Was ist Spielsucht?
Spielen ist in unserer Kultur mit Begriffen verbunden wie kindlichem Lebensgefühl, Freiheit, Spontaneität, Freude und Geselligkeit. Gerade das kindliche Spiel wird als eine Grundvoraussetzung persönlicher Entwicklung gesehen. Von daher sind zum Beispiel Gesellschaftsspiele, Theaterspiele, und Fußballspiele positiv besetzt.
Glücksspiel dagegen hat etwas mit Zufall, Gewinn und Verlust, Passivität und Risiko zu tun. Zudem ist das Glücksspiel in Deutschland verboten und darf nur dann durchgeführt werden, wenn es unter staatlicher Kontrolle steht, wie beispielsweise in Kasinos, bei Lotterien oder Rennwetten.
Geldspielautomaten zählen offiziell nicht zu den Glücksspielen. Sie werden als „Unterhaltungsautomaten mit Gewinnmöglichkeit“ bezeichnet.
Immerhin haben mehr als 90% der KlientInnen von Beratungsstellen oder Suchtkliniken Probleme mit dem Spielen an Geldautomaten.
Diese berichten häufig, dass sie in ein oder zwei Tagen einen ganzen Monatslohn verspielt haben.
Die Spielsucht wird seit März 2001 in Deutschland offiziell als Krankheit anerkannt. Damit ist es die jüngste Suchterkrankung in Deutschland überhaupt.
Sie wird definiert als eine nicht stoffgebundene Sucht, bei der es nicht unmittelbar zu körperlichen Beeinträchtigungen der Gesundheit kommt.
Entstehung der Spielsucht
Spielsucht hat vielfältige Ursachen.
Wie bei anderen Suchterkrankungen auch, spielen bei der Entstehung verschiedene Faktoren eine Rolle, wie
- die Wirkung des Glückspiels
- die Verfügbarkeit des Glückspiels
- das soziale Umfeld und
- die Persönlichkeit und Befindlichkeit der SpielerInnen.
Grundsätzlich kann jeder Mensch süchtig werden, der eine Substanz konsumiert oder sich mit einer Sache beschäftigt. Neben psycho-sozialen Faktoren spielt das Suchtpotenzial des jeweiligen Mittels bzw. Verhaltens für die Entstehung einer Sucht eine wichtige Rolle. So hat z.B. das Spielen am Geldautomaten mit rascher Spiel-Abfolge ein größeres Suchtpotenzial, als das Lottospielen mit nur wenigen Ziehungen wöchentlich.
Besonders gefährdet sind Menschen mit chronischen und akuten Lebensproblemen.
Merkmale einer Spielsucht
Für manche Menschen wird das Glücksspiel zu ihrem wichtigsten Lebensinhalt.
Ihr Spielverhalten zeigt Merkmale auf, die auf eine Abhängigkeit schließen lassen.
Hier nun einige Beispiele:
1.Teilnahme am Glücksspiel, um Problemen zu entfliehen oder bedrückende Gefühle abzubauen.
2. Lust zum Glücksspiel mit steigenden Einsätzen, um so den Kick als Erregung zu erreichen
3. Wiederholte erfolglose Versuche, das Glücksspiel zu kontrollieren, einzuschränken oder ganz damit aufzuhören.
4. Belügen von Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten, um das Ausmaß der Beteiligung am Glücksspiel zu verheimlichen.
5. Gefährdung oder Verlust einer bedeutsamen Beziehung (Familie, Kinder),Arbeitstelle oder Ausbildungsmöglichkeit oder einer beruflichen Aufstiegschance wegen des Glückspiels.
6. Begehungen illegaler Handlungen wie Urkundenfälschung, Betrug, Diebstahl oder Unterschlagung, um das Glücksspiel zu finanzieren.
7. darauf verlassen, dass andere das Geld zur Verfügung stellen, um eine durch das Glücksspiel hervorgerufene, verzweifelte finanzielle Situation zu entspannen.
Häufig versuchen Familienmitglieder, FreundInnen oder KollegInnen zu helfen, indem sie Schulden bezahlen, Geld leihen und das Problem nach außen hin vertuschen. Das ist keine Hilfe, sondern geradezu eine „Einladung“ für die Betroffenen, weiterzumachen wie bisher.
Spielsuchttest
10 Fragen, ob sie gefährdet sind oder gar ein Suchtproblem haben.
· Haben Sie schon einmal Geld bei Freunden geliehen um Spielen zu können?
· Haben Sie schon einmal mehr Geld eingesetzt als Sie wollten?
· Überschreiten Sie häufig finanzielle Grenzen, die Sie sich selbst gesetzt haben?
· Glauben Sie, dass das Glücksspiel sie bei einem hohen Gewinn von allen finanziellen Sorgen befreit?
· Spielen Sie gezielt um Verluste wieder auszugleichen?
· Haben Sie schon gespielt um Ihre Stimmung positiv zu verändern, um Sorgen, Ärger und Frustration zu vergessen, um Konflikten auszuweichen?
· Sind durch ihr Spielverhalten schon einmal familiäre Streitigkeiten entstanden?
· Haben Sie schon mehrfach versucht Ihr Spiel zu reduzieren?
· Werden Sie unruhig und nervös oder gar aggressiv, wenn Sie nicht Spielen können?
· Verheimlichen Sie Ihrem Umfeld gegenüber das Sie Spielen?
Falls Sie mehr als 2 Fragen bei ehrlicher Selbstbefragung mit „Ja“ beantwortet haben, ist es möglich, dass Ihr Spielverhalten problematisch ist. Wir empfehlen Ihnen dann, sich einzugestehen, dass es sinnvoll ist, zwecks einer genaueren Abklärung die Bestehenden Hilfsangebote (Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen) unverbindlich in Anspruch zu nehmen.