Google vs China
von markus um 2:00 am Mittwoch, 13. Januar 2010 | 42 Kommentare
Im offiziellen Firmenblog hat Google heute einen Strategiewechsel in der eigenen China-Politik angekündigt, der es in sich hat: A new approach to China. Vorausgegangen sind wohl Attacken gegen die eigene Infrastruktur und Diebstahl von Firmengeheimnissen, die ihre Heimat in China haben sollen. Dabei soll es konkret u.a. um Attacken auf Google-Accounts von Menschenrechtlern gegangen sein. Interessant ist aber, dass der Diebstahl von Firmengeheimnissen in einem Nebensatz erwähnt wird und der ganze Spin der Story in Richtung der Menschenrechts-Sache geht. Google spricht aber auch davon, dass gegen rund 20 andere große Firmen ähnliche Attacken gefahren wurden. Nun arbeitet man mit den US-Behörden zusammen, um die Attacken zu untersuchen.
Als Konsequenz aus den Attacken in Kombination mit der fortwährenden Einschränkung von Meinungsfreiheit in China nimmt Google jetzt als Anlass, Gespräche mit der Chinesischen Regierung aufzunehmen. Google betreibt mit Google.cn eine an das Chinesische Rechtssystem angepasste Suchmaschine, die bei der Netzzensur mit den dortigen Behörden kollaboriert. Google will nun in den Gesprächen erreichen, dass die Suchergebnisse zukünftig ungefiltert erscheinen. Als Drohgebärde kündigt man an, dass die Konsequenz von gescheiterten Gesprächen die Schließung von Google.cn und die dortigen Firmen-Büros bedeuten könnten und man sich aus China zurückziehen könnte.
Unklar ist im Moment, wie das zu bewerten ist. Interessant ist die Konstellation und vielleicht sehen wir gerade die erste große Auseinandersetzung zwischen einem Multinationalen Konzern und einem Staat in Form eines Handelskrieges, was noch öfters im 21. Jahrhundert passieren könnte. Und sicherlich steckt da auch die US-Regierung ein wenig mit drin. Unklar ist auch, wie viel PR-Strategie und Drohgebärde dahinter steckt und was letztendlich dabei herauskommen wird. Google hatte in den letzten Jahren das eigene China-Engagement immer etwas herunter gespielt, mit den Behörden kollaboriert und dabei fleißig erzählt, dass man mit dieser Strategie doch wunderbar Menschenrechte durchsetzen könnte. Diese Strategie, die auch von anderen großen Unternehmen wie Yahoo und Microsoft gefahren wird, ist nicht aufgegangen. Ganz im Gegenteil, damit hat man sich zu Kollaborateuren in der Netzzensur und der Unterdrückung von Menschenrechten gemacht.
Ein weiterer Aspekt in der Sache soll ein Streit um die Herausgabe von Logfiles an chinesische Behörden sein. Gut möglich, dass Google jetzt eine Rückzug-Strategie fährt, um nicht noch mehr den Kopf in der Schlinge zu haben. Eine konsequente Menschenrechtsfreundliche Politik von Google erfordert mehr als nur Verlautbarungen und blumige Reden. Die weitere Entwicklung der Geschichte dürfte sicherlich spannend werden. Was ist z.B., wenn Google tatsächlich Google.cn nur noch als Weiterleitung auf eine andere Subdomain bei Google.com nutzt und die chinesische Internetzensur den Zugang zu Google-Services unterbinden will? Das wäre ein spannender Wettkampf, wenn die vielen intelligenten Techies bei Google mal anfangen würden, auf Firmenkosten konsequent Wege durch die Netzzensur-Mauer zu schlagen.
Die Netzzensur soll gerüchteweise bei Google.cn schon runter gefahren sein. Auf Twitter und in Blogs ist schon zu lesen, dass bei Google.cn wieder Suchergebnisse für “Tiananmen” zu finden sind. Aber das konnte ich bisher nicht verifizieren.
Update: Es gibt erste Agenturmeldungen.
AFP: Google vermeldet chinesische Cyber-Angriffe auf Menschenrechtler.
DTS/ddp: Google droht mit Rückzug aus China.
Update: Danke an Eike für ein Video, das zeigt, dass die Suchmaschinen-Zensur in China durch Google schon teilweise aufgehoben wurde:
abgelegt in: China, Digital Rights, USA, Zensur
getaggt mit: China > Digital Rights > google > netzzensur > USA Trackback URL | Incoming links
YouTube- Test Netzzensur bei Google.cn
hmmmmm????
von markus um 2:00 am Mittwoch, 13. Januar 2010 | 42 Kommentare
Im offiziellen Firmenblog hat Google heute einen Strategiewechsel in der eigenen China-Politik angekündigt, der es in sich hat: A new approach to China. Vorausgegangen sind wohl Attacken gegen die eigene Infrastruktur und Diebstahl von Firmengeheimnissen, die ihre Heimat in China haben sollen. Dabei soll es konkret u.a. um Attacken auf Google-Accounts von Menschenrechtlern gegangen sein. Interessant ist aber, dass der Diebstahl von Firmengeheimnissen in einem Nebensatz erwähnt wird und der ganze Spin der Story in Richtung der Menschenrechts-Sache geht. Google spricht aber auch davon, dass gegen rund 20 andere große Firmen ähnliche Attacken gefahren wurden. Nun arbeitet man mit den US-Behörden zusammen, um die Attacken zu untersuchen.
Als Konsequenz aus den Attacken in Kombination mit der fortwährenden Einschränkung von Meinungsfreiheit in China nimmt Google jetzt als Anlass, Gespräche mit der Chinesischen Regierung aufzunehmen. Google betreibt mit Google.cn eine an das Chinesische Rechtssystem angepasste Suchmaschine, die bei der Netzzensur mit den dortigen Behörden kollaboriert. Google will nun in den Gesprächen erreichen, dass die Suchergebnisse zukünftig ungefiltert erscheinen. Als Drohgebärde kündigt man an, dass die Konsequenz von gescheiterten Gesprächen die Schließung von Google.cn und die dortigen Firmen-Büros bedeuten könnten und man sich aus China zurückziehen könnte.
Unklar ist im Moment, wie das zu bewerten ist. Interessant ist die Konstellation und vielleicht sehen wir gerade die erste große Auseinandersetzung zwischen einem Multinationalen Konzern und einem Staat in Form eines Handelskrieges, was noch öfters im 21. Jahrhundert passieren könnte. Und sicherlich steckt da auch die US-Regierung ein wenig mit drin. Unklar ist auch, wie viel PR-Strategie und Drohgebärde dahinter steckt und was letztendlich dabei herauskommen wird. Google hatte in den letzten Jahren das eigene China-Engagement immer etwas herunter gespielt, mit den Behörden kollaboriert und dabei fleißig erzählt, dass man mit dieser Strategie doch wunderbar Menschenrechte durchsetzen könnte. Diese Strategie, die auch von anderen großen Unternehmen wie Yahoo und Microsoft gefahren wird, ist nicht aufgegangen. Ganz im Gegenteil, damit hat man sich zu Kollaborateuren in der Netzzensur und der Unterdrückung von Menschenrechten gemacht.
Ein weiterer Aspekt in der Sache soll ein Streit um die Herausgabe von Logfiles an chinesische Behörden sein. Gut möglich, dass Google jetzt eine Rückzug-Strategie fährt, um nicht noch mehr den Kopf in der Schlinge zu haben. Eine konsequente Menschenrechtsfreundliche Politik von Google erfordert mehr als nur Verlautbarungen und blumige Reden. Die weitere Entwicklung der Geschichte dürfte sicherlich spannend werden. Was ist z.B., wenn Google tatsächlich Google.cn nur noch als Weiterleitung auf eine andere Subdomain bei Google.com nutzt und die chinesische Internetzensur den Zugang zu Google-Services unterbinden will? Das wäre ein spannender Wettkampf, wenn die vielen intelligenten Techies bei Google mal anfangen würden, auf Firmenkosten konsequent Wege durch die Netzzensur-Mauer zu schlagen.
Die Netzzensur soll gerüchteweise bei Google.cn schon runter gefahren sein. Auf Twitter und in Blogs ist schon zu lesen, dass bei Google.cn wieder Suchergebnisse für “Tiananmen” zu finden sind. Aber das konnte ich bisher nicht verifizieren.
Update: Es gibt erste Agenturmeldungen.
AFP: Google vermeldet chinesische Cyber-Angriffe auf Menschenrechtler.
DTS/ddp: Google droht mit Rückzug aus China.
Update: Danke an Eike für ein Video, das zeigt, dass die Suchmaschinen-Zensur in China durch Google schon teilweise aufgehoben wurde:
abgelegt in: China, Digital Rights, USA, Zensur
getaggt mit: China > Digital Rights > google > netzzensur > USA Trackback URL | Incoming links
YouTube- Test Netzzensur bei Google.cn
hmmmmm????