Kosova Parlamentswahlen abgehalten, die Bel-grad sofort für illegal erklärte. Die LDK ging als klare Siegerin her-vor. Bei den gleichzeitig abgehaltenen Präsidentschaftswahlen siegte der einzige Kandidat Ibrahim Rugova. Rugova und Bukoshi versuch-ten in diesem Jahr den Konflikt zu internationalisieren, zu diesem Zweck besuchten Sie mehrere europäische Hauptstädte. Ihre pazifis-tische Politik orientierte sich auf einen albanischen Parallelstaat in Kosova mit der Hoffnung international anerkannt zu werden. Dies geschah jedoch nicht. In Belgrad wurden viele Gesetze verabschiedet die u.a. jedem Serben, der nach Kosova zieht, kostenlos 5 Hektar Land überlässt und ihn steuerlich bevorzugt. Dies hatte jedoch keinen großen Erfolg. Die Parlamentswahlen in Serbien, im Dezember, machten die Radikale Partei zur zweitstärksten Kraft nach den Sozia-listen. Der Führer der Radikalen Seselj forderte im Wahlkampf offen die Vertreibung der Albaner. Besonders viele Stimmen gewannen die Radikalen unter der serbischen Bevölkerung des Kosova.
1993: Im Laufe des Jahres gibt es eine Spaltung der LPK. Es entsteht eine neue Organisation mit dem Namen LKÇK (Nationale Bewegung für die Befreiung des Kosova). Obwohl programmatisch keine großen Unterschiede bestehen, dürfte die LKÇK wohl für eine militantere Politik eingetreten sein. Die ersten bewaffneten Aktionen gegen das serbische Regime Führen Gruppen der LKÇK durch. Im selben Jahr entsteht illegal, auf Initiative der LPK, die UÇK. In den ersten acht Monaten des Jahres 1993 kam es nach Angaben des Menschen-rechtsvereines unter der Leitung von Adem Demaçi zu mehr als 5.700 Fällen polizeilicher Misshandlungen und mehr als 1.400 Inhaf-tierungen. Von Juni bis September überfiel die Polizei über 2.500 Häuser. Bis 1993 sind etwa 370.000 Albaner aus Kosova geflüchtet. Diese Tendenz verstärkte sich in den folgenden Jahren.
1995: Das Abkommen in Dayton stellte für Albaner eine große Enttäu-schung dar. Der Krieg in Bosnien wurde beendet, Milošević als Ver-handlungspartner akzeptiert, Kosova wurde bloß am Rande in Diskussionen gestreift. Der unabhängige Staat Kosova wurde nur von Albanien anerkannt. Zusehends wurde die friedliche Politik Rugovas kritisch hinterfragt. Adem Demaçi übernahm in diesem Jahr den Vor-sitz der Parlamentarischen Partei des Kosova. Er wurde zum offiziel-lem Hauptkritiker der passiven Politik Rugovas. Der Name Parlamentarische Partei ist als Kritik an Rugova zu verstehen der das einst gewählte Parlament nie tagen ließ.
1996, im Februar, kam es zu mehreren Bombenanschlägen, gegen serbi-sche Einrichtungen zu denen sich die LKÇK bekannte. Zur gleichen Zeit kam es zu erste bewaffnete Aktionen der UÇK. Es gab zeitweise Erklärungen des Generalstabs der UÇK zu ihren bewaffneten Aktio-nen sowie einige tagespolitische Kommentare. Im Herbst des Jahres stellte Adem Demaçi seinen Plan «Balkania» der Öffentlichkeit vor. In ihm wird eine freiwillige Föderation unabhängiger Staaten – be-stehend aus Kosova, Montenegro und Serbien – vorgeschlagen. Im Winter 1996/97 begibt sich Demaçi nach Belgrad, um mit den Füh-rern und Anhängern der Protestbewegung gegen Milošević zu spre-chen. Er scheitert, denn es ist so gut wie niemand dazu bereit, das demokratische Recht der Albaner auf nationale Selbstbestimmung zu unterstützen oder den Balkania-Vorschlag zu erörtern. Demaçi dis-tanzierte sich von der jugoslawischen Opposition, gleichzeitig kriti-sierte er heftig die Passivität Rugovas, dem er im Dezember, bezüglich seines Besuches in den USA, vorhält: »auf eine Interventi-on zu hoffen und die Eigenaktivität zu unterdrücken«. Im November tritt anlässlich der Ermordung eines albanischen Schullehrers die UÇK zum erstenmal in Uniform bei einer Massenkundgebung auf.
1997, im Oktober, kommt es zu gewaltfreien Massenprotesten der albani-schen Studenten in Prishtinë. Sie fordern das Recht an die Universität zurückzukehren. Gleichzeitig demonstrieren sie gegen die abwarten-de Politik Rugovas, der mit Milošević ein Schulabkommen zur Nor-malisierung des Unterrichts schloss. Doch es änderte sich nichts. Das Schulabkommen Rugova-Milošević war z.B. für bundesdeutsche Be-hörden ein Grund, um albanische Asylanträge als gegenstandslos zu behandeln. Auf der Demonstration wurde Rugova attackiert und es wurde immer wieder Drenica, Drenica skandiert. Das Gebiet Drenica war eine der Hauptbasen der UÇK. Rugova hatte das politische Mo-nopol verloren.
1998: Im November und Dezember 1997, intensivierte die UÇK ihre mili-tärischen Aktivitäten. Adem Demaçi akzeptierte die Existenz einer militärischen Befreiungsorganisation. Wohingegen Rugova noch im März 1998 die UÇK als eine Erfindung des jugoslawischen Geheim-dienstes bezeichnete. Am 23. Februar bezeichnete der amerikani-sche Sonderbotschafter für den Balkan, Gelbart, die UÇK als ’eine terroristische Organisation’. In einem Gespräch mit Milošević ver-bürgte er sich für die Grenzen Jugoslawiens. Am 28. Februar befahl Milošević einen Großangriff auf das Drenica-Gebiet. Anfang März ermordeten serbische Einheiten 58 Personen der Familie Jashari. Damit wurde der UÇK-Mitbegründer, Adem Jashari, zum National-helden der Kosova-Albaner. Der Kampf der UÇK nahm an Intensität zu und diese profitierte vom Aufstand in Albanien, im Frühjahr 1997. Damals löste sich die albanische Armee auf und die UÇK-Aktivisten konnten sich bewaffnen. Nun hatte die UÇK in Kosova eine absolute Massenbasis. Dennoch veranstaltete Rugova am 22. März Parla-mentswahlen in Kosova. Sie wurden von der albanischen Opposition strikt abgelehnt. »Im Krieg wählt man nicht«, war ihr Tenor. So wur-de Rugova neuerlich Präsident der Kosova-Albaner. Am 23 März verhandelte Rugova zwecks Implementierung des Bildungsabkom-mens mit Belgrad. Die internationale Gemeinschaft versuchte den bewaffneten Kampf aufzuhalten und einen Kompromiss hinzukrie-gen. Aber die UÇK ließ sich nicht mehr stoppen Sie war ein Faktor.
Im April und Mai brachte die UÇK ca. 40 % Kosovas unter ihre Kon-trolle. Zu dieser Zeit drängten die US-Unterhändler, Holbrooke und Gelbard, Rugova dazu direkt mit Belgrad zu verhandeln, um zu einer Lösung zu kommen denn: »jedes Warten stärke die UÇK, was eine Lösung schwieriger mache«. Am 15. Mai fanden dann direkte Ge-spräche in Belgrad zwischen Milošević und Rugova statt.
Im Juni erfolgte eine Großoffensive der jugoslawischen Armee ge-gen UÇK-Gebiete. Die Offensive erbrachte Geländegewinne, aber es wurde deutlich das die UÇK nicht wegzublasen ist. Es entstanden große Flüchtlingsströme innerhalb Kosovas im November 1998 wah-ren es rund 350.000 tausend. Im Sommer hatte sich die Politik eini-ger westlicher Staaten gegenüber der UÇK geändert. Sie wurde als Realität anerkannt. Nach der Aussage von Wolfgang Petritsch, da-mals EU-Unterhändler für den Balkan und als solcher in Rambouil-let, ging es um folgendes: »Wir mussten eine verhandlungsbereite Gruppe innerhalb der UÇK identifizieren, wir fanden Sie in der Gruppe um Hashim Thaçi«. Der Weg zu den Diktaten von Rambouil-let war geebnet.
1999: Am 6. Februar begannen die Verhandlungen in Rambouillet. In Wirklichkeit war es ein Diktat, dem sich die herbefohlene jugoslawi-sche und albanische Seite zu beugen hatte. Nach wochenlangen Ver-handlungen Unterzeichneten zur Überraschung vieler auch die Kosova-Albaner zunächst das Vertragswerk nicht. Vor allem Hashim Thaçi widersetzte sich der Unterzeichnung, weil im Vertrag weder von einer albanischen Staatlichkeit noch von Unabhängigkeit die Re-de ist. Zudem wird die Entwaffnung der UÇK gefordert. Die von der internationalen Diplomatie ausgemachte Drenica-Militärfraktion so-wie der politische Sprecher der UÇK, Adem Demaçi, der an den Verhandlungen nicht teilnimmt, lehnen das Dokument entschieden ab. Hashim Thaçi und der Vorsitzende der LBD (Vereinigte demo-kratische Bewegung) Rexhep Qosja werden unter Druck gesetzt.
Am 22. Februar schreibt der bekannte albanische Schriftsteller Is-mail Kadare in Le Monde einen offenen Brief an die albanische De-legation und warnt vor unverantwortlichen Radikalen usw. Nach Berichten von Verhandlungsteilnehmern droht die US-Außenmi-nisterin, als auch Joschka Fischer, Hashim Thaçi persönlich, falls er nicht unterschreibt. Am 23. Februar wird die Konferenz unterbro-chen, um Thaçi die Möglichkeit zu geben die Kosovaren zu überzeu-gen. Adem Demaçi lehnte den Vertrag als Kapitulation ab und trat als politischer Sprecher der UÇK zurück.
In Paris wurde die Konferenz am 15. März fortgesetzt. Am 18. März unterschreibt, für die albanische Delegation, der Herausgeber der Ta-geszeitung Koha Ditore, Veton Surroi, das Abkommen. Am 24. März beginnt der NATO-Angriff auf Jugoslawien im Juni wird der Kosova ein internationales Protektorat. Den höchsten Blutzoll ent-richtet militärisch im Krieg die UÇK. Sie wird von der NATO nicht mit modernem militärischen Gerät versorgt, denn sie soll ja im UNMIK Gebiet Kosova, gemäß der UN Resolution 1244, entwaffnet werden. Kosova bleibt ein definitiver Bestandteil Jugoslawiens, oder besser: teile und herrsche ist die Devise der NATO.
Man sieht schon
,,Was der serb. Terror und Nationalismus
Dem Albanischem Volk angetan hatt bzw. hatte.
Aber nicht nur wir leiden wegen diesen Barbaren sondern darunter
auch ihre eihenen "Artgenossen"...warum der Serbe so eine "Gestalt" ist.
Tja, nur Gott weiss die Antwort auf meine Frage..."
,,Was der serb. Terror und Nationalismus
Dem Albanischem Volk angetan hatt bzw. hatte.
Aber nicht nur wir leiden wegen diesen Barbaren sondern darunter
auch ihre eihenen "Artgenossen"...warum der Serbe so eine "Gestalt" ist.
Tja, nur Gott weiss die Antwort auf meine Frage..."
Gjergj
More Informations: - http://www.kosova-aktuell.de/geschichte/geschichte_frei/geschichte_kosovas.htm -