Kokosnuss
Erfrischend
Unmöglich ist es nicht, aber es sprechen einfach zu viele Faktoren dagegen:
- Europäer sind anders als US-Amerikaner oder (Han-) Chinesen kein einheitliches Volk. Die meisten Europäer denken immer noch zuvorderst innerhalb ihrer jeweiligen Landesgrenze.
- Das Misstrauen zwischen den Europäern ist nicht zu unterschätzen. Zwar lehnen sich Deutsche und Italiener nicht gegenseitig ab wie etwa Serben und Albaner, aber unter der Höflichkeit gibt es tiefsitzende Vorbehalte über "faule Italiener/Südeuropäer" oder "dominante, arrogante Deutsche/Mittel- und Nordeuropäer".
- Wenn es keine Republik Europa gibt, wo alle "Bundesländer" die selben Rechte haben, bleibt nur eine tief integrierte Europäische Union. Und in der wird Deutschland unweigerlich aufgrund seiner wirtschaftlichen Größe einen Führungsanspruch (z.B. mit Frankreich zusammen) fordern. Das Bild vom deutschen Nazi, der Europa nicht militärisch, dafür jetzt wirtschaftlich "unterwirft" ist weiter verbreitet als es den Deutschen genehm ist. Reparationsforderungen stellen bis heute Länder wie Polen, Griechenland oder Italien. Letzteres enteignet bzw. pfändet deswegen sogar deutsches Staatseigentum in Italien.
- Die Werte-Unterschiede sind nicht zu unterschätzen. Liberalistische Werte im Westen, traditionellere Werte in Osteuropa, unterschiedliche Arbeitsmentalitäten in Nord und Süd.
- Auch und v.a. die grundlegenden strategischen Interessen sind oft fundamental unterschiedlich. Deutschland kann mit einer osteuropäischen Pufferzone Ukraine und potentiell Weißrussland leben, für Polen und die baltischen Staaten steht hier aber weit mehr auf dem Spiel. Aus dem Grund ersuchen sie Hilfe aus den USA, welche sie auch bekommen. Und sie sind tief enttäuscht über das aus ihrer Sicht deutsche egoistische "Sich wegducken".
- Der Wunsch zur Integration ist unterschiedlich ausgeprägt. V.a. Großbritannien und die skandinavischen Länder sind im Allgemeinen eher skeptisch, während es in Deutschland gewissermaßen zum guten Ton gehört eine tiefgreifende europäische Integration zu befürworten. Die Frage stellt sich: Was wenn UK mit anderen potentiell späteren X-exit-Staaten eine Alternative Europäische Union gründet, die viel loser verbunden ist als die bisherige EU. Wie viele bisherige EU-Mitglieder werden dann noch bleiben bzw. eine losere EU fordern?
- Weder gibt es einen Konsens darüber, wie stark ein gemeinsames europäisches Militär sein sollte, noch wofür man es einsetzen sollte. Die Franzosen (zumindest deren Elite) mag in der Anwendung von Militär insbesondere in Nordafrika und der Subsahara weiter gehen, aber von sowas muss man die Deutschen erst einmal überzeugen. Eine Mammutaufgabe, nach zwei verlorenen Weltkriegen, einem kalten Krieg, der Deutschland in zwei schnitt und der tief sitzenden deutschen Auffassung, dass eine gute Wirtschaft auch ohne eine schlagkräftige Armee funktionieren kann. Die Deutschen mögen keine Experimente (mehr). Schon gar nicht militärische.
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